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 Betreff des Beitrags: Briefwechsel zweier Freundinnen
BeitragVerfasst: 17.09.03, 00:07 
Edelbürger
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Eine junge Frau in Uniform betritt am frühen Abend des 14. Carmer die Hafenmeisterei zu Brandenstein. Nach kurzer Wartezeit trug sie ihr Anliegen vor und verläßt schließlich das Gebäude, einen versiegelten Umschlag und einen kleinen Beutel Münzen zurück lassend, für den der Hafenmeister sich bereit erklärte, diesen Brief mit dem nächsten Schiff nach Etriska zu senden und ebenso Briefe an diese Frau bei ihm gegen Entgeld auf zu bewahren.
Das Pergament ist schlicht und mit Tinte beschrieben. Das Siegel selbst zeigt einen Adler mit gespreizten Flügeln über zwei gekreuzten Schwertern. Über dem Adler sind die Buchstaben G S H zu erkennen. Auf dem Umschlag steht "Zu Händen von Neseira Auental, Geweihte der Erdmutter, Etriska, Lazarett", auf der Rückseite wesentlich kleiner geschrieben "Selina Leskadon".

Der Brief selbst lautet:

Liebe Neseira,

Ich bin wohlbehalten auf Siebenwind angekommen, die Überfahrt selbst gestaltete sich auch recht angenehm. Die Lage auf Siebenwind selbst ist ernst. Die Stadt Brandenstein und das nähere Umland bis zum Orkenpaß stehen noch, ebenso wurde das Land bis Westhever von königstreuen Truppen zurück erobert und ein Feldlager eingenommen, das die Reise gen Osten blockiert und vornehmlich vom Lehensbanner besetzt wird.
Das Dorf der Auenelfen etwas weiter im Süden liegt in Trümmern, ebenso Westhever. Ein weiterer Vorstoß ist nicht zu erwarten, da die Barriere, von der Du erzählt hast, tatsächlich existiert und noch keine Abhilfe dafür gefunden wurde. Im Schach würde man dies wohl ein Patt nennen.
Ich selbst habe mich dem Lehensbanner zu Siebenwind als Selina Leskadon angeschlossen. Ich diene unter Feldhauptmann Kaspar Brandner, den ich in Teile meiner Geschichte eingeweiht habe als Gefreite des Lehensbanners. Meist kümmere ich mich aber nur um die vielen Verletzten die wir hier jeden Tag haben, eine Tätigkeit, die mir gefällt und mich ausfüllt, denn die Männer und Frauen in diesem Lazarett benötigen alle Hilfe, die sie bekommen können und ich gebe mein bestes um ihnen eben diese zu gewähren und diese wird auch dankend angenommen. Ansonsten bin ich größtenteils mit der Ausbildung der Rekruten und einiger Milizionäre beschäftigt.
Wie ist es Dir seit meiner Abreise ergangen und wie geht es Etriska? Ich muß gestehen etwas mulmig war mir schon zumute, als ich die Insel verließ, da die Situation dort zu eskalieren drohte, ich hoffe, dazu ist es nicht gekommen.
Dana, die wie Du vielleicht weißt, erst nach mir abgereist ist habe ich hier wieder getroffen, ihr geht es ebenfalls gut und sie gedenkt, sich dem Lehensbanner an zu schließen, wird vorher allerdings, da sie noch keine Soldatenausbildung hinter sich hat, zuerst an der Kriegerakademie einen Abschluß erlangen müssen.
Bitte verzeih den eher unpersönlichen Tonfall und die eher oberflächlich gehaltenen Neuigkeiten, die ich Dir schreibe, beides etwas, das sich für Freundinnen nicht geziemt. Aber ich möchte erst sicherstellen, daß meine Briefe an Dich nicht von welchen gelesen werden, für deren Augen sie nicht bestimmt sind, bevor ich mehr erzählen mag, daher auch das Siegel. Es sollte das Wappen des Gräflich Savaroanischen Heeres zeigen, einen Adler unter gekreuzten Schwertern.
Wenn Du mir zurück schreiben möchtest, wird der Hafenmeister den Brief aufbewahren, bis ich ihn abhole. Aufgrund der Dauer einer Überfahrt und da ich als Soldatin das Lager nur mit Erlaubnis eines Offizieres oder Sires verlassen darf, werden wir uns nicht öfter als ein mal im Mond schreiben können.

In freundschaftlicher Liebe an eine Schwester im Herzen und in Ehrerbietung vor Deiner Person und Deinem Schaffen

Selina Leskadon


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BeitragVerfasst: 22.09.03, 17:41 
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Nachdem sie den Brief mit einem erfreuten Lächeln annahm, was ihren nachdenklichen und traurigen Gesichtsausdruck davon weichen ließ, wandte sie sich schnell in Richtung Hospiz um und schloß sich in ihrem Zimmer ein.
Doch nachdem sie ihn öffnete und zu Lesen begann, verschwand dieses Lächeln wieder und mit in Falten gelegter Stirn legte sie ihn schließlich bei Seite.
Einige Zyklen verbrachte sie mit Nachdenken, bis sie schließlich ein sauberes Pergament, sowie Feder und Tinte aus dem Lager entwendet und am Tisch in ihrem Zimmer zu Schreiben beginnt.

Sie überreicht ihm einem kleinen Jungen, welcher ihr verspricht den Brief beim Hafenmeister abzugeben, von welchem du ihn, falls du ihn aufsuchen solltest, auch ohne Weiteres ausgehändigt bekommen wirst.


Liebe Selina,

Es freut mich das du unversehrt die Insel erreicht hast. Ich danke dir das du mich über die Lage auf der Insel informierst... ich hoffe das in diesem Krieg nur noch Wenige fallen müssen.
Ich frage mich ob das Leben in einer solch zerstörten Umgebung noch möglich ist, doch die Herren werden sicher gütig sein und dabei helfen die Insel schnell wieder bewohnbar machen.
Mir läuft bei den Zeilen, ihr hättet Eure Identität preisgegeben ein kalter Schauer über den
Rücken – Mißtrauen ist nicht schön doch nur weil ihr bei mir auf jemand der offen für Anderes ist, gestoßen seid, heißt das nicht das ein königs- und viertreuer Hauptmann des Banners ebenso darauf reagieren wird...jemanden eures Glaubens auszuliefern würde ihm vielleicht die ein oder andere Belohnung bringen.
Ihr seid also gleich zur Ausbilderin geworden – es freut mich das man euren guten Charakter und euren Umgang mit der Waffe so zu schätzen wusste und Euch nicht zur Rekrutenversorgung abkommandierte. Auch ist es gut zu wissen, das sich Jemand um die Verletzten kümmert, denn ich erlebte oft mit wie schon Kämpfer in Kriegen gefallen sind, weil sie ihren Wunden erlagen.
Mir ging es bei deiner Abreise nicht so gut... doch das möchte ich nicht noch weiter ausführen .Um Etriska steht es soweit ganz gut, das Lager dient nun nicht mehr als Markt sondern nur noch als Lager – so richtig habe ich die neue Idee ehrlich gesagt nicht verstanden, mir genügt es zu wissen wo die Heilkräuter liegen.
Es freut mich das du und Dana Euch erst einmal für die Mitte entschieden habt, doch die Weggabelung wird eines Tages kommen und ihr solltet wissen welchem Pfad ihr weiter folgt.
Sicher verziehe ich euch euren Ton, doch ich kann Euch sagen das das Siegel des Briefes nicht beschädigt oder entfernt wurde.
Was gibt es denn von mir zu berichten.. Angorax konnte ich dir leider nicht vorstellen aber er ist ein sehr sehr lieber Dwarschim, der mir trotz seiner geringen Größe stets den nötigen Halt gibt.
In freundschaftlicher Liebe an eine Schwester im Herzen und in Ehrerbietung vor Deiner Person und Deinem Schaffen

Neseira Auental

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BeitragVerfasst: 30.09.03, 17:56 
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Nachdenklich überflog Selina die Zeilen, nachdem sie den Brief bei der Hafenmeisterei abgeholt hatte und zog sich in die Kaserne zurück. Nachdem sie einen Bericht hastig abgeschrieben hatte fand sie noch etwas Zeit für ein Antwortschreiben. Kurz dachte sie nach, nachdem sie das Schreiben in den Umschlag gesteckt hatte. Nein, Vorsicht war besser als Nachsicht, durchfuhr es sie, ehe sie von der Kerze etwas Wachs auf den Umschlag tropfen ließ, in das sie anschließend den Knauf ihres Dolches drückte. Danach erhob sie sich und begab sich zur Hafenmeisterei, in der sie den Brief aufgab. Am Steg überflog sie noch mal die Zeilen von Neseiras Brief und warf diesen ins Meer, in dem die Tinte schnell verwusch.




Liebe Neseira.

Zuerst möchte ich Dir für Deinen Brief danken. Bitte verzeih mir, daß ich ihn nicht aufbewahren kann, denn sollte ich aufgeriffen werden möchte ich Dich dort nicht hinein ziehen. Dies ist die Sorge, mit der wir alle leben, unser Schicksal ist so oder so unabwendbar, aber wenn ich schon falle, so möchte ich niemanden mit mir reißen. Zwar gesteht mir meine jetzige Stelle eine Menge Privilegien und Schutz zu, wirklich sicher können wir aber nie sein, solange wir noch gejagt werden. Sorge Dich trotzdem nicht um mich, auch wenn jeder Brief der letzte sein kann, meine Brüder und Schwestern halten ihre Hände schützend über mich, so wie ich die meinen über sie. Ich kann Dir versichern, daß Hauptmann Brandner nicht mehr weiß, als er wissen muß. Er hält mich für eine Gläubige Riens und ich sehe keinen Anlaß, dies richtig zu stellen, ist die Haltung ihrer Geweihten, die nicht zuerst an sich sondern auch an das Wohl anderer denken doch etwas, das ich gutheißen und unterstützen kann.
Deine Bedenken über den Krieg teile ich, auch wenn ich fürchte, daß die Hoffnung auf ein schnelles Ende sich nicht erfüllen wird, zu zerstritten sind die einzelnen Organisationen, zu wenig der Halt. Auf dem Schlachtfeld mögen sie zusammen kämpfen, außerhalb aber streiten sie sich um Nichtigkeiten und keiner ist gewillt, seinen Stolz zu schlucken und dem anderen seine Hilfe an zu bieten. Jeder will herrschen, jeder will die Macht und jeder will den Ruhm.
Dies ist wohl der einzige Vorteil des Lehensbanners, uns steht weder das eine, noch das andere zu und wir scheren uns auch nicht darum. Wir leisten unseren Beitrag in diesem Krieg, auch, um ihn anderen zu ersparen und sind zufrieden damit, auch wenn wir zum Dank dafür von den Bewohnern Brandensteins gehaßt werden, aber Undank ist der Welt Lohn.
Ich hoffe, Dir bleiben die Zustände hier erspart. Manchmal denke ich, alle sind wirr im Kopf, wie sie sich in kleinen, nichtigen Streitigkeiten gegenseitig zerfetzen. Die Fronten der einzelnen Völker und Gilden gegeneinander sind verhärteter als die dem Einen gegenüber. Angesichts solcher Machtspiele und dem ewigen Ränkegeschmiede frage ich mich manchmal, ob wir hier gegen die richtigen kämpfen. Zum Glück kann ich diesen Gedanken immer schnell abschütteln. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, daß es in dem Hornissennest des sogenannten freien Siebenwinds noch Männer und Frauen wie Dich gibt, die zu beschützen und vor all dem Elend an der Front zu behüten sich lohnt und bei denen der Gedanke an sie allein ausreicht, einem Halt zu geben in einer wankenden Welt der Falschheit und der Lügen. Einer von ihnen ist Lorien Arden, ich weiß nicht, ob Du ihn kennst. Ich hatte das Vergnügen, ihn auf dem Erntedankfest kennen zu lernen, auch wenn ich fürchte, keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen zu haben. Auf dem Erntedankfest wurde lediglich dafür gedankt, daß wir vor Hunger verschont blieben, aber ich kam nicht umhin, auch ein paar Worte über den Schutz vor Krieg, Seuche und Tod zu verlieren. Ich kann nicht einschätzen, wie er es aufgefaßt hat.
Wie ist es eigentlich um die Ernte auf Etriska bestellt? Hier auf Siebenwind sieht es düster aus. In den Wirren des Krieges, in denen fast jeder zu den Waffen griff, wurde die Saat vernachlässigt und die Wälder leiden noch immer, Wild ist kaum an zu treffen und wenn, dann wird es meist schnell geschossen. Vor einigen Tagen kam ein Schiff vom Festland, beladen mit Getreide, Hopfen und dergleichen, aber es wurde alles von den Zwergen aufgekauft und wohl ausnahmslos zu Bier, Schnaps und dergleichen verarbeitet werden. Alle anderen Völker haben im Moment kaum mehr als das Nötigste, vielleicht nicht einmal das. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich daran denke, wie Getreide, das zu Brot hätte werden können, zu Bier wird, nur damit die Zwerge wieder, verzeih' den Ausdruck, wie die Ketzer saufen können.
Dana habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Sie wollte Rekrutin der Akademie werden aber ich sah sie nie in Uniform. Auch glaube ich Du verkennst ihre Person. Sie ist keine Gläubige wie ich, sondern lediglich eine Frau, die tugendhaft sein will und zu spüren beginnt, daß sie Götzen folgt, deren Diener Tugenden predigen an die sie sich selbst nicht halten, aber diese von anderen einfordern, vor allem, wenn es ihnen zum Vorteil gereicht. Ihre Rolle in Tares Geflecht kann ich noch nicht einschätzen. Vielleicht wird sie einst eine erbitterte Gegnerin sein. Vielleicht eine Schwester. Dies mag die Zeit zeigen.
Zeit ist leider, was mir im Moment davon läuft, das Schiff läuft gleich aus und ich muß zurück zum Feldlager, darum verzeih dieses harsche Ende. Grüß Agranox lieb von mir und richte ihm aus, daß wenn er sich nicht ordentlich benimmt ich vorbei komme und ihm die Ohren so lang ziehe, daß darüber jeder Waldelf vor Neid erblaßt.

Deine Selina


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BeitragVerfasst: 2.10.03, 17:28 
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Wenn Selina den Hafen aufsucht, wird der Hafenmeister ihr einen Brief geben, der sich schon auf den ersten Blick wesentlich von dem vorherigen unterscheidet.
Das Papier ist gewellt und ein Teil der Tinte ist verwischt, so das man den Brief nur teilweise entziffern kann.

Schwester, es ist ..... furchtbares passiert,
Ango.. verließ mich am ges... Tage plötz...
Er sagte sein Vol.. ..räuch.. ihn und er könne keine ... it.. verlier..
Und ich ließ ihn ziehen.
Wieso nur.. ich weis es n.., doch er wirkte so entschlossen, das ich es ni...t wagte zu versuc... ..hn davo...zubringen - ob ich ihn wohl hät....erreden können z. ...eiben?
Der Ge..nke quält mich.. oh Schwester, er hinterließ eine große Lücke in meinem Herzen - nie sagte ich ihm, was ich wir.... für ihn e..finde und nun ist er fort, wann und ob er zur....ommt ist ungewiss.
Viele ..mmen und ...en auf dieser Insel... man verm...et jede Bin..ng, wird sie do.. ..cht lange halten, doch bei ihm war es anders - er war immer für mich da, er brachte mir ein ..fühl von Sic..erh..t, ich musste nie fürchten das er mich verlässt.
Doch er tat es.
Oh Schwester, w... sehr ich di.h verm..se.....


Den Rest kann man nicht mehr entziffern.


Zuletzt geändert von Lorien Arden: 2.10.03, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 2.10.03, 20:08 
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Kurz sah Selina dem auslaufenden Schiff nach, ein wenig Wehmut im Blick, dann wandte sie sich um. Als sie gerade die Palisade zur Stadt durchqueren sollte, tippte ihr jemand auf die Schulter. Langsam drehte sie sich um und sah zu dem kleinen Jungen hinab.
"Verzeihung. Frau, äh..." Der Junge drehte den Umschlag in seiner Hand ein mal und begann zu lesen. "L E S..."
"Leskadon.", entgegnete Selina ruhig.
Der Junge deutete einen Salut an, was sie kurz schmunzeln ließ, bevor sie diesen erwiderte. Der Junge hielt ihr das Schreiben hin.
"Für Euch."
Selina musterte den Umschlag kurz und lächelte.
"Danke." Sie griff in ihren Goldbeutel und schnippte dem Jungen eine große Münze zu.
Eilig riß sie den Umschlag auf und überflog die Zeilen. Ihr Lächeln gefror. Neugierig sah der Junge sie an, aber er senkte den Blick rasch, als er den aufkeimenden Zorn in ihren Augen funkeln sah.
"Schlechte Neuigkeiten?", fragte er zögerlich.
"Ja." Entgegnete sie knapp.
"Tut mir leid."
"Ja, mir auch."
Hastig wandte sie sich zur Hafenmeisterei. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie dem Hafenmeister einige sehr unschöne Worte gesagt, aber damit wäre niemandem geholfen gewesen.
Sie wendete den Brief und nahm die Feder vom Pult des Hafenmeisters. Dieser machte Anstalten, etwas zu sagen, aber ein zorniger Blick von ihr hielt ihn zurück.
Auf ein Pergament schrieb sie schlicht:

Ich finde Angorax, versprochen. Selina

Danach faltete sie das hastig Geschriebene ehe die Tinte richtig trocknen konnte, steckte es in einen Umschlag, beschriftete diesen mit "Zu Händen von Neseira Auental, Etriska, Lazarett" und drückte ihn dem Hafenmeister wortlos in die Hand.
Danach steckte sie die Feder wieder an ihren angestammten Platz und faltete Neseiras Brief mehrmals, bevor sie ihn in der Seitentasche verstaute.


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BeitragVerfasst: 10.11.03, 18:51 
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In den Abendstunden des 6. Seker betrat eine junge Frau die Hafenmeisterei. Nach einer kurzen Auskunft nach Briefen von der Insel Etriska, die hier verwahrt wurden, nahm sie Feder und Pergament und setzte ein einfaches, kurzes Schreiben auf, das sie anschließend sorgfältig faltete und in den Umschlag gab. Den Umschlag versiegelte sie mit Kerzenwachs aus der Stube, in das sie anschließend den Knauf ihres Dolches drückte, was ein Symbol eines Adlers unter gekreuzten Schwertern, umrahmt von den Buchstaben G S H hinterließ. Der Umschlag ist vorne beschriftet mit "Zu Händen Neseira Auentals, Etriska, Lazarett", auf der Rückseite mit "Tiriana Demerion", was ihr, als sie den Brief dem Hafenmeister übergab einen fragenden Blick und ein Schulterzucken einbrachte. Das Schreiben selbst lautet:

Liebe Neseira.

Über einen Mond ist es jetzt her, daß wir voneinander gehört haben. Ich hoffe, Dir geht es gut. Leider habe ich nicht viel Zeit, Dir zu schreiben, da mich einige Umstände dazu bewegt haben, das Lehensbanner recht fluchtartig zu verlassen und mich den Glaubensbrüdern und -schwestern an zu schließen. Die Zeiten sind gefährlich wie eh und je, aber es gibt Hoffnung, denn eine Seite ist nicht länger gewillt, Krieg zu führen. Ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, daß es nur eine Seite braucht, um ihn wieder zu entfachen, aber doch ein Hoffnungsschimmer, der auf bessere Zeiten hoffen läßt, sowohl für die sogenannten freien Völker als auch für die Geschwisterschaft. Bitte entschuldige, aber ich muß jetzt weiter, eine kleine und doch notwendige Aufgabe zuende führen. Wenn ich das nächste mal in der Stadt bin schreibe ich Dir erneut und dann ausführlicher, aber unter meinem Namen werde ich keine Briefe annehmen können, ich hoffe, es stört Dich nicht, auf den zurück zu greifen, unter dem Du mich kennen gelernt hast.
Alles liebe und Schutz auf Deinem Weg

Deine Selina

_________________


PO Selina Leskadon
PO Shayana Mondlicht


Zuletzt geändert von Etharielle: 10.11.03, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Immer noch sah der kleine Junge die Elfe mit großen Augen an. „Geht es dir wirklich gut“? Sich die Tränen aus dem Gesicht wischend, nickt sie ihm mit einem aufgezwungenen Lächeln zu. „Dha, natürlich“. „Dann ist ja gut.... und wem soll ich den Brief gleich geben“? Gequält kniff sie die Augen zusammen, eine weitere Träne lief ihre Wange hinab. „An den Hafenmeister zu Brandenstein“. Antwortet sie ihm dann, das gespielte Lächeln wurde breiter, doch ihre Augen konnten nicht lügen. Ihre Hand verschwand nun in ihrem Lederbeutel, kurz darauf drückte sie dem Jungen eine Münze in die Hand. Dieser nahm sie dann still entgegen, sein verwirrter Blick musterte die Elfe nun von oben bis unten. „Ist wirklich alles in Ordnung...“? Erneut wischte sie sich die Tränen aus den Augen und deutete ein sanftes Nicken an. „Nun geh schon, sonst verpaßt du noch das Schiff“.
Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen, er deutete eine hastige Verbeugung an, bevor er sich umwandt und durch die Tür verschwand. Noch eine Weile ruhte der Blick der Elfe auf der Tür, dann wandte sie sich wieder ihrem Schrank zu und fuhr fort ihre Sachen zu packen.

Auf dem Brief prangt das Siegel Etriskas. „Zu Händen von Tiriana Demerion“


Liebe Selina,

Es tut mir Leid das ich dir erst jetzt schreibe, doch Angorax Abreise brachte mich zum nachdenken.
Lange Zeit verbrachte ich damit über all das hier nach zu denken, doch nun fasste ich einen Entschluss. Manchmal kommt es mir vor als sei diese kleine Insel hier das Tor zu den Hallen Morsans.. viele kommen hier an, manche bleiben viele Monde, manche beginnt man zu lieben, andere zu hassen - doch sind sie erst einmal auf das Schiff nach Siebenwind gestiegen, wird man sie nie wieder sehen, als hätten die Hallen sie verschluckt und würden sie nimmer mehr freigeben. Kann es das wirklich sein? Wie soll man sich heimisch fühlen, wo ein ständiges Kommen und Gehen herrscht? Oh Selina, du bist der einzige Hoffnungsschimmer den ich noch habe. Deine Briefe zeigen mir, das diese Leute nicht verschwinden, sondern nur an einem anderen Ort ihr Glück finden. Doch ich bin nicht so stark wie du, ich kann unter diesen Umständen nicht länger leben... deshalb werde ich, wenn du diese Zeilen liest, bereits auf einem Schiff Richtung Heimat sitzen... oh wie ich die Wälder vermisse. Ich bitte dich Selina, sei mir nicht böse, doch meine Entscheidung steht fest. Dieser Ort braucht mich nicht mehr und um zu bleiben kann ich nicht.. Die Herrin spendete mir all die Zeit Kraft, welche ich brauchte um zu bleiben, doch nun halte ich es nicht mehr aus. Wiederhole ich mich wirklich so oft... doch schon oft setzte ich an dir diese Zeilen zu schreiben und jedes Mal brach ich ab und verwarf den Gedanken der Flucht. Flucht... Feigheit... doch vielleicht bin ich das? Doch nun muss ich aufhören, meine sieben Sachen müssen noch gepackt werden und auch mein allabendliches Gebet muss noch gesprochen werden.
Wenn du in mir trotz dessen noch deine Schwester siehst, so werde ich die folgenden Briefe im Hafen von Draconis entgegen nehmen.
Auf das es dir nie so ergeht wie mir, bleibe stark und verlier nie die Hoffnung
Der Herrin Segen mit Dir auf deinem Weg,

Deine Neseira


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BeitragVerfasst: 20.12.03, 01:37 
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Nachdenklich saß die junge Frau am Wasser und spielte mit ihren Zöpfen. Es tat gut, etwas Luft atmen zu können, die Maskerade der Fröhlichkeit ab zu legen. Sie war verkleidet hier, das mußte sie auch sein, aber diese Verkleidung begann ihr alles ab zu ringen. Hin und wieder tauchte sie die Feder in das Tintenfaß neben sich, schrieb einige wenige Worte, sinnierte vor sich hin, was sie schreiben sollte. Mit dem Wortlaut wie er nun vor ihr lag war sie unzufrieden. Aber sie wußte, daß er nicht besser werden würde. Langsam verkorkte sie das Tintenfaß, verstaute es mit der Feder, steckte den Brief in den Umschlag mit der Aufschrift "Hafenmeisterei Draconis, zu Händen von Neseira Auental" auf der Vorder- und "Tiriana Demerion" auf der Rückseite, verschloß diesen und übergab ihn zusammen mit einigen Münzen dem Hafenmeister Brandensteins. Dann wandte sie sich ab. Sie hatte noch genug zu tun.
Das Schreiben selbst lautet:

Liebe Neseira,

auch wenn ich Deine Entscheidung bedauere, da sie wohl bedeutet, daß wir uns nicht wiedersehen werden, so gestehe ich Dir diese doch zu, denn es ist Dein Weg und Du allein solltest diesen wählen. Vielleicht ist es auch ganz gut, daß es so gekommen ist, denn ich glaube nicht, daß Du das was aus mir geworden ist, die Art in der ich mich verändert habe, gutheißen könntest. Schwarz und weiß, hell und dunkel, ich schwanke im Moment stark zwischen beidem. Ich verändere mich rasant und unkontrolliert in den letzten Wochen und Monden, ich entgleite mir selbst und bleibe mir doch treu dabei, auch wenn es mich immer wieder straucheln läßt. Vieles hat sich ereignet seit dem letzten Brief, von wenig darf ich Dir schreiben und eigentlich will ich es auch nicht, es wäre zu gefährlich für uns alle, für Dich, für mich und für die meinen. Einiges davon würdest Du nicht verstehen können, selbst wenn Du wolltest. Anderes würde schmerzen.
Aber auch wenn wir jetzt grundverschieden sind, so eint uns im Moment doch eines, die Suche nach einer Heimat, einer Heimat die wir kannten und die Suche nach einer geliebten Person. Beides hat sich uns entzogen. Oder ist uns entzogen worden. Wie auch immer. Wir suchen danach und wir werden beides wieder finden oder auf der Suche unter gehen.
Ich weiß nicht aus welchen Motiven Du suchst. Du nennst es Flucht und Feigheit. Ich würde sagen, Du suchst nach dem Ort wo Dein Herz ist, läßt die unwichtigen Dinge zurück um Dich wieder den wesentlichen zu widmen. Das ist keine Flucht, es wäre eine, wenn Du es nicht tun würdest, eine Flucht vor Dir selbst. In dem was Du tust stellst Du Dich Dir selbst, dem einzigen Gegner, dem Du egal was Du tust am Ende unterliegen mußt. Feigheit wäre es nicht zu tun, nicht mit Dir selbst ringen zu wollen, nicht den Konflikt mit Dir selbst zu suchen und darin zu erstarken. Sieh nicht alles so schwarz, Neseira und sieh Dich nicht als schwach an, Du besitzt mehr Stärke als Du ahnst, Du zehrst nur so selten davon. Du verschenkst Deine Stärke an andere, aber es muß auch etwas für Dich übrig bleiben, Du verzehrst Dich für andere, wer will es Dir da verübeln, wenn Deine Stärke schwindet ohne jemanden oder etwas, was Dir Halt auf Tare bietet? So sehe ich es. Vielleicht siehst Du es irgendwann auch so.
Gleich ob Du es tust oder nicht, ob Du nun gegangen bist und ob wir uns wieder sehen werden oder nicht, dies ist für mich ohne Belang. Du bist grau und ich bin schwarz, aber was hat das unter Geschwistern schon zu bedeuten? Mir wirst Du erhalten bleiben als Neseira Auental, meine Schwester, Schülerin und Mentorin und allein dies zählt.
Vielleicht, wenn sich einige Dinge entwickeln, werde ich, wenn es einmal dazu kommen sollte, daß wir uns wieder sehen, sogar in der Lage sein, diesen Platz vor anderen zu verteidigen, aber nun gut, dies führt zu weit.
Ich wünsche Dir Glück und Erfolg auf Deinem Weg. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder. Wenn nicht bleiben die Briefe die wir uns schrieben. Bleibe stark und vor allem, bleibe Dir selbst treu.

Deine Selina


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