Ätzendes Adelsvolk, war das einzige, was sie denken konnte bis die beiden endlich aufgehört hatten, sich unhöfliche Höflichkeiten an den Kopf zu werfen.
Weidenbach und Steiner ritten voran, wärend der dritte Ritter zurückblieb.
Steiner. Wie vermisste sie die vertrauten Gespräche mit ihm, das freudige Lächeln bei der Begrüßung, die sanfte Art des großen Mannes. Sie freute sich einerseits, dass er nun mit seiner geliebten Svendra glücklich zu werden vermochte und das Grauen vergessen hatte, aber andererseits stach es ihr ins Herz wenn er sie ansah und nur eine Fremde erblickte, nicht eine Freundin, Schwester.
Liana, die gutmütige Stute, trabte an und folgte den beiden anderen Pferden und passierte grade das Tor der Seefeste, als Mianas Muskeln sich verkrampften in einer plötzlichen Schmerzwelle.
Keuchend krümmte die junge Frau sich zusammen, ihr blieb die Luft weg. Was war das!
Der Pferdehals vor ihr verschwamm und sie krallte sich in Lianas Mähne, presste die Beine zusammen um nicht hinabzufallen vom ungesattelten Pferderücken.
Einige gemütliche Schritte Lianas später klangen die Schmerzwellen ab und sie vernahm die Stimmen der beiden plaudernden Ritter und den Hufschlag ihrer Rösser. Bah. Vor denen würde sie keine Schwäche zeigen, besonders nicht vor Weidenflachs!
Weidenbach , korrigierte sie ein anderer, bedachterer Teil ihrer Selbst.
Mühsam, gegen die immer noch bestehenden Schmerzen ankämpfend, richtete sie ihren drahtigen Leib wieder auf und sah direkt in das besorgte Gesicht Weidensteins.
"Alles in Ordnung Frau Tialis?"
"Ja." knurrte sie und blickte ihn finster an.
Achselzuckend wandte er sein Streitross und setzte mit Steiner plaudernd den Weg fort.
Sie senkte den Kopf, damit niemand ihre Mine sehen konnte und ließ Liana frei den beiden hinterherlaufen, zügelte jedoch ihre Geschwindigkeit herab auf ein Maß, dass sie nicht zu sehr durchschüttelte. Irgendwie tat jeder Trabschritt des Rosses nur noch mehr weh.
Woher kamen nur diese Schmerzen?
Der Schweiß begann ihr den Rücken hinabzulaufen und auch von der Stirn zu perlen. Angestrengt konzentrierte sie sich darauf, ruhig zu atmen. Bestimmt würde das bald wieder aufhören, redete sie sich zwanghaft ein. Bestimmt nur ein Anfall. Ein Anfall von was?
Sie hörte wieder irgendwelche Stimmen und dann wurde ihr schwarz vor Augen, die Welt verstummte und wurde zu einem stillen Mahlstrom aus finsterem Schmerz.
Als sie wieder erwachte, lag sie im Schnee, besorgte Stimmen schwirrten um sie herum, doch sie verstand nichts durch das Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Was war geschehen?
Man hob sie an und neuerliche Schmerzwellen durchflossen ihren Körper.
Trübe nur war das, was sie erkennen konnte, schemenhafte Gestalten, Menschen. Steiner? Weidenbach?
Sie verstand nicht, was geschah, konnte jedoch nicht die Kraft aufbringen sich zu wehren. Warum taten sie ihr so weh?
Nein... sie klangen besorgt, hielten sie sanft und setzten sie auf ein ungesatteltes Pferd. Der vertraute Geruch Lianas stieg ihr in die Nase und beruhigte sie ein wenig.
Die Männer halfen ihr, waren nicht die Ursache des Schmerzes.
Dann ging Liana los und es gelang Miana nicht, sich am Bewußtsein festzuklammern, verlor die Kontrolle und ertrank einmal mehr in den Wellen aus Pein.
Nun lag sie. Kein Pferd, keine Männerstimmen, nur Ruhe und weiche Hände die ihr die Kleider auszogen.
Ihr war warm und dennoch fror sie, spührte, wie ihr Körper zitterte und ihre Muskeln sich verkrampften.
Der Schädel dröhnte ihr, die Augen brannten, jeder Muskel fühlte sich an als sei er zerrissen und in ihrem Bauch tobte ein Sturm. Ebenso schmerzte jeder Atemzug, der ihr nur mühsam über die zitternden Lippen kam.
Was geschah nur mit ihr?
Nach und nach verschwanden ihre Kleider und durch das Liegen ließen die Schmerzen ein wenig nach. Nun konnte sie etwas undeutlich verstehen, was um sie herum gesprochen wurde, erkennen, dass eine Elfe -war das nicht die nette Heilerin aus dem Hospiz? - und ein Mann den sie nicht kannte im Raum waren.
Raum?
Es roch nach Blut und Schweiß, altem Leder.
Die Elfe wischte ihr mit einem nassen, kühlen Tuch die Stirn ab und es fühlte sich unendlich gut an, die Kühle vertrieb etwas vom Schmerz.
Dann stand sie auf und sprach mit dem Mann in der waldgrünen Robe. Besorgt sahen sie zu Miana, die halbnackt auf dem Boden lag, etwas weiches im Nacken.
Warum flüsterten sie?
Oder hörte sie nur wieder nichts?
Erschöpft - sie entsann sich einen Augenblick daran, dass sie schon einmal so kraftlos gewesen war, und das lag nun schon über ein Jahrzehnt zurück - schloss sie die Augen.
"Was habe ich?" flüsterte sie, widerhohlte es nach einiger Zeit des Schweigens und fragte ein drittes mal nach, bevor sich die Elfe seufzend zu ihr kniete.
"Ihr habt die Pest." erklärte jemand.
Pest. Der Schwarze Tod.
_________________ Inaktiv.
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