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 Betreff des Beitrags: In ewiger Ferne
BeitragVerfasst: 9.08.04, 03:46 
Ehrenbürger
Ehrenbürger

Registriert: 25.04.03, 14:04
Beiträge: 756
Wohnort: Saarland
Der schlanke Mann zog den Umhang fester um sich. Seine braunen Haare peitschten ihm um das Gesicht, als der frische Wind des Abends über das Meer fegte. Er stand an den Felsen und sah Fela hinterher, wie die letzten goldenen Strahlen im Horizont versanken. Wieder war ein Tag vergangen, und er fühlte immernoch die Leere in sich.

Regen prasselte plötzlich vom Himmel und trotzdem blieb er stehen. Das Wasser rann ihm übers Gesicht, während er mit der linken Hand zitternd die Eisenkette um seinen Hals befühlte. Schwer und kalt lag sie in seiner Hand. So wie er sich selbst fühlte.

Seine Gedanken waren wieder bei ihr. Seit langem hatte er nicht schlafen können, hatten ihn Alpträume gequält, er hatte im Schlaf aufgeschrien und war dem Wahnsinn nur um Haaresbreite entronnen. Wenn er ihm überhaupt je entronnen war.

Die Nacht schloss sich um ihn. Die nassen Haare klebten in seiner Stirn, als er sich umwandte und durch den Matsch zurück zur Heimat lief. Irgendwann würde seine und ihre Stunde kommen, und dieser Tag würde sein Triumph über die Götter sein, die er so hasste, die ihn so quälten, und die ihn doch in gewisser Weise geschaffen hatten.

Durchgefroren und mit vor Kälte bläulichen Lippen lächelte er, als er den regendurchnässten Umhang auswrang und auf den Rücken sank. Eine weitere Nacht, in der er ihr Bild vor Augen haben würde, so schön, so rein, so zart, so hilflos und so qualvoll, bahnte sich an.

10. Querlar
Er hustete, lief durch die grauen Mauern. Er hastete durch Brandenstein, die Pfützen des entschwundenen Regens spritzten an seinen Stiefeln hoch. Es war ihm zuwider. Die vielen Menschen waren ihm zuwider. Ihr Lächeln, ihr höfliches Blablabla, ihre etikettäre Lieblichkeit, die doch nur Heuchelei war.

Ihm wurde schlecht davon.

Dabei war es ihm nie so gegangen. Es musste daran liegen, dass sie ihm fehlte.. dass er jede Nacht betend, schluchtzend, weinend, zitternd, hoffend, bangend, trauernd auf seinem Fell lag und von ihr gequält wurde.

Als hätte man ihm das Herz ausgerissen.

Er schlug den Umhang fester um sich und rannte aus der Stadt. Vor den Toren verharrte er, keuchend, und fiel auf die Knie. Die Wachen sahen ihn schon schräg an, als er sich schließlich erhob und wie ein Häufchen Elend in den Wald entschwand.

Als hätte man ihm das Rückgrat gebrochen.


Zuletzt geändert von Rotanius: 10.08.04, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.

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