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 Betreff des Beitrags: Audienzen
BeitragVerfasst: 7.09.04, 22:24 
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Nächtlicher Frieden überzog die Hafenstadt Brandenstein. Die Burgmagd hatte es zum nächtlichen Umtrunk in die Taverne gezogen. Am Tresen Platz nehmend drehte sich der Wirt ihr sogleich zu. Beide tauschten ein vertrautes Lächeln aus. Arnim, so der Name des Mannes, der heute hinter dem Tresen stand, stellte ihr ein Glas Wein hin und fragte dann leise. "Wie war Dein Tag?" Shaila rieb sich verspannt den Nacken, ehe sie mit flüsternder Stimme sprach. "Ach, recht ... Naja, nicht so gut." Arnim wischte mit einem Tuch den Tresen ab, während er die Magd mit nachdenklichen, vielleicht etwas besorgten Blicken betrachtete. "Was war denn los?" Einen tiefen Schluck nahm Shaila aus dem Weinglas, dann setzte sie ab und schmunzelte unwillkürlich. "Ich erzähls Dir."

Ein stiller Gedanke. Ihr war Langweilig. Was sollte sie machen? Wieder auf den Markt gehen und dort mit nihilistischem Intresse die arbeitende Bevölkerung beobachten? Warum eigentlich nicht. Es gab schlimmeres als eine Horde von Irren zu beobachten. z.B. eine Horde von so genannten "normalen" Adligen zu beobachten, die versuchen durch flapsige Bemerkungen sich die Stöcke gegenseitig aus dem Arsch zu ziehen. Flanierenden Schrittes, eine Tür hinter sich zu fallen lassen, betrat sie den Hof. Stein und Stufen dieses Teiles der Burg war gesäubert. Der Anblick erzeugte Euphorie, immerhin hatte sie das gemacht. Klackende Absätze konnte sie auf dem Stein hören und fuhr herum. Vor ihr stand ein Mann, der sie zwar überragte, aber von nicht sonderlich großer Statur war. Der Haaransatz des Herren war schon etwas zurück gewichen und sein Antlitz war ihr bekannt. Nur woher. Vorsichtig sprach sie. "Guten Tag, Herr ... Ähh ..." Er ließ sie einfach stehen, zog an ihr vorbei, im Schlepptau einen älteren Herren, der auf einen Stock gestützt ging. Woher kannte sie nur das Antlitz dieses kleinen Mannes? Rasch, wohl von Neugierde getrieben, folgte sie den Beiden in das Innere der Burg. Im großen Saal, der für Audienzen und Besprechungen ausgelegt war, hielt sie inne. Der Blick des kleinen Mannes, richtete sich auf sie. Auch der ältere Herr, der nun auf einem Stuhl Platz genommen hatte, blickte ihr entgegen. "Was wünsche Sie? Könne man ihr helfen? So stelle sie sich doch vor!" Die auffordernden Worte des edlen Herren, trieben ihre Erinnerungen an. Jetzt wusste sie wer er war. Sein Bildnis hatte sie im Büro des Marschall's gesehen. Ihro Gnaden, der Baron von Gerdenwald. Sofort erhob sie die Stimme, nun von leichtem Unwohlsein beseelt. Wie konnte sie nur so respektlos sein? Warum hatte sie sich das Gesicht nicht gemerkt? "Shaila Raphael, Ihro Gnaden. Ich diene als Magd an eurem Hofe." Der Baron winkte nur reichlich genervt ab und nickte dann nebensächlich. "Sie könne meinem Besuch etwas zu trinken bringen, so dieser das wünscht." Kurz warf der Baron einen Blick auf den alten Mann. "Ein Glas Wein würde ich nicht ablehnen," sprach der alte Mann. Shaila verließ über die Treppe den Raum und machte sich auf den Weg zur Schenke im zweiten Stock. Aus den Kisten klaubte sie eine Weinflasche und zwei Kelche aus Eisen. Diese Sachen im Schlepptau, kam sie wieder herab in die Halle. Die beiden Männer waren in ein Gespräch vertieft und der alte Mann stellte sich vor. Gropp war sein Name, den Vornamen hatte sie nicht gehört. Herrn Gropp reichte sie den einen Kelch, um ihm sogleich einzuschenken. Danach erst schenkte sie auch dem Baron ein. Sie fing sich einen missbilligenden Blick ein. Der Fehler war ihr bewusst. Erst dem Hausherren einschenken, dann dem Gast. Doch man lernt aus Fehlern. An der Seite des Saales stellte sie sich an die Wand, um für Wünsche bereit zu stehen. Gedanklich war sie wo anderst und nur in weiter Ferne hörte sie die Konversation der beiden Männer. Scheinbar war der Baron davon überzeugt, dass jener Herr Gropp zu alt und unmobil war um den Posten als Berater anzutreten. Stattdessen wurde ihm eine Stelle als Hofschneider angeboten. Wunderbar, ein Schneidermeister im Hofstaat. Zwangsläufig hieße das, sie habe einer weiteren Person bedingungslos zu gehorchen. Ein weiteres riesen Baby das sich alleine nicht den Arsch abwischen konnte. Ein kleines Seufzer entwich ihr, woraufhin sie wieder einen bösen Blick des Barons einfing.

Den alten Mann hatte sie nach dem Gespräch hinaus geführt und aus der Burg gelassen. Dafür folgte ihr ein Nordmann nun in das Innere der Burg. Diese Khalandrier konnte sie nie leiden. Ihre raue Art war schändlich und manche von ihnen rochen penetrant nach Fisch. So etwas wollte sie sich nicht lange antun. So war es nicht verwunderlich, dass sie sich beeilte und ihn in die Audienzenhalle führte. Wieder am Platz an der Wand angekommen, blieb sie dort verharrend. Der Nortrave setzte sich nicht mal, er blieb nur stehen, sah den Baron an und fragte dann reichlich direkt. "Ick wollt nu' ma' frachen ob dee Burchpersonal ne eichene Tavern hat. Weil bei mi in der Tavern is' nie Einer von dee Burg drin." Das diese Frage den Baron aufbrachte, war keineswegs verwunderlich. Ein Hausierer, mehr war dieser Mann nicht. Er wollte Werbung für die Seeschlange machen. Gefliesslich verschwieg der Baron dem hünnenhaften Nortraven, dass das Baronshaus eine eigene Taverne besaß. "Also ick hab jedacht, dat wir Dir wat zu essen und so liefern könn', wat meinst?" Der Baron wich den Worten gefliesslich aus, indem er ihm versicherte, dass jemand aus dem Hofstaat sich bei ihm melden würde. Shaila erhob nun das Wort und schnitt so dem Lehensherren von Gerdenwald das Wort ab. "Herr, ich greife auch dem Lagerverwalter unter die Arme. Ich könnte mit Frau Merseck darüber reden. Das tat ich auch schon." Der Kopf des Barons nahm eine ungesund rote Farbe an, ehe er schrie. "Schweig, Magd." Sofort war Ruhe im Saal. Shaila senkte den Kopf verlegen dreinschauend ab und nickte einmal leicht. Mittlerweile hatte auch ein Rekrut den Raum betreten. Darn, ihr Geliebter. Wirklich die letzte Person die sie jetzt sehen wollte. Seine Unachtsamkeit ihr gegenüber machte sie krank. Er war nur verliebt in diese Uniform. Darn führte den Nortraven heraus. Der Baron winkte nun seine getreue Magd heran. "Es ist nicht üblich, dass man Ihm ins Wort fällt. Wenn man alleine ist, gehe das in Ordnung, doch nicht im Beisein von Außenstehenden. Habe man verstanden?" Shaila nickte zwei mal gelehrig und verständig. Dann ging sie wieder auf ihren Platz.

Kurz darauf kam Darn wieder herein. Ein Ork begleitete ihn. Diese Kreaturen konnte Shaila nicht leiden. Immer wenn sie diese Wesen sah, dachte sie an einen schlimmen Vorfall. Damals war sie zusammen mit einer Freundin im Wald unterwegs gewesen. Dort begegneten sie einer solchen Grünhaut. Der Ork war nicht gerade friedlich, das Resultat war ein gebrochenes Bein bei ihr und eine gebrochene Schulter bei ihrer Freundin. Da sie mittlerweile jedoch begriffen hatte, dass man den Gästen des Barons etwas anzubieten hat, ging sie auf den Ork zu und fragte ihn leise nach seinem Begehr. "Prinkäntzh Glitzähr!" Ein schallendes Lachen entwich dem Grünling und eine kleine Wolke stinkendem Atem schlug der Magd ins Gesicht. Fast wäre sie in Ohnmacht gefallen und nur mit Mühe und Not konnte sie die Fassung waren. "Aphärh uoarg aukh nämänthz Zhnapz!" Shaila nickte kurz und rannte dann förmlich zur Treppe. Rasch war sie aus dem Raum verschwunden und schnappte ihm ersten Stock erstmal frische Luft. Ihr war Übel durch den Gestank und nur langsam wich dieses Gefühl. Aus der Hausinternen Taverne holte sie eine Flasche Schnaps und einen Kelch. Wieder in der Halle, reichte sie dem Ork den Kelch. Diesen nahm er zwar, grabschte aber auch nach der Flasche, doch entzog die Magd diese ihm. Der Ork gab protestierende Grunzer von sich, ließ sich dann aber Einschenken. Die Flasche umarmt haltend machte sich Shaila dann wieder auf den Weg zu ihrem Platz, um dort zu verharren. Das Gespräch zwischen Baron und Ork war mehr als amüsant, vorallem da sich Beide dutzten. Am Ende stellte der Baron den Ork sogar für "spezielle Aufträge" ein. Wieder brachte Darn den Gast hinaus.

Ein paar Augenblicke später kam Darn herein und deutete mit leicht verwirrter Miene zur Türe. "Ihro Gnade, eine Gewisse Frau Morgan bittet um eine Audienz." Der Baron hob seine Brauen, seltsam geschockt kam das der Magd vor. Scheinbar kannte er eben jene Frau Morgen. "Nun, ähh, man bringe sie herein." Wieder ging Darn nach darußen, um kurz darauf mit einer kleinen, quierlichen Person wieder herein zu kommen. Ziemlich hektisch wirkte dieser kleine Gnome, gekleidet mit ihrem geliebten Hut "Hannah". "Grüße Grüße! Ich wollt mit dir sprechen! Ich wollte in die Wache! Aber die sagten das geht nicht! Hab mit dem Marschall geredet! Lehensritter wollt ich auch werden! Bin aber zu klein! Aber der Marschall sagte Herold wäre was! Ja, Herold! Brauchst du einen Herold!" Der Wortschwall brach über die drei Anderen im Raum nur so herein. Shaila hatte den Mund leicht geöffnet und starrte die kleine Närrin mit einem Ausdruck an, den man nur offeriert, wenn man etwas wirklich widerliches betrachtet. Der Baron saß versteift auf seinem Sessel und hatte die Augen zu kleinen Schlitzen verzogen. Darn stand da, fasste sich immer wieder an die Stirn und atmete desöfteren tief durch. Da der Baron dieser kleinen hysterischen Frau nicht ganz Herr wurde, schnitt er ihr rasch das Wort ab. "Vielen Dank Frau Morgan. Wir.. ähh ... haben im Moment keinerlei Verwendung für ... für ... für jemanden wie Euch. Der Rekrut wird euch hinaus geleiten." Darn war schon nach vorn getreten, wohl um das nimmermüde redende Etwas nach draußen zu geleiten. "Geschichten kann ich aber erzählen! Ich erzähl dir eine! Ich erzähl dir wie ich Angelkönigin geworden bin!" Ein tiefes Seufzen durchzog den ganzen Raum. Wie im Chor war dieses dem Baron, Darn und der Magd entwichen. Der Rekrut griff nun sanft nach dem Arm der Schelmin, diese machte wie von der Biene gestochen einen Satz zurück. "Nicht anfassen! Ich komm ja mit!" Danach verließ das ungleiche Paar den Saal. Shaila dagegen ging auf den Schreibtisch des Barons zu und schenkte dessen, mittlerweile leeren Kelch mit Schnaps voll. Die Flasche hatte sie nach dem Besucht des Orken bei sich behalten. Sofort griff der Baron nach dem Kelch und nahm einen zierlichen Schluck, ehe er die blasierte Miene verzog.

Wird fortgesetzt ...

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BeitragVerfasst: 8.09.04, 11:36 
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Ob der Schnaps Ihro Gnaden beduselte, konnte Shaila noch nicht recht einschätzen. Es war das erste Mal, dass sie diesen Herren sah und er machte noch einen recht nüchternen Eindruck. Ein Knarren war zu hören. Es waren die Schaniere der schweren Eisentüre. Darn hielt jemandem die Türe auf. In eleganter Haltung trat eine Frau ein. Sie war gekleidet in Wiesen-Grün und zartes Orange. Die Farben des Ordens Vitamae. Vor dem Schreibtisch des Barons, ging sie kurz in die Knie um ehrerbittend ihr Haupt zu senken. Auch der Baron stand auf und machte eine Geste, die wohl heißen sollte, sie solle sich erheben. "Was kann man für euch tun, werte Frau und wie sei euer Name?" Die Geweihte erhob sich wieder und positionierte sich vor dem Audienzentisch seiner Heiligkeit. "Mein Name ist Tzara Rengis, Erzgeweihte des Ordo Vitamae." Abrupt erhob sich der Baron aus seinem Thron und verneigte sich rasch. Dann winkte er sie heran. Der Gute wirkte etwas hektisch, mit so hohem Besuch hatte er heute scheinbar nicht gerechnet. Beide hielten sich die Hände hin und sie begannen sincron ihre Ringe zu küssen. Danach entfernte sich die Erzgeweihte und nahm auf dem Stuhl gegenüber des Audienzentisches platz. Auch der Baron setzte sich wieder und blickte der schönen Vitamageweihten ins Antlitz. "Was kann ich für euch tun, Eminenz?" Auf die Frage hin, folgte eine kurze Zeit lang Schweigen, dann erhob sie ihre Stimme. "Der Orden der vier Götter hat ein Anliegen an euch, ihro Gnaden. Es geht um den Bau eines Tempels im Herzen Falkensee's, der neuen Hauptstadt." Shaila hatte sich unter dem heftigen, deutenden Nicken des Barons in Bewegung gesetzt. Neben der Geweihten blieb sie stehen, neigte sich zu ihr herab und fragte sie nach ihrem Begehr. Ein Glas Wasser. Sie hätte eher mit einem Glas Wein gerechnet. Ihr war der Brauch bei Hochzeiten bekannt, göttlichen Wein auszuschenken. Aber gut, warum sich den Kopf zerbrechen. Wenigstens würden dann die Weinvorräte so schnell nicht zur Neige gehen. Die Treppe zur Schenke hatte sie rasch erglommen und stand nun hinter der schlichten Theke. Eine Kanne Wasser und ein Kelch aus dem Regal nehmend, betrachtete sie Beides nachdenklich. Unter kurzem Kopfschütteln verließ sie die Taverne wieder und stieg die Treppe herab in das Audienzenzimmer. Ihro Gnaden und die Erzgeweihte waren sich scheinbar einig geworden. Das Glas Wasser, welches Shaila ihr reichte, lehnte die Geweihte darauf hin ab. Sie war im Begriff zu gehen. Darn geleitete die Frau nach draußen und Shaila machte sich seufzend daran wieder die Treppen hinauf zu steigen, um das Wasser wieder in die Tavernenzeile zu bringen.

Entspannt saß der Baron hinter seinem Schreibtisch. Ab und zu nahm er ein kleines Büchlein zur Hand und überflog eine Seite. Vor den Toren der Burg war niemand mehr zu sehen. Keiner wollte noch eine Audienz. Der Rekrut und die Magd standen still an ihrem Fleck. "Man erwarte noch eine Bewerberin für den Posten des Beraters. Eine Madame Laurelin. So ihr sie am Tore seht, bringt sie herein. Ihr seid entlassen." Danach machte der Adlige eine wegscheuchende Geste. Darn und Shaila verließen den Saal und blieben im Vorraum stehen. Scheu schenkte die Magd ihrem Geliebten ein Lächeln. Das war mehr als er verdient hatte, schoss es ihr durch den Kopf. Dieser wandelnde Haufen Schnee, hatte ein Herz aus Eis und würde nie ihren Wunsch nach Nähe verstehen. So war es auch nicht verwunderlich, dass er sich herum drehte und davon ging. Sie blieb allein zurück. Alleine in der Vorhalle. Mittlerweile sollte sie sich an solche Szenen gewöhnt haben, aber doch blutete ihr Herz. Die schwere Eisentüre die zum Hof führte stieß sie auf und trat hinaus ins Freie. Die Sonne schien und verbreitete eine wohlige Wärme. Ihre Schritte führten sie zum Tor. Hinter diesem blieb sie stehen und behielt die Straße im Auge. Hoffentlich kam die letzte Bewerberin bald, sonst würde sie noch wahnsinnig. Etwas Freizeit war genau das was sie nun begehrte. Ihr war nicht klar wie lange sie wartete. Es war auch egal. Die Zeit verflog recht rasch. Nachgedacht hatte sie nicht, sie stand eher wie meditativ hinter dem Tor und gaffte starrend auf die Straße hinaus. Erst als das Rascheln von Stoff und klappernde Absätze zu hören waren, wachte sie aus dem gedankenlosen Halbschlaf auf. Eine Elfe von normaler Statur stand vor dem Tor, gekleidet in ein blaues Ballkleid. Eilig richtete sich die Magd auf und strich ihre Kleidung glatt, dann deutete sie durch das Gitter des Tores eine Verneigung an. "Seid gegrüßt. Ihr müsst Frau Laurelin sein?" Die Elfe nickte ihr zu und sprach ein sanftes, "Thaliya. Ja, die bin ich." Auf den Hof zurück eilend, rief Shaila herauf zur Mauer. "Boran! Öffnet das Tor!" Keine Antwort. "Boran! Das Tor!" Wieder nur Stille. Ein missmutiges Brummen entwich der Magd. Wieder richtete sie den Blick auf die Hochelfe. "Verzeiht bitte. Ich bin gleich wieder da." Die Elfe lächelte geduldig, gab aber keine Antwort. Eilig betrat Shaila das Hauptgebäude wieder und ging durch die Türe der Stallungen und dort durch das stählerne Gittertor. Nun war sie außerhalb der Burg und stand direkt neben der Elfe. "So, begleitet mich bitte." Als Führerin ging sie voran, um der Elfe den Weg zu weisen. So führte sie das edle Wesen durch die Stallungen und von dort in die Vorhalle. Vor der Türe des Audienzenraumes blieb sie stehen und drehte sich herum. "Habt bitte kurz geduld." Dabei deutete sie auf eine kleine Holzbank, die neben der Türe stand." Sofort nickte die Elfe und setzte sich. Shaila betrat den Saal wieder und blickte zu ihro Gnaden herüber. "Ja?" Stellte die sonore Stimme des Barons die Frage. "Frau Laurelin ist eingetroffen, ihro Gnaden." Der Baron nickte bedächtig. "Gut, dann bringt sie herein." Shaila verschwand in der Vorhalle, nur um Momente danach mit der Elfe im Schlepptau wieder zu erscheinen. Wie zuvor schon die Geweihte, kniete auch Finduleia sich hin, um dem Baron ihre Ehrerbittung zu zeigen. Diesmal kam es der Magd sogar berechtigt vor, immerhin sollte eine Eminenz sich vor niemandem beugen, außer vor seiner Majestät. Auf einem Stuhl platz nehmend, tauschten die Beiden Begrüßungsfloskeln aus. Danach setzte sich die Bedienstete in Bewegung, um die Elfe wiederrum zu fragen, ob sie etwas zu trinken wünscht. "Zu einem Glas Wein, sage ich nicht nein." Wieder fing die Magd sich ein seichtes Lächeln ein, ehe sie kurz nickte. Den Wein hatte sie schnell von oben besorgt und das Gespräch zwischen Baron und seiner zukünftigen Beraterin war im vollen Gange. Shaila überreichte der Elfe einen Kelch und schenkte ihr lieblichen Wein ein. Danach ging sie zu der altbekannten Stelle, an der sie verharrte, wie ein Soldat der auf einen Befehl wartet. "Nun werte Frau Laurelin, wie ich las seid ihr Baumeisterin und Bürgerin dieser Stadt. Dies sind natürlich Referenzen, die hervor stechen. Desweiteren würde mich jedoch intressieren, ob ihr auch bereit seid zu reisen. Damit wollte ich zu verstehen geben, tragt ihr auch andere Kleidung zur Schau, außer Ballkleidern, denn für Reisen sind diese nicht ideal." In bekannt ruhiger Gangart schenkte der Baron der Elfe ein Lächeln, ehe diese ebenso ruhig zu antworten gedachte. "Nun, ich reise viel. Das sollte weniger das Problem sein. Erst letztens war ich auf dem Festland." Ihro Gnaden nickte nur kurz. Mittlerweile hatte eine vierte Person den Raum betreten. Es war Feldwebel Kartas Arventok. An der Stirnseite des Audienzentisches bezog er schweigend Stellung. Mit etwas Fantasie hätte man ihn nun für die militärische Variante der Magd halten können. Still stehend, auf Abruf wartend. "Eure Referenzen sprechen für euch, jedoch erwarte ich viel von einem Berater. Die Burg sollte euer bevorzugter Aufenthaltsort sein." Gelehrig und verstehend nickte die Elfe, ehe sie gewonht ruhig und mit hochelfischer Süffisanz antwortete. "So ich des öfteren hier verweilen soll, wäre es schön einen Raum zu haben, auch wenn ich ein Haus besitze." Shaila hatte erwartet, dass jenes Anliegen abgelehnt wurde. Immerhin hatte der Marschall ihr das einzig freie Zimmer in der Burg versprochen. Doch die Antwort brachte sie in Rage. "Natürlich." Der Baron drehte den Kopf zu Kartas und fragte diesen ruhig. "Ist eines der Gäste Zimmer noch frei." Kartas drehte sich in militärischer Steifheit gänzlich dem Baron zu ehe er sprach. "Ja, ihro Gnaden. Das Südliche." Der Adlige nickte kurz. "Dann soll das nun Frau Laurelin gehören." Shaila's Herz begann zu raßen. Dieses Zimmer wurde ihr mit der Begründung verwährt, eben dort soll der Graf hausen. Nun bekam eine Elfe den Ort, den sie so begehrt hatte. Zwei Jahre ohne Obhut und dann so etwas. Wenigstens das Zimmer neben dem Stall war noch in greifbarer Nähe. Es war ihr versprochen worden, so fiel es ihr nicht schwer sich langsam wieder zu beruhigen. "Die Magd oder der Feldwebel wird euch zu eurem Zimmer geleiten." Finduleia neigte ihr Haupt, ehe sie sich erhob. "Habt Dank, ihro Gnaden." Die Zeit stand kurz still. Shaila betrachtete die Elfe und sponn feindselige Gedanken. Diese Elfenschlampe bekam das was sie begehrte. Gut, eine Beraterin war nun mal angesehener als eine Magd, aber in ihrem Innern nahm sie es als Beleidigung auf. Nein, viel mehr als Herausforderung. Sie würde dem Baron schon noch zeigen, wer der fleißigste und hinterhältigste im Hofstaat war. Ein rabiates Grinsen erschien auf ihrem Antlitz, dann wurde sie aus ihrem Gedankenkonstrukt gerissen. "Ich führe Euch zu Eurem Zimmer, Madame." Die Worte kamen von Kartas und Beide verließen darauf hin den Raum. Der Baron wandt' sich nochmals der Magd zu und sagte dann ruhig. "Ihr könnt für heute gehen." Respektvoll verneigte sie sich vor ihrem Herren und verließ dann die Halle über die Treppe.

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