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 Betreff des Beitrags: Martyrium
BeitragVerfasst: 9.09.04, 19:23 
Ehrenbürger
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"Gemeine räudige Diebin, ich hack Dir die Finger ab." Gellend schallte der Schrei über den nächtlichen Markt. Nicht mehr viele bevölkerten diesen. Die Wenigen, die noch da waren, wurden im Slalom von einer kleinen, vermummten Person umlaufen. Niemand dachte daran den kleinen Flitzer aufzuhalten. Der alte Mann, der den Ruf ausgestoßen hatte, stand am Ende der Straße und konnt dem Dieb, der Ihm den Goldbeutel gestohlen hatte nur noch nachsehen.
Einen größeren Haken schlagend, bog die Diebin in eine kleine Gasse ein. Dort verharrte sie. Den alten Schneidermeister hatte sie abgehängt. Lachend sank sie gegen die Wand zurück, wobei sie den Beutel anhob und ihn in der Hand wog. Vielleicht 500 Dukaten waren darin. Eine Weile lang würde das reichen. Einen Teil musste sie sowieso Rufus überlassen.

Hinter ihr fiel die schwere Eichentüre in das Schloss. Sie war wieder zu Hause. Vor ihr erstreckte sich ein Raum, der bescheiden eingerichtet war. In einer Ecke lagen Felle. Auf manchen dieser Felle lagen Kinder verschiedenen Alters. Die Restlichen, die nicht hier waren, waren entweder unterwegs oder saßen an dem Tisch der im Zentrum des großen Raumes stand. Die Türe, dem Eingang gegenüberliegend, schwang auf und Rufus trat heraus. Früher mal war dieser Mann in der königlichen Armee gewesen. 12 Jahre lang hatte er gedient, bis er ausrangiert wurde, da er ein Bein verloren hatte. Nun hatte er ein Holzbein und ging gestützt auf einem schwarzen Stock, mit einem Elsterkopf als Knauf. "Ahh, Shaila, Du bist zurück. Zeig mir Deine Beute, mein Kind." Ohne umschweife ging das Mädchen auf ihn zu und reichte ihm zwei dicke Goldbeutel. Rufus besah diese, behielt den größeren von Beiden ein und reichte seinem Schützling den Anderen zurück. "Das ist unfair! Ich habe die ganze Arbeit und Du streichst mehr Dukaten ein!" Diese Diskusstion wurde jedes mal geführt und die junge Frau schien dessen nie müde zu sein. "Wer hat Dir ein Dach über dem Kopf gegeben? Wer hat Dich durchgefüttert? Wer hat Dir all das erst beigebracht? Du wertloses Stück Orkenschiss, ich sag Dir was. Wenn ich Dich damals in dieser Gasse nicht gefunden hätte, wärst Du heute tot! Wie ein Vater habe ich Dich groß gezogen!" Shaila verstummte, senkte den Kopf und nickte nur langsam. Rufus hatte Recht, das wusste sie, aber es war ihres Empfinden nach trotzdem ungerecht. "Geh zu Shinjya und begleite sie in die Schenke. Linda wurde erwischt und Du wirst jetzt ihren Part als Tänzerin in der "gehängten Hexe" übernehmen. Haben wir uns verstanden, Shaila?" Das Pflegekind der alten Ausbeuters nickte wiederrum.

"Also, das hier ist die "gehängte Hexe"." Neben Shinjya hatte Shaila die Taverne betreten. Sie war schon öfters hier gewesen, aber nur um zu trinken, nicht um zu tanzen. Ihr Blick fiel auf die Bühne, auf welcher gerade eine halbnackte, endophalische Schönheit die Hüften wog in einer obszönen Art und Weise, die sich Shaila gedanklich nie ausgemalt hatte. "Und ich soll wirklich halbnackt tanzen?" Fragte die junge Diebin scheu ihre Begleitung. "Nein, Du sollst ganz nackt tanzen. Man fängt nur leicht begleitet an." Die Endophalie, die sie her geführt hatte, schenkte ihr nun ein verruchtes Grinsen. Danach machte sich Shinjya auf den Weg zum Tresen. Wie angewurzelt blieb Shai stehen. Die Tänzerin beobachtete sie auch weiterhin. Erst fiel das Oberteil, dann der kurze Rock, doch ungeniert tanzte diese Person weiter. Sie tanzte als gäbe es kein Morgen und so als müsse sie ganz Tare betören. Erst als ihr Name durch die Schenke gerufen wurde, wachte Shaila aus ihrem Tagtraum auf und folgte Shinjya.

Shinjya schob eine Türe hinter dem Tresen auf und wies mit einer kurzen Geste hinein. Shai betrat den Raum. Hinter ihr wurde die Türe wieder geschlossen. Ein kleines Büro lag vor ihr. Ein einfacher Holztisch war vollgestellt mit Goldsäcken. Ein Messer steckte im Holz des Tisches. Die Wände waren behangen mit Portraits junger Frauen. Die meisten trugen nicht mehr sonderlich viel. Nur fahles Licht erhellte den Raum. Ein Standleuchter, ausgestattet mit fast gänzlich abgebrannten Kerzen, war die einzige Lichtquelle. Vor ihr, auf einem mit rotem Samt benähten thronartigen Stuhl, saß ein Mann Ende 20. Im Mund hatte er eine Pfeife, die verdächtig nach Orkwurz roch. "Du bist die Neue, aye?" Shaila nickte auf die Frage hin. "Gut, hat Rufus nich' genug versprochen." Ein dreckiges Grinsen erschien auf den Gesichtszügen des Mannes. Er deutete auf ein altes, halb zerfallenes Bett in der Ecke des Raums. "Zieh Dich aus und wir "reden" über Deine Arbeit hier".

Erst einen Zyklus danach, kam Shaila aus dem Hinterzimmer wieder heraus. Ihre Wange war von einem blauen Fleck verunstalltet. Ungerührt wurde sie von Shinjya gemustert. Ein Nicken folgte. "Gut, scheinbar hat er Dich akzeptiert. Geh zu der Alten da rüber und lass Dich versorgen." Mit Schande im Blick, diesen gesenkt haltend, ging sie an der Endophalie vorbei und hin zu einer alten Frau, die in der dunkelsten Ecke der Schenke an einem Rundtisch saß. Ihr Haar war Grau, lichtete sich sogar schon und ihre Zähne erstrahlten im morbide gelben Glanz. Neben ihr rutschte die junge Diebin auf die Bank und drehte ihr den Kopf zu. Die alte Frau holte aus einer Tasche ein vergilbtes Tuch und einen kleinen Bottich. In selbige tauchte sie das Tuch und rieb Shaila's Blessur mit der grünlichen Creme ein. Sofort setzte die Heilung ein.

Erst in den frühen Morgenstunden kam Shaila wieder in das Versteck. Alle Kinder schliefen, nur Rufus war noch wach. Er saß an dem Tisch, in der Mitte des Raumes und aß in Ruhe einen Apfel. "Und wie war Dein erster Tag, Shaila?" Shai schenkte ihrem Pflegevater nur einen angewiderten Blick und machte sich auf den Weg zu den Fellen. "Shaila, ich muss mit Dir reden, also beweg Dich hier her." Sie zögerte, aber sie wusste das Ungehorsam Strafe bedeuten würde. An der Stirnseite des Tisches nahm sie auf einem alten Stuhl platz, der unter ihrem Gewicht knarzte. "Benedikt sagte mir Du hast Dich gestreubt?" Nur ein seichtes Nicken kam von ihr. "Wie kannst Du es wagen? Benedikt bringt gutes Gold ins Haus! Sollte er nochmals mehr von Dir wollen, wirst Du ihm das ohne Umschweife geben. Verstanden?" Wieder nickte die Diebin nur langsam, während ihr gebrochener Blick auf den Tisch gerichtet war. "Gut, dann geh jetzt schlafen. Ryla wird Dich am frühen Morgen wecken. Heute ist Markttag, also viel Arbeit für Dich. Ich werde später nach kommen. Und wehe Du kommst mir zu Nahe. Keiner soll wissen, dass wir zusammen gehören." Ein verständiges Nicken folgte wiederrum. "Gute Nacht Shaila." Die junge Tänzerin erhob sich und schlürfte niedergeschlagen zu den Fellen herüber. Neben Ryla, ihrer besten Freundin sank sie auf selbiges herab. Ryla, die gut vier Jahre älter war als sie, drehte sich sofort zu ihr und legte schützend einen Arm um sie. So behütet schlief die Diebin ein.

"Sehet nur! Sehet wie Hektor der Unbesigbare, Flammen schluckt! Sehet wie Vincent der Starke eine Frau stämmt!" Die Rufe vom Jahrmarktsstand, reihten sich ein in die unendlich vielen Rufe des Marktes. Fisch wurde angepriese, frisches Obst und auch Waffen. Ein unmenschliches Gedränel herrschte hier. Elfen, Zwerge und Menschen traten sich gegenseitig auf die Füße und mitten darin war Shaila. Sie war heute gut dabei. Schon 5 Goldbeutel hatte sie abstauben können. Für's erste sollte das reichen und so verließ sie den Markt, um in die "Morsangasse" einzubiegen. Hier hatte sie ein kleines Versteck. Es war nicht sonderlich klug mit Diebesware lange herum zu rennen. Außerdem konnte sie so etwas Gold vor Rufus verstecken. Die Idee war irgendwann auf einem Schiff anzuheuern. Einfach hier weg. Vielleicht nach Venturia oder nach Papin-Stadt, genau wusste sie es nicht. "Ich habe das Gold nicht, Björn! Bitte! Sag ihm er soll mich los lassen!" Diese Rufe rissen sie aus ihren Träumereien. Noch jemand war in der Gasse. Vorsichtig schlich sie den Hohlweg entlang, bis sie zu einer Abzweigung kam. An dieser lehnte sie sich an die Mauer und spähte kurz nur um die Ecke. Es war Ryla. Zwei Männer nahmen sie in die Mangel. Der Eine, der Stärkere, hielt ihr die Arme auf dem Rücken. Der Andere, ein ziemlich hagerer, großer Mann, fuchtelte mit einem Messer vor ihrem Gesicht herum. "Bitte Björn! Lass mich gehen! Heute ist Markt, ich krieg das Gold schon zusammen!" Doch Björn intressierte sich nicht für ihr wehleidiges Gerufe. "Jetzt ist es zu spät. Unser Herr sagt Du musst sterben." Bevor Ryla noch etwas sagen konnte, rammte Björn ihr das Messer in die Brust. Beinahe hätte Shaila los geschriehen, doch rasch hob sie ihre Hände vor den Mund. Jetzt zu weinen wäre ihr Todesurteil. Sie würden sie genauso töten. "Elende Dirne." Der Stärkere der Beiden hatte das gesagt und den leblosen Leib der Diebin in den Dreck geschleudert. Danach verließen die Beiden die Gasse. Als sie weg waren, rannte Shaila zur Leiche ihrer besten Freundin und sank neben ihr auf die Knie. Eine Hand hob sie, sanft die Wange ihrer geliebten Freundin streichelnd. "Ich werd Dich nicht vergessen und ich werde gebete an Morsan richten. Er soll Dich schützen." Nach diesen Worten, ausgesprochen unter leisem Schluchzen, vergrub sie ihr Gesicht an der Schulter der Toten und fing bitterlich an zu weinen.

Erst einen ganzen Nachtzyklus später, kam sie wieder aus der Gasse heraus. Das Blut, welches an ihr haftete, hatte sie notdürftig an einem Brunnen abgewaschen. Befangen von Apathie, durchlief sie die sich mittlerweile langsam lichtenden Reihe von Marktbesuchern. Hier und dar warf man ihr angewiderte Blicke zu, wohl wegen dem noch anhaftenden Blut. Mitleid zeigte niemand. Sie war eben nur ein Straßenköter. Am Stand des Handelskontors ging sie vorbei, als wieder erste Tränen ihre Wangen herab liefen. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und riss sie sanft, doch bestimmt herum. Es war Petjak, der als Knecht im Handelskontor arbeitete. Besorgt sah er Shai an und musterte die Blutflecken. "Ist nicht mein Blut," sprach sie mit belegter, monotoner Stimme. Petjak nickte kurz, dann erschien ein erleichtertes Lächeln auf seinen Lippen. Dieser Knecht liebte die junge Diebin, schon seit vielen Jahren, aber sie konnte diese Liebe nie erwiedern. Sie waren gute Freunde, doch erzählte sie ihm nie etwas von ihrem Leben. Er sollte bleiben wie er war. Petjak eben. Naiv, unbekümmert und lebensfroh, obwohl er auch nur ein Fußabstreifer für eine adlige Handelsfamilie war. Wie sie da so stand und das Gesicht des Jungen musterte, brach all der Schmerz wieder in ihr vor. Aus eine Reflex heraus hob sie die Arme und schlang sie um den Nacken des Jungen, nur um dann schluchzend gegen ihn zu sinken und ihr Gesicht an seiner Brust zu vergraben. Er umarmte sie.

Am Abend kam sie wieder in die Unterkunft der Elstern Familie, wie sich die Organisation Rufus' nannte. Brav überreichte sie ihrem "Vater" fünf Beutel voller Gold. Dieser überließ ihr einen davon und nickte dann sachte. "Shaila. Morgen habe ich einen wichtigen Auftrag für Dich. Ein einflussreicher Mann will mir viel zahlen, wenn ich ihm einen Diamanten besorg. Der blaue Stern über Draconis heißt er. Dieser Stein wird im Handelskontor aufbewahrt. Du wirst zusammen mit Ryla dort hingehen." Dieser Name, es war wie ein weiterer Stich in ihre Seele. "Ryla ist tot." Ungerührt fuhr Rufus fort. "Dann nimm Sylka mit." Sie nickte nur schwach. "Geh schlafen Kleines, Du siehst schlimm aus." Abermals ein Nicken von ihr, ehe sie sich abwandt' um wieder in das Fell zu sinken. Sie starrte auf die Stelle, wo sonst immer Ryla lag. Nie wieder würde sie hier liegen. Nie wieder würde sie die kleine Elster in den Arm nehmen. Unter traurigen Gedanken schlief sie ein.

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"It seems as if heaven had sent its insane angels into our world as to an asylum, and here they will break out into their native music and utter at intervals the words they have heard in heaven; then the mad fit returns and they mope and wallow like dogs."
Ralph Waldo Emerson, 1841


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BeitragVerfasst: 9.09.04, 19:24 
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Am nächsten Morgen wurde sie unsanft von Sylka geweckt. "Hier, zieh das an!" Sylka war etwas älter als sie und auch etwas größer. Sie spielte sich gerne als Anführerin auf, aber in Wirklichkeit war immer Ryla die Anführerin gewesen. Nun da sie tot war, war Sylka die Älteste. Shaila fing einen Beutel auf. Aus diesem zog sie ein paar schwarze Kleidungsstücke. Rasch entkleidete sie sich und zog die Sachen über. Sie war Start klar und Sylka musterte sie kurz. "Steht Dir," sagte sie unter einem süffisanten Grinsen. Shaila lächelte nur müde. "Gut, dann los." Die Beiden verließen den Elsternhort.

Es war Nachmittag geworden. Die Beiden befanden sich in der Gasse hinter dem Handelskontor. Hier kam nie jemand her. Es war eine schlimme Gegend und seit der Rothenbucht Schlitzer umher ging, traute sich niemand mehr hier her. Seit gestern wusste Shaila jedoch, dass hinter dem Schlitzer etwas anderes steckte. Es war der Herr der hissigen Verbrecherszene. Freiherr Wiegebrandt. Die Opfer waren nur Gläubiger die nicht zahlen konnten. "Los jetzt, kletter da rauf. Ich halte hier Wache. Ach ja, wenn eine Wache kommt, benutz den Wurfdolch. Es darf keine Zeugen geben." Shaila nickte. Die Worte verwunderten Shaila nicht. Sylka war gut im Reden schwingen, aber wenn es um Arbeit geht, war sie die Letzte, die irgendetwas macht. Da die Mauer auf dieser Seite des Kontors leicht eingefallen war, gab es genug Stiegen, die man nutzen konnte um die Wand zu erglimmen. Durch das Fenster des Lagerraumes stieg sie ein. Ein beißender Geruch lag in der Luft. Der Kontor bot wirklich alles an. Orkwurz vermischte sich mit dem Geruch verschiedener Reagenzien und Nahrungsmittel. Nahezu lautlos durchquerte Shaila den Raum. Hier und dar nahm sie eine Kleinigkeit aus den Regalen und steckte sie ein. Vor der Tür in den nächsten Raum blieb sie stehen. Draußen war niemand zu hören. Knarrend öffnete sie die Türe und trat in den nächsten Raum. Hier wurden die wertvolleren Dinge gelagert. Überall lagen goldene Ketten und Ringe auf den Regalen. Am Ende des Raums, auf einem Podest, auf welchem wiederrum ein Kissen lag, lag der Diamant den sie suchte. Diesen hatte sie rasch eingesteckt, genau wie fünf Ketten und zwei Ringe. Mit diesen Sachen im Gepäck, ging sie auf die Türe zu. Daußen hörte man das Knarren von Dielen. Ein Wächter. Sie saß in der Falle. Aus diesem Raum führte kein anderer Weg hinaus. Neben einem der Regale presste sie sich an die Wand und zog mit einem Ruck das Wurfmesser aus ihrem Stiefelansatz. Die Tür ging auf. Sie konnte nichts erkennen. Der Raum war zu dunkel und durch das Regal war ihr ohnehin der Blick auf die Tür verwährt. Die Dielen knarrten wieder. Die Wache kam näher. Krampfhaft umklammerte sie den Knauf des Messers. Wenn sie nicht gleich etwas tat, würde sie erwischt werden. Es war Zeit zu handeln, was sie auch tat. Sie sprang hervor, hob den Arm und schleuderte das Messer in Richtung der Wache. Es traf. Der getroffene Mann sank zu Boden. Es war eine tödliche Wunde. Sie hatte das Herz getroffen, obwohl sie mehr auf die Schulter gezielt hatte. Töten wollte sie niemand, aber nun war es zu spät. Sie griff nach der Öllampe, die auf einem der Regale stand. Als sie das Feuer aufdrehte, flackerte das Licht herab auf die Sillouhte des Toten. Petjak. Ihr Petjak. Was hatte sie getan? Wie konnte sie nur vergessen, dass auch er Teil der Dienerschaft dieses Hauses war. Wieder hörte man Schritte draußen. Sie musste verschwinden, es war keine Zeit zu trauern. Aus dem Zimmer stürmte sie rasch hinaus und hin zum Fenster. Viel zu hektisch kletterte sie die Wand herab, so das sie die letzten Meter fiel. Unsanft aufschlagend, zog Sylka sie schroff hoch auf die Beine. "Wir müssen hier weg!" Grob zerrte Sylka Shaila hinter sich her.

Sie hatte Sylka den Ruhm für die Aktion überlassen. Nicht mal zum Elsternhort war sie mitgegangen. Es war fragwürdig ob sie je wieder zurück gehen würde. Soviel Blut klebte an ihren Fingern und alles nur wegen Rufus, dem alten Schinder. Sie war wieder in der "Morsansgasse", den Ort den sie nun so hasste. Doch hier hatte sie ihr Depot und sie brauchte das Gold nun. Klimpernd verstaute sie die Dukaten und Schmuckstücke in ihrer Tasche, dann verließ sie diesen Hohlweg wieder.

"Wir müssen die Sachen heute noch laden. Ich will noch heute Nacht auslaufen!" Der Kapitän, der Standesgemäß in Weiß-Blauen Kleidern gekleidet war, brüllte seine Matrosen mit aller Härte an. Shaila jedoch ging ungerührt auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. "Wohin fährt das Schiff?" Der Mann senkte den Blick herab auf die kleine 19jährige. "Nach Etriska. Wir liefern Güter." Ohne zu sprechen reichte sie ihm ihren Sack voller Gold. "Reicht das um eine Koje zu bekommen." Perplex nahm der Mann den Beutel entgegen und sah hinein. "Meine Fresse. Bei allen unheiligen Huren Yota's, damit kannst Du das halbe Schiff kaufen." Wieder seiner Aussage, behielt er aber den ganzen Sack. "Klar, geh an Bord. Du kriegst ne eigene Kajüte."

Die Kajüte, die ihr der Kapitän gegeben hatte, war seine eigene. Sie war prunkvoll eingerichtet und ein großes, breites Himmelsbett stand in der Mitte des Raumes. Bilder von Rex Hilgorad hingen an der Wand und gaben dem ganzen Raum einen gewissen adligen Flair. Sie konnte sich wirklich schlimmeres vorstellen als einen Monat lang in diesem Raum zu leben.

Die Reise ansich verlief ruhig. Shaila, die so etwas wie Scham nicht kannte, tanzte an manchen Abenden für die Manschaft. Das eine Frau an Bord unglück bringt, hatten dadurch alle schnell vergessen. Am 31. Tag erreichten sie dann die Küste von Etriska, jene kleine Insel die ihre Endstation war. Sie verabschiedete sich von der Crew und verließ dann das Schiff. Nun stand sie vor einem neuen Anfang, zurück geblieben war eine grausame Vergangenheit. Was würde die Zukunft bringen?

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