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 Betreff des Beitrags: Die dreisteste Rebellin des Reiches
BeitragVerfasst: 24.08.05, 18:07 
Altratler
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Folgende Beiträge spiegeln die subjektive Sicht meines Chars wieder und müssen nicht der (relativen) Wahrheit entsprechen.


„… die dreisteste Rebellin des Reiches….“ Schallte es immer wieder, wie ein nicht verklingen wollendes Echo durch ihren Kopf. Sie hatte nicht viel getan für diesen Titel, den ein Ritter namens Athos ihr vor einigen Jahren verliehen hatte und doch schlich sich jedes Mal ein Anflug von heimlichem Stolz in ihre Blicke, wenn sie daran dachte.
Aus galadonischer Sicht hingegen war die Bezeichnung ihr Todesurteil. Dem Henker gerade noch so vom Schafott gesprungen, aber verbannt von der Insel, die sie zeitweilig als Heimat empfunden hatte, kehrte sie ins Norland zurück.

Norland. Sie hatte vergessen, wie es war vollkommen frei zu sein, weit ab vom galadonischen Arm, der sich in ihren Alpträumen nach ihr reckte um sie ihrer „gerechten“ Strafe zu zu führen. Weit im Norden gab es nicht viele Galadonier. Die unerbittliche Kälte hielt sie fern. Sie hatte die Monate genossen durchs Land zu streifen und jeden Tag dort hingehen zu können, wohin sie wollte und allein die Verpflichtung gegenüber den Göttern wahr zu nehmen. Eine Zeit, die viel zu schnell zu Ende ging und sie dazu zwang nach Siebenwind zurück zu kehren, wo jede unbedachte Aussprache ihres wahren Namens ihren Tod bedeuten konnte.

Ihr Blick glitt über die Klippen gegen die tosende Wellen im gleich bleibenden Takt der Gezeiten brandeten. Wo einst die Landzunge war, auf der der alte Nortravenhain sowie ihre Hütte stand, befand sich heute nichts mehr außer Thjareks Reich. Murrend stellte sie fest, dass ihr Alkohlvorrat ein weiteres Mal um eine Flasche gesunken war. Im Moment hatte sie noch genug Reserven, aber diese Insel forderte unaufhörlichen Konsum um die schmerzenden Erinnerungen an das was früher war zu ertränken.

Es hatte sich nichts auf diesem Eiland geändert und doch soviel. Ein neues Dorf war errichtet worden, dutzende unbekannte Gesichter und zahlreiche Traditionen, die sie nicht mal im Norland kannten. Nur eins war gleich geblieben. Das Aufzwingen der galadonischen Gesetze, des galadonischen Lehnsherren und die unglaublich kriecherische Art, mit der die Nortraven diesen begegneten. Was blieb ihn auch für eine Wahl? Die Heimkehr ins Norland oder die Weigerung sich dem galadonischen Willen unterzuordnen, was unweigerlich in den meisten Fällen, so auch in ihrem, ein Todesurteil nach sich ziehen konnte.

Wie war es alles anderes gewesen. Damals, als Ragnar noch Dorfvorsteher war, als die Ritter den Vertrag über das Siedlungsrecht mit dem König noch nicht gebrochen hatten, der den Nortraven als Dank für die Entdeckung Siebenwinds ein Stück Land zur autonomen Verwaltung nach nortravischem Recht zusprach. Wo Ritter sich nicht wagten in ein Dorf voller Riesen zu stapfen um diesen ohne ein Bitte und ein Danke ihre Forderungen zu verkünden.

Nach dem Krieg wurde das Land der Nortraven ohne jeglichen königlichen Erlass, sondern nur der seiner Vertreter, die dazu nicht einmal befugt waren, da nur der König höchstpersönlich die Entscheidungsgewalt darüber inne hatte, erfolgreich zurück annektiert. Die nortravische Unterwerfung auf der Insel begann aber schon weit vorher.
Sie sann zurück und entschied für sich, dass es die Zeit gewesen sein musste, als ein Großteil der Nortraven, die vor ihr auf Siebenwind waren, die Insel entweder verlaßen oder spurlos verschwunden waren. Zunehmend kamen galdonisch freundlich gesinnte Nortraven in den Rat, selbst eine, die mit einem Ritter vermählt war und allein deshalb Tharas pure Verachtung genoss. Nortraven, die sich von der Hegemonie Galadons alles bieten ließen, die sich fürchteten vor der galadonischen Übermacht und Angst hatten überrannt zu werden.

Die eigenen Leute hatten ihr das Haus nieder gebrannt und sie aus dem Dorf verbannt, als sie auf diesen Missstand aufmerksam machen wollte.
Ein bitteres Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. Das sie mit allem Recht hatte, was die anderen ihr damals als Hetze auslegten, bestätigte sich heute in jedem Punkt, man musste sich nur im Dorf umsehen.
Die Nortraven auf dieser Insel waren verwaschene, zu groß geratene Galadonier, die sich ihre Traditionen und Kultur der Situation entsprechend auslegten. Vom mutigen, ehrhaften Hünen aus dem Norden, der sich nicht beugen lies, war plötzlich nicht viel geblieben, wenn ein Mensch mit einem Zeichen der galadonischen Ordnungsmacht in die Taverne kam.

Stattdessen suchten sich die Nortraven um die Identitätskrise zu überwinden hier neue Sitten. Die bestanden aber leider nur darin möglichst unverständlich zu sprechen und einander die Köpfe einzuschlagen um im Nachhinein damit herum protzen zu können, wer den stärkeren Arm hatte. Thara verwunderte es nicht, dass die Ritter diesen Nortraven keinerlei Respekt und Achtung entgegen brachten. Sie brauchten ja nur den Mund aufmachen, aus dem ein hoffnungsloses Gebrabbel wild zusammen gewürfelter norischer ins galadonisch übersetzter Dialekt kam, die den Sprecher wie einen Bauerntölpel, der nicht eins und eins zusammen zählen kann, wirken lies. Das Schlimme daran war ja nicht mal, dass sie es einfach nicht anders konnten, sondern es mit dem Bewusstsein taten, dass es nortravisch sei. Klar, dass bei soviel Anstrengung sich über die Aussprache zu identifizieren die tatsächlichen Ideale eines Nortraven brach lagen. Ehrhaftigkeit, Mut, Stärke, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt, all das schienen die Nortraven nicht, oder nur wenn es vorteilhaft für die eigene Person war, mehr zu beherrschen.

Müheselig und vom Alkohl in einen segensreichen Rausch gestürzt, erhob sich Thara um ins Dorf zurück zu kehren. Schon von weitem drang das Geräusch eines klopfenden Schmiedehammers an ihre Ohren. Zischend tauchte Mares das Stück glühende Metall in den Wasserbottich während ein anderer Nortrave eher lustlos zuschaute und darauf wartete seine vom Dorfschmied gerichtete Waffe in Empfang zu nehmen. Ihn schien es nicht zu stören, dass Mares im Norland schon längst zu Rudersklaverei auf die Meere geschickt worden wäre, weil er die menschlichen Götter verehrte. Mares war schließlich ein begnadeter Schmied und die waren in Vänskap rar gesät. Ein Grund, warum es keinen Nortraven hier juckte, dass einer der ihren den größten Frevel beging, den ein Nortrave überhaupt begehen konnte …. seine Götter verraten. Auch der Armbrustbetätigende Nortrave, der sich noch offen dazu bekannte, wurde anfangs nur mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen. Wenn sie eins mehr verachtete als Ritter und Nortraven, die sich von ihren Idealen entfernt hatten, so waren es Nortraven, die mit Worten vorgaben ihren Idealen treu zu sein, aber dies nie durch Taten unter Beweis stellten.

Angetrunken torkelte sie weiter gen Taverne, wo man sie freundlich mit einem „Tavernenschlüssel her“ begrüßte und im nachfolgenden Wortgefecht gern seinen Dorfratstitel, wie es die Galadonier tun, unter die Nase rieb. Es stand außer Frage, dass es besser war Thara vom Alkoholvorrat fern zu halten, aber selbst in ihrem betrunkenen Zustand missbilligte sie diese Vorgehensweise. Vom Schreiner des Dorfes dann auch noch umgekloppt zu werden, wo sie aus den etlichen Kriegen, in denen sie gekämpft mindestens drei mal mehr Erfahrung hatte als jeder hier im Dorf, brachte sie zu der Einsicht, dass der Alkohol nicht nur ihren Schmerz betäubte sondern auch ihre Kampffertigkeiten enorm beeinträchtigte. Vom vielen Saufen würde sie noch den eigentlichen Grund vergessen, warum sie sich hier quälte.

Einige Tage später, sie war ausnahmsweise nüchtern, preschten Nortraven durchs Dorf um zum Kampf gegen die Orken aufzurufen, mal wieder. Die Völker hier auf der Insel hatten nichts Besseres zu tun, als sich gegenseitig zu bekriegen … was für Idioten. Da hatten sie den großen Diktator Galadon, der selbst das Verschließen von Toren zum Dunkeltief verbot, einkesselnd um sich herum sitzen und trotzdem schwächten sie sich lieber gegenseitig, anstatt einmal an einem Strang zu ziehen, eine schlagkräftige Allianz zu bilden und der Aufzwingung des galadonischen Willens auf die Völker ein Ende zu bereiten. Es waren schließlich keine Orken, die den Nortraven den Bau einer Pallisade verwehrten. Es waren keine Zwerge, die verhinderten, dass man geraubtes Gut wieder dem rechtmäßigen Besitzer zu führte und es waren keine Elfen, die bestimmten, wer im nortravischen Rat zu sitzen hat und wer nicht.

Sich die vom Schnaps brummenden Schläfen massierend, wanderte ihr Blick zum schwer verletzten Nortraven, den ein Bolzen erwischt hatte. Fieberwellen ließen seinen Körper zucken wie Espenlaub und das Einzigste, das sie tun konnte, war gelegentlich den Verband zu wechseln und selbst das bereitete ihren, vom Alkohol zitternden, Händen Schwierigkeiten. Falk sah sie als eine Art Leidensgenossen, weshalb sie sich wünschte Thjarek möge ihn noch eine Weile am Leben lassen. Ein junger, Erfolg versprechender Krieger, von Natur aus übermütig und den Kampf viel zu leichtfertig nehmend, wie sie das Bier. Ein Nortrave mit Vergangenheit, von der er erzählen konnte und unter der er litt. Allein das unterschied ihn schon von den meisten anderen Nortraven hier auf der Insel, die auf Thara immer wie Personen wirkten, die nur in der Gegenwart lebten. Natürlich konnte dieser Schein auch trügen, weil sie sich nicht oft die Mühe machte sich mit den anderen auseinanderzusetzen und anders herum war es nicht unähnlich.

Zufrieden stellte sie fest, dass der Schnaps seine Wirkung tat und das hämmernde Pochen mehr und mehr in der Benebelung ihres Geistes verschwand. Eines Tages, wenn sie eine Lösung auf alle Probleme wüsste, würde sie keinen Tropfen mehr anrühren müssen. Doch dieser Tag war noch fern. Ein selbst bemitleidendes Seufzen entrann ihrer Kehle.


Zuletzt geändert von Thara: 19.03.10, 17:07, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 26.08.05, 00:15 
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„Sie sind im Tal, die Orken sind im Tal!“ die Stimme des Berserkers ließ das Gemurmel verstimmen und einen Moment die Beteiligten ungläubig glotzen. Das war der Augenblick, als sich der gut organisierte Schlachtentrupp, bestehend aus 20 Zwergen und Nortraven, in Wohlgefallen auflöste. Ponys wurden bestiegen und Rüstungen quietschten ächzend auf von den Schritten der Dwarschim, die eilig den Orken entgegen fieberten.

Thara schüttelte nur resignierend den Kopf. Warum zum Henker hatte sie heute nur noch nichts getrunken, das würde es ihr um einiges leichter machen diesen Tag zu ertragen. Erst dieser aufgeblasene Ritter mit der potthässlichen Frisur, der nichts besseres zu tun hatte, als den Mob wütender Kampfgefährten zu belehren, was im Sinne des Grafen stand und was nicht und nun auch noch das Auflösen jeglicher vorhergehender Planung. Das konnte ja nicht gut gehen, zumal die Orken somit den Schlachtplatz wählten und allein deswegen schon einen Vorteil hatten. Schon oft hatte sie mit diesen grünen Schlächtern zu tun gehabt und ein gut ausgebildeter und gerüsteter Orke konnte es lässig mit zwei von den Ihren aufnehmen.

Mit gezückter Axt und verdrossener Miene stapfte sie den voraushastenden Dwarschim nach. Der Helm auf ihrem Kopf behinderte ihre Sicht und mehrmals stolperte sie fast über einen Stein. Sie hasste das Eisen, dass ihren Kopf umgab, aber den blechernen Topf abzunehmen war zu riskant. Die Gefahr erkannt zu werden war zu groß und ihr lag viel daran mit dem Schädel an der richtigen Stelle wieder ins Norland zurückkehren zu können.

Kurz nach der Brücke, die über die kochende Lava führte, trafen sie auf ihre Kontrahenten. Riesige Oger grunzten kampflüstern und kleine, bewegliche Goblins trampelten ungeduldig auf der Erde herum. Drei Dwarschim leiteten die Schlacht mit explosiven Tränken ein, die die Orken mehr überraschten als verletzten. Pfeile von einer Elfe, die sich hervorragend mit ihren Handwerk auskannte, bahnten sich ihren Weg in die schweren Rüstungen der Zwerge, die Hammer schwingend die ersten Hägals niedermetzelten. Ein lautes Aufkeuchen eines Nortraven, der von Oger und Goblins gleichermaßen attackiert wurde, lies sie herum fahren. Aus dem Augenwinkel sah sie, das bereits ein Trupp Zwerge zur Hilfe eilte.
„Zuerst ihre Besitzer, dann die Viecher, ihr Narren!“ wollte sie ihnen zurufen, doch drängte sich ein schwarz berobter Ork in ihr Blickfeld. Es war Zeit für sie sich ins Getümmel zu stürzen und dieser Grünling schien ihr gerade von Thjarek geschickt worden zu sein. Mit einem wuchtig von schräg oben herab geführten Hieb gegen die Schulter wollte sie ihn niederstrecken, was der Ork in letzter Sekunde bemerkte und zurückwich. Im nächsten Moment war er es, der zum Angriff ansetzte, die sie nur mit Mühe abwehren konnte. Den schnellen, mit dem Schwert geführten Kreuzhieben hatte sie wenig entgegenzusetzen und war nicht undankbar, als die Wogen der Schlacht es ihr erlaubten Abstand zwischen sich und ihren überlegenen Gegner zu bringen.

Ihr Blick erfasste die Elfe, die mit einem nicht enden wollenden Strom von Pfeilen ihre Feinde bestickte. Der Weg zu ihr war frei, also nichts wie hin um dem ehrlosen Weibsstück ihre Axt zu schmecken zu geben. Noch ehe Thara die Frau erwischen konnte, wich diese ihrer Waffe mit elfischer Gewandtheit aus und auch der nächste Hieb streifte die Fernkämpferin lediglich. Die Orken bemerkten rasch, dass ihre Bogenschützin in Bedrängnis war und im Nu sah sich Thara umzingelt von vier Grünlingen, die mit ihren Klingen nach ihr leckten. Einem Schwertstreich konnte sie ausweichen, einen andern Parieren, doch ein dritter brachte sie aus dem Gleichgewicht, was die Orken sofort auszunutzen wussten. Die Elfe spannte einen weiteren Pfeil, der sie in die Schulter getroffen hätte, wenn ein erneuter Treffer eines Orken sie nicht hätte taumeln lassen. Um Haaresbreite zischte der Pfeil vorbei und bohrte sich einem Goblin in die Stirn, der auf der Stelle tot umfiel. Sie nutzte die freiwerdende Lücke um den Angreifern zu entrinnen und tatsächlich schien es einen Moment so, als würden sie sich neue Opfer suchen. Wie aus dem Nichts stand plötzlich der schwarz berobte Ork hinter ihr und kreuzte seine Waffe mit der ihren, die sie gerade einem Hägal um die Ohren hauen wollte. Es dauerte nicht lang ihre Verteidigung zu durchbrechen. Ein Ausweichschritt, ein Hieb gegen den Hinterkopf und Thara ging wie ein nasser Sack zu Boden. Die Schwärze der Besinnungslosigkeit hieß sie willkommen.

Bier, ein Königreich für ein Bier, war alles was ihr in den Sinn kam, als sie das Bewusstsein wiedererlangte und ihr der Schädel dröhnte, als hätte ein Oger darauf Platz genommen und sich noch wohl fühlend mit dem breiten Hintern hin und her bewegt.
Die Orken hatten diese Schlacht gewonnen. Zu Recht, wie sie sich neidvoll eingestehen musste. Oh, was wäre es doch nur für eine mächtige Allianz gegen das Königreich, die sich hier gegenseitig bekriegte. Nahezu 40 kampferprobte Recken, die Oger und Goblins mitgezählt, und jede Rasse mit ihren Vorteilen, die die Nachteile der anderen wettmachten. Hätte diese Schlacht einen anderen Hintergrund und die Beteiligten nur einen anderen Gegner, die Galadonier würden angesichts dieses Aufgebotes gnadenlos untergehen und dann wäre es wieder die Sache eines jeden Volkes sich auf dieser Insel selbst zu bestimmen.

Sie wischte sich ein dünnes Blutrinnsal aus den Augen. Der Kampf gegen Galadon konnte warten. Jetzt wollte sie nur eins, sich besaufen und die Schmach des Tages im Alkohol ertränken.


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BeitragVerfasst: 28.08.05, 13:48 
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Erinnerungen. Winteröd.
Um sie herum funkelte der Schnee im Schein der Sonne, wie ein Meer aus unendlichen Diamanten. Egal wohin sie den Blick richtete, sie war umgeben von dem endlosen Weiß, der immerwährenden Ebene von Winteröd, deren Enden übergangslos mit dem Horizont verschmolzen. Sie zwang sich zu jeder Bewegung durch den kniehohen Schnee, der sie umwaberte, wie ein zäher, matschiger Brei. Ihre Zähne klapperten vom Fieber und der beißenden Kälte gleichermaßen. Die Verletzung am Oberschenkel hatte sich entzündet und begann bereits zu eitern, während das Loch in ihrem Magen beharrlich nach Nahrung schrie. Vor vier Tagen hatte sie ihre letzten Reserven aufgebraucht und war seit her auf nichts gestoßen, was sie essen konnte. Winteröd, so herrlich es auch anzuschauen war, so lebensfeindlich war es auch.

In ihrem Kopf drehte sich alles vor Erschöpfung. Noch einen Schritt und noch einen. Sie war soweit gekommen und so viel lag zwischen ihr und ihrem Ziel. Durchhalten, der einzigste klare Gedanke, den sie fassen konnte. Doch ihr Körper forderte den Tribut von wochenlangen Wanderungen durchs Gebirge, schlaflosen Nächten in klirrender Frostigkeit und einem Kampf, den sie nur mit knapper Mühe und Not gewinnen konnte und eine schwächende Schnittwunde hinterließ.

Ein innerer Drang hatte sie her geführt. Das unbestimmte Gefühl hier ihre Bestimmung zu finden, die Thjarek für sie auserkoren hatte. Selbst das Trinken hatte sie aufgegeben um für alles was sie erwartete gewappnet zu sein. Und nun stand sie da, umgeben von einem Feld aus Eis und Schnee, am Ende ihrer Kräfte und noch weit weg vom Berg des weißen Drachen und dem Thebson Gebirge, das sie durchqueren musste um dort hinzugelangen. Sie wollten sie davon abhalten, Hagen und Ragin, hatten ihr dutzend Male vorgehalten, wie tödlich es selbst für Halgir und seine Mannen damals war, Winteröd zu durchreisen und wie verrückt sie wäre es allein tun zu wollen. Sie hatte die weisen Ratschläge der alten Männer in den Wind geschlagen und war bei Nacht und Nebel ins Ganknir Gebirge aufgebrochen. Ganknir lag bereits fünf Tagesmärsche hinter ihr und zum Umkehren war es zu spät, zum Weitergehen war sie zu schwach. Es war sinnlos sich noch weiter etwas einzureden. Es gab schlimmere Orte um zu sterben. Sie würde es hinnehmen, wie es einer Nortravin gebührte.

Der pulvrige Schnee um sie herum wirbelte auf, als der schwere Körper resignierend hinein sank.

Aus der Vogelperspektive blickte sie auf ihre leere Hülle herab. Leichtfertig und befreit von jeglicher körperlicher Last schwang sie sich in die Lüfte, betrachtete Winteröd von oben, erblickte den Berg des weißen Drachen, doch ihre Aufmerksamkeit erregte etwas anderes. Kein widriger Wind hielt sie davon ab über das gigantische Nordmeer zu fliegen, die Insel Arngold, auf der Winteröd lag, nur noch ein winziger Punkt im Vergleich zu Falandrien, dem Kontinent, der vor ihr lag. Ihr Flug trug sie über das Norland hinweg, vorüber an Khalandra und den Klauenbergen.

Sie fand sich wieder in einer tobenden Schlacht. Was von oben ausgesehen hatte, wie tausende von kleiner Ameisen, die gegen eine gewaltige Mauer brandeten, waren in Wahrheit hünenhafte Nortraven, die die Mauern von Draconis, der Hauptstadt des galadonischen Reiches zu erstürmen versuchten. Sie erkannte sich selbst, zwar um Jahre gealtert, aber immer noch dieselbe, der aus den Stadttoren ausfallender menschlicher Reiterei entgegen preschend. Vor ihr ritt ein riesiger Mann mit gezücktem Schwert, das aus purem Eis zu bestehen schien und dessen Klinge dem gewaltigen Maul eines Drachen entsprang. Die Flamme des Nordens.

Die Erde erbebte unter den zahlreichen Hufen der aufeinander zu donnernden Heere und vibrierte in den Reitern in Mark und Bein wieder. Waffen klirrten, Männer und Frauen, wurden aus den Sätteln gerissen, gequält aufschreiende Pferde gingen zu Boden und begruben ihre Träger unter sich. Wie zwei gigantische, aufeinander prallende Flutwellen vermischten sich die Armeen auf dem Schlachtfeld, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Galadonische Disziplin gegen die todesmutige Wut eines jahrhunderte langen unterdrückten Volkes. Schon nach wenigen Sekunden war die Luft erfüllt von Blutgeruch und qualvollem Ächzen der Sterbenden.

Ein harter Stoß hatte sie vom Rücken des Tieres gefegt. Sie parierte von unten her eine Rittersklinge, die gegen ihr rechtzeitig gehobenes Schild krachte. In einer fließenden Bewegung drückte sie den Schild samt Schwert nach links hinweg, nutzte die entstehende Lücke in der Verteidigung und bohrte ihre Waffe dem Kontrahenten durch die Schwachstelle seiner Rüstung. Das Gewicht des zur anderen Seite fallenden Ritters zog ihr Schwert mit sich und ihr blieb keine Wahl, als die schwere Axt vom Rücken zunehmen. Erst drei von ihrer Hand getöteten Galadonier später bemerkte sie, was sie überhaupt dort in den Händen hielt. Dragenersild, Drachenfeuer, die Waffe, die sie geglaubt hatte auf Siebenwind verloren zu haben. Plötzlich verschwamm alles um sie herum, die Schlacht, die Menschen, die Todesrufe.

Jede Tat verändert die Zukunft. Hallte es in ihrem Kopf nach.

Ein schwerverständlicher Brei von Tönen und Lauten drang in ihr Bewusstsein. Stimmen, die sie kannte, aber nicht zuordnen konnte. „Thjarek sei Dank, sie lebt!“ die eine „Dummes Kind, du hättest sterben können!“ die andere. Sie spürte, wie die Kälte sich aus ihrem Körper zurück zog und warmes Blut sich seinen Weg durch ihre Adern bahnte. Nein, sie würde nicht hier in Winteröd sterben. Nicht hier und nicht jetzt. Sie musste Dragenersild in ihren Besitz bringen.

„Ich muss zurück nach Siebenwind!“ für ihre Retter Hagen und Ragin mochten es nur unverständlich gestammelte Worte einer halbtoten gewesen sein. Für Thara hingegen die Erkenntnis nach der sie gesucht hatte.


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BeitragVerfasst: 3.09.05, 14:43 
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Es hätte eine angenehme Nacht werden können. Die Luft war noch vom Tag aufgewärmt und vor dem Langhaus zirpten die Grillen in den Gräsern ein einschläferndes Lied. Falk hatte den Arm Besitz ergreifend um sie gelegt und das Eiswasser sie in ihren Lieblingszustand der Trunkenheit versetzt, weder aggressiv, grölfreudig noch dem Kotzen nahe, sondern einfach nur entspannt. Ein Gefühl, als wäre alles bedeutungslos und nichts auf der Welt konnte ihr etwas anhaben. Es war schön, nur dazuliegen, den warmen Atem des anderen auf der Haut zu spüren und an nichts denken zu müssen. So nahm sie auch nicht das Leise rascheln der Wiese um die Hütte herum wahr, dass so auffällig war, wie das dutzendfache Trappeln und Schaben von Mäusefüßen auf dem Holzboden. Plötzlich flog die Tür zum Langhaus auf. Polternd und klirrend füllte sich der Raum mit Fackellicht und zahlreichen Männern. Bereits blank gezogene Waffen und eingespannte Bolzen in Armbrüste zielten auf sie.
„Thara Trojesnajar! Im Namen des Königs, Ihr seid verhaftet!“ verkündete ein Ritter mit Blumentopffrisur und Falkenwappen auf der Brust. Die Zufriedenheit in der Stimme kaum zu überhören. Grobe Hände griffen nach ihr, zerrten sie aus den Fellen und die geglaubte Sicherheit vor noch wenigen Minuten wich der Erkenntnis, dass ihr Tod nun unausweichlich war.

Sie schlug die Augen auf. Die Finger in ihre Decke gekrallt und das Herz pochend, wie nach einem anstrengenden Kampf. Ein Traum, nur ein Traum. Beruhigte sie sich und blickte sich vergewissernd im Raum um. Schnarchen und Grunzen der anderen Nortraven war zu vernehmen. Eine starke Meeresböe lies einen Fensterladen gegen die Wand schlagen. Weit und breit kein Falk, der sich vielleicht falsche Hoffnungen machen konnte, wenn sie ihn mit in ihre Felle nahm. Ein netter Kerl, sicher, aber solange der Schatten Arlans über ihr schwebte, war ein anderer Mann, für mehr als eine kurze Affäre, undenkbar.

Sie packte ihre Sachen und stapfte hinaus. Dieser Traum verdeutlichte ihr, dass sie niemals die Bequemlichkeit eines Dachs über dem Kopf ihrer Sicherheit hätte vorziehen sollen. Wenn die Ritter kamen um sie zu holen, dann sollten sie sie nicht im Schlaf überraschen. Unter dem Türschlitz der Taverne quoll ein dünner Lichtstrahl. Raues Gelächter von Nortraven und das aufeinander Prallen von Leder umwickelten Waffen klang nach draußen. Auf Geselligkeit hatte sie keine Lust, wohl aber gab es Bier da drinnen und ein guter Schluck wäre genau das richtige. Sie latschte hinein, mal wieder mitten durch den Ring (es war nun mal der kürzeste Weg zum Tresen), und wimmelte die Forderungen der Nortraven nach einem Kampf ab, die sich so anstellten, als hätte sie sie persönlich beleidigt, indem sie den Übungsplatz durchquerte. Wenigstens gab man ihr ein Bier ohne zu lamentieren, dass sie ein versoffenes Miststück war.

Großreich Galadon. Was hatte sie eigentlich mit diesem übermächtigen Feind zu schaffen, der nun ihr Leben zu bestimmen schien? Als Meergeborene, die fast ihr gesamtes Leben auf See verbracht hatte, waren die Galadonier nicht mehr als leicht auszuraubende Opfer. In Thjareks Reich hatten sie den Nortraven nichts entgegen zu setzen und schon gar nicht dem Piratenclan, in den sie hinein geboren worden war. Natürlich wusste sie von der Besatzung des Norlandes durch Galadon, die seit Halgirs missglücktem Einfall in die fruchtbareren Ebenen Falandriens vor 150 Jahren bestand. Sie hatte auch selbst an Überfällen und Plünderungen der Odara, wie sich der Clan der Seeräuber vor ihrer Auslöschung nannte, gegen ihr eigenes Volk im Süden des Norlandes teilgenommen. Damals tat sie es, weil sie dachte, die Nortraven wären zufrieden mit der Besatzung und anstatt aufzustehen und sich zu wehren würden sie sich lieber die galadonischen Sitten aneignen und die Beherrschung durch einen fernen, ungläubigen König, der sich seinen Titel durch Geburt und nicht durch Taten erworben hatte, mit stummer Resignation hinnehmen. Wie absurd ihre Gedanken waren stellte sie erst fest, als das Schicksal sie aus der Einheit der Piraten riss und sie, nach Rache heischend, durchs Norland trieb, wo sie das Leid der Unterdrückung zum ersten Mal wirklich erlebte.

Nahezu in der gesamten Länderein östlich des Solvej Massivs wurden galadonische Hofschranzen, Ritter oder sonstige Verwalter eingesetzt, die es wussten zum rechten Zeitpunkt nach oben zu buckeln und nach unten zu treten. Die Geweihten der Vier fielen über das Land her, wie Heuschrecken. Zerstörten die Haine und den nortravischen Göttern geweihten Plätze um ihre Kirchen darauf zu errichten. Auspeitschung, Folter und gar das Abschlagen des Kopfes nannten sie Züchtigung, wenn ein Nortrave sich weigerte „Bellum zum Gruße“ auszusprechen. Die Zahl der Bevölkerung dezimierte sich enorm, da die Nortraven lieber starben, als ihre Götter zu verraten. Es musste wohl der König persönlich gewesen sein, der der Kirche in ihren religiösen Eifer Einhalt gebot. Thara konnte es sich nicht anders vorstellen, nach dem sie mehrere Wochen durchs Land gezogen und nicht mehr in jedem Dorf eine Hinrichtung wegen „Ketzerei“ ausgeschrieben war. Das alles änderte nichts daran, dass selbst noch heute Missionare der Kirche der Vier das Norland heimsuchten und für den einen oder anderen Tod eines besonders „sturen“ Nortraven verantwortlich sind.

Mit eiserner Hand regierten die, vom König eingesetzten Verwalter, die ihnen zugeteilten Landstrichen. Nortravische Sitten, wie das Slagfest, das Tragen von Waffen, das Reiten in der Stadt und die offene Verehrung der nortravischen Götter waren verboten. Vielerorts keimten Rebellionen auf, die von der Übermacht der galdonischen Soldaten blutig niedergeschlagen wurden. Doch auch das lies nach, nachdem Hilgorad zunehmend Truppen abziehen musste um sie in Vandrien oder in anderen Kriesenregionen einzusetzen. Nach und nach nutzten die Nortraven ihre Chance um die Usurpatoren, die nicht rechtzeitig bemerkten, dass ihnen die Söldner fehlten, die ihren Schutz gewährleisteten und ihre Gesetze durchsetzen, zu vertreiben.

So war zumindest die Situation auf dem Festland. Siebenwind hingegen war ein anderes Blatt. Sie erinnerte sich zurück an Vaknar Eisensturm. Es war der Tag, als der Baron auf die Insel kam und Vaknar als Zeichen seiner Wertschätzung Gerdenwald ein Stück vergammelten Schinken mit dem feierlichen Gesichtsausdruck, den sie je gesehen hatte, überreichte. Das alles war mittlerweile vier Jahre her. Vier Jahre…genug Zeit um auf einem so kleinen Eiland wie Siebenwind mit Rittern aneinander zu geraten. Insbesondere dann, wenn das vorherige Leben so vollkommen anders aussah und größtenteils von Selbstbestimmung geprägt war. Es war nicht die Tatsache, dass es sich um Galadonier handelte, die sie dazu veranlasste, sie zu verachten. Es war die Art, wie sie ihre Herrschaft auslebten. Es wurde nicht gebeten, es wurde befohlen. Es gab nur eine Meinung, und das war die ihre. Angehörige der anderen Völker, deren Traditionen, deren Sitten und Glauben wurden wie Dreck behandelt. Verräter am nortravischen Volk von den Rittern in Schutz genommen. Verbrechen von Galadoniern an Nortraven nicht geahndet oder nur mit einem zugedrückten Auge. Die eigene Mündigkeit abgesprochen. Und das schlimmste, all diese Männer, die sich Ritter nannten, waren Männer ohne Taten, die zwar Ahnung von Schlachten hatten, aber nicht vom Krieg, die sich ihren Ruf und ihren Respekt nicht vor den anderen erwarben, sondern ihn geschenkt bekamen, wenn sie nur lang genug einigen ausgewählten Personen gegenüber buckelten.

Und da sollte noch einer sagen, die wären nicht verabscheuungswürdig. Thara nahm ihr Bier und machte sich auf die Suche nach einem neuen Schlafplatz.


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BeitragVerfasst: 17.09.05, 13:35 
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„Die Galdonier haben zu verschwinden. Sollten sie dieser Aufforderung nicht nachkommen werde ich Konsequenzen daraus ziehen.“ Breitbeinig hatte sie sich auf der Brücke, die nach Vänskap führte, vor die drei galadonischen Wachen postiert, trotz dem Wissen bei kämpferischen Auseinandersetzungen gegen die drei den Kürzeren zu ziehen.. Ihre Stimme ruhig und mit dem Ernst beseelt ihre Drohung in die Tat umzusetzen. Die Banneristen glotzen sie an, eine hühnenhafte Nortravin mit einem hässlichen Helm aus Eisen auf dem Schädel, der das Gesicht verbergen sollte. „Wir sind hier auf Kommando des Feldmeisters!“ entgegnete einer vom Banner und keiner von ihnen machte Anstalten sich auch nur einen Schritt von seinem Platz wegzubewegen. Thara wiederholte langsam die „Bitte“, woraufhin wieder keine nennenswerte Reaktion folgte. Sie nahm ihre Axt in Anschlag „ich zähle bis drei!“ doch weiter als eins kam sie nicht, da Chartaris sich einzumischen begann und sich unerwartet auf ihre Seite stellte. „Halvard hat sie darum gebeten hier auf zu passen!“ warf irgendwer von der Seite ein und just in dem Moment drängelte sich Halvard auch auf die Brücke und bestätigte die Aussage mit der Begründung, dass sie wegen der Tardukai, die Vänskap vernichten wollten, auf die Galadonier als Dorfschutz angewiesen seien und was sie, Thara, sich eigentlich einbilde so mit ihren Verbündeten zu sprechen.

Ihr drehte sich der Magen herum. Bei Thjarek, wie tief waren die Nortraven, oder Halvard, gesunken, dass sie schon Galadonier anheuerten um des eigene Dorf zu schützen und dann auch noch Leute vom Banner? Sie hatte keine Ahnung, was es mit der Bedrohung durch die Tardukai auf sich hatte und bezweifelte auch keine Sekunde, dass die dunklen Streiter des Einen _diesen_ Nortraven hier überlegen waren. Aber es zu zulassen, dass das galadonische Banner vor den Toren Vänskaps Wache stand, widersprach ihrer Auffassung von nortravischem Stolz und war zum einen das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit und zum anderen eine Herabwürdigung in das Können der im Dorf lebenden nortravischen Krieger. Was dachte sich Halvard eigentlich, was die Galadonier mit Nortraven machen würden, die sich als Wache vor deren Städte aufbauen würden? Ihr wurde übel, was allerdings auch an dem schalen Bier liegen konnte, dass sie sich vorher, als sie nichts anderes finden konnte, hinunter gekippt hatte.

Es war etwas anderes Hilfe zu rufen, wenn die Tardukai oder andere Aggressoren vor den Toren standen und dies wirklich der letzte Ausweg war das Dorf vor dem Untergang zu bewahren. Aber warum Galadonier und diese dann auch noch Verbündete titulieren? Genau die gleichen Leute, die die Nortraven erst durch verbieten einer Pallisade zu so einem, dem Feind offen liegenden, verletzlichen Opfer degradierten, die erst vor einem halben Jahr, so hatte man ihr berichtet, ans Tor von Vänskap klopften um die Nortraven niederzumetzeln, weil Rahalla in Anwesenheit des Grafen falsch gefurzt (gefurzt im Sinne von etwas Sagen, was man nicht hätte sagen dürfen) hatte. Ganz zu schweigen von dem, was die galadonische Armee im Norland 150 Jahre getrieben hatte. Halvard war eigentlich älter als sie, um einiges, und sollte die Unterdrückung am eigenen Leib erfahren haben, sofern er im Norland nicht als Bückling gelebt hatte. Das aber schien ihn nicht daran zu hindern die Galadonier nun als Verbündete zu bezeichnen. Thara spuckte einen grünlichen Klumpen aus. Eher würde sie sich mit dem Einen persönlich verbünden, als mit irgendeiner galadonischen Hierarchiestruktur. Die Anhänger Angamons mochten ehrlose Streiter und verabscheuungswürdige Hexenmeister sein, aber es waren nicht sie, die das Norland in Blut und Feuer getränkt und vorschrieben, wie wer auf dieser Insel (oder auf dem Festland) zu leben hatte.

Halvard zückte seinen Hammer. Beide standen sich kampfbereit gegenüber. „Einer dieser Galadonier soll in einem ehrenhaften Kampf gegen mich antreten. Gewinne ich, werden sie augenblicklich verschwinden. Verliere ich, werde ich gehen!“ forderte Thara und fügte noch einige Sätze über Halvards unnortravisches Verhalten an. Einige andere Nortraven begannen zu schlichten. Mares, der vier Götter gläubige Nortrave, laut zu protestieren, wie man die Galadonier nur so behandeln konnte. Für einen Moment hatte es dennoch den Anschein, als würde sich die Situation entspannen. Thara lies die Axt sinken, während Halvard sich gen Tor umwandte. „Möge Thjarek über deine Ehrlosigkeit richten!“ rief sie ihm nach. Das schien das Fass zum Überlaufen zu bringen. Ohne ihr die Chance zu geben, sich auf einen fairen Kampf einzustellen, und somit auch ihre eben gesprochenen Worte über seine Ehrlosigkeit bestätigte, schlug er mit dem Hammer nach ihr, erwischte sie unvorbereitet an der Schulter. Mit der hinzugefügten Prellung sah ihr Gegenangriff dementsprechend erfolglos aus und kurze Zeit später fand sie sich niedergestreckt am Boden wieder.

Vaka half ihr auf die Beine, beteuerte von Halvards Treiben nichts gewusst zu haben. Es war Thara gleich. Sie wollte nur weg, raus aus dem Dorf zu groß geratener Menschen, die mit ihrem größten Feind mit Freuden paktierten. Der verlorene Kampf ein Zeichen Thjareks sich nicht weiter um das Dorf und deren Bewohner zu kümmern. Wenn sie erst mal Dragenersild gefunden hatte konnte sie hier weg, zurück ins Norland. Weit weg von dieser Insel, wo sie keine Freunde hatte, wo sich nur noch nortravischer Abschaum zu befinden schien.


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BeitragVerfasst: 21.09.05, 23:41 
Altratler
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Arlan, Arlan, Arlan. Immer wieder Arlan. Seit Tagen, nein, eigentlich seit Jahren traktierte dieser Name ihren Geist wie gnadenlose, von oben geführte Schwerthiebe gegen den Schild eines am Boden Liegenden, der sich nur noch mit letzter Mühe und Not zu verteidigen weiss. Sie hatte ihn geliebt. Sie tat es immer noch, trotz allem, was er ihr angetan hatte. Er war ihr Verhängnis, mehr als es jeder Ritter sein konnte. Müde von der quälenden, schlaflosen Nacht griff sie nach der Schnapsflasche um die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen, was sie häufig so handhabte, wenn der Schmerz des Verlustes sie zu übermannen drohte.

Das Unterdrücken der Tränen viel ihr noch heute schwer, wenn sie zurück dachte an die viel zu kurze Zeit, die sie zusammen waren. Nie im Leben war sie so glücklich gewesen, hatte sich so vollkommen und zufrieden gefühlt. Nicht mal die Jahre in der Gemeinschaft der Piraten waren ihr gleichermaßen prägend in Erinnerung geblieben. Es war nicht die Tatsache, dass er sie verlassen hatte. Es war die Frage nach dem Warum, die sie nicht verstand. Als er ins Norland abreiste um seine Ausbildung zum Geweihten zu beginnen hatte er sie geliebt, oder er hatte zumindest vorgegeben es zu tun.

Es vergingen keine vier Monde, als ein Schreiben von ihm den Westhever Rat erreichte, in dem er dazu aufforderte das gemeinsame Haus niederzubrennen und ihre Ehrhaftigkeit, sowie Gottesfurcht anzweifelte. Vorwürfe, die sie trafen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ungerechtfertigt, unbegründet, unerklärt, von einer Person, für die sie alles getan hätte. Anfangs redete sie sich ein, es konnte sich nur um ein Missverständnis handeln, jemand musste ihm Lügen über sie erzählt haben und er würde kommen um sich mit ihr auseinander zu setzen. Er kam nicht. Er kam nicht mal um ihr Haus mit eigenen Händen zu zerstören und ihr dabei ehrhaft gegenüber zu treten. Stattdessen schickte er seine Handlanger Volstagg und Blakkurvald, die die schmutzige Aufgabe, der er sich nicht selbst zu stellen traute, zu übernehmen.

Sie musste ihn hassen, obwohl sie ihn lieben wollte. Wann immer die Zuneigung zu ihm größer als der Hass wurde, kramte sie das zerknitterte Schreiben, dass sie seit diesem Tag bei sich trug hervor um die Verbitterung wieder zu schüren, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie sehr er ihr weh getan hatte. Seine Worte waren jedes Mal, wie Messer, die man ihr ins Fleisch trieb, aber sie waren besser zu ertragen, als die Sehnsucht nach seiner verloren gegangenen Liebe. Sie wünschte sich ihn wieder zu sehen und gleichzeitig fürchtete sie diesen Moment, da ihre Ehre ihr gebot ihn zu einem Kampf auf Leben und Tod zu fordern, aber hatte sie wirklich die Kraft dazu ihn zu töten? Was hatte sie für eine Wahl?

Sie sann zurück zu jenem Tag, als über ihr Leben der Schatten fiel, an dem sie zu zerbrechen drohte.

Die Bretter des Hauses quietschten unter jedem Schritt, den sie tat. Draußen war es schon hell und sie hatte wieder viel zu lange geschlafen, aber ausgeruht fühlte sie sich kein bisschen. Sie stemmte einen Arm gegen die Wand, senkte den Kopf und dachte nach womit sie diesen Tag beginnen sollte. Viel gab es für sie, seitdem sie verbannt wurde nicht zu tun, also würde sie wohl wieder den halben Tag mit Angeln verbringen und darauf hoffen, das Herger ihr am Abend einen Besuch abstatten würde, um das Gespräch von gestern fort zu führen.
Sie schnappte sich ihre Angel und machte es sich auf dem Steg vor ihrem Haus gemütlich.
Eigentlich durfte sie nicht hier sein, aber das interessierte sie nicht. Es war ihr Haus, das sie damals mit Arlan zusammen gebaut hatte.

Sie warf die Angel aus und lies den Blick über das Meer wandern, welches heute scheinbar völlig regungslos vor ihr lag. Vielleicht hätte sie Fischerin werden sollen, schoss es ihr durch den Kopf. Ein ruhiges Leben führen, dann hätte sie jetzt diesen Ärger nicht ... rasch schüttelte sie diesen Gedanken wie einen lästigen Käfer ab. Sie war Nortravin, sie konnte es nicht mit sich selbst vereinbaren mit ihren Gedanken hinter dem Berg zu halten. Und was hatte sie nun davon? Verbannt von den eigenen Leuten, weil sie nicht wie all die anderen kroch, weil sie stets jedem unverblümt ihre Meinung sagte. Verbannt weil sie den Westhever Rat mit der Wahrheit konfrontierte. Ritterkriecher und Galanortraven hatte sie sie genannt und nichts anderes waren sie in ihren Augen. Die Götter hatten sie verleumdet, sie ließen es zu, dass die Inquisition die nortravischen Götter beleidigten und bestraften, die, die dafür den Inquisitor zusammengeprügelt hatte. Sofort kamen die Ritter mit Kriegsdrohungen, als sie davon erfuhren, und was tat der Rat? Sie krochen zu ihnen und baten um Entschuldigung, Entschuldigung dafür, dass eine der Ihren die Götter verteidigte. Der Rat verriet all das, was das nortravische Volk ausmachte, die Ideale, den Stolz, die Ehre, die Freiheit und die Götter, nur um Frieden zu wahren, Frieden mit einem Volk, welches bei jeder Gelegenheit nach Krieg schrie und gleichzeitig immer wieder mit ihren Bittrufen ankam.

Jedes mal lies sich der Rat darauf ein. Sie eilten den Menschen zur Hilfe, gegen einen Feind, der nicht ihr Feind war, und was war der Dank dafür? Die Ritter drohten mit Krieg. Sie spendeten den Galadoniern alles Mögliche, bauten ihnen Brücken und was war der Dank dafür? Die Ritter drohten mit Krieg und jedes Mal kroch der Rat in den Horst und bat um Verzeihung. Das waren in ihren Augen keine Nortraven mehr, das waren zu groß geratene Hobbits. Sie verrieten Thjareks Gaben. Er gab jedem Nortraven Stärke, Wildheit, Stolz, Mut und Ehre, doch sie nutzen diese nicht, sie wiesen sie ab und verschlossen sich davor, stattdessen war kriechen und Unterwerfung angesagt, aber das sollte nicht bei Thara so sein und nun bezahlte sie den Preis für ihr nortravisches Handeln, weil sie sich nicht wie ein Strohalm von den Rittern und vom Rat der Nortraven beugen lies

Das Ächzen der Planken riss sie aus den Gedanken. Sie erblickte Hrolf, der ebenso wie sie verbannt war, weil er die Methoden des Rates missbilligte. Ohne viel zu Sagen verschwand er in der Hütte um sich etwas zu essen zu machen. Weitere Stimmen ertönten vor dem Haus. Thara konnte diese als Volstaggs und Blaks erkennen, zwei aus dem Rat. Sie erzählten Hagen, dem Skalden, etwas von abbrennen und Arlan, was Tharas Interesse weckte und sie schlenderte zu der Gruppierung.
„Was wollt ihr hier?“ fragte die Nortravin die beiden und warf einen skeptischen Blick auf das Fass, auf das Blak sein Bein gestellt hatte und auf Volstagg, der am helllichten Tag mit einer Fackel in der Hand herum stolzierte. Volstagg atmete lange aus und tief wieder ein bevor er das Wort ergriff „Wir bekamen einen Brief aus dem Norland,“ er machte eine Pause und musterte sie abschätzend „von Arlan. Wir sollen seine Hütte nieder brennen.“ fuhr er fort und betonte das „seine Hütte“ besonders.
„Seine Hütte?“ wiederholte Thara ungläubig und ihr schossen die Erinnerungen durch den Kopf, wie sie damals gemeinsam diese Hütte gebaut hatten. „Das ist nicht seine Hütte, wir haben sie zusammen errichtet und jeder, der diese Hütte anrührt, dem werde ich eigenhändig die Eier abschneiden und sie ihm ins Maul stopfen!“ rief die Piratin ungehalten. „Warum will er diese Hütter niederbrennen?“ hakte sie in etwas ruhigerem Ton nach. Volstagg zog einen verknitterten Brief aus seiner Tasche und reichte ihn ihr. Sie las das Pergament und eine Welt schien in ihr zusammen zu brechen. Es bestand kein Zweifel daran, dass es Arlans Schrift war.

Volstagg stand da mit starrem, scheinbar gleichgültigem Blick, die Fackel fest in der Hand und Blak nestelte an dem Fass herum. Sie hatte nicht bemerkt, das Hrolf plötzlich neben ihr stand „Was wollt ihr hier, Dörfler?“ grunzte er in einem abfälligen Ton. „Dörfler?“ ein verächtliches Lächeln machte sich auf Volstaggs Gesicht breit. Thara reichte Hrolf das Schreiben weiter.
„So, ihr wollt also für Arlan die Drecksarbeit machen, hat er nicht genug Mumm das selber zu machen?“ fragte sie und versuchte dabei so gefasst wie möglich zu klingen. Volstagg machte sich erst gar nicht die Mühe auf diese Frage einzugehen „Du kannst gerne deine Sachen rausholen.“ Entgegnete er gönnerhaft „Ich werde hier nicht weichen! Wo ist Leif, ich will mit ihm darüber sprechen.“ schrie sie aufgebracht. „Geh ihn suchen.“ entgegnete er mit einem geringschätzigen Lächeln.

„Dat schädigt nur unserem Dorf... die Hütte wurde mühsam aufgebaut.“ sagte Ravnir, der mittlerweile sich mit Isbeorn dazu gesellt hatte. „Ich lasse die Hütte nicht abbrennen. Schert euch weg und schickt Leif her.“ wiederholte sie sich. Ravnir und Isbeorn blickten fassungslos drein, als sie die Absichten Volstaggs und Blaks erkannten. „Er soll nach Westhever kommen und es mit eigenen Händen tun!“ brummte Ravnir. „Ravnir, ich glaube nicht, das ich dich gefragt habe.“ war Volstaggs Antwort, woraufhin Ravnir sich abwandte und zum Schrein ging. Hagen und Isbeorn bauten sich schützend vor dem Haus auf.
„Thara, du kannst es mir und dir leicht machen, diese Hütte wird brennen. Mir ist es egal ob du mit abfackelst.“ mit diesen Worten sah er zu dem mit Lampenöl gefüllten Fass, welches am Haus lehnte. „Du hast deine Rechte verwirkt, geh und verlasse Westhever und die Halbinsel.“
„Du bist also so feige, das du hinterhältig ein Feuer legst?“
„Ich werde jetzt ein Feuer legen! Isbeorn, geht von dem Haus weg!“ rief Volstagg zu den beiden Sitzenden zu, die gemeinsam ein Lied summten.
„Ich will mit Leif darüber reden! Ihr habt nicht die Befugnis darüber zu entscheiden.“ beharrte sie.
„Arlan gab mir die Befugnis, sein eigenes Haus zu verbrennen!“ wiederholte er sich.
„Ich habe genug!“ mit diesen Worten zog sie ihre Axt und umgriff sie so fest, dass das weiß in den Knöcheln hervor trat. Im selben Moment trat Volstagg mit einer solchen Wucht nach dem Fass, dass es zerbarst und das Lampenöl sich gegen die Hauswand ergoss. Die Fackel, die er in den Händen hielt warf er darauf und sofort entbrannte das Feuer und die Flammen züngelten am Holz hinauf. Das war zuviel! Thara rastete aus und wuchtete ihre Waffe mit der flachen Seite gegen Volstagg, welcher zu Boden stürzte. Keine Sekunde später stürzte sich Blak mit gehobenem Schwert auf sie, konnte jedoch von Ravnir zurück gehalten werden.
„Ihr seid des Wahnsinns, so unehrenhaft!“ schrie Hrolf und auch Isbeorn, Hagen und Ravnir schrien Dinge in der Art. Die andern nicht beachtend versuchte Thara das Feuer mit dem Umhang zu ersticken. „Was tut ihr bloß!“ entfuhr es Hagen verständnislos und machte Isbeorn Platz, welcher Schnee gegen das brennende Wandstück warf.
„Schnell Wasser!“ Thara eilte über die Planken um einen Eimer Wasser zu holen und schüttete das Nass gegen die Wand. Die anderen taten es ihr gleich, doch es schien alles nichts zu nützen, egal wie sehr sie sich bemühten. „Dat musste nicht sein Volstagg!“ brüllte Ravnir ihm nach als Volstagg zufrieden in Richtung Dorf marschierte.

Das unaufhörliche Klatschen und Zischen von Wasser und Feuer erfüllte die Luft, doch es war sinnlos. Das Feuer fraß sich ohne Rücksicht auf Verluste weiter.
„Lasst es brennen.“ sagte Blak ohne größere Gefühlsregung. „Ich sagte: Lasst es brennen!“ schrie er, als er bemerkte, dass niemand ihm Beachtung schenkte. „Halts Maul!“ war die einzigste Gegenreaktion. „So wird das Dorf noch mehr gespalten!“ keuchte Ravnir, während es ihm und den anderen gelang für den Moment, das Feuer daran zu hindern sich weiter auszubreiten.

Thara lies ab von ihren Löscharbeiten, zog ihren Säbel und stürmte auf Blak zu. Doch wieder stellte sich Ravnir in den Weg. „Geh löschen!“ flehte sie ihn beinahe an „Das soll er mir büssen!“
Sie schob sich an Ravnir vorbei und ging auf Blak, der sich mittlerweile auch bewaffnet hatte, los. Ein krachendes Geräuch ertönte, als die beiden Waffen aufeinander prallten. Unzählige Male und voller geballtem Hass wirbelte sie ihren Säbel gegen Blaks Waffe, solange bis er zu Boden ging. Ohne groß nachzudenken zog sie einen Dolch und wollte ihm tatsächlich die Hoden abschneiden. Nur Ravnir, der Thara wegzerrte, hatte Blak es zu verdanken, das alles heute noch am rechten Platz saß. Doch bevor er sie endgültig entfernen konnte zog sie ihm das Messer über die Wange und das Blut sprudelte in einem dicken Strom aus der Wunde..

Den Beschimpfungen Blaks keine Achtung schenkend richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Haus. Aussichtslos, der Brand hatte sich zu sehr ausgedehnt, als das man die Hütte noch retten könnte.
Volstagg und Blak hatten ihren Auftrag verrichtet, das Haus war verloren. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck stapften sie in Richtung Dorf. Aus dem Augenwinkel konnte sie beobachten, wie die beiden abzogen „Wartet ihr Feiglinge!“ fauchte sie ihnen nach und setzte zur Verfolgung an. Noch im Rennen zog sie erneut ihren Säbel. Beim Pferdestall stellte sie die beiden dann. Ihr Gesicht teils Blut teils Ruß überzogen. Ohne größere Gespräche anzufangen ging sie auf Volstagg los, welcher ebenfalls seine Waffe zog und auf sie eindrosch. Blak blieb nicht tatenlos und griff zu Gunsten Volstaggs in den Kampf ein.
Ein Hieb gegen den Kopf und Thara wurde schwarz vor Augen. Sie kippte in den Schnee und griff sich an die blutende Schläfe. „Geh!“ knurrte Blak sie an und hielt ihr seine Klinge an den Hals. Schwerfällige hievte sie sich auf die Beine und ihr Blick fiel auf das aufspringende Tor. Hagen, Daria und Isbeorn kamen herein.
„Thara geh nun verdammt!“ keuchte der vom Kampf gezeichnete Volstagg „Westhever wird nie wieder deine Heimat sein, geh zurück, zu wem auch immer!“
„Wir werden sehen, wie viele Anhänger ihr nach dieser Schandtat noch habt.“ krächzte sie und spuckte den beiden vor die Füße.
„Du bist jetzt vogelfrei, also pass auf dich auf!“ kläffte Volstagg mit drohendem Unterton.
„Fremde verschwinde, du bist deiner Strafe entgangen.“ fügte Blak eiskalt hinzu.

Thara schob das quietschende Tor auf und stapfte durch den Schnee zurück zu dem brennenden Haus. Es war dunkel geworden und nur die alles zerfressenden Flammen erhellten die Umgebung.
Vor dem Haus sank Thara mit den Knien in den Schnee und krallte sich mit den Händen darin fest. Das Blut, welches von der Schläfe ran vermischte sich mit den Tränen, die über die rußbedeckte Wange glitten. Aus zahlreichen Schnittwunde quirlte das Blut hinab und wurde vom Schnee aufgesaugt, wie Wasser von einem Schwamm. Mit gebrochenen Augen blickte sie zu ihrer vernichteten Existenz.

Wieder einmal in ihrem Leben hatte sie beinahe alles verloren. Sie presste die Fäuste zusammen, so fest, das ihre Fingernägel sich tief ins Fleisch bohrten. Alles verloren, weil sie ihre Meinung sagte. Alles verloren durch die Hand von ihren Landsleuten, die Hand von Nortraven. Alles verloren durch den Willen eines Mannes, dem sie vertraut hatte.

Warum so tief? Warum lies der unbändige Schmerz und die Enttäuschung nicht nach?
„Nie wieder.“ murmelte sie vor sich hin ohne wirklich die Lippen zu bewegen „Nie wieder!“


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 Betreff des Beitrags: Re: Die dreisteste Rebellin des Reiches
BeitragVerfasst: 19.03.10, 17:09 
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Im Dular, 20. nach Hilgorad

Von der Anhöhe sah der sich meilenlang erstreckende Heerzug der Galadonier aus, wie ein glühender Lindwurm, der sich träge durch die Wälder Khalandras schleppte. Eine Armee von gut zweitausend Menschen, die noch nichts von dem Verhängnis ahnten, das sie in der gerade hereinbrechenden Abenddämmerung dieses Tages erwartete. Mit der Selbstherrlichkeit und Arroganz der Herrscher der bekannten Welt, die sie nun einmal auch waren, bewegten sich die galadonischen Truppen durch das Barbarenland, auf der Suche nach den aufmüpfigen Khalandriern, die seit geraumer Zeit die Handelsrouten und Grenzen zum Großreich unsicher machten. Sie sollten noch nicht wissen wie nah sie ihrem Ziel waren und dass es dieses Mal nicht das galadonische Heer war, welches sich auf der Jagd befand.

Mit einer stillen Genugtuung verfolgte Thara den Marsch der Armee in ihren Untergang. Für jemanden, der wusste, was in den Wäldern den Galadoniern auflauerte, war es nicht schwer die zahlreichen sich bewegenden Schemen auszumachen, die sich von der linken und rechten Seite und auch frontal im Zwielicht der Bäume dem sich voran wälzenden Heer nährten. Es war auch abzusehen, dass die gewaltigen Massen an heran pirschenden Barbaren nicht lange unentdeckt bleiben würden und so geriet der Zug der galadonischen Streitkräfte erst ins Stocken und dann in hektische Betriebsamkeit. Das Geschrei von befehlsgewohnten Stimmen drang die Anhöhe hinauf. Die Anweisungen verfehlten nicht ihre Wirkung, wenn gleich auch das sich ergebende Resultat mehr als unbefriedigend für die Generäle des galdonischen Heerzugs sein musste. Die Armee war zu sehr in die Länge gezogen, als dass die Chance bestünde rechtzeitig die Männer und Frauen zu bündeln um dem Angriff der Khalandrier am Kopf der galadonischen Schlange Einhalt zu gebieten. Die Soldaten am Anfang des Zuges konnten noch rechtzeitig eine Hufeisenformation organisieren, ehe die ersten tobenden Barbaren über sie herfielen wie hungrige Wölfe.

Ein gellendes khalandrisches Horn wurde geblasen und nun hielt nichts mehr die noch in den Wäldern kauernden Krieger zurück, die dieses Angriffssignal seit Wochen herbei gesehnt hatten. Es war der Zeitpunkt an dem sich auch Thara in Bewegung setzte in der Hoffnung die Barbaren würden ihr noch den ein oder anderen Galadonier übrig lassen. Eine jahrelang aufgestaute Verachtung auf die Krone und ihre Anhänger würde hier für kurze Zeit sein Ventil finden und auch den Verdruss über die Entscheidung des Hetmanns etwas wettmachen.

Thara gehörte zu jenen, die dem Ruf des Hetmanns zur Sammlung der nortravischen Streitkräfte in Mittenwald, wo Verhandlungen mit König Hilgorad stattfinden sollten, Folge geleistet hatten. Schließlich hatte sie weder Heim noch Herd und schon gar keinen Acker, den es zu bestellen galt. Nicht mehr als eine heimatlose Kriegerin, die nach einer Aufgabe suchte, die es vermochte ihren Hass zu stillen. Sie hätte dem Ruf nicht nachkommen sollen. Vielleicht wäre die Enttäuschung über den Entschluss Wulfholds an einem anderen Ort resignierender zu ertragen gewesen, aber als verkündet wurde, dass der Hetmann den galadonischen König im Kampf gegen die Khalandrier unterstützen würde, hielt sie nichts mehr, bzw. die zehn gestandenen Nortraven hielten sie dann doch davon ab noch mehr Schaden am Mobiliar anzurichten. Aber nicht nur Thara war erbost über die Entscheidung des Hetmanns Hilgorad in seinem Krieg zu unterstützen und auch andere Nortraven verkündeten mehr oder weniger laut ihren Unmut. Der König habe Wulfhold und dem Norland mehr Freiheiten zugestanden und großzügige Angebote gemacht, sofern die Nortraven die königlichen Truppen verstärkten, hieß es auf der einen Seite. Die Nortraven sollten sich viel mehr mit den aufständischen Barbaren zusammentun und gemeinsam dem Großreich Galadon einen deftigen Tritt in den Arsch verpassen, hieß es auf der anderen Seite. Denn war die galadonische Weltmacht erst einmal gestürzt, dann konnte sich das Norland alle Rechte nehmen, die es wollte und brauchte nicht mehr irgendwelche Zugeständnisse eines fremden Königs.

Mit den Galadoniern Seite an Seite zu kämpfen gegen einen Feind, der mehr Freund war, als es die Menschen jemals sein würden, kam für Thara nicht in Frage. Zusammen mit einigen ihrer Weggefährten, die für den Beschluß des Hetmanns genauso wenig übrig hatten wie sie selbst, zog sie nach Süden um vielmehr die khalandrischen Streitkräfte zu unterstützen. Da sich Barbaren und Nortraven nicht unähnlich sahen, würde ohnehin kaum ein Königreichler den Unterschied erkennen und daraus dem Norland einen Strick drehen können. Sie konnte gegen Galadon ziehen ohne ihr Heimatland zu gefährden. Wenn gleich sie auch wusste, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden konnte, so war er doch ein Mittel um das galadonische Reich zu schwächen und dem Tag näher zu bringen, an dem Galadon endgültig zerfallen würde und das Norland nach jahrhundertlanger Knechtschaft aus seinen giftigen Klauen entlassen musste.

Es dauerte einige Minuten ehe Thara das Schlachtfeld erreichte und die sich bereits stapelnden Leichen bremsten ihr Vorankommen, nicht aber ihre Wut und das Feuer in ihren Adern, das nach galadonischem Blut leckte. Sie fand ihr erstes Ziel in einem männlichen Soldaten mittleren Alters, der damit beschäftigt war seine Armbrust nachzuladen. Als er ihr Herannahen bemerkte gelang es ihm gerade noch sein Schwert zu ziehen um ihren Angriff zu parieren. Die Wucht des Schlages brachte ihn ins Straucheln und offenbarte eine fatale Lücke in seiner Deckung, die Thara zu nutzen wusste um ihre Klinge durch die Schwachstelle seiner Rüstung zu treiben. Ein Bolzen verfehlte sie um haaresbreite, fand aber sein Opfer in einem bärtigen Khalandrier hinter ihr, dessen Ziel wohl eben jene Stellungen gewesen sein mochten, aus denen der Schuß abgefeuert worden war. Die Nortravin fasste kurzer Hand den Entschluß das gescheiterte Vorhaben des Barbaren selbst in die Tat umzusetzen und eilte in geduckter Haltung und den Schild schützend vor sich haltend auf die Pavesen zu, hinter denen sich die Schützen verschanzten. Einige Bolzen prasselten gegen ihren Schild ohne aber ihren Vormarsch aufhalten zu können. Noch im Lauf sprang sie vom Boden ab und überwandt die Pavesen um die dahinter befindlichen Soldaten daran zu erinnern, dass der Fernkampf auch seine Nachteile hatte. Ihre Klinge ging in einem senkrechten Hieb auf eine junge Frau nieder für die diese Schlacht die erste war und die letzte bleiben würde. Thara fuhr herum, darauf aus dem nächsten Schützen den Gar auszumachen, doch ein gleißendes Licht am Firmament und ein darauf folgender hinabzuckender Blitz, der in Khalandrier einschlug, blendete sie. Das erste was sie wieder sehen konnte, war ein rotberobter Mann mit Glatze, der seine Hände bittend und zugleich auch fordernd gen Himmel gereckt hatte. Ein Geweihter der Vier wohl, die wissen mussten, dass sie ohne die Macht ihrer Götzen dieses Gemetzel nicht überleben würden. Wie armselig sie doch waren, diese Kreaturen, die ihre Götter um Hilfe anwinselen mussten, weil sie zu unfähig waren mit ihren Problemen allein fertig zu werden.

Gern hätte sich Thara noch weiter ihren abwertenden Gedanken hingegeben, aber ein jäher Fausthieb eines galadonischen Soldaten brachte sie wieder zurück aufs Schlachtfeld und die Abwehr eines weiteren Schlags verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit. Während die Nortravin sich auf ein waffenloses Duell mit dem Galadonier einließ, hatten weitere Barbaren die Stellung der Schützen erstürmt und ließen nicht mehr viel von ihnen übrig. „RÜCKZUG!“ vernahm sie aus der Ferne den Befehl eines Ritters und die noch stehenden galadonischen Schlachtreihen lösten sich in windeseile auf um ihr Heil in der Flucht zu suchen, verfolgt von rasenden Khalandriern, die die Galadonier nicht so einfach entkommen lassen wollten. Thara setzte ebenso dazu an sich an die Verfolgung der Flüchtlinge zu machen, aber das Wolfsgeheul der nortravischen Berserker, die den Galadoniern zur Hilfe eilten, war unüberhörbar. Es war Zeit zu verschwinden, ehe ein Nortrave sie sah und dem Hetmann zu berichten wusste, auf wessen Seite sie wirklich kämpfte.


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