Ein feuchter, merkwürdig stinkender Briefumschlag liegt auf den Stufen der heiligen Hallen zu Falkensee, hingelegt in jenem stillen Moment in dem gerade keine scheppernde Rüstung eines Wachmannes durch die Gassen schlich. Öffnet man den Brief findet man darin das zerrissene, völlig durchnässte Stück eines Kleidungsstückes, den Wissenden als einen Teil des Gehrocks von Mirella Lorenz bekannt. Wenig getrocknetes Blut säumt den rauen, abgenutzten Stoff. Eine mehrfach gerollte Nachricht ist darin eingewickelt.
An den sehr geehrten Sire Siegfried Steiner,
seine Schwester Elena,
an die Familie Gropp,
den Helden Zacharias Cana,
Verehrte Freunde und gönnerhafte Erretter in silberner Rüstung,
An alle, die dicht aneinander gedrängt in ihrer Umzäunung der eigenen Einfältigkeit und ihres Hochmutes ausharren und in die Knöchel ihres Nachbarschafes beissen, ich kann eure Sorge verstehen. Ich gebe mir sogar grösste Mühe euren Zorn nachempfinden zu können. Wie grausam es doch sein muss nicht zu wissen ob euer goldlockiges Mädchen noch lebt oder ich diesen Fetzen Stoff von ihrem toten kleinen Körper gerissen habe. Für vieles habe ich Verständnis, doch nicht für die Arroganz der Menschen, Elfen und Zwerge, welche sich anmassen über das Leben jener bestimmen zu können, welche auf den Schlachtfeldern Tares an ihrer Seite gekämpft, sie innerhalb ihrer geschützten Dörflein gegrüsst und mit ihnen freundliche Worte gewechselt haben. Zyklus um Zyklus, Tag für Tag, Jahr für Jahr steigen über den Feldern dieser Welt schwarze Rauchsäulen auf, küssen die Himmel eurer Götter. Nicht nur meine Mutter und ihre Schwestern wurden als Hexen den reinigenden Flammen zugeführt, abertausende teilen ihr Schicksal. Mit welchem Recht haltet ihr die entfachende Fackel in euren von goldenen Ringen geschmückten Händen und vorallem, erwartet ihr Mitleid, wenn eine aus den euren Reihen verschwindet?
'Und die Füchse hetzen von den Schreien der Jäger durch den Wald, Knochen brechen, Fleisch wird von spitzen Ästen und Dornsträuchern aus ihren Körpern gerissen. Und als sich der letzte der Familie bewusst wurde, dass er alleine durch das Unterholz schnellte, hält er inne. Wieso noch fliehen? Du hast spitze Zähne, scharfe Krallen und einen Sinn für Tücke und Hinterhalt. So wendet sich der Fuchs zu den Schreien der Jäger um, starrt zu den unruhigen, herbeieilenden Lichtern und versteckt sich lauernd, kauernd hinter einem Baum.'
Bin ich ein Unmensch? Ja. Bin ich ein Sadist? Vielleicht. Doch an euren Händen, den Händen des gemeinen Volkes klebt gewiss mehr Blut denn an den meinen. Darum hört meine rechtmässigen Forderungen:
Die Freilassung aller Inhaftierten der Insel, deren Anklage "Hexerei" oder "Mithilfe/Mitwissen der Hexerei" lautet.
Eine Anpassung der entsprechenden Gesetzesparagraphen, welche den Glauben an den alten Weg und die damit verbundenen Künste erlauben.
Eine Schatulle mit den edelsten Ketten, Ringen und Schmuckstücken, die eure überfüllten Bankfächer hergeben.
Zwei stattliche, gesunde Pferde.
Wie ihr dies alles bewerkstelligen wollt, ist mir egal. Die Fronten könnten klarer nicht sein, ich habe etwas in meinem Besitz, nachdem ihr euch sehnt und worüber ihr euch kaum freuen würdet, wenn es in kleinen Scheiben den Weg nach Hause zurück fände. Die Pferde und den Schmuck bringt ihr am Wandeltag, den 2. Oner zur zwanzigsten Stund an einen Ort, den ich euch noch früh genug mitteilen werde. Ich erwarte zudem eine Abschrift der neuen Gesetze.
'Als das erste Jägerspferd schnaubend an ihm vorbei stapft, prescht der Fuchs aus seinem Versteck und verbeisst sich in das saftige Hinterbein des Gauls. Folge mir, vertraue mir, kleiner Hase. Zahlreich waren sie gekommen, die bewaffneten Männer und Frauen, doch er war hier zu Hause, seine Gefilde, sein Bau. Und wer bestreitet, dass nicht der obsiegen wird, der das Schlachtfeld kennt.'
(ooc. Montag, 20 Uhr, einen taktisch gescheiten Ort werd ich noch anfügen
)