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Wie Stiche fühlt es sich an. Schlimme Stiche, von einem Dolch. Dachte das Mädchen.
Ihr rannten die Tränen über das Gesicht. Die fühlten sich heiß und brennend an. Wie Feuer, Feuer das sich in ihre Wangen brannte. Dann das Gefühl, was ihr immer und immer wieder auf den Magen schlug. Was ihr übel werden lies. Was den Fluss der Tränen nur verstärkte.
Bilder drehten sich vor ihrem inneren Auge. Gesichter, sein Gesicht. Mein Vater. Sein lächeln, sein blick der ihr warm werden lies. Noch vor einigen Wochen hatte er sie immer so angelächelt. Wie sehr sie sich damals immer freute ihn zu sehen. Wenn er endlich mit der Arbeit fertig war und mit ihr spielen wollte.
Sie suchte tief in ihrem inneren verzweifelt nach diesem Gefühl. Geborgenheit. Aber es war nicht da. Die Erinnerungen an sein lächeln und seine Worte waren schwach und die wurden schwächer.
Das Mädchen musste an ihren Traum denken. Ein langer breiter Weg, von Bäumen und Sträuchern eingefasst. Alles blühte und es schein ihr als konnte sie den duft der Pflanzen riechen. Er ging neben ihr und lächelte ihr zu, doch seine schritte wurden schneller. Immer schneller bis sie nicht mehr mithalten konnte. Sie schrie, doch er drehte sich nicht um. Er ging diesen weg und schien sich immer mehr von ihr zu entfernen.
Mit jedem schritt den er sich entfernte schein es auch dunkler zu werden. Die Farbenpracht der Pflanzen versiegte und zurück blieben nur graue Blüten. Das Kind fiel auf die Knie. Sie hörte sich schluchzten und spürte wieder die Tränen. Alles um sie herum war grau, nur seine Kleidung trug noch Farbe. Während er immer weiter weg schritt.
Dann hielt er plötzlich inne und blickte zur Seite. Da kam die blonde Frau und nahm lächelnd seine hand. So schritten sie weiter, Hand in Hand.
In dem Mädchen stiegen brennende flammen der Eifersucht auf, als sie ihr lächelndes Gesicht vor den Augen hatte. Wie scharfe Messerstiche prasselten sie auf das Kind nieder und schienen sie von innen zu verzehren. Bis nur noch die kleine leblose Hülle blieb.
Sie griff sich an die Brust und krallte die Hand in ihr Hemd. Es fühlt sich fast so an, wie das was ihr der Alp zeigte. Wie Läutern fühlt es sich an. Läutern von innen.
Warum verzehrte sie sich so nach seiner Aufmerksamkeit? Nach diesem Gefühl was sie in all den Jahren ihres kurzen Lebens nicht gekannt hatte. Dem Gefühl was er ihr gezeigt hatte.
Geborgenheit, Schutz, Ruhe, Liebe? Warum tat Liebe so weh? Warum war er nicht mehr der Vater den sie kannte? Nur wegen der blonden Frau? Nur weil er diese Frau liebte?
Aber sie war seine Tochter! Sie war zuerst da gewesen! Wie konnte es sein das er sie wegen dieser Frau einfach vergaß?
Er beachtete sie kaum mehr. Er nahm sie nicht mehr in den Arm. Er kam nicht mehr und suchte sie um etwas zu spielen. Wenn er kam, dann war sie an seiner Seite. Und nur sie wollte er im Arm halten. Nur sie wollte er anlächeln und nur bei ihr wollte er sein. Dachte sie und sah sich immer wieder abseits von den beiden stehen. Sah sich wie sie verbittert zu den scherzen lachte die sie nicht verstand. Wie sie lächelte und sagte es wäre alles in Ordnung. Nur damit sie nicht weggeschickt wurde.
War sie jetzt auch für ihn nur ein Kind? Ein Kind unter vielen? Von denen es auch noch viele geben würde? War sie ersetzbar?
Sie hatte nicht den Mut ihn all das zu fragen. Er würde nur Unsinn sagen und alles abstreiten. Aber antworten würde er ihr nicht.
Die beiden schritten den weg weiter, Hand in Hand. Und die grauen Blumen und der graue Himmel wurden langsam schwarz.
Unendliche Dunkelheit schloss sich um die kleine wimmernde Gestalt.
Sie war wieder allein.
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