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Der Bär und der Löwe
Und so begab es sich, dass der König der Tiere, wie der Löwe sich vorallem selbst zu nennen pflegte, einst ins Gebirge kam.
Die flachen Steppen und lichten Wälder seiner Heimat waren lange hinter ihm zurueckgeblieben, und so waren seine Beine müde von der langen Reise. Eine dunkle Höhle versprach Schutz vor Wind und Wetter, also trat er ein.
Leuchtende Augen in der Dunkelheit jedoch kündeten von einem anderen Bewohner und bald schon schritt ein mächtiger Bär mit tiefem Brummen aus den Schatten der Höhle.
"Was willst du Fremder, hier in meinem Heim? Warum störst du meinen Schlaf" So hallte die Stimme des Bären durch die Höhle.
"Ich suche Ruhe von meiner Reise, Du sollst mir dein Heim geben, denn ich herrsche über die Tiere der Steppen, der Wüsten und der Wälder. So soll ich auch hier herrschen, denn kein Tier kommt mir gleich."
Er brüllte und zeigte seine langen Krallen. Lang, da er sie kaum an den Knochen seiner Feinde gewetzt hatte. Er war faul und fett geworden, denn niemand wagte gegen ihn anzutreten. Sogar sein tägliches Fleisch wurde ihm von anderen gejagd.
Die starken Pranken des Bären hingegen schlugen den hochmütigen Eindringling in die Flucht, denn das Leben im Gebirge war hart, und hatte den Bären stark gemacht.
Grade wollte er sich zurück in die tiefen Schatten der Höhle begeben, da flatterte eine Taube hinein, die den Kampf von draussen beobachtet hatte. Sie gurrte aufgeregt: "Der Löwe ist dem Bären unterlegen, ein neuer König herrscht unter den Tieren!"
Da wandte sich der Bär um, packte die Taube, und fraß sie.
Wie der Löwe wollte er nie werden.
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