Ein junger Mann mit blonden Haaren, die er zu einem schlichten Zopf im Nacken zusammengefasst hatte, saß auf einem Stamm im Wald nahe Falkensee. Ein Feuer vor ihm entfacht, der Geruch von verbrannten Fisch hing noch in der Luft und dessen Ursache, eben jene verbrannten Fischstücke, lag, noch etwas vor sich her dampfend, hinter ihm im Schnee. Eine Schande eigentlich, dass gerade die zwei Fische, die er mühselig aus dem nicht gerade fischreichen See dieser Stadt gezogen hatte, so in ihre ewigen Jagd- oder eher Angelgründe gegangen waren, aber seine Gedanken hatten ihn zu sehr abgelenkt.

Hachja - der Grund für die Gedanken war es auch wieder wert, dachte er sich mit einem etwas verliebt-dümmlichen Grinsen und rieb sich das Kinn mit dem gepflegten und gestutzten Kinnbart.
Nun gut, wenn er eben keinen gegrillten Fisch anbieten kann, dann sollte es zumindest was anderes sein, was ihr schmeicheln soll - ein Gedicht vielleicht! Genug Geld um den Barden zu bezahlen, den er gestern traf, hatte er leider derzeit nicht, nachdem er bei diesem jungen Kerl namens Mahelar einen Grossteil seiner Dukaten gelassen hatte, also musste die eigene Kreativität herhalten.
Flugs zog er eine metallene Feder sowie ein kleines Tintenfass aus seiner Tasche samt einem etwas knittrigen Stück Papier, welches er auf seinen Schoß ausbreitet.
Nachdenklich sah er nun hinauf in den Morsanshimmel, der mit seinen dicken, grauen Wolken nur wenig Inspiration bot.

"Saria.... oh Saria.... " begann er säuselnd und wedelte mit der metallenen Feder herum wie mit dem Taktstock eines Dirigenten, stockte dann und sah mit nachdenklich gespitzten Lippen hinab auf das Papier - was, bei Vitama, reimte sich bloss auf 'Saria' und passte zu einem Gedicht, um ihr entsprechend schmeicheln zu können?
Er konnte aus wenigen Zutaten ein ganzes Menü zaubern, er konnte aus Tomaten Rosen schneiden oder aus einem Rettich eine Lilienblüte. Er konnte Plätzchen in Herzform backen oder Kuchen mittels Sahne mit Liebesschwüren versehen, wusste, welche Nahrungsmittel vitamisierend wirkten, aber beim Dichten versagte seine Phantasie auf wirklich jämmerliche Art und Weise.

Na gut - er packte die Schreibsachen schweren Herzens wieder ein und griff zu seiner Angel, die neben ihm am Stamm lehnte. Musste er also wieder die nächsten Zyklen in der Kälte stehen und warten bis ein Fisch anbiss, aus dem er ein hoffentlich gelungenes Mahl zaubern konnte.

Also gut - ihr Vorname war ein Zungenbrecher, zugegeben. Firyarlain Kirschblüte... er beliess es bei einem schlichten "Fräulein Kirschblüte", so konnte man zumindest vorheucheln, man würde sie aus lauter Respekt nicht mit dem Vornamen ansprechen wollen.
Oh doch, Respekt hatte er! Keine Frage. Eine Elfe, noch dazu von solch einer vollendeten Schönheit. Haar, was wie das dunkle Holz der Endophalis schimmerte, Haut, so hell und eben wie die der Statue der Vitama im Haupttempel zu Draconis, wo bekanntermassen schon manch' ein Mann sein Herz verloren hatte und fast wäre es auch um ihn geschehen gewesen, hätte er nicht solch eine entzückende Begleitung - eine junge Schneiderin mit Wangen, die denen zarter Apfelblüten im Vitama glichen - an seiner Seite gehabt.
Statue hin oder her - sie, die Elfe, war real. Allein ihrer Stimme Klang reichte aus, um ihm ein versonnenes Lächeln nach dem anderen zu entlocken.
Oh, und nicht zu vergessen die Passion, die beide teilten - das Kochen. Perfekter ging es doch gar nicht mehr! Er sah sich schon mit ihr in der Küche des Seiltänzers stehen, scherzend, lachend.. nein, sie lächelte damenhaft-anständig in ihrer Anmut und natürlichen Erhabenheit, keine Frage! Dann regelmässige Angelausflüge, so wie heute auf der Brücke zum Hochelfenviertel - er hing an ihren Lippen und genoss es von der Süsse ihrer Worte gleich dem samtigdunkel-schimmernden Ahornsirup schier gefesselt zu werden.
Hach, gefesselt - er würde vor ihr auf die Knie fallen und ihr ewige Treue schwören... ewig ihr sein, ihr Eigentum, mochte diese elfische Schönheit mit der Haut gleich zarter Sahne mit ihm doch anstellen was sie wollte, solange ihre verlockenden Worte nur ihm gelten mögen!

Ein breites, verliebtes Grinsen huschte über seine Züge....

Aber nun musste er rasch die Fische entschuppen, die Flossen und den Kopf abschneiden, ausnehmen, filetieren und schmackhaft zubereiten - immerhin galt es sich ja mit der nicht minder bezaubernden Saria zu treffen, ihr ein köstliches Fischgericht servieren zu können... und das noch in den heissen Quellen!

Irgendwie war er hier im Paradies gelandet...

Varinja von Silberstein - ein verzücktes Lächeln überzog seine Lippen. Das war mal ein wahrlich ganz anderes Kaliber nach all der Zeit, die er nicht mehr in der Küche des Fürstenhofes zu Ossian verbracht und dort heimlichen Kontakt zu den jungen Damen des Hofes gepflegt hatte. Von adeligen Geblüt also - da galt es wirklich alle Geschütze der hohen Kunst der niveauvollen Verführung aufzufahren!
Da konnte er ihr nicht einen schnöden Holzring an den Finger stecken und ihr ewige Treue schwören. Auch reichte kein liebevoll zubereiteter Fisch und ein Bad in den heissen Quellen - mal davon abgesehen, dass sich so ein Vorschlag ihr gegenüber auch ganz und gar nicht schickte.
Erstmal etwas unverfängliche Konversation, vorsichtig sich vorantasten, dabei Niveau und Bildung zeigen - beides hatte er ja zum Glück. Kleine, aber wertvolle Geschenke, wobei es da schon die ersten Schwierigkeiten gab, fehlte es ihm dummerweise immer noch an Arbeit. Aber gut, solange mussten Worte erst einmal reichen.

Adelige Frauen - man könnte plump behaupten, dass sich da allesamt gleichen, doch er wusste aus Erfahrung nur zu gut, dass es nicht stimmte.
Erst einmal das Alter - die älteren sind weniger anspruchsvoll in ihrer Wahl, denn meist reicht es, dass der Liebhaber jung und vital ist und stets die passenden, schmeichelnden Worte parat hat, die jedoch nie zu plump und nie übertrieben sein dürfen. Einer Fünfzigjährigen konnte man eben nichts mehr über pfirsichgleicher Haut vorlügen...
Jüngere dagegen haben oftmals eine geheime Vorliebe für verwegene Abenteuer, nicht selten brechen sie auch gerne aus dem goldenen Käfig aus, um was von der Welt zu sehen, Erfahrungen in jeglicher Hinsicht zu sammeln, ehe sie reumütig und/oder mittellos in den Schoß der Familie zurückkehren.
Dann muss man auch noch unterscheiden von welchem Stand sie nun genau sind - Sprösslinge des niederen Adels sind meist weniger verzogen als die des höheren und die vom Lande sind eh meist naiver, als die, die in einer Stadt aufwuchsen.

Nun gut - es galt sich bei ihr erstmal vorsichtig ranzutasten und abzuwarten, ob sie ihm irgendwelche heimlichen, unbewussten Signale übermittelte. Dann konnte er einen Schritt weiter gehen.
Geduld also, dachte er bei sich und betrachtete den Holzring in seiner Hand, zuvor galt es eh das bezaubernde Fräulein Kirschblüte und natürlich die entzückende Saria aufzusuchen...