|
Die Taverne, ein reges Treiben. Bedächtig tritt sie ein. Ihr Blick wandert über die Menschen. Ritter, die meisten – Viele Gesichter bekannt, einige vertraut, andere dunkel. Wie sonderbar – die Lippen aller bewegen sich doch kein Laut dringt herüber. Eine schwarze Gestallt, nur aus dem Augenwinkel zu sehn. Als sie jedoch ruckartig den kopf in die Richtung wendet ist sie weg. Dort, in der Ecke des Raumes. Ein Bannerrist, er flüstert dem dunkel Gerobten etwas zu. Schnell tritt sie vor, hinzu der beiden, jemand der vorbei geht, verdeckt kurz die sicht. Die Ecke ist leer. Suchend sieht sie umher. Da steht er, ein Dolch blitzt auf, direkt neben Elena Steiner. Rufen will sie, sie warnen. Ihre Kehle ist wie zugeschnürt, sie öffnet die Lippen doch kein Wort ist zu hören. Ein Keuchen, nicht ihres, nein jenes der Elena Steiner. Blut – Blut rinnt aus der Halse der Frau Steiner. Sie selbst will los stürmen, will das Schwert ziehen, es ist nicht an ihrem Gurt und sie kann sich nicht vom Flecke rühren. Sie streckt die Hände aus, fast scheint es als könnte sie den Arm des Gerobten ergreifen, nur ein Stück noch. Es reicht nicht, sie kann ihn nicht erreichen. Der Gerobte, er lächelt zu ihr. Tobend, verzweifelt will sie schreien, keinen Ton bringt sie hervor und die blutende sackt langsam zusammen. Der Angreifer, er streicht seine Kapuze zurück. Ein Mann – es ist Harlas. Sein Gesicht ist durch ein grausames grinsen verzerrt und er spricht mit rauer Stimme: „Ich weiß es - ich weiß alles.“. Sie erstarrt, wagt es nicht mehr sich zu regen. Sie weiß. Elena Steiner ist tot – sie weiß es einfach.
Eine Welle aus Angst, Wut und Trauer überkommt sie und lässt sie zusammensinken, ehe ein seltsam tauber Nebel alles überdeckt.
„Ehre“, leise ertönt die Stimme ihres alten Lehrmeisters in der Dunkelheit.
„Mut“, erklingt es etwas lauter.
„TAPFERKEIT“, durchdringend hallt es wider.
Schwer legt sich eine warme Hand auf ihre Schulter.
„Sei Tapfer“. Die altbekannte Stimme verklingt und Kälte umhüllt sie.
Mauern, blanker Stein, Gitter. Ein Licht, glimmend kommt auf sie zu, langsamer werdend…
Es scheint nichts Gutes zu verheißen. Plötzlich ein heißer Schmerz. Rotglühend, dampfend schmelzt sich, schneidet sich eine Klinge in ihre Brust, Blut rinnt, verdampft und die Haut schlägt Blasen. Die Hand, die sie führt, verschwommen und unklar zu erkennen – wieder ist es die dunkle Gestallt, das Gesicht im Schatten der Kapuze verborgen. Sie beißt die Zähne aufeinander. Tapferkeit. Der Schmerz scheint sich mehr und mehr in sie zu fressen – sie zu verbrennen. Ein Schrei. Ein Schrei aus ihrem Munde.
*Letalis hatte wirklich geschrieen. Laut und durchdringend hallte der Schrei im Hause wider und sie riss die Augen auf. Schweiß rann ihr die Stirn herab und sie zitterte am ganzen Leibe. Starke Arme umfingen sie und schlossen sich beschützend und beruhigend.*
|