Estwicks Herz raste. Er hasste sich. Nein, er hasste seine Gefühle. War er nur so ein Narr, sich in solch eine Frau zu vergucken? Eine Frau, von der er nur bemerkt hatte, dass sie voller Egoismus war, sich immer nur für ihr eigenes Wohl interessierte. Außer jemand hatte eine Verletzung, dann war sie auch zur Stelle. Aber das zählte doch nicht. Was war nur in ihn gefahren, sich so an diese Frau heranzuschmeissen. Sie hatte ihm von der ersten Sekunde zu verstehen gegeben, dass Sie nichts von ihm wollte und dennoch war er ihr hinterhergerannt wie ein kleiner Welpe, der seit Tagen nichts gegessen hatte.

Lange lief er durch den Wald, die Zyklen zogen dahin, aus Dunkel wurde Hell, aus Hell wurde Dunkel. Im Wald war es still, zu still. Die Ruhe vor dem Sturm ?
Seine Hand ballte sich zur Faust, sein Gesicht wurde rot. In ihm stieg die Wut und der Hass auf. Er wollte keine Fehler mehr machen, er wollte gewinnen. Er wollte der Gewinner sein.

Bellen!

Was zur Hölle? Er wandte sich herum. Durch die Sträucher eilte ein Wolf. Grau das Fell, die Augen zornig, der Mund voller Schaum. Instinktiv griff er nach dem Bogen, den er von ihr bekommen hatte. Er legt einen Pfeil in die Sehne, visierte den Wolf an und wunderte sich, warum er den Pfeil nicht auf seinen Weg schickte.

Soll ich meine Wut in einem Pfeil entladen und mich dem Wolf unfair gegenüber verhalten ? Er kämpft mit seinem Körper, mit seinen Vorraussetzungen! Ich kämpfe mit Rüstung und Bogen.
Eine Schlacht zwischen Wolf und Mensch, Tier gegen Mensch.
Er schmiss den Bogen fort, noch war der Wolf gut 50 Schritte entfernt. Er zog sofort die Schnallen seiner Rüstung auf und sie glitt an ihm hinab. Sein schwitzender Oberkörper glänzte im Sonnenlicht. Immer schneller kam der Wolf, der Gefahr sich bewusst duckte er sich ein wenig und ging in Angriffsposition.

10 Schritte...
9 Schritte...

Er machte sich bereit, dem Wolf seinen Fuß entgegen zu schmettern. Der Wolf setzte an, ein Sprung, sein Fuß flog durch die Luft und verfehlte sein Ziel, er verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Kurz darauf befand sich der Wolf über ihm, die Krallen bohrten sich in seinen Oberkörper, das Maul senkte sich herab. Seine Hände griffen unterhalb des Wolfes in den Hals und er drückt den Wolf nach oben. Sein Gesicht verzog sich, der Schmerz durchfuhr seinen Oberkörper immer mehr. Mit einem lauten Brüllen schmiss er den Wolf von sich und versuchte selber aufzustehen. Der Wolf preschte erneut auf ihn zu, gekonnt wich er aus und versuchte ihm einen Tritt auf den Kopf zu verpassen, was ihm nicht gelang. Wieder setzte der Wolf zu einem neuen Anlauf an und stürzte dann mit seinem ganzen Körper gegen ihn.
Doch diesmal fiel er nicht um, seine Hand krallte sich in den Nacken des Tieres und schleuderte ihn dann mit voller Wucht gegen den nächsten Baum. Lautes Jaulen, dann wieder knurren und bellen. Erneut stürzte der Wolf auf ihn zu, er holte aus und diesmal traf der Tritt. Mit lauten Krachen zertrümmerte er das Gebiss des Wolfes, der Schaum im Mund wich und wurde durch Blut ersetzt. Lautes Jaulen durchfuhr die Stille des Waldes. Der weisse Schnee färbte sich blutrot. Estwick rappelte sich wieder auf, der Wolf stand einige Meter von ihm entfernt. Mit einem Schrei warf er sich auf den Wolf und begrub ihn dann unter sich.
Doch er hatten den Wolf unterschätzt. Dieser stemmte sich mit aller Kraft dagegen und warf Estwick ab. Er fiel auf den Boden, ein Aufknallen mit dem Hinterkopf und eher er sich aufrappeln konnte befand sich der Wolf über ihm, grub eine Kralle nach der anderen in seinen Oberkörper. Estwick schrie auf, drückte mit seiner Hand gegen den Kopf des Wolfes und wollte ihn wegschieben.
Sein Oberkörper, inzwischen blutrot gefärbt spannte sich an, er nahm alle Kraft zusammen, packte nach dem Kopf des Wolfes und schmiss ihn von sich. Mit lautem Krachen fiel dieser mit dem Kopf gegen den nächsten Baum, eher durch Zufall durchstieß den Wolf ein großer Ast und der Wolf jaulte noch ein paar mal Laut auf. Danach hang er leblos am Ast hinab.
Keuchend stand Estwick auf, wankend auf den Beinen. Über seinen Oberkörper lief Blut hinab, nur schwer bekam er Luft. Er stapfte keuchend in die Richtung, wo er seinen Bogen vermutete.
Dann langsam wurde ihm schwarz vor Augen, seine Hand tastete noch nach seinem Hinterkopf, kein Blut fühlte er...
dann fiel er regungslos mit dem blutigen Oberkörper vorweg in den Schnee. Ehe es schwarz wurde dachte er noch an eine Frau... mit dem langen roten Haar...
wofür hatte er jetzt gekämpft ? Um sie zu vergessen ?

Ein einsamer Wanderer schritt mit seiner Mähre durch die Wälder und hörte von ferne Geräusche wie von Kampf. Doch achtete er dieser wenig, sondern entschwand in die Ferne.