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 Betreff des Beitrags: Die verlorenen Brüder
BeitragVerfasst: 26.04.06, 15:41 
Altratler
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In der nortravischen Sage findet sich gerade in Dornwald und den umliegenden Wälder noch die Geschichte der drei Brüder Thorganson. Als Begleiter, in mancher Auge auch Helden derer Schlacht, welche am Orkpass die einfallenden Barbaren wieder in die khalandrische Steppe zurückschlug.

In den Gesängen und Gedichten der nordischen Skalden klangen die Namen der drei Brüder Torben, Bartag und Kelthiel selbst noch über viele Winter hinweg über den Orkpass. Wohl durch diesen Umstand begünstigt, verbreitete sich allmählich wieder ein fast vergessenes Gleichnis unter den khalandrischen Stämmen, umgemünzt als Gegensang zu den Stimmen des Nordens.

Die ursprüngliche Geschichte, welche dabei fast in Vergessenheit geraten war, beginnt in einer stürmischen Nacht, in einer kleinen, ungenannten Grimthursensiedlung Khalandras. Hier erblickten drei gesunde Söhne des stammesführenden Ulfhetnars das Licht der Welt, sich nahezu in jeder Hautpore gleichend. Der Vater, voller Stolz auf die drei Söhne, ließ diese noch in der selben Nacht im Zeichen Bearúns weihen, aufdass sie zu starken und ehrenhaften Kriegern heranwüchsen. Der Mutter wird auferlegt, die Kinder zu hüten und zu umsorgen, bis zu dem Tage hin, wo jene mit eigener Hand das Schwert des Vaters zu halten vermögen.

Es vergingen einige Wochen voller mütterlicher Liebe für die drei Söhne. Doch Tag für Tag zeigte sich umso mehr, dass in den Kindern - so sehr sie sich an Haar, Augen und jedweder Äußerlichkeit auch glichen - doch weitaus unterschiedlichere Seelen ruhten. So war der Drittgeborene verträumt und anspruchslos. Seinen hölzernen Spielring ließ er gegen kein anderes Spielzeug einzutauschen, ließ jene neuen Dinge stets unangetastet. Der Zweitgeborene nahm dagegen auch diese an, aufmerksam und neugierig. Der Erstgeborene zerbrach dagegen unter sorgenvollen Blick seiner Eltern jedes der Hölzer, begleitet von jämmerlichem Geschrei.


Zuletzt geändert von Gilfjur: 26.04.06, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 23.10.06, 17:34 
Altratler
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So gingen die Winter dahin und die drei Söhne wuchsen zu stattlichen Jungen heran. Und schließlich kam der Tag, an dem die drei ihre ersten Schwerter erhielten, die von gleicher Güte und mit ebenso gleichen, fein verzierten Gurten und Scheiden waren. An jenem Tag ward die Mutter von ihren Pflichten befreit, und es war nun des stolzen Vaters Wunsch und Aufgabe, die Söhne nach seinem Bild zu formen und in der Kampfkunst zu unterweisen. Doch Hieb für Hieb zeigte sich nun auch ihm, dass in den Jungen - so sehr sie sich an Haar, Augen und jedweder Äußerlichkeit auch noch glichen - doch unterschiedliche Seelen dahingewachsen waren. So war der Drittgeborene verträumt und anspruchslos. Tagein und tagaus schliff und schärfte er sein Schwert, aufdass es immer blank und sauber war, und nie zerbrechen sollte. Der Zweitgeborene dagegen nahm auch andere Waffen an, aufmerksam und neugierig, um auch diese zu erproben. Der Erstgeborene zerbrach dagegen ein jedes Schwert, jegliche Axt und sonstige Waffe nach der anderen im Kampfesrausch, begleitet von unmenschlichem Gebrüll.

Der Vater sah dieses mit Besorgnis, hatte er doch alle drei unter Bearúns Augen gezeichnet und aller drei je gleich gedacht - und nun war es allein sein Erster, der sein Herz mit Stolz erfüllte und ihm aus der Seele sprach. Und als der geweihte Tag kam, an dem die Jungen ins Männeralter erwachsen sollten, sprach er zu seinem Stamm und seinen Söhnen: "Seht her, dies sind meine Söhne, vom meinem Blute, welche mir die Götter schenkten. Doch heute werden die Götter entscheiden, welcher von ihnen meine Stelle einnehmen wird - mein wahrer Sohn und euer neuer Führer!". So schnürte er ein rotes Band an den Schwertknauf des Erstgeborenen, zwei an den des Zweiten, drei gab er an den Dritten, und als er sein Schwert mit einem Schrei gen Himmel schnellen ließ, klirrten im Kreise der gesammelten Grimthursen die Klingeneisen der drei Brüder bereits aufeinander. Ein heftiger Kampf entbrannte, trockene Erde wirbelte in dunstigen Wolken auf, während der rotbraune Staub sich über die nur knapp mit Fellschürzen bedeckten Körper der drei Brüder legte. Immer wieder stießen im Zuge des lauten Kampfes Lichtblitze aus dem Dunst hervor, als sich Klingen kreuzten und das grelle Licht der hochstehenden Sonne in sich widerspiegelten - bis eine der Klingen brach. In die Unordnung kehrte mit einem Male wieder Ruhe ein und der feine Staub, der den Umstehenden bereits in Augen und Nase stach, legte sich. Langsam gab er den Blick auf einen der jungen Männer frei, der nun auf den Knien saß, zitternd, in sich gekrümmt, das gebrochene Schwert der drei Bänder vor sich am Boden. Blut lief ihm durch das Gesicht, aus Augen und Mundwinkeln, sammelte sich träge am Kinn und tropfte von dort langsam nieder, ehe der Körper des jungen Mannes zur Seite sank. In diesem Moment knickte wie von unsichtbarer Hand gezogen auch der Zweite ein - ohne jeglichen Laut; ohne erkennbaren Ausdruck von Schmerz, Erstaunen oder Erlösung, schlug sein Gesicht auf dem ausgemergelten Boden auf. Inmitten dieser beiden stand noch einer und ein langer Augenblick verging, ehe dieser sich seinem Vater zuwandte und diesem mit einem vor Staub krächzenden Schrei des Triumphes das Schwert mit dem einen Band entgegenhielt.


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