Es war spät, als sie am Ende des Tages erschöpft die Tür zu ihrem Turm aufschloss, so von Müdigkeit zersetzt, dass sie die verstreuten Dukaten auf der anderen Seite des Tresens nicht zur Kenntnis nahm. Erst als Cendaric sie auf das Durcheinander aufmerksam machte, nahm sie Notiz davon um im ersten Moment prompt die Falschen zu Verdächtigen.
Hali legte keinen Wert auf Geld und hatte allem entsagt, was über das Nötigste hinaus ging. Es war unwahrscheinlich, dass er aus Langweile ihre Münzen durch die Gegend schnippte.
Ihr Vater war zum Einen zu beschäftigt für solchen Unfug und zum anderen hatte er es längst nicht mehr nötig sich bei anderen durch umherschwirrende Goldmünzen zu profilieren.
Der Rest, der einen Schlüssel zu ihrem Turm hatte war in der Hinsicht vertrauenswürdig.
Da blieben ja nur noch Einbrecher, die sich an ihrem Vermögen vergriffen.
Ihr Blick wanderte prüfend durch den Raum, wo die Diebe ihre Spuren hinterlassen hatten. Eine oberflächliche Bestandsaufnahme ergab das Fehlen von ca. 10 000 Dukaten sowie einiger Pergamente. Ein vertretbarer Betrag im Vergleich zu dem was Louis bei seinem Einbruch vor mehren Monaten hatte mitgehen lassen. Louis ... sie würde ihn an einen Gefallen erinnern müssen, aber wer wusste schon, ob er nicht selbst beteiligt war oder seine Hand über seine Schützlinge hielt.
"Das sie das Katzenvieh nicht abgeschreckt hat?" vernahm sie hinter sich Cendarics Stimme, der argwöhnisch die sehnige Klippkatze beäugte, die meistens zwischen dem oberen und unteren Geschoß herumpendelte, und die sie mit ihren Fähigkeiten darauf eingeschworen hatte bloß nie etwas von Fremden zu fressen. Die Katze sah ihr jedenfalls nicht danach aus, als wäre sie außer Gefecht gesetzt worden. Vermutlich hatten die Einbrecher sie ignoriert und im Gegenzug hatte das Tier dann einfach resigniert. Wer wusste schon, wie Tiere denken und ob sie das Eingebläute in den entsprechenden Situationen umsetzten.
Das in ihre Katze kein Vertrauen zu setzen war, damit konnte sie sich abfinden. Was ihr aber mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass der Schutzzauber
(Klick mich), den sie mit ihresgleichen auf den Turm gelegt hatte, dringend Nachfrischung bedurfte.
Mit dem Verlust der Dukaten konnte sie leben, aber sie würde es nicht hinnehmen, das irgendwelche Spitzbuben unerlaubt in ihr Heim eindrangen und in ihren Sachen schnüffelten. Wenn sie nicht auf normalem Wege in Erfahrung bringen konnte, wer da ihre Privatsphäre nicht respektierte, dann würde sie es auf der magischen Ebene versuchen. Und wenn sie es herausfinden würde, dann würde sie dafür sorgen, dass das Bild an ihrer Haustür, dass ihren Vater den Hochmagier mit der Aufschrift "Hier wache ich!" zeigte, keine leere Drohung war.
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„Probleme können nicht von den Personen gelöst werden, die diese erst verursacht haben.“