Da war er wieder, der Geruch nach einem Weibchen, der die Aufmerksamkeit des stattlichen Trolls auf sich zog. Er reckte die feucht glänzende Schweinenase, die in dem grobschlächtigen Gesicht unglaublich deplatziert wirkte, in die Luft und erschnüffelte die Richtung aus der der verheißungsvolle Duft von Nachkommen strömte. Trollweibchen waren selten geworden. Nicht, dass es wirklich jemals viele von ihnen gab, aber seit dem Krieg gegen die Oger war ihre Zahl erheblich dezimiert worden. Auch wenn er vieles nicht wusste, aber er wusste, dass seine Sippe Nachwuchs dringend benötigte. Vielleicht war es auch kein Wissen, sondern nur der archaische Fortpflanzungstrieb, der den Weg des Ungetüms über die knarzende Brücke führte.

Zwei Gestalten wandten dem Troll ihre weniger freudig überraschten Gesichter zu und betrachteten die gut 3 Schritt große Kreatur, die mit einem abgetrennten Ogerbein auf sie zu hielt.

Er verharrte, nahm erneut Witterung auf und lokalisierte das Objekt seiner Begierde. Zugegeben, das Weibchen, das dieses betörende Aroma verströmte, sah seltsam aus. Zu klein, zu zierlichzu haarig und doch irgendwie zu wenig haarig und es schwang sich gerade auf eines dieser Wesen mit vier Beinen, welche bei den Trollen als Delikatesse bekannt waren. Doch was tat sie da? Anstatt sich zu freuen, dass ein strammer Trollbulle sie auserkoren hatte, floh sie. Es war ja üblich, dass Trollweibchen gerne umworben wurden, aber zu solchen Zeiten, wo jede Kraftanstrengung dem Kampf gegen die Oger gelten musste, hatte er kein Verständnis für solche Spielereien.

Eine Kraftanstrengung war genau jetzt erforderlich. Sein potentielles Weibchen wollte, dass er sie verfolgte. Aber da stand diese mickrige Kreatur im Weg und schrie regelrecht danach beseitigt zu werden. Er lies das Ogerbein fallen und unternahm einen schnellen Umwalzsprint gegen den Menschen, der samt seiner schweren Rüstung scheppernd zu Boden ging, ihm aber dabei sein Schwert ein Stück durch die dicke ledrige Haut treib. Es war nicht mehr als der Stich einer Wespe in den Hintern eines Elefanten, aber es reichte aus um den Troll in Raserei zu versetzen. So schwang er die mannsgroße Axt mit einem, im Torhaus des Walles widerhallenden Brüllen, von oben herab gegen den unbeholfen daliegenden Mann.

Die Waffe hätte den Menschen zwei geteilt, wäre da nicht wieder das Weibchen auf dem Vierbeiner gewesen, das ihm einen Speer in die schutzlos offen liegende Brust jagte und somit den Schlag abfeilschte, dass die Axt um haaresbreite sein Ziel verfehlte und sich stattdessen, eine tiefe Kerbe hinterlassend, in den Boden grub. Ein weiterer dazu gekommener Mensch attackierte seine ungeschützte Flanke und sein Schwert fraß sich in den Leib des unkoordiniert um sich schlagenden Trolls. Die Genugtuung eines der garstigen Wesen mit den Pranken erwischt zu haben hielt nicht lange an, da bohrte sich auch schon von hinten etwas Spitzes in sein Genick und lies ihn vorn über sinken. So war das alles nicht geplant gewesen.

Er spürte, wie das Leben mit jedem Herzschlag mehr aus ihm ran, wie ihn seine Kräfte verließen. Gedämpfte, immer leiser werdende Laute der Menschen begleiteten das Ableben des Trolls. Ein letztes Aufbegehren, ein letztes Vorschnellen seiner Hand, die das Ziel hatte einen der Männer zu zerquetschen, dann verloren sich die runden Glubschaugen des Trolls in der glanzlosen Leere des Todes.