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Sie rutschte an der rauhen, kalten Kellerwand gelehnt langsam hinab zu Boden, ein mattes Deuten hinüber zu der kleinen Kerze an ihrer Seite, die dann nur langsam sich an ihrem Docht entflammen liess.
Dummes Kind! Das war die Gelegenheit und du wirfst sie weg.
Sie verzog ihre Miene - der hatte ihr auch noch gefehlt!
Es hatte recht harmlos begonnen - mit Jabin sass sie auf eine der Bänke am Markt, eine Ausruferin liess verlauten, dass im Lehen Brandenstein ein Hafenvogt gewählt werden solle, der künftig die Geschicke der Siedlung lenken sollte. Sie beiden scherzten auf ihre Art und machten sich dann auf den Weg Richtung Brandenstein - einfach vorbeischauen, sich zur Wahl aufstellen oder gleich behaupten, sie wären die perfekten Vögte und sehen, ob sich was draus machen liesse. Unterwegs klagte Jabin über seine Altersleiden und sie empfahl ihm noch eine Windgeist, der ihm vielleicht die müden Knochen etwas munterer machen könnte, ehe dann tatsächlich Wind aufkam und wenig später eine Windhose die beiden verschluckte und mit sich riss.
Sie kamen zu sich - eine lange Halle, auf deren Boden Blutlachen, in denen gehäutete Tiere lagen, aber auch unermessliche und funkelnde Schätze lagen, in einem Käfig eine tanzende Elfe, während sie den pochenden Laut der Trommeln vernahmen. Jabin und sie sahen sich um, schauten verwundert zu der steinernen Tafel mit den dort speisenden Orken und am Ende der Halle stand auf einem steinernen Podest ein Thron aus Knochen, neben ihm an einer Kette wiederum ein pferdegrosser Wolf mit zwei Köpfen, der geifernd zu den beiden Menschen sah.
Ehe sie sich versahen erschien er vor ihnen - äusserlich ein Mensch zwar, doch seine Augen leuchteten, die Kleidung ungewöhnlich elegant für diesen Ort und von der Statur her durchaus recht ansehnlich.
Macht wollte er - Ber'glum - ihnen beiden anbieten, doch den Preis für ihren ersten Wunsch, den er ihnen nannte, war ihnen dann doch zu hoch. Jabin mochte seine Kräfte nicht hergeben und sie wiederum - bei aller Liebe zur Macht - nicht die Freude am Leben. Wie sonst könnte sie diese Macht zufrieden auskosten, ohne daran Freude zu empfinden?
Ein neuer Wunsch - mehr Macht über die Geister wünschten sie sich, doch erneut verlangte er, der Gott der Orken, einen Preis, den beide nicht gewillt waren zu zahlen - der Tod des jeweils anderen. Sicher, wäre es nicht Jabin gewesen, sondern irgendein anderer, hätte sie wohl kaum gezögert, aber den Alten mochte sie mittlerweile schon zu sehr, als dass sie ihn ohne weiteres töten würde und auch er war nicht bereit, sie für den Machtgewinn umzubringen.
Ber'glum jedoch wurde es nun leid mit den beiden Menschen und verschwand wütend und mit tobender Stimme, dabei noch den zweiköpfigen, riesenhaften Wolf von der Kette lassend - er befahl den Tod der beiden.
Rasch wandte sie sich herum, versuchte zu fliehen, sah nur noch einmal sich um und zu Jabin, über den der Wolf herfiel, dann jedoch wurde ihr schwarz vor Augen und sie hatte das Gefühl, sie würde förmlich aus diesem Saal rausgesaugt werden.
Unsanft erwachten beide wieder an der Brücke am Lavafluss, ein Stechen in ihren Köpfen, während sie die Stimme dieses Gottes nachhallen hörten - "Narren!"
Ja, Närrin! Du könntest nun in der Burg von Brandenstein sitzen, an einem warmen Kamin, auf einem weichen Thron, dir von irgendwelchen Dienern die edelsten Speisen kommen lassen - stattdessen hockst du im Keller eines Hexers vor einem kümmerlichen, kleinen Teelicht herum!
Sie schloss leise knurrend ihre Augen, in ihren Gedanken erwidernd: 'Ja, das könnte ich haben, aber ich würde keine Freude dabei fühlen und der, dem ich vertraue, würde nicht mehr an meiner Seite weilen... also halt endlich deine Klappe!'
Stille. Seufzend rollte sie sich am Boden ein und genoss diese eine Nacht, in der ausnahmsweise mal beleidigte Ruhe in ihrem Kopf herrschte.
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