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 Betreff des Beitrags: Dunkle Pfade
BeitragVerfasst: 7.09.06, 00:28 
Edelbürger
Edelbürger
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"Tiefenwald?"
Leise schniefte der Alte und rieb hörbar über seinen Dreitagebart, während er aus seiner Tasche eine Lederrolle hervorkramte und aus dieser eine alte, vergilbte und mit allerhand verschiedenfarbige Flecken übersähte Karte zog, diese ausrollte und auf dem groben Kneipentisch vor sich hinlegte.
Der Blick der ihm gegenüber sitzenden blondhaarigen Frau, deren markantestes Merkmal in dieser Umgebung wohl ihre Erscheinung war, die eher in einen Wald passen würde sowie gezeichnet durch Narben von Tierbissen und -kratzern, glitt hinab auf die Karte und folgte dem dreckigen Finger ihres Gegenübers, der auf ein Stück am Rande der Karte hinwies.
Er hob den Blick aus seinen leicht zusammengekniffenen Augen und musterte ihr ruhiges und doch ernstes Gesicht, während sie sich anhand der Karte scheinbar den ungefähren Weg einzuprägen versuchte.
"Was wollt ihr da überhaupt?"
"Jagen." antwortete sie mit ihrer recht leisen Stimme, die in den Geräuschen der Kaschemme fast unterzugehen drohte.
"Ich kann euch auch hinführ'n.. auf schöne Frau'n pass ich gern mal auf."
Sie winkte ab und erhob sich dann, leise erklangen dazu noch ihre Worte, während sie sich dem Ausgang zuwandte: "Eher habt ihr eine Klinge in eurem Hals stecken, als dass ich mich von euch begleiten lasse. Gehabt euch wohl."

Es goss in Strömen, als eine einsame Gestalt den Weg aus der Stadt lenkte, die Hufe des Pferdes klapperten dabei gleichmässig auf dem groben und nassen Pflaster. Sie liess die Zügel des Rosses eher locker durchhängen, achtete nur dann und wann aufblickend auf den Weg, während sie ihren Gedanken nachhing.
Viel lieber wäre sie auf der Insel geblieben - bei ihm - aber es war zu gefährlich geworden. Seltsam schon, wie ihr vollkommen fremde Personen sie erkannten und sie um Geld anbettelten, nur weil sie... sie verzog ihr Gesicht etwas und ihre in lederne Handschuhe gehüllten Hände krallten sich fester in die Zügel, wobei der kleine Finger des linken Handschuhs schlaff hinabhing. Bittere Gedanken durchzogen sie, dann und wann sogar Wellen von Hass, auch wenn eine leise, sehr leise Stimme sie ermahnte, den Hass abzulegen.
Habe ich überhaupt noch eine Familie, fragte sie sich mit nachdenklicher Miene und verzog abermals ihr Gesicht etwas. Die Antwort schmerzte, aber in ihrer momentanen Situation konnte sie kaum mehr von einer "Familie" sprechen. Keiner würde sie mehr verstehen wollen. Sie selber verstand sich kaum mehr - ihr Zaudern und Zagen auf diesem Weg tat ihr leid und sie wünschte sich, sie hätte nie gezweifelt.
Ihre Gedanken schweiften nur flüchtig und mit einer Spur Verunsicherung zurück zu ihm - wie sie in der Höhle im Ödland aufeinander trafen, seine Erscheinung, seine Worte, wie sie allmählich das Gefühl hatte zu zerbrechen und doch glaubte sie im Fall tiefer in den Schatten hinein ein schwaches Licht zu erkennen. Sie erschauderte unangenehm bei der Erinnerung daran und doch mischte sich noch immer eine seltsame Faszination darin ein - Schmerz, Erniedrigung, Pein, doch etwas in ihr hatte sich damals dennoch aufgerichtet. Sie wollte Stärke beweisen und doch hatte sie sie wieder aus den Augen verloren, als sie ihren Weg wieder zurücknahm - zurück in das blendende Licht, zurück in eine Welt des Scheins.
Sie fühlte sich verloren, so gefangen zwischen diesen beiden Welten, ohne jeglichen Begleiter, nur auf sich gestellt.
Ihr Blick aus den graugrünen Augen ging hinauf zum Himmel, Regentropfen prasselten in ihr Gesicht, doch sie liess es über sich ergehen, die Augen halb geschlossen, während sie leise in den grauen Himmel hinaufsprach: "Ich habe keine Familie mehr... ich habe niemanden mehr. Ich habe nur noch mich."


Zuletzt geändert von Kikia: 7.09.06, 00:44, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 7.09.06, 01:39 
Einsiedler
Einsiedler

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''Bei den Weisen bleibt überhaupt kein Platz für Haß. Denn wer - außer ganz großen Dummköpfen - haßt wohl die Guten? Die Schlechten aber zu hassen, ist sinnlos.''
Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius

So lange Zeit ist es nun her, dass er die Insel Siebenwind betreten hat. Viel hatte sich getan in dieser Zeit. Viel hatte sich verändert, mal zu seinem besten, mal zum schlechten. Doch was war mit seinem Ziel? Hat er es nun aus den Augen verloren? Wo bleibt die Kraft, die er von jeher dazu aufbrachte. Ist sie verloren?

''Verdammter Narr!'' So hallt es immer wieder in dem Kopf der langen schlanken Gestalt, welche in weiter grauer Robe, mit beachtlichen Tempo, durch die weiten des Ödlandes donnert. Die Kapuze ist ihm schon lange vom Kopf geweht. Sein langes schwarzes Haar unbändig vom Wind nach hinten geworfen, flattert wild umher. Der weiße Schimmel, sein getreuster Gefährte. Immer wieder stoßen die Erinnerungen an sein Bewusstsein. Die Erinnerung, an - Sie -. Seine Königin. Einst hatte er seinen treuen Begleiter bei ihr erstanden. Ein Geschäft, was so vieles in seinem Leben verändern sollte. Sie war anders, sie war besonders. So vieles hatte er ihr versprochen und so vieles sich selbst zum Ziel gesetzt. Einst Getreuer seiner schwarzen Eminenz. Doch nun ist alles dahin. Seine Mühen. Zerstört von lächerlichen Intrigen, von der Gier nach Macht. Die Gier, sie ist groß in ihm, dass weiß er. Aber hat er es nicht verdient? Sein Kraft, die - er - ihm gibt, sein Glaube, es ist das an dem man sich festhalten kann. An ihm wird sein Getreuer gemessen! Doch wie groß muss das Opfer noch werden? Wann ist seine Zeit endlich gekommen? Diese Erniedrigung muss Enden, seine Zeit ist überfällig, worauf wartet er? Sein Herr, der Allmächtige unter den Göttern. Bald wird es so weit sein, bestimmt! Er wird seine pechschwarzen Flügel über ihn ausbreiten, ihm an seiner Macht teilhaben lassen. Er könnte so großes erreichen.

''Waren es nicht die Worte dieser... Person. Die sich selbst überschätzt in ihrer eigenen Macht nach Gier und Selbstverwirklichung. Wo ist ihr Demut vor dem Herren? Ich sehe nur den Schein, den Schein den ich bei allen sehe, welche in ihrem goldenen Käfig in den Städten hausen. Doch bei ihr, umso schlimmer. Ich höre Worte, von Einigkeit, von Zusammenhalt. Endlose Worte... doch keine Taten. Versprechungen, dass ist alles was sie können!''

Die Gestalt treibt den daher donnernden Schimmel noch weiter an. Der Wind brennt ihm in den Augen, einige Tränen rinnen ihm aus den Augenwinkeln und verschmieren das getrocknete Blut auf seinem Gesicht.

''Es wird Zeit. Risiken müssen eingegangen werden. Schluss mit leeren Worten, Schluss mit dem Schein, Schluss mit der Heuchelei!''


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BeitragVerfasst: 7.09.06, 19:22 
Festlandbewohner
Festlandbewohner

Registriert: 9.04.02, 15:50
Beiträge: 913
Wohnort: Exil-Hesse auf Abwegen...
Es war erwacht.

Was lang begruben im Vergessen unter den Trümmern alter Zeiten lag, ist erstarkt, ist erwacht. Was einst gegeben wurde, wird zurück gefordert und es wird stärker sein als je zuvor. Die alten Schatten fern in dem Nebel der Vergangenheit begehren aus ihrem Schlaf auf. Dann soll es so sein, brechen wir die alten eiternden Geschwüre auf, reissen wir den Nebel entzwei. Doch dann soll es richtig geschehen.

So stand der sehnige Mann auf dem Berg in mitten der Trümmer aus alten Tagen. Die nachtschwarze Kleidung spielte ihren chaotischen Tanz im Wind mit unberechenbarer Präzision. Als wenn man in eine volle Schlangengrube von oben hinab blickt, nur eine große Bewegung sieht in unzähligen Bahnen, so war es auch heute. Weiter sah er über die fernen Ruinen des alten Tiefenbachs, ein Mahnmal alter Tage. Wenn es geschieht, dann nach alter Art, fraß sich der Satz immer und immer tiefer in das Hirn, überdeckte warnende Gedanken, bis sie ganz verstummten. Die Schreie der Opfer erklangen in den Ohren, als wären sie gerade eben im Begriff ihrem Henker entgegen zu treten. Sollen sie doch. Er überschlug die Namen derer, die seine Wege kreuzten... es waren viele. Und so wenige überlebten die Tage, strauchelten an ihrer Dummheit, ihren Schwächen. Er hatte es satt. Einige Namen werden überdauern. Dann brach er auf. Der staubtrockene Aschboden wirbelte empört auf und befleckte für Augenblicke die Stiefel, bis kurz danach nichts mehr über war, dass Zeuge sein konnte wie er ging und heute starb.


Es wurde Zeit wieder Tod und Finsternis zu sähen. Brechen wir die alten Nebel und werden eins mit den alten Schatten.

_________________
Gruppensprecher Angamon - Wenn was auf dem Herzen brennt, einfach 'ne PN schicken.

Alt
Hochmagier zur Linken, Legat des Scutum Umbrae
Darvon aka Kalathus aka Selur Vandran aka Der Adler aka carnifex aka Schatten

Mann mit Bart, alter Druide
Marwan


Zuletzt geändert von Gorgo: 7.09.06, 19:31, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 8.09.06, 05:06 
Edelbürger
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*ratsch*
Ein Blatt lag in ihrer Hand, flüchtig überflog sie es, ehe sie es in mehrere Stücke zerriss und es in den kleinen, sprudelnden Bach vor sich warf. Wieder der gleiche Laut, als sie die nächste Seite aus dem Buch riss, wieder die gleiche Prozedur. Sie hielt inne, sah den Stücken nach, wie die flinken Wellen sie mit sich trugen, sich dabei die Tinte auflöste und mit ihr all' ihre vergangenen Gedanken und Träume. Erinnerungen an Geburtstage, an Ärger mit den Eltern oder dem Bruder, die ersten Schwärmereien oder Gedanken über banale Dinge, die für sie nun nicht mehr wichtig waren. Doch trotz allem wurde ihr Herz schwer, als sie zur nächsten Seite griff, diese aus ihrem einstigen Tagebuch riss, wieder zerstückelte, dabei die Worte zerfetzte, die auf dem Blatt notiert waren und sie wieder hinabsegeln liess in den Bach - sie vernichtete nach und nach ihre Vergangenheit, arbeitete akribisch an der Zerstörung der Person, die man einst als 'Elena Steiner' kannte.

Begonnen hatte es schon auf Siebenwind, als sie versucht hatte, seinen Glauben zu verstehen, neugierig geworden war und allmählich Dinge in einem anderen Licht und von einer anderen Seite her sah. Später, als sie sich zu beweisen hatte, nahm sie eine andere Identität kurzzeitig an und stellte fest, wie leicht doch die Verblendeten manipuliert werden konnten. Vitama hatte sie mit ihren Gaben nicht nur scheinbar gesegnet, nein - sie hatte ihnen auch damit Schwächen gegeben. Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Liebe und Leidenschaft - sie hatte diese Gefühle genutzt, um letztendlich ihre Aufgabe zu erfüllen.
Nun war es wieder an der Zeit die erlernte Lektion anzuwenden.

Sie schloss das fast leere Buch und steckte es ein in eine ihrer Taschen am Gürtel, erhob sich von dem Uferrand und schlenderte rüber zu ihrem Pferd, sich dabei nachdenklich umblickend. In der Ferne glaubte sie einen einsamen Reiter zu erspähen - ihr erstes Opfer, denn was sind schon Ehre und Wahrheit, wenn man selber nur noch ein namenloser Niemand ohne Vergangenheit und ungewisser Zukunft ist?


Zuletzt geändert von Kikia: 8.09.06, 05:09, insgesamt 1-mal geändert.

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