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 Betreff des Beitrags: Gotteskrieger
BeitragVerfasst: 22.09.06, 22:08 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 9.12.05, 01:23
Beiträge: 37
Gotteskrieger

"Im Namen dessen, der schreitet auf den Schwingen der Schatten,
der die Dunkelheit zu seinem Boten macht
und seinen Dienern flammendes Feuer."


Sie kamen mit den Schatten und Schatten war ihr Sein.
Des Rüstzeugs Schwärze ward der Seele düst'res Spiegelbild,
Und ihres Umhangs Röte Zeugnis dessen was sie jagten.
Des Lebens Odem, Schönheit, Reinheit,
Ward ihnen zum verhassten Feind geworden.
Das Gift des tiefen Grams in ihren Seelen,
Verzehrte alles was einst Mensch gewesen.
Gewissen, Frömmigkeit zum tiefsten Schlund,
Verkommen zu des Chaos treusten Streitern.
Und ihren kranken Seelen, nach Art der Sünden,
Schien jeder Tand ein Unglück zu verkünden.
Doch wo sie Täter war'n, da war'n sie Opfer,
Betrogen und gebunden durch unheil'gen Schwur.
Gewandet in der Ehre Habit,
Verhüllte Ehr' doch nur was grausam war.
Verkauft war ihrer Seelen Heil,
Für einer Lüge täuschend Antlitz.
Bezahlten Macht mit Ehr'
und glaubten Ehr' durch Macht zu mehren.
In unheiligem Schwur verbunden ihrem Fürsten,
War'n sie doch nur die Feldherrn Angamons.
Und ihrer Namen dunkler Klang,
Er sang von Ehr' wo ihnen Fluch nur blieb.

Tardukai.


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BeitragVerfasst: 22.09.06, 22:10 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 37
Unvollkommen

"Wenn du den Feind und dich selbst kennst,
brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten."


Sie kostete von diesen Momenten unerkannten Verweilens wie vom Schirlingsbecher der Verderbnis. Des nahen Todes wohl gewahr, und dennoch seltsam angezogen von seiner lockend Bitternis. Es war ein Tanz auf schmalem Grat und sie wusste es. Ein tänzelnd Waffengang mit des Rapiers feiner Klinge wider die ungeschlachte Keule: die Illusion ihrer Verkleidung gegen die lauernde Gier der argwöhnischen Meute. Doch nirgends schien ihr der Wahnsinn ihres Daseins so richtig und rein zu sein wie hier, inmitten derer die ihr Fremde waren. Feinde.

Sie war nichts weiter als eine gesichtslose Gestalt unter vielen. Vielleicht etwas zu gesichtslos. Doch im Possenspiel der Eitelkeiten gab es keine Interessenten für derart filigrane Nuancen. Nicht auf dem Marktplatz der Illusionen. Nicht in Falkensee. Und so sass sie dort und schwieg und beobachtete:

Sie sah die dunkel Gewandeten, die sich in ihrem eignen Hass und ihrer Kälte suhlten.
Sie sah die pfauenhaften Gecken in güld'ner Brünne die laut krakeelend dem Pöbel ihre Ehr' verkündeten.
Und sie sah jene, die zum Hahnrei ihrer Schwerter verkommen waren. Dem Waffengang wie einer Hure nach geifernd. Dessen Seele und Ziel jedoch vergessend.
Sie sah Lakaien die dazu verdammt worden waren, mit dem Potenzial verharren zu müssen. Das Potenzial niemals einem Ziel unterwerfend.

Sie trugen Hass und Kälte vor sich her wie ein schmückendes Gewand. Und kastrierten beides so zu nutzlosem Tand. Hass und Kälte war ihnen das Ende des Pfades. Und dabei sollte es stets nur dessen Beginn sein. Was sind Hass und Kälte wert, wenn sie einem nicht Knappen sind in einem gerechten Kreuzzug?
Sie brüsteten sich der Ehre und waren sich darin genug. Doch Ehre ist nichts weiter als die Reling die des Schiffes sich're Planken von des Meeres tobend Wahnsinn scheidet. Ein Narr, der sich der Grenze allein rühmt, ohne sich ihres Schutzes zu befleissigen um die Reise zum Ziel zu führen.
Sie schwangen ihre Schwerter in der selbstverliebten Kunstfertigkeit eines Gecken. Schlugen und übten sich und waren sich darin genug. Doch was ist ein Schwert ohne das Herz, das es führt? Was ist ein Waffengang ohne die Seele, die nur ein höheres Ziel ihm verleihen kann? Sie mochten jeden Schritt und jeden Hieb in makelloser Perfektion ausführen. Und dennoch würden sie stets unterliegen, denn ihre Kämpfe hatten keine Seele. Ihre Klingen wurden von ihren Hände geführt, nicht von ihren Herzen.

So sass sie dort und beobachtete. Beobachtete die Selbstverliebtheit, mit der die Lakaien sich in Hass und Kälte, in Ehre und Stärke suhlten. Und sie bedauerte sie. Denn obschon man den Lakaien das Potenzial gewährt hatte, das Ziel hatte man ihnen versagt. Welch eine Ironie. Welch eine Unvollkommenheit.

Irgendwann erhob sich die Frau wieder und schlenderte in trügerischer Beiläufigkeit fort. Hinaus aus der Stadt. Hinaus in die Nacht. Dorthin, wo bereits jene auf sie warteten, die wussten, dass Hass und Kälte, Ehre und Macht nur der Anfang des Pfades waren. Werkzeuge, mit denen das Kunstwerk erschaffen werden konnte. Sofern man wusste, wie man die Werkzeuge nutzen musste.

Und sie wussten es. Denn sie waren Tardukai.


Zuletzt geändert von Parallaxe: 22.09.06, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 2.01.08, 03:02 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 37
Schwarz

Der fahlgelbe Schein zuckender Kerzen und Laternen erhellte die von Zeit und Pfeifenkraut gedunkelten Balken an der Decke der Schänke. Bierdunst, der Geruch schweren Weines und die beissende Schärfe von Gebranntem hing in der Luft. Aufdringlicher als sonst, denn viele versuchten ihre Beklommenheit mit kräftigem Gebräu zu besänftigen. Die Gespräche verliefen gedämpft, nur hin und wieder durchbrach ein Auflachen die Beklommenheit. Es klang falsch und gekünstelt. Wie ein verzweifeltes Aufbegehren vor dem, was kommen würde. An einem der Tische sass eine Runde einfacher Männer, deren Gesichter von zu viel Bier und verschämt verborgener Sorge gerötet waren. Die Gesichter einfacher, braver Handwerker.

"He, wo willst'e hin? Harlan wird de nächste Runde zahl'n!" Die anderen schauten ebenfalls auf, als einer von ihnen aufstand und den Stuhl an den Tisch schon.

"Nen Trollfurz werd' ich tun!" Wehrte sich ein anderer, ehe auch er aufsah. "Komm' hock dich wieder her. Wir ham schon viel zu lang nich' mehr beisamm'n gesess'n."

Der angesprochene winkte mit einem bescheidenen Lächeln ab. Er war kein redseliger Geselle, doch weil er hart arbeitete, nie auffiel und sich nichts zu schulden kommen liess, wurde er allenthalben geschätzt. "Lasst gut sein, Freunde. Ich will nicht auf den Strassen sein, wenn es beginnt."

Die anderen Handwerker nickten verstehend und senkten kurz verschämt die Blicke. Den meisten von ihnen behagte der Gedanke, nach Anbruch des Dunkeltiefs nach Hause zu gehen, ebenso wenig. Sie grüssten ihn knapp und er grüsste höflich zurück.

Kurz darauf zog er die schwere Eingangstür der Schenke hinter sich zu und sperrte Klänge und Gerüche ein. Die Luft war trocken und kalt und schmeckte vage nach Tannennadeln. Der nahe Wald, der bereits dunkel im Zwielicht lag, schien ihn damit locken zu wollen. Der Mann sah sich um. Das Sterben des Lichts hatte bereits begonnen. Es war höchste Zeit. Sie warteten vermutlich schon. Dort, an dem geheimen Treffpunkt, wo der Dunkle sie aufsuchen würde, um sie zu leiten, die Riten zu Ehren des Dunkeltiefs zu vollziehen. Die Messe zu Ehren des Gottkönigs. Und keiner seiner Handwerkerfreunde ahnte etwas davon. Diese närrischen Lakaien der Viergötzen.

~-~

"He, so bleib doch noch die Runde. Du bringst mir Glück." Der grauhaarige Gardist mit dem struppigen Bart sah auf und setzte mit einem dumpfen Pochen den ledernen Würfelbecher ab, dem verschwitzte Hände und das eine oder andere umgestürzte Bier eine dunkle Patina verliehen hatten.

Die Frau lächelte ein freudloses Lächeln. "Ich kann nicht. Befehl ist Befehl."

"Aah, lass sie." Winkte ein anderer der Gardisten in der kleinen Wachstube ab. "Sie giert nach der Beförderung. Darum hat sie sich auch freiwillig zum Dienst an Dunkeltief gemeldet." Die Gardisten, die um den Tisch herum sassen, lachten gutmütig. Die Kriegerin genoss ein gewisses Ansehen bei ihnen, da sie ihren Dienst stets pflichtbewusst und ohne zu Murren verrichtete. Und nicht zuletzt hatte sie sich für die Patrouillenritte an Dunkeltief gemeldet, auf die keiner von ihnen scharf gewesen war. Selbst wenn es um eine Beförderung ging, musste man nicht alles auf's Spiel setzen.

"Na denn. Dann mögen die Viere dich behüten." Der Gardist mit dem Würfelbecher schenkte ihr ein kurzes Lächeln und ein wohlwollendes Nicken, ehe er sich wieder dem Tisch zuwandte. "So, wo waren wir? Wer will als nächstes seinen Sold verlieren?".

Die Frau grüsste mit einem kurzen Nicken zurück und wandte sich zur Tür. Es war so einfach gewesen, sich als Freiwillige für die Patrouillenritte an Dunkeltief zu melden. Durch die zielstrebige, mitunter verbissene Art, wie sie ihren Dienst seit einiger Zeit verrichtete, glaubte jeder, sie hätte sich nur wegen der zum greifen nahen Beförderung dafür gemeldet. Keiner von ihnen ahnte, wie gleichgültig ihr Ränge und Beförderungen waren. Und wie egal ihr der Wunsch ihrer Kameraden war, dass die Viergötzen sie beschützen sollten. Nur eines zählte in den kommenden drei Tagen: Ihr Dienst für den Gottkönig. Seite an Seite zu reiten mit den Legionen der Düsternis. Angeführt von den dunklen Kriegern in nachtschwarzer Rüstung und blutroten Umhängen. Mit Wort und Schwert die Kunde Seiner Allmacht hinauszutragen in die Welt.

Dumpf donnerten die Hufschläge ihres Streitrosses auf dem wintertrockenen Grund. Das Licht war fast schon verendet. Bald schon würde die unheilige Andacht beginnen. Endlich.

~-~

"Lege noch Feuerholz nach und nimm den Trollwurzsud von der Glut, bevor Du schlafen gehst." Die Stimme des Alten kündete von einem langen und harten Leben, das sich bald schon dem Ende zuneigen würde. Er schmatzte gemütlich und zog die mit grobem Linnen bezogene Decke bis zum Kinn. Er hatte ein erfülltes Leben gelebt und wenn Morsan ihm noch zwei, vielleicht drei Winter schenkte, bevor er ihn holte, dann würde er mehr als zufrieden damit sein.

"Möchtet ihr noch eine warme Milch, Oheim?" Die nüchterne Stimme eines jungen Mannes mischte sich in die Geräusche eines scharrenden Schürhakens, dem Knacken trockenen Holzes und dem vertrauten Blubbern eines aromatischen Suds. Wie sehr der Alte Alchemist diese Mischung aus vertrauten Klängen und Gerüchen liebte.

"Nein, nein, ich habe noch einen Rest vom ersten Becher. Ausserdem fallen mir gleich die Augen zu, mein Junge." Das einzige, was die tiefe Lebenszufriedenheit des Alten trübte war dieser junge Mann. Und dieser war zugleich auch sein grösstes Glück. Seit er ihn als zornigen, verstockten Jungen aus dem Waisenhaus zu sich genommen hatte, um ihn als Lehrling auszubilden, war er ihm Tag für Tag mehr ans Herz gewachsen. Und die Viergötter mochten ihm derweil wohl auch seine kleine Lüge vergeben haben: Er hatte vorgegeben, einen Gehilfen zu suchen, als er in das Waisenhaus ging. Doch im tiefsten Innern seines Herzens hatte der Alte jemanden gesucht, der die Einsamkeit in seiner Hütte vertreiben würde. Er hatte nie ein Weib gehabt, stets waren ihm Arbeit und Forschung wichtiger gewesen. Doch irgendwann hatte die Faszination seiner Arbeit nachgelassen und das klamme Gefühl von Einsamkeit hatte sich eingeschlichen. Sein Leben war ungleich reicher und wärmer geworden, nachdem er den Jungen vor vielen Jahren zu sich geholt hatte. Doch es betrübte ihn, dass seine schlichte, ehrliche Zuneigung von dem Jungen kaum erwidert wurde. Der Junge war ein wortkarger Einzelgänger geblieben, der oft seiner eigenen Wege ging. Und dennoch hatte sich über die Jahre hinweg ein Band zwischen ihnen entwickelt, das dem Alten eine tiefe Freude schenkte.

Ein Band, das sehr einseitig war, denn der Junge erwiderte es nicht.

Kaum dass dem Alten die Augen zugefallen waren und sein Atem von Schlaf erzählte, wandte sich der Junge ab, nahm seinen wollenen Umhang und ging leise zur Tür. Der Schlaftrank in dem Milchbecher des Alten würde dafür sorgen, dass er nicht vor den späten Zyklen des kommenden Tages erwachte. Genügend Zeit für den Jungen, um die gemeinsame Hütte zu verlassen und in die Düsternis hinaus zu gehen. Er konnte den Geruch nach Eisen schon schmecken, die Wärme dampfenden Blutes schon erahnen. Und unwillkürlich lächelte er ein Lächeln, das nicht seine Augen erreichte. Bald schon würde er in den geheimen Kreis der anderen Gläubigen treten, um dem Ritual zu Ehren Angamons zu folgen. Und niemand in diesem lumpigen Dorf ahnte etwas davon. Am wenigsten dieser närrische, sentimentale Alte, der selbst nach all den Jahren nichts von dem dunklen Geheimnis des Jungen wusste.

~-~

So geschah es, dass in Wäldern und Höhlen, in verlassenen Einöden und geheimen Winkeln des Reiches, sich Krieger und Handwerker, Alchemisten und Bettler versammelten, um das Sterben des Lichts zu feiern. Und um das Erwachen der Dunkelheit zu preisen. In Stille versammelten sie sich und in Demut verharrten sie, während Gestalten in nachtschwarzer Rüstung und blutroten Umhängen den Namen des Dämonenkönigs preisten und den Tod des Lichts mit Ritualen grausamer Anmut feierten. Der Klang düsterer Choräle wob sich in die perfekte Dunkelheit und der süsse, eiserne Geschmack von Blut tränkte die Stille. Und dort, wo die Andachten taumelnden Wahnsinns in grausamer Perfektion zelebriert wurden, dort bäumten sich die unheiligen Insignien des Dämonenkönigs in blutrotem Licht in den schwarzen Himmel auf. Boten des Unheils. Verheissung für jene Verlorenen, die Angamon verfallen waren. Und deren Seelen schon längst zu dem geworden waren, was mit dem Dunkeltief das Reich heimsuchen würde.



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Zuletzt geändert von Parallaxe: 2.01.08, 03:28, insgesamt 1-mal geändert.

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