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Wütend peitschte der eisige Wind durch das zerfurchte Gesicht. Blut tropfte von den aufgeplatzten Lippen, und der keuchende Atem schien wie von Geisterhand verzaubert sofort zu gefrieren. Schwer nach Atem ringend lehnte sich Thorwin an einen der hohen Nadelbäume, deren Rinde mit dem kalten Schnee bedeckt waren. Seine schwarze Rüstung hing in Fetzen, nur notdürftig geflickt mit dem Metall derer, die er auf der Flucht erschlagen hatte. Müde ließ er sich in die Hocke sinken. Sein schwarzes Schwert fiel zischend in den Schnee, wo der Wut und der Hass, der der Klinge inne wohnten sofort begannen den Schnee zu zerfressen, Maden und Würmer krochen aus dem gefrorenen Boden, um sogleich wieder an der Klinge zu vergehen. Mit dem Handrücken wischte sich Thorwin das Blut von den Lippen, nicht das es störte, aber sein eigenes Blut zu sehen erinnerte ihn immer wieder daran wie sterblich er noch immer war. Er erinnerte sich nur schwach an seinen Auftrag und er musste innerlich Lachen bei dem Gedanken. Lachen. Ja mehr als Lachen konnte man einfach nicht mehr. Alle faselten etwas von Frieden, von Einigung, Notlösungen und Pläne für die Zukunft. Es war viel geschehen wie Thorwin immer wieder feststellen musste. Jahre war es nun her, dass er auf das Festland geschickt wurde, Jahre hatte er im Namen des Fürsten das Schwert geschwungen, Jahre, die in ihm den Saat des Zweifels gesäat hatten. War es all das Wert? Lachend spuckte er sein eigenes Blut zu Boden. Man konnte diesen Bauern einfach nicht weiß machen, dass Angamon ein guter Gott war. Was waren doch alle nur für Narren gewesen! Angamon kannte nur Krieg, Hass, Zerstörung. Thorwin war über Jahre sein Hass und sein Schwert gewesen. Doch Zweifel fraßen ihn auf... Zweifel an seinem Handeln. Immer wieder musste er daran denken, wie er vor geraumer jene Eheleute aus ihrer Kutsche gerissen hatte, wie er ihm den Schädel gespalten hatte und ihr die Klinge durchs Herz getrieben hatte und dann… sie sah ihr so ähnlich. Wie sie ihn mit ihren grünen Augen anstarrte, als er sie auf den Boden sinken ließ, musste er an sie denken, sie, die er auf der verdammten Insel zurückgelassen hatte. Dort hatte ihn der Zweifel gepackt und ein Entschluss war gereift...
Wütendes Hundegebell riss ihn aus seinen Gedanken, unter Schmerzen und auf sein Schwert gestützt richtete sich Thorwin auf. Humpelnd wandte er sich um und hastete weiter durch den Wald. Hinter sich konnte er nun die Rufe der Männer hören die hinter ihm her waren. So schnell er konnte hastete er durch den Schnee. Langsam konnte er es riechen, das Meer kam näher. Plötzlich tauchte aus dem Dickicht vor ihm ein Reiter auf. Er war in den Farben des Königs gehüllt. Ohne zu zögern hob Thorwin sein Schwert und stürzte sich auf den Reiter.
Ja... sei der Hass... flüsterte eine Stimme in Thorwins Kopf. Wütend trieb Thorwin das Schwert in die Flanke des Rosses und warf sich mit der Schulter gegen das Tier. ...unendlicher Hass... raunte die Stimme. Das Tier stürzte und begrub den Reiter unter sich, Thorwin hob sein Schwert und trieb sein Schwert in den Kopf des wehrlosen Reiters. SEI MEIN HASS! kreischte die Stimme in Thorwins kahlem Schädel und er schleppte sich weiter Richtung Meer, dorthin, wo das Schiff wartete...
Zuletzt geändert von Thorwin Eiswolf: 9.10.06, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
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