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 Betreff des Beitrags: Esse und Glut
BeitragVerfasst: 20.10.06, 22:21 
Edelbürger
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„Auf jeden Schlag, den ein Krieger mit seinem Schwert führt, kommen hundert Schläge, mit denen der Schmied es zum Lobpreis Bellums geformt hat.“ (Motto der Familie Lohenstein aus Kalamudus)

Vor wenigen Monden…

Helles Klingen von Eisen, das auf Eisen prallt, hallt durch eine Höhle irgendwo auf Siebenwind. Mattrotes Licht verdrängt die Dunkelheit und spiegelt sich schimmernd an den feuchten Wänden der Kaverne. Dann kurze Stille und kurz darauf leuchtet das Licht von einem regelmäßigen Fauchen begleitet hell auf, um einige Zeit darauf wieder zu dem vorherigen matten Schimmern zu verblassen. Wenig später ist wieder das regelmäßige Klingen zu vernehmen.

Der junge Mann, dessen Schatten übergroß auf die Höhlenwand fällt, steht leicht vorgebeugt vor dem improvisierten Amboss, in der einen Hand den Hammer, in der anderen ein glühendes Stück Metall. So vergehen Stunde um Stunde. Dann lässt der Schmied das Werkstück ein letztes Mal in die Glut der Esse sinken und tritt zu einer Nische. Von zwei roten Kerzen erhellt ruht dort ein auf die Spitze gestelltes Schwert, dessen Griff und Parier von einem roten Band umschlungen ist. Davor kniet der Mann nieder und versinkt in andächtigem Gebet.

Wie lange ist es nun her, dass ein junger Schmiedegeselle seine Heimat verließ, voller edler Ideen und Ideale. Wie lange ist es nun her, dass er dem Laienorden beitrat, um den Vieren zu dienen? Wie lange, dass er den Orden ohne ein Wort verließ, nur seiner inneren Stimme folgend, um sich in der Einsamkeit seiner Arbeit und dem Gebet hinzugeben? Ein paar Monde? Ein Leben?

Warum war er gegangen, warum war er hier? Er wusste es nicht. Aber er wusste, dass es richtig war, hier zu sein. Eine Stimme in seinem Inneren, eher ein Gefühl, ließ keine Zweifel daran. So vergehen Tage und Wochen in Arbeit und Gebet…

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Rowin Rodeberg


Zuletzt geändert von Evan: 20.10.06, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 22.10.06, 19:45 
Edelbürger
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„Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele, und niemand kommt, um sich daran zu wärmen“ (Vincent VanGogh)


Vor wenigen Wochen…

Wieder stand der junge Schmied am Amboss und immer noch formten die Schläge seines Hammers glühendes Metall. Langsam, nach wochenlanger Arbeit, ließ sich die lange, schlank geformte Klinge eines Zweihänders ausmachen, auch wenn dieser noch einen langen Weg vor sich hatte. Träume waren es gewesen, die ihn hierher geführt hatten. Träume die zugleich verwirrend und klar waren, völlig fern wie aus einer anderen Welt und doch genauso real wie das Leben, zu dem er zurückkehre, wenn er erwacht war. Träume, die erschreckend und verwirrend gewesen waren und doch nicht verängstigend, die so sehr den Wunschträumen aus seiner Kindheit geglichen hatten und von denen er doch gefühlt hatte, dass sie mehr waren. Oder vielleicht waren sie es schon immer gewesen? Waren da nicht auch die Worte der ehrwürdigen Mutter gewesen, als sie ihn fast in den Laienorden genötigt hatte? „Wer weis, vielleicht wirst du sogar eines Tages selbst den Weg eines Geweihten einschlagen…“ Wie absurd war ihm das damals erschienen. Und heute?

Er hatte niemand gehabt, mit dem er darüber hätte sprechen können. Akliah hätte ihn verstanden, aber sie war wieder aufs Festland zurückgekehrt. Die Diener Morsans, des Traumwebers, waren kaum anzutreffen auf Siebenwind, so wenige gab es von ihnen. Die ehrwürdige Mutter hätte ihm geholfen, aber es wäre vermessen gewesen, sich an sie zu wenden. Zumal sie genug damit zu tun gehabt hatte, die Streitereien der Geweihten untereinander zu beschwichtigen und den Orden zusammen zu halten. Und die Diener Bellums? Sie waren zu sehr mit ihren Schwertübungen und dem Kampf gegen die Wesen der Ödlanden beschäftigt, um Zeit für einen einfachen Schmied zu haben. So war er mit seinen Träumen alleine geblieben. Mit seinen Träumen und dem immer stärker werdenden Gefühl, dass etwas auf ihn wartete. Dass ein Weg für ihn bereitet war, den er nur finden müsse.

Einen Teil dieses Weges hatte er hier in dieser Grotte gefunden.

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Rowin Rodeberg


Zuletzt geändert von Evan: 25.10.06, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 25.10.06, 22:55 
Edelbürger
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„Die Vorschrift mag uns den Weg weisen, doch das stille, fortwährende Beispiel bringt uns vorwärts.“ (Samuel Smiles)


Vor wenigen Tagen…

Es ist bereits einige Stunden her, dass die letzten, gezielten Hammerschläge auf die frisch geschmiedete Klinge niederfuhren um ihr ihre endgültige Form zu geben. Nun ist es still in der Grotte, die noch immer nur von der Esse und den zwei Kerzen des improvisierten Schreines erhellt wird. Still, aber nicht ohne Beschäftigung. Denn noch immer ist viel Arbeit zu tun, bevor die Waffe eines Tages vielleicht vor Bellum Wohlgefallen finden mag. So wirft die Esse ihr Licht auf den Schmied, während dieser Tonschlamm mit verschiedenen Pulvern vermischt. Dann reflektiert die Klinge eines Dolches das Licht und kurz darauf fällt ein einzelner, dunkelroter Blutstropfen in die Mischung. Eigentlich eine völlig unnötige Geste, würde die Paste auch ohne das Blut genauso wirken. Doch eine alte Tradition der Familie Lohenstein für besondere Anlässe, heißt es doch, dass nur wer mit Herzblut bei der Arbeit ist wirklich große Werke schaffen kann.
Dann wird der fertige Schlamm aufgetragen, dick auf der Klinge, dünn an der Schneide, und wenig später ruht das Schwert wieder in der Esse, die unter dem Fauchen des Blasebalges ein weiteres mal hell aufleuchtet. So verrinnt die Zeit, wieder erfüllt von stillem Gebet vor dem Schrein in der Nische.

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Rowin Rodeberg


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BeitragVerfasst: 30.10.06, 10:30 
Edelbürger
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„Und nachdem die Orken mit dem Beistand der Viere wieder vertrieben worden waren, sprach der König: ‚Lasst uns ein neues Reichsschwert schaffen, denn ab heute gibt es die alten Königreiche nicht mehr, sondern nur noch ein Einziges’. So traten die Schmiede des gesamten vereinigten Reiches zusammen und wählten unter sich die vier Besten aus. Und diese fertigten in genau vier Jahren Arbeit, von Lichthoch zu Lichthoch, aus Stahl, Gold und Mondsilber das neue Reichsschwert. Und siehe: Als das Schwert geschmiedet war, da leuchtete es, als sei es aus den Strahlen Felas selbst geformt, denn der Segen Bellums lag auf ihm […]“ (Aus „Vom Anbegin der Zeiten“ aus der Reichsbibliothek Draconis, datiert auf das 12. Jahrhundert Ap Erson.)



Gestern…

Die Viere selbst waren es wohl gewesen, die die Schritte des Wanderers in die Einsamkeit geführt hatten. Tage, Wochen, ja Monde waren vergangen, in denen der Schmied bemüht war, etwas Einzigartiges zu schaffen, etwas, das Gnade vor dem Auge des Schwertherrn finden würde. Monde des Forschens nach alten Unterlagen und Berichten, noch in der Zeit im Tempel, und später des immer neuen Ausprobierens neuer Legierungen. Eine Novizin des Bellumordens hatte ihn darauf gebracht, das verloren gegangene Wissen um die Fertigung eines Abbildes eines der edelsten Schwerter der menschlichen Geschichte zu suchen.
Und dann war dieser junge Mann gekommen und hatte mit leuchtenden Augen erklärt, wie er diese Schwerter bewundere, und dass er selber eines von ihnen besäße. Welch ein Schock. Plötzlich erschien die Arbeit von weit mehr als der Hälfte eines Jahres nicht mehr als das, was jeder Schmied der Insel in wenigen Tagen vollbringen konnte. Nicht mehr als ein weiteres ‚Bernsteiner Licht’, wie man sie an jeder Straßenecke kaufen konnte. Fast wären in der Enttäuschung die weiteren Worte ungehört geblieben. Dabei waren doch gerade diese es, die wichtig waren.
„Meins ist ein schönes Schmuckstück… mehr aber auch nicht.“ Das war es gewesen. Erst später war ihm aufgegangen, welche Wahrheit in diesen einfachen Worten lag. Es war nicht wichtig, was man fertigt, um vor Bellum Wohlgefallen zu finden. Es war nichts schlimm, wenn man Monde schuftet, um etwas zu perfektionieren, was andere in wenigen Tagen zusammen klopfen können. Im Gegenteil. Was von Wert war, war eben diese Arbeit, die Aufopferung, die Begeisterung, die Entschlossenheit, der Eifer und der feste Willen, etwas alleine zum Lobpreis des Schwertherrn zu schaffen. Zum Glück hatten die Viere diesen jungen Mann vorbeigeführt. Es ist so leicht, in seiner Eitelkeit fehl zu gehen.

Die letzten Tage seit dem waren damit vergangen, die Klinge zu polieren und zu schleifen, Parier und Knauf zu fertigen und das Heft kunstvoll mit dem Leder zu beziehen, das eben jener Wanderer ihm überlassen hatte. Doch nun war das Schwert endgültig fertig und in ein sauberes Tuch eingeschlagen.

Es war an der Zeit, den Weg weiter zu gehen.

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Rowin Rodeberg


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