Sie sah hoch zur niedrigen Decke und ihr Herz pochte, klopfte, als wolle es aus ihrer Brust springen. Sie schloss ihre Augen, spürte in ihrer Erinnerung das Gefühl seiner Lippen auf ihren, seinen warmen Atem - ach, was für ein dummes Ding sie doch war, als sie geglaubt hatte, er würde sie enttäuschen mit einem rauhen Kuss, passend zu seinem so kalten, zackigen und militärischen Auftreten, jegliches Gefühl scheinbar vermissen lassend.
Stattdessen sehnte sie sich nun aber mehr denn je nach seiner Nähe, fast wie Qual erschien es ihr nunmehr von ihm getrennt zu sein, nichts dabei mit sich nehmend als ein einziger, intensiver und gefühlvoller Kuss. Ein Schauer lief über ihren Rücken und sie atmete tief durch, während ihre Hände sich fest in die Decke ihres Bettes vergruben.
Aber sie wollte nicht nachgeben, nicht hierbleiben.
Etwas rief sie, lockte sie wieder hinaus in die weite Welt.
Etwas, was verhinderte, dass sie jemals sesshaft wurde.
Etwas, was ein Teil von ihr war und ewig bleiben würde.
Aber eines konnte es ihr nie rauben - das war die Erinnerung an diesen einzigen Kuss, der jeglichen Widerstand, jegliche Bockigkeit ihrerseits eingerissen und begraben hatte. In dem Moment war sie mehr Katze als Schlange gewesen, so anschmiegsam auf einmal, so bereitwillig sich dem Moment hingebend, ehe sie wieder ihrer Wege zog, ihm lediglich eine kleine Erinnerung an ihr hinterlassend.
Leise nur meldete sich in ihr noch etwas anderes, nie gekanntes - Schuld.
Was waren ihre Versprechen an ihm, den sie nun leise, still und heimlich verlassen würde? Ein Grund mehr, nicht zu bleiben, dachte sie mit etwas gequält anmutender Miene, ehe sie aber dann unvermittelt schmunzeln musste. Es war so typisch für sie - kein Versprechen hielt sie und ewig, ewig wanderte sie im Wind wie ein einzelnes, unstetes Blatt.
Sie rollte sich ein, atmete tief durch und schloss ihre Augen, gab sich noch einen Moment verbotenen und verborgenen Träumen hin, ehe sie traumlos und ungewohnt tief einschlief.
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