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 Betreff des Beitrags: Hautnah
BeitragVerfasst: 28.11.06, 08:10 
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Unbarmherzig versiegte der Redeschwall neben ihr keinen Augenblick, in unendlichen Spiralen vertieften sich die selbstverliebten Worte in der selben und wieder der selben Thematik. Wenigstens wurde das scheußliche Scheppern der Ritterrüstung nun von den ihnen entgegen strömenden Stadtgeräuschen gemächlich verschluckt, während sie am Arm des strahlenden Scheinheiligen durch das Handelsviertel der Hauptstadt flanierte, die beinahe schon idyllische Stille des Parks, der Allee die zum prunkvollen Anwesen ihrer Familie führte, längst hinter sich.
Ihre beiden Leibwachen, ohne die ihr kein Schritt jenseits des Hauptgebäudes gestattet war, gewohnt einige Schritte versetzt vor und hinter ihr um ihre Unversehrtheit besorgt voller Anspannung ihre Umgebung mit den unruhigen Blicken sondierend.
Kein Wort des geadelten Mannes, an dessen Seite sie der gewünschten Zierde gleich sanft lächelnd leichter Schritte aus Gehorsam zu ihrem Vater folgte, fand seinen Weg in ihr Inneres. Sporadisches Nicken, schockiertes Lufteinziehen, mädchenhaftes Erröten, beschämtes Blickabwenden, albernes Gekichere. Oberflächliche Reaktionen während der silbergraue Blick unermüdlich aus den Augenwinkeln bei leicht gesenktem Kopf insgeheim das wahre Objekt ihrer Begierde suchte. Näher und näher kam der Tempel auf sie zu, wo ihr allmorgendliches Gebet in seiner Fülle von offener Demut und innerlicher Abscheu erwartet wurde gesprochen zu werden. Groß wie immer der Zwang, ihre Hand voller Ekel von dem unreinen Stück Dienstadel neben sich fortzuziehen, stärker der Wille den Schein zu wahren.

Plötzlich war all dies jedoch mit einem Schlag lächerliche Nebensache. Entferntes Unbehagen. Nichtigkeit.
Herzschläge bevor ihre Augen zu den Arkaden in der Ferne seitlich huschten, spürte sie schon seinen Blick auf ihrer förmlich bebenden Seele, ihr Atem versagte. Gnadenlose Schauer der Erregung durchströmten sie durch Mark und Bein, während sie sich gegenseitig stumm in diesem ewigen Moment jede erdenkliche Wonne versprachen, das Silber in dem Grün versank um im Geiste seinen Atem an ihrem Hals zu spüren, seine Fingernägel ihren Rücken entlang, beinahe formten sich schon unter der teuren Kleidung die roten Striemen auf Honigmilchhaut allein aus schierer Einbildungskraft. Sie nickte ihm zu, unbemerkt leicht. Trance.
Bitteres Gift in den Dornen die ihren Verstand regelrecht zerfleischten, die Verbindung zerriß, der betäubte Kopf zwang sich wieder dem Entengequacke des Falken zu, berauscht für den restlichen Tag von einem einzigen Augenblick.


Wie in jeder Nacht seit er sie erwählt hatte, saßen sie am Fuße jeweils einer Seite der hohen Grundstückmauer am hintersten Rand des immensen Gartens, sie versteckt von der fürsorglichen Trauerweide, er durch die Finsternis des Waldes.
Durch Welten getrennt, durch Worte vereinigt. Einen Dunkelzyklus lang wurden diese gewechselt, währten danach noch hartnäckig in Erinnerungen.
Niemals kamen sie sich näher als in diesem Moment, doch war eine jede Silbe Erlösung die das Verzehren nach dem anderen gleichzeitig noch mehr entfachte.
Bald würde es soweit sein. Es mochte noch einen Mond dauern, einen Götterlauf, vielleicht zehn.
Aber bald.

Selig das Lächeln auf ihren Lippen Zyklen danach, zuletzt ihr Antlitz beehrt in ihrer Kindheit, kühl der feuchte modrige Luftzug, der das Licht der Goldfäden geschmückten Kerze in ihrer Hand flackern ließ, ihre schmale Silhouette gespenstisch an den Steinwände zum abartigen Zucken brachte während sie die Kellertreppen tiefer und tiefer hinabstieg.
Ein Drücken der Steine in der richtigen Abfolge, schon offenbart sich der versteckte Zugang zu ihrem heimlichen Kämmerchen, in dem sie seit seinem ersten Anblick ihre sorgfältige Sammlung katalogisiert erwartete.
Leder, war es doch nur ein Überbegriff für erstarrte Haut ohne den süßen Lebenshauch der lieblichen Götterhure. Farbenfroh die Varianten von jedem Tier und Wesen jeglicher Schöpfung, jeglicher Rasse.
In Regalen behutsam zusammengerollt, gespannt durch großen Holzrahmen in noch unbeschnittener Kontur des vormaligen Trägers. Liebevoll ihr allnächtliches Ritual des Streichelns einer jeder Art von Beschaffenheit, das Funkeln in den Silberaugen getränkt von Besessenheit.
Das Gefühl seiner Haut blieb ihr bisher grausam verwehrt, doch war dies wenigstens ein schwacher Ersatz, der tröstlich etwas mehr Geduld verschaffte, sich vorzustellen, welcher ihrer Lederproben seiner Berührung am Nähesten kam.
Wie er sich wohl anfühlen würde?

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BeitragVerfasst: 8.02.07, 07:37 
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Findet das Miststück! Findet sie bevor es die anderen tun! Ich will ihren Kopf! Irgendwo hier muss sie sein!

Fest pressten sich die zitternden Lippen aneinander um das schmerzvolle Wimmern panisch zu unterdrücken während sie hoch oben in der Baumkrone saß, der rechte Arm krampfhaft um den Stamm gekrallt, das dichte Blattwerk ihr gnädigen Schutz bot vor den Häschern unter ihr die sich auf ihren Pferden bald entfernten. Eine schiere Ewigkeit kam es ihr vor bis sie nurmehr die friedlichen Laute des Waldes umgaben, das Hufgetrampel sich schon längst verflüchtigt hatte. Die glasigen Augen senkten sich auf den bereits hinten abgebrochenen Pfeilschaft in ihrer linken Schulter der aus dem sich immer mehr ausbreitenden Blutfleck im Leder herausragte.
Sie schloss die Augen, atmete immer wieder tief durch während sie mühevoll ihre Position auf dem dicken Ast etwas veränderte in eine seitlich anlehnende, die Rechte vom Stamm löste um den Schaft unter den Federn fest zu umfassen.
Ein schwaches Lächeln zierte die blassen Lippen, die verzerrten Züge entspannten sich als das Bild des geliebten Antlitzes vor ihrem inneren Auge erschien. Leise flüsterte sie die Liebesbekundung bevor sich der Atem anhielt und mit einem jähen Ruck der Pfeil herausgerissen wurde, sofort ihr qualvoller Schrei voller tiefstem körperlichen Pein durch den Wald gellend.
Keuchend beruhigte sie sich nur sehr langsam wieder als die Schmerzwellen träge wieder ihren Verstand freigaben, die bunten Kreise vor den Augen in den Hintergrund traten. Kraftlos lehnte sich der Kopf bei siechenden Luftzüge an den Stamm, die verschmierte Rechte wie besessen den Schaft umkrallt haltend während das Blut nun unbarmherzig aus der Austrittswunde sickerte. Seltsam beruhigend die Waldgeräusche die sie umgaben, ihren gepeinigten Sinnen süßen Trost spendeten.
Immer kälter wurde ihr nach einer Zeit, ein Frösteln sie beutelnd ehe ihr mit einem Male schwarz vor Augen wurde und der Leib nach vorne sackte. Mit einem raschelnden Krachen der Blätterkrone brach der Körper durch diese hindurch bevor er mit einem dumpfen Laut leblos am Waldboden aufschlug und ohne jegliche Regung dort liegen blieb.

Zärtlich strich das weiße Ross mit den bebenden Nüstern über die Stirn seiner Herrin, ein leises Wiehern stieß das Tier voller Sorge immer wieder aus während es Wache an ihrer Seite hielt.
Still beobachtete der Elf aus dem Dickicht das Pferd eine Zeit lang.
Eine ganze Weile war er dem stattlichen Tier nun durch den Wald gefolgt, die Runen seines Volkes im Leder des Sattels hatten seine Neugier geweckt, ebenso der kunstvolle Bogen daran. Umso größer seine Überraschung als er das Ziel der Suche des Tieres entdeckte.
Ein Menschenkind. Ein blutiges Menschenkind, mehr tot als lebendig.
Erst nach einiger Überwindung löste sich die hohe Gestalt aus dem Schutz seiner Deckung und näherte sich den beiden, sofort dem Tier beruhigend in seinem Gesang zusprechend als es ein alarmiertes Wiehern von sich gab.
Die schräg gestellten, goldenen Augen betrachteten voller Mitgefühl stumm die blutleeren Züge, strichen das verschwitzte Haar aus dem kindlichen Antlitz dann bückte er sich und legte behutsam den schmalen Leib über seine Schulter, einige leise gesungene Worte dem Ross zu bevor er mit der jungen Frau tiefer in den Wald wanderte, seine Konturen bei jedem Schritt mehr verschwammen bis sie sich völlig im Nichts auflösten, das Tier wie von unsichtbarer Hand geführt weiterschritt.

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BeitragVerfasst: 18.05.07, 09:07 
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Regungslos stand die schmale Gestalt des Mädchens auf der Waldlichtung, die Haltung, das leichte Neigen des Kopfes, der linke Arm der ruhig die Sehne des kunstvoll geschnitzten Bogens gespannt hielt, die fließende Atmung – alles schien einer einstudierten Einheit nah, nicht einmal der laue Astraelwind, der spöttisch einige der silbrigen Strähnen ins gerade einmal von der Jugend gestriffene Gesicht pustete, unterbrach die tiefe Konzentration in den Augen, die leicht gekniffen das Ziel in der Ferne fixierten.
Jetzt...? wisperte sie nach einer schieren Ewigkeit, ohne dass sich ihre Haltung auch nur regte. Würde er denn treffen? Ohne jegliche Anklage in dem elfischen Gesang ließ ihr Lehrer sie nicht einen Herzschlag aus seinem aufmerksamen Blick. Schweigend ließ sie langsam den Bogen wieder sinken, löste sich aus der Starre nur um gleich danach die Waffe unter einem frustrierten Aufschrei von sich zu schleudern. Seit Götterläufen verbietest du es mir! Ich habe es langsam satt! Wie lange soll ich denn noch trainieren bis ich endlich loslassen darf? Woher soll ich denn sicher wissen ob er trifft...? Ich werde ja noch... Geduldig ließ der Elf das aufgebrachte Geschimpfe des Hitzkopfes über sich ergehen, betrachtete versonnen seine Schutzbefohlene bis die empörte Tirade schliesslich ihr Ende fand.
Nochmals von vorne...



Ihre Kehle war zugeschnürt, nicht der kleinste Laut wollte ihren Lippen entweichen als sie gegen die Mauer der Spelunke in einer finstren Seitengasse Ignes gepresst wurde, der biergeschwängerte, heiße Atem des Söldners striff voller Begierde ihren Hals während eine Hand die Miniaturarmbrust an ihr Herz hielt, die andere sich gierig an den Riemen ihrer Lederrüstung zu schaffen machte, Knöpfe schließlich zu Boden sprangen als das Hemd darunter ungehalten aufgerissen und ihre blasse Haut enthüllt wurde.
Zu schade... zu schade, daß mein Anführer deinen verdammten Kopf will du hübsches Miststück, wir hätten viel Spaß miteinander haben können. Aber sorge dich nicht... den werden wir jetzt haben bevor ich dich zu ihm bringe. Doch müssen wir uns eilen Schätzchen, oh wir müssen uns eilen... deines Vaters Schergen sind uns auf der Spur, sie wurden... verfluchter Scheißknopf!
Gelähmt war die junge Frau, zu keiner Bewegung fähig. Doch arbeitete es umso hastiger in ihrem Kopf, die geweiteten Silberaugen stierten an seiner Schulter vorbei ins Nichts, die Übelkeit die seine hastigen Küsse auf ihrer Schulter hervorriefen nicht einmal registrierend. Es war nicht Angst, die sie erstarren ließ – es war Zorn. Unbändiger Zorn in der prächtigsten Weißglut. Auf sich selbst.
Wie konnte sie nur so unvorsichtig gewesen sein? Nicht nur ihre Häscher, nun auch noch der Suchtrupp von daheim ihre Spur aufgenommen? Sie konnte es einfach nicht fassen. Nach all der langen Zeit der Finten und Listen hatte sie geglaubt, ihre Verfolger aus den zwei so unterschiedlichen Lagern abgeschüttelt zu haben. Wurde nachlässig mit den verstreichenden Monden. Der Preis dafür versuchte sich gerade vor ihr an etwas, für das ihn ihre Leibwachen vor Götterläufen schon längst gevierteilt hätten.
Nachlässig... ausgerechnet sie! Krankhaften Perfektionismus in Fleisch und Seele eingebrannt bekommen seit ihrer Kindheit und jetzt? Oh wie schämte sie sich, es stach zwischen ihren Schläfen vor Schmerz wenn sie nur an ihren Lehrer dachte, wie enttäuscht er nun, in diesem Augenblick, von ihr wäre – und simultan mit diesem Gedanken kam ein anderer, der einen Mundwinkel anheben ließ während das minderwertige Stück Abschaum noch sein Glück genoss, die kleine Armbrust achtlos zur Seite warf um sich an ihrer Hose schaffen zu machen, getrieben von blinder Lust.
Das entrückte Grinsen auf ihren Zügen vertiefte sich als sie weiter vor sich hinstarrte, ihre wild funkelnden Augen den Elfen vor sich knien sahen, sie selbst wieder ein kleines Mädchen kaum 7 Götterläufe alt, welches fasziniert auf die ihr präsentierte Waffe glotzte. Wie von selbst wanderte die Linke an ihren hohen Stiefel, die Finger fanden blind in einer ewig einstudierten Geste den liebevoll geschnitzten Silberholzgriff. Du bist nun alt genug dies zu haben, alt genug in der Not dein Leben zu schützen, mein Kind. Langsam zog sie den scharf gezackten Dolch aus seinem Versteck, eine seltsame Ruhe durchflutete sie bei dem Gesang des Elfen in ihren Ohren. Siehst du diese Zacken? Ich möchte, dass du sie wenn es so weit ist in den anderen Leib rammst so fest du nur kannst. Die hellen Augen zuckten abrupt zu dem verschwitzten Antlitz des vor Aufregung keuchenden Mannes, ohne einen Mucks aus ihrem Mund stach sie plötzlich zu. Und dann drehst du! Drehst du so weit es nur geht bevor du den Dolch wieder herausziehst, hast du mich verstanden mein Kind? Der Silberschopf nickte gehorsam, abwesend zu den Worten, blickte dem überrascht röchelnden Mann einige Herzschläge direkt ins Gesicht ehe ihr Handgelenk kräftig herumruckte, seine Augen sich noch mehr weiteten.
Unter einem wütenden Aufschrei riss sie den Dolch wieder aus der nun klaffenden Bauchwunde, versetzte ihm gleichzeitig mit ihrem Fuß einen wuchtigen Tritt und spuckte in einer unbändigen, stolzen Geste zu Boden. Hart schlug der Körper rückwärts am Stein auf wo der Mann unter siechenden Atemzügen aus dem Blut hervorgurgelnden Mund leicht zuckte. Keinen Herzschlag löste sie den Blick von seinen sterbenden, ungläubigen Augen, betrachtete ihn bei seinem letzten Kampf voller Abscheu und gleichzeitig tiefer Zufriedenheit während sie sich langsam wieder anzog.
Sie mußte wieder vorsichtiger sein, keine Fehler mehr! Kaum der letzte Atem seinen Lungen geraubt, zerrte sie ihn an den Beinen näher zum Eingang der Gasse, benutzte seinen Zeigefinger am eigenen Blut um auf dem Pflasterstein neben der Leiche ein verschmiertes UMDES.. zu hinterlassen, seine Hand an dem Schriftzug danach bettend als wäre es sein letzter Botendienst an sein Gefolge gewesen.
Keine Woche danach betrat sie in Venturia das Schiff.

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Zuletzt geändert von Telin: 18.05.07, 09:33, insgesamt 1-mal geändert.

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