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Volke Siebenwinds, aufrechte Bürger und Freie dieser Insel!
Schweres Unrecht wurde Euch angetan, belogen wurdet Ihr und hinters Licht geführt. Die Gier nach Macht hat die obersten Reihen Eurer Herrschaft verdorben und vergiftet.
Erinnert Euch dessen, daß Ihr gefragt wurdet, wen Ihr als Vertreter der Menschen in dem großen Rat haben wollt. Erinnert Euch, wie sich eine einzige Kandidatin bemühte, wie sie als einzige Zettel aufhing, die Euch auf ihre Seite ziehen sollten. Erinnert Euch, wie sie um Stimmen kämpfte und wie sie versuchte, zu gewinnen, um Eure Interessen und Eure Anliegen in den Rat zu bringen. Eine von Euch, die in den Rat gelangen wollte. Ihr Name ist Akora und sie hatte nicht gewonnen. War es Zufall?
Nein, es war kein Zufall, daß sie verloren hat und daß an ihrer statt nun ein unbekannter und unredlicher Barde als sogenannter Vertreter der Menschen im Rat sitzt.
Adel und Ritter wollten von Anfang an nicht, daß sie gewann, der Sieger stand fest, bevor Ihr auch nur eine Stimme abgegeben habt. Die ganze Wahl war eine Farce!
Es fing bereits damit an, daß der Adel und die Höhergestellten ein höheres Stimmengewicht hatten. Schon an jenem Punkte war die Wahl nicht mehr gerecht, da die Meinung des Adels mit einem viel höheren Anteil bewertet wurde als der Eure. Die Meinung des Adels konnte somit gegen eine Mehrheit der Stimmen aus dem Volke durchgesetzt werden.
Doch dies war noch nicht alles. Die Intrigen und Machenschaften der Ritter fingen erst an, als die Wahl bereits am Laufen war.
Wer nahm Eure Stimmen entgegen? Der Herr Chanadarsya. Ein redlicher, aufrechter Mensch, der wohl nichts Böses im Sinne hatte, dem jedoch Böses widerfuhr. Am vorletzten Tage vor der Wahl wurde er vergiftet und betrunken gemacht. Ein feiger und hinterhältiger Anschlag. Damit, wertes Volk, sollte verhindert werden, daß Ihr Eure Stimmen an jenem Tage abgeben konntet. Und es funktionierte, denn viele von Euch, die wählen wollten, wurden wieder fortgeschickt. Fragt nur herum.
Aber damit nicht genug! Dem Intrigentum der Ritterschaft reichte es nicht aus, nur Eure Stimmenabgabe durch jenen feigen Anschlag zu verhindern. Nein, es wurden auch Stimmen, die für die Kandidatin Akora abgegeben wurden, nicht weitergereicht. Sie kamen nicht auf die Wahlliste und wurden somit nicht mitgezählt.
Doch selbst dies, wertes Volk, hätte unserer Akora noch den Sieg gebracht. Die Ritterschaft wollte auf Nummer Sicher gehen, und hat sich somit eine weitere Hinterhältigkeit ausgedacht, um Euch Eures Rechtes zu berauben. Der Hofstaat hatte pro Person zwei Stimmen, wie Ihr sicher wißt. Doch wer sind diese Personen des Hofstaates? Gewiß, die Bediensteten, doch kamen zu diesen noch die Kinder hinzu. Ihre Stimmen wurden einfach so für Fabius auf die Stimmliste gesetzt, ohne daß sie es wußten, ohne daß sie gefragt wurden. Und da sie dem Hofstaat angehörten, zählten diese Stimmen auch noch doppelt! Welch eine Schande, die Stimmen von unwissenden und unschuldigen Kindern für eine solche unerhörte Missetat zu mißbrauchen. Ich frage Euch, wertes Volk, habt Ihr für Eure Kinder mitgewählt? Ward Ihr nicht ehrenvoll und habt nur für Euch gesprochen?
Die Ritter, wertes Volk, waren dies nicht. Hinter all jenem steckt ein Name, ein Ritter: Siegfried Steiner. Er befahl den Anschlag auf den Herren Chanadarsya, er befahl, daß die Stimmen für Akora nicht mitgezählt werden sollten und er veranlaßte auch, daß die Stimmen von Kindern einfach so, ohne ihr Wissen, auf die Stimmliste für Fabius kamen.
Und bei wem, wertes, aufrechtes Volk, ist die Stimmliste jetzt? Wo ist der einzige Beweis für diesen Schwindel? Ihr könnt es Euch selbst denken. Die Stimmliste liegt nicht etwa bei der ehrenwerten Richterin und ehemaligen Inselpatrizierin Nhergas, sondern sie wurde weitergegeben an- Siegfried Steiner. Jener Ritter, der für diese Hinterhältigkeit und diesen unerhörten Betrug verantwortlich ist, jener Ritter besitzt auch den einzigen Beweis seines Frevels.
Öffnet die Augen, Volk von Siebenwind, und erkennt, daß Ihr belogen wurdet, daß die Oberen dieser Insel nur um ihre eigene Macht bemüht sind, und daß Euch die Wahrheit vorenthalten wird. Ihr wurdet manipuliert, betrogen und für dumm verkauft.
Ihr hört die Wahrheit, und sie richtet sich gegen die Ritter. Deswegen wird sie von diesen nicht gerne gehört. Und deswegen sollen Personen, wie Akora, mundtot gemacht werden. Es wurde gegen sie gehetzt und verleumdet, es wurden Stimmengewichte anders verteilt, es wurden Stimmen unterschlagen und Stimmen erfunden. Und selbst wenn dies alles nicht gereicht hätte und Akora dennoch die meisten Stimmen bekommen hätte, sie hätte nie gewinnen können: Denn ihre Kandidatur wäre im Nachhinein für ungültig erklärt worden, eben weil sie die Wahrheit kennt und spricht und dies als verleumdung der Ritter angesehen wird. Ihr wißt, Volk von Siebenwind, daß dieses vermeintliche Verbrechen eine schwere Sünde sein soll. Doch erkennet: Ihr werdet von Verbrechern beherrscht! Von Verbrechern, die jedes Wort gegen ihre Verbrechen als Sünde deklarieren.
Erkennet, daß Ihr betrogen wurdet! Wachet auf, Volke von Siebenwind, und erkennet, daß Akora als einzige das Anrecht hätte, den Platz als Vertreter der Menschen einzunehmen.
Soll Astrael Euch nicht die Wahrheit bringen, ist es nicht die Tugend eines Ritters, stets wahr zu sprechen? Und doch belügen und betrügen Euch die Ritter.
Erkennet, die Wahrheit wurde Euch gebracht von einem Diener Angamons. Ihr könnt meine Worte ob dessen in Zweifel ziehen, doch die Wahrheit bleibt die Wahrheit, egal, welche Zunge sie spricht. Ich spreche wahr, und ich spreche zu Euch, Volk von Siebenwind, auf daß Ihr ablegt Euren blinden Gehorsam, auf daß Ihr sehen und erkennen möget.
*unter dem Pamphlet sieht man ein schlichtes, schwarzes Fünfeck, darüber prangt in geschwungenen Lettern der Name "Mantikor"*
*Untersuchungen des Pergamentes mögen ergeben: Es ist triviales, handelsübliches Pergament, die Schrift ist nicht besonders kunstfertig oder elegant und stammt somit sicherlich nicht von einem Meister des Faches. Die Tinte ist völlig normale, schwarze Tinte*
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