Siebenwind, Endtag, 19. Querlar 15 nach Hilgorad
Geheiligte Eminenz!
Gedanket sei es unserem Herrn Astrael und Euch, Heilige Eminenz, dass Ihr Euch entschieden habet, jenen Jüngling Christoph Romuar nach Siebenwind zu entsenden. Ich bin zuversichtlich darin, dass jener Jüngling im Ordo Astraeli seine Pflicht tun werde und desgleichen der Hoffnung, dass er rasche Fortschritte machen werde in seinen Studien. Wohl wird er in kommender Zeit nicht füllen können die Lücke, welche seine Gnaden Whyrrdin hinterließ. Doch wird man dieses sehen in kommender Zeit.
Durch jenen Jüngling habet Ihr, heilige Eminenz, mir Eure Bitte angetragen, Euch in Regelmässigkeit Bericht zu geben über Lage und wichtige Geschehnisse auf dem Eiland Siebenwind. Und so komme ich mit Freude und gleich großer Pflichterfüllung dieser Eurer Bitte nach.
Das Eiland Zunächst will ich Euch berichten über das Eiland in Gänze und den Kampf , welcher tobte. Dies tue ich, wenngleich ich vermute, dass darüber Ihr, Heilige Eminenz, schon Kunde erhieltet. So sei Euch gesagt, dass viel Blut der Helden auf Seiten der Streitmächte des Lehens den Boden Siebenwinds tränkte, gleich viel mehr jedoch die Schlachtreihen und seelenlosen Horden des Namenlosen geschwächt worden sind. So ruhen nun die Kämpfe aufgrund Erschöpfung und Mattigkeit der Schlachtreihen auf beiden Seiten. Ruhen sage ich, denn es sei Euch, Heilge Eminenz, mitgeteilet, dass den Heeren des Lehens nicht gelungen, das Eiland gänzlich zurück zu erobern. Ein Teil des Eilandes werde beherrschet von den Heeren des Namenlosen, wohl ein Drittel des Ganzen im Osten des Eilandes, welches liege jenseits der Wälle, welche zum Schutze von Soldaten des Banners errichtet. So sei Euch gesaget, dass die Not gelindert und Vielerlei wieder dem Alltäglichen sich zugewendet. Neue Städte werden wieder erbauet in den einzelnen Lehen des Eilandes, der Handel beginnet wieder zu blühen. Einzig das Schicksal jener Völker - genannt seien das Volk der Auenelfen und das Volk der Waldelfen - ist weniger gewiss. Über dieses erlaubet mir genauer Euch kndzutun in einem späteren Berichte, welcher diesem folgen soll. Nun sei soviel gesagt, dass das Schicksal dieser Völker auch tangieret seie durch Anmassung und Willkür der Lehensherrschaft und Ritterschaft.
Ja - viele wähnen sich geborgen, niederer wie höherer Stand, Handwerker wie Handelstreibende und es scheinet auch die Lehensherren und Ritterschaft und manch Weiser. Doch trügerisch sei diese Ruhe, denn allein, was berichtet man von jenem Lande jenseits der Wälle, läßt einen das Blut in den Adern gefrieren. Verdorrt und öd soll sein das Land jenseits der Wälle, in steter Finsternis liegend, kein Vogelgezwitscher zu hören, kein verspieltes Plätschern eines Bächleins. All dieses zeiget, dass Ihr, Heilige Eminenz, Recht habet wohl mit dem, was Ihr in Eurem Schreiben prophezeiet. Der Kampf gegen den Namenlosen, das Ringen mit den Heeren des Namenlosen wird hier auf dieser Insel entschieden werden. Es scheinet, dass all dunkle Macht des Namenlosen auf dieser Insel, diesem Teile des Eilandes sich finde.
Welch düstre Mächte sich zu einen, gar zu sammeln scheinen auf dieser Insel sei erkennbar daran, welch Geschmeiss mit Schiffen kommend die Hafenstadt Brandenstein erreichet. Glückspieler, Scharlatane, dunkle Gesellen, Spitzbuben, Weiber, die ihren Körper zu Markte tragen – alle in einem beseelt von der Raffgier, fremd ihnen allen, demütig und in Dankbarkeit die Namen der heilgen Viere zu preisen und Gebete zu richten an die heilgen Viere. Und so scheinet mir, dass sie leichte Beute sind für das Dunkle, welches Jenseits des Walles wirkt, und diese armen Seelen sich verlieren in diesem Sog des Frevelhaften, wenn sie nicht schon verloren sind.
Die Orden der heilgen Viere Furcht und Hoffnungslosigkeit würde mich einzig erfüllen, würde nicht Halt und Kraft mir geben der Allsehende, Allwissende Astrael. Und so schöpfen auch die Brüder des Ordo Astrael wie ich Kraft und Mut. Es sei Euch; Heilige Eminenz, kundgetan, dass der Ordo Astraeli stark und zuversichtlich sei im Kampfe gegen allen Frevel. So sei auch Euch berichtet, dass der Mantel des Schweigens liege über jene Handlungen seiner Eminenz Donarius Derrvus, möge seine Seele Frieden finden im Schoße Astraels. Mundtot gemacht wurden alle Mitwisser. Gedanket sei dies auch seiner Hochwürden Anaih Ellent und seinem Schwerte. Schriften, welche bekannt und welche den Namen des Ordo Astraeli schädigen könnten, sind ebenfalls vernichtet oder sicher verwahrt.
So zuversichtlich Ihr , Heilige Eminenz, seien könnt eingedenk des Ordo Astraeli, so besorgniserregend müsset Ihr sein, die anderen Orden der Diözese Siebenwind betrachtend. Der Ordo Vitamae liege darnieder nur vertreten durch Hochwürden Benion, dessen Interesse mehr einer Gelehrten der Heilkünste gilt als anderem. Die Brüder des Morsan-Ordens kommen nach Ihrer Pflicht, doch wie es ihre Bestimmung, leben sie in Zurückgezogenheit und wenden sich ab von allem Weltlichen. Der Ordo Belli sei wohl zugewandt dem Weltlichen, was dem Morsan-Orden nicht eigen ist, doch lediglich mit dem Schwert und anderem niederen Handeln. Nichts weiteres muss ich Euch, Heilige Eminenz dazu sagen, denn Ihr wisst es selber all zu gut.
So habet Ihr, heilige Eminenz, Recht wohl behalten mit der Eurigen Meinung, die einst in einem Schreiben Ihr kundgetan: Im Namen der Viere im Kampfe gegen den Namenlosen Einfluss zu üben auf das Weltliche, die Obrigkeit und andere Stände wird sein die Last, welche ruhet auf dem Ordo Astraeli allein. Und so habe ich beherzigt, welch Sicht der Dinge Ihr, Heilige Eminenz, mitgeteilet und gleichwohl beherzigt das, was Ihr geraten und angewiesen. Beherzigt all dieses, um vor allem auszumerzen ketzerische Umtriebe, welche sich zeigen in dem ketzerischen Glauben an den Namenlosen und auch in dem ketzerischen Glauben an die Gohor. So sei Euch berichtet, welch Einfluss der Ordo Astraeli habe und wie es stehe darum.
Bevor ich dieses tun will seie mir erlaubet, an dieser Stelle eine Bitte zu richten an Euch, darauf hinzuwirken in Draconis, dass man vom Festlande entsende nach Siebenwind Diener und Dienerinnen der Vitama, auf dass der Ordo gestärkt sei in Zukunft.
Lehensherrschaft und Ritterschaft Nach dem Schlachtgetümmel sammeln Lehensherr, Ritterschaft und deren Söldner ihre Kräfte, doch bekommet schon, wie Ihr befürchtetet, Müßiggang und Völlerei die Oberhand. Viergottesfürchtigkeit und Demut vor den heilgen Vieren vermisset man. So sei eine Begebenheit Euch berichtet, dass am heiligsten Tage des Herrn eine Auktion stattfinden sollte und Ritterschaft und Lehensherrschaft nicht nur dieses dulden wollten, sondern schlimmer noch der Raffgier selbst anheim fielen. Es Sei Euch gesaget, dass verhindert werden konnte derart frevelhafte Auktion an diesem heiligen Festtage.
Der Ordo Astraeli wird - so sei Eurer Heiligen Eminenz versichert zurückhaltend sein und wohlwollend gegenüber Lehensherrschaft und Ritterschaft. Gleichwohl sei Euch kundgetan, Heilige Eminenz, dass der Ordo Astraeli mehr und mehr gut informieret sei durch einen Jüngling am Hofe, der in tiefem Glaube zu Astrael. So kann ich Eurer Heiligen Eminenz nicht ersparen zu berichten, dass auch in der Ritterschaft ketzerische Umtriebe drohen, doch mangele es noch an Beweisen. Man wolle jenen Jüngling auch nicht in Gefahr wissen durch ein unbedachtes oder überstürztes Vorgehen. So werde man sich gedulden und dennoch wachsam sein.
Hinweisen muss ich Euch auf eine Garde, welche einst der Baron wohl rekrutierte zu seinem Schutze, weshalb diese Garde den Namen Baronsgarde trägt. Sonderbare Vorfälle ereigneten sich vor nicht all zu langer Zeit, die stets mit einem Manne namens Yash, wohl im Namen des Barons im Amte eines Kommissarius wirkend, in Zusammenhang zu bringen waren. Die Einzelheiten dieser Vorfälle Euch zu berichten, Heilige Eminenz, scheint mir nicht notwendig, gleichwohl waren diese derart besorgniserregend, dass der Ordo Astraeli es für erforderlich erachtete, zu wissen um die Geschehnisse in dieser Garde. Und es ist erfreulich, dass es gelang, einen Streiter jener Garde für die Dienste des Ordo Astraeli zu gewinnen. So denn Gefahren nochmals drohen sollten von dieser Garde wider dem Willen der heilgen Viere oder der Viergöttergewollten Ordnung, werde man dieses erfahren , gewappnet sein und Schritte zu unternehmen wissen.
Königliche Gerichte zu Siebenwind Arg ist es bestellt um die Gerichtsbarkeit, denn so klar und deutlich geschrieben die Gesetze, so verworren und undurchschaubar für den Ordo Astraeli das, was geschehe an den Gerichten. So könne man Euch darüber nicht vieles berichten – doch hoffe man, dass in baldiger Zukunft dieses sich gebessert werde haben.
Königliche Akademie der Arkanen Künste Sorgenvolles muss berichten ich Euch über jene, denen da das Geschenk der Allwissenden in die Hände gelegt. Und noch größer die Sorge über jenen Magistrat, der da vorstehe der Akademie, welche im Volksmunde Siebenwinds „Turm der Magie“ genannt werde. Schwer lasten auf jenem Magistrat Vermutungen, dass ketzerische Umtriebe durch jenen Magistrat geduldet werden – wenn nicht gar Schlimmeres. Doch auch hier ist mit Geduld darauf zu hoffen, dass jener ketzerischen Natternbrut der Garaus gemacht werde. So sei Euch, Heilige Eminenz, hier auch gesagt, dass es dem Ordo Astraeli gelungen, einen Schüler dieser Akademie, in tiefem Glauben zu Astrael und bestürzt über die drohende Gefahr, welche von diesen ketzerischen Umtrieben ausgehen könne, zu gewinnen, genau zu beobachten und zu berichten, was am „Turme der Magie“ geschehe.
Heilige Eminenz, ich will hier mit meinem Berichte es zunächst bewenden lassen und zu einem späteren Zeitpunkte ihn fortsetzen wollen. So erhoffe ich mir auch, von Euch Nachricht und Antwort zu erhalten auf mein Schreiben, wohl wissend, dass es dauern wird, bis diesen Brief Ihr in Euren Händen halten werdet.
Calmexistus Salanus Ordo Astraeli
Diözese Siebenwind
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Furchtbar ist es, zu töten. Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut. Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.
Zuletzt geändert von Calmexistus: 28.08.07, 03:55, insgesamt 1-mal geändert.
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