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 Betreff des Beitrags: Blut und Macht
BeitragVerfasst: 8.08.07, 12:24 
Einsiedler
Einsiedler

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Finsternis.

Stille.

Ein leises Atmen ist zu hören, leicht schnaufend aber doch gleichmäßig und scheinbar entspannt. Inmitten der Finsternis der Höhle ist schemenhaft eine Gestalt zu erkennen, zusammengekauert, im Schneidersitz. Bei der Gestalt handelt es sich scheinbar um einen Orken, jedoch ist dieser etwas kleiner als die meisten seiner Artgenossen und bei weitem nicht so stämmig gebaut. Er trägt eine Robe, soviel ist zu erkennen, und an dieser scheinen etliche Beutel zu hängen, sowie etwas, das wie ein großer Knochen aussieht. Die Herkunft der dunklen Flecken auf der Robe ist allenfalls zu erahnen.

Ruhe und Entspannung.

Die wichtigsten Vorbereitungen waren getroffen.

Er würde diesen Geist rufen und - wenn Ci'rgbuz ihm die Kraft dazu geben würde, woran kaum Zweifel bestanden - dann würde er ihn auch einfangen können. Zweifel waren etwas für verweichlichte Schwächlinge. Ein Elf würde vielleicht an seiner Stärke zweifeln, ein Ork jedoch wusste darum. Er war kein Kämpfer, musste seine Stärke nicht jedem offenbaren, selten beweisen, jedoch stellte er sie dennoch nicht in Frage.

Das Gefäß, in dem er den Geist fangen würde, war bereit. Er hatte alles was er bisher über den Geist wusste sorgsam abgewägt und in das Gefäß einfließen lassen in das er ihn binden würde. Es sollte ein Geist des Waldes sein, zugleich jedoch auch über Luft und Feuer gebieten und auch noch über weitere Kräfte verfügen. Je näher das Gefäß dem Geist stand, desto leichter war er darin einzufangen. Er hatte aus dem Holz von sieben verschiedenen Bäumen jeweils zwei Perlen geschnitzt. Dies war der Wald, das eigentliche Gefäß. Dort hinein hatte er nun die Kraft von Feuer und Luft gebunden...


... Die Hitze verschlug ihm fast den Atem. Schweflige Dämpfe stiegen aus den Tümpeln aus flüssigem Feuer um ihn herum auf, der Boden war heiß und schwarz verkohlt. Der Ork wagte es nicht tief durchzuatmen, denn auch die wenige Luft, die er bei seinen flachen Atemzügen in sich aufsog brannte ihm bereits trocken und schmerzhaft in der Lunge. Vor ihm loderte ein kleines Feuer. Jeder Betrachter musste ihn für vollkommen wahnsinnig halten, hier, wo die flüssigen Flammen aus der Erde traten und, Bächen gleich, über das Land zogen zu allem Überfluss auch noch ein Feuer zu machen, scheinbar ohne es zu verwenden.

Aus einem der Beutel am Gurt nahm er die Federn heraus. Prächtig anzusehende Federn von mehreren Vogelarten. Dunkle Rabenfedern, weisse Taubenfedern, bunte Federn verschiedener Singvögel. Der Ork betrachtete sie nur kurz, ehe er sie über das Feuer streute. Gierig verschlangen die leckenden Flammen die zarten Federn. Der schmächtige Ork betrachtete sie, wie sie sich zusammenkrümmten, schrumpelten, verkohlten, bis nur noch die Schäfte zu sehen waren; beobachtete weiter, wie auch diese in den Flammen vergingen. Der Geruch verbrannter Federn mischte sich mit dem Schwefeldampf. Es stank erbärmlich.

Dann, als von den Federn nichts mehr zu sehen war brachte er sein Opfer dar. Wer den mächtigeren Göttern opferte, der beließ es nicht bloß bei Bitten und Gewinsel. Er zeigte, dass er es Wert war Unterstützung zu erhalten, indem er ein Opfer brachte. Das größte Opfer aber, das man den Göttern erbringen konnte war Blut. Der schmächtige Ork frohlockte. Ihm war es vergönnt, nicht nur irgendwelches Blut opfern zu können, sondern wertvolles Blut. Das Blut eines mächtigen und bedeutsamen Wesens. Das wertvollste Blut, das er auftreiben konnte. Sein eigenes. Er schnitt sich mit dem Messer über den Arm, ließ das Blut über die Flammen laufen, genoss die Gewissheit, dass sein Opfer den Gott der Geister zufriedenstellen würde. Die Schmerzen waren nicht von Bedeutung. Zwar brannte sein Arm als triebe man ihm Nägel hindurch und befand sich damit im grausamen Wettstreit mit seinen von der Hitze gequälten Lungen, aber einen Schrei ließ er nicht von seinen Lippen weichen. Wenn er eines in seinem harten Leben gelernt hatte, dann war dies, wie man Schmerzen erduldete. Nicht nur erduldete, sondern auch benutzte um seinen Geist rein und klar zu halten, frei von Zögerlichkeit und Angst.

Er löschte das Feuer mit Erde und Steinen. Er verbrannte sich dabei die Finger, doch das war für einen Schamanen nicht von Bedeutung. Er würde später die Geister des Lebens dazu bringen ihm die Finger wieder zu heilen. Ein wenig später grub er es wieder auf und legte die Holzperlen in die glimmende Asche. Er rief Ci'rgbuz an, die Kraft von Feuer, Blut und Luft in die Perlen fließen zu lassen... und der Gott antwortete. Er ließ die Wolken aufbrechen und Regentropfen hinab auf das verbrannte Land prasseln...

Selten war der Wille der Götter derart leicht zu erkennen. Er nahm das Opfer an, zeigte seine Bereitschaft bei der Erstellung des Gefäßes und ging noch darüber hinaus. Er verstärkte es mit der Kraft des Wassers. Der Orkschamane war beeindruckt. Feuer, Luft, Wasser und Blut, vereint in einem Gefäß mit den Kräften der Waldgeister. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es einen Geist gab, dem dies unzureichend vorkam. Zumal er auch die Anordnung der Perlen auf dem Lederband ganz den Geistern überlassen hatte. Sie schienen willkürlich angeordnet zu sein, aber er wusste, das waren sie nicht. Er hatte die Geister gebeten seine Hand zu führen, als er sie blind aus dem Beutel genommen und auf die Lederschnur aufgezogen hatte.

Er war bereit.


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BeitragVerfasst: 1.10.07, 16:17 
Einsiedler
Einsiedler

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Flackerndes Licht.

Leises knacken und prasseln eines kleinen Feuers.

Davor sitzt, im Schneidersitz, ein Ork. Die Robe eines Schamanen, sowie eine Bärenmaske als Kopfschmuck zieren ihn. Die Robe wirkt einigermaßen frisch und nur ein paar kleinere Flecken verunzieren sie.

Ein Gelungenes Ritual.

Ein glücklicher Sieg... oder doch nur eine Bestätigung seiner Macht?

Die Prüfung hatte ihn gefordert. Zunächst das eigenhändige Töten eines Ogers. Schließlich stand ein Schamane hoch in der Hackordnung des Stammes und dies wollte durch Stärke bewiesen sein. Ein harter Kampf. Eine gebrochene Schulter, Prellungen, ein paar gebrochene Rippen. Insgesamt ein kleiner Preis und auch der leichteste Teil der Prüfung.

Danach hatte er den Geist fangen sollen...


... Die Hitze verschlug ihm fast den Atem. Schweflige Dämpfe stiegen aus den Tümpeln aus flüssigem Feuer um ihn herum auf, der Boden war heiß und schwarz verkohlt. Gleich mehrere Feuer brannten rings um ihn herum, angereichert mit berauschenden Kräutern und Pilzen, die ihm den Eintritt in die Welt der Geister erleichtern sollten. Das Gesicht des Orken war aufwendig bemalt. Asymmetrische Muster aus Strichen und Zacken in dunklem, leicht rötlichen grau, braun und gelb, die er sich selbst aufgetragen hat. Dazu, auf der Stirn, ein kleiner roter Fleck. Ogerblut. Wie von selbst trieb das Ritualmesser tiefe Wunden in seine Arme. Kaum schien der Ork, von dem Gestank, dem Mangel an frischer Luft und den berauschenden Dämpfen entrückt, überhaupt noch zu bemerken, dass er selbst es war, der die Klinge führte. Das Messer löste sich aus seinen Händen. Während er begann sich mit gemurmelten Worten noch tiefer in Trance zu bringen und sein Oberkörper dabei regelmäßig vor und zurück wippte, ergriffen seine Hände die Knochenkeule. Die aufwendig vorbereitete Perlenkette lag derweil um seinen Hals.

Um den Ork herum wurde es dunkel und nur die letzten Strahlen Felas verwandelten die Wolken in blutrote Kissen, welche drohend in einem stetig schwärzer werdenden Himmel hingen. Doch davon sah der Ork bereits nichts mehr. Während sein Blut die Arme entlang lief und seine Lungen drohten, kein weiteres mal die glühende Luft einzusaugen war sein Geist weit entfernt von der Welt aus Schmerz und Fleisch...

Die Welt der Geister. Der Torwächter hatte ihn nicht aufhalten können. Und wenn doch, so hatte er es nicht getan, weitere Gedanken daran zu verschwenden war die Mühe nicht wert. Die Landschaft jedoch, erfüllt von Elementargeistern war ein atemberaubender Anblick. Natürlich hatte er schon häufig Geister gerufen, zumeist Diesseitige, jedoch auch schon Jenseitige, doch diese Zwischenwelt, die Heimstatt der Erscheinungen, obgleich an vielen Orten der Wirklichkeit sehr nahe, erblickte er zum ersten mal. Dennoch kam sie ihm seltsam vertraut vor.

Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegte er sich hindurch, befahl einem Steingeist, ihn zu führen. Er hatte keine Schwäche gezeigt, keine Furcht, nicht einmal seiner Neugier erlaubt, sich gänzlich zu entfalten. Hindurch, den gesuchten Geist finden, bezwingen und wieder zurück. So wollte er es halten und so hatte er es gehalten. Jeder falsche Schritt konnte ihn straucheln lassen. Jeder Moment der Unachtsamkeit konnte ihn die Spur oder den Weg zurück aus den Augen verlieren lassen. Jeder Fehler mochte tödlich sein. Er hatte keinen Fehler begangen.

Der Torwächter, der ihm diesmal nicht erlauben wollte, den Geist mit sich in die Welt des Seins zu nehmen, war leicht zu verführen gewesen.

Die Aufgaben, sowie ein Abschließendes Opfer an die Götter, alles war vollbracht. Er hatte auf ein Zeichen gewartet und schließlich die Erkenntnis erlangt, dass er, wenn er denn Schamane sein wollte, niemals tatenlos zusehen und warten sollte, bis das Schicksal sich für ihn zum Guten wenden würde. Die Schwachen mochten warten, bis Andere sich entschieden hatten. Die Starken jedoch forderten. Er hatte sein Leben in die Wagschale geworfen und ein Zeichen gefordert... und er hatte es erhalten.

Damit hatte er alle seine gesteckten Ziele erreicht und würde sich nun anderen, neuen Aufgaben widmen. Er bezweifelte nicht, dass es ihm gelingen würde, auch sie zu meistern, wie auch immer sie aussahen.

Er war mächtig.


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BeitragVerfasst: 26.10.07, 18:45 
Einsiedler
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In der Stille des Waldes sitzt ein Ork in einer dunklen Robe. Der leichte Wind lässt die Blätter an den Bäumen rascheln. Irgendwo in der Ferne heult ein Wolf, was den Orken jedoch nicht zu beunruhigen scheint. Es wirkt geradezu als bemerke er dies nicht einmal. In seinem Schoß ruht ein mit Schnitzereien und Lederschnüren verzierter Knochen, gleich daneben ein Stück Holz von seltsam grauer, jedoch im durch die Baumkronen brechenden Licht schillernder Farbe.

Elfen. Ein so sonderbares Volk, groß und schlank gewachsen doch zierlich und schwach. Ihr Geist war sogar üblicherweise noch schwächer als der eines durchschnittlichen Menschen und das wollte wirklich etwas heißen. Sie konnten offenbar nicht nur den eigenen Schmerz nicht ertragen, sondern waren auch zum Großteil dieser widerwärtigen Krankheit erlegen, die sich Mitleid nannte. Dazu kam noch eine geradezu unerträgliche Furcht davor, die Welt nach dem eigenen Willen zu formen. Dennoch hatten sie es geschafft ihn wirklich neugierig zu machen und es wäre auch nicht falsch zu sagen, dass er ohne ihren Einfluss nicht einmal auf die Idee gekommen wäre, sich gerade dieser Aufgabe zu widmen.

Das Wissen, wie er bei seinem Ritual vorgehen sollte, hatte er bereits früh erlangt. Wie einfältig diese Elfen doch waren. Bei seinem Besuch dort hatten sie ihn mit geradezu naiver Freundlichkeit empfangen. Was sie damit bezweckten, ihm Früchte anzubieten hatte er nicht verstanden. Vermutlich war es Furcht. Das Wissen, wegen dem er sie aufgesucht hatte, verweigerten sie ihm jedoch. Nein. Sie versuchten, es ihm zu verweigern. Die Zeit, ihm ihre Art der Zauberei zu erklären würde seine Lebensspanne übersteigen... dass er nicht lachte. Er war kein Schamane, um sich durch plumpe Befürchtungen und Behauptungen aus der Ruhe bringen zu lassen, und so hatte er sich beharrlich gezeigt. Er wollte zumindest wissen, wie er diesen Baumgeist rufen konnte. Dessen Beherrschung überstieg die Fähigkeiten der Elfen ohnehin, wie sie nicht müde wurden, ihm zu offenbaren. Es ist unmöglich, sagten sie. Oh, wie sie sich wundern würden. Sie hatten es abgelehnt, ihm etwas über die Herbeirufung zu erzählen, doch in der Ablehnung selbst lag der Schlüssel:

Er war kein Behüter des Gleichgewichts, was auch immer das bedeuten sollte. Nur ein Hüter des selben, das von den beiden Elfen "Tertao" genannt wurde, war in der Lage, einen solchen Geist überhaupt erst zu rufen. Die naive Ehrlichkeit der Elfen amüsierte ihn. Woher sollte der Geist wissen, ob er dies wirklich war, oder ob er es nur behauptete? Mit dieser, ihm geradezu in den Mund gelegten Lüge, hatte er einen Weg gefunden, den Baumgeist zu rufen.

Vielleicht wussten sie um seine Macht? Wahrscheinlich jedoch zitterten sie bei jedem, der nicht so offen seine Angst auf dem Gesicht trug. Dieses Zittern offenbarte sich zwar nicht äußerlich, wohl jedoch in den Handlungen. Wie sonst war es zu erklären, dass sie sich, nach der Ablehnung, das Wissen weiterzugeben, so stark geweigert hatten, ihm ein Stück dieses ihnen ach so heiligen Geisterholzes zu geben?

Er hatte mehrere Versuche unternommen, denn was sollte sich besser eignen, um einem mächtigen Geist als Gefäß zu dienen, als ein mystisches, von Geistern beseeltes Holz? Natürlich würde der Baumgeist die anderen Geister verdrängen und das Holzstück nach seinen eigenen Wünschen gestalten. Ihm konnte das gleich sein. Ebenso wie es ihn auch wenig dauerte, dass der Elf, der ihm das Holz gegeben hatte nun für seine Tat bestraft werden sollte. "Vielleicht wird dein Volk ihn aufnehmen müssen!", hatte man ihm darüber gesagt ... erbärmlich.


Etwas abseits der Lichtung beginnt ein Specht mit seiner Arbeit an einem Baum. Der Ork schüttelt seine Gedanken ab und hebt den Blick zu dem gewaltigen Baum vor sich, der die größten der anderen Bäume in der Umgebung noch um längen überragt. Ein zuversichtliches Grinsen erscheint auf der Fratze des Schamanen, während er den im Laub des Waldbodens kaum zu erkennenden Tiegel öffnet und sich mit der rötlichen Paste darin das Gesicht bemalt. Der davon ausgehende Geruch nach Blut und irgendwelchen bitteren Kräutern, der von der hauptsächlich aus dem Herz eines Trolles bestehenden Paste, scheint ihn wenig zu stören. Das nächste Verhalten des Orken würde einem Beobachter vermutlich noch widerwärtiger und unverständlich zugleich erscheinen, doch es gibt keinen Beobachter, der sich daran stören kann. Warm rinnt das Blut von den Armen des Schamanen, aus den frischen Ritualwunden hervorquellend. Den Knochen fest in der blutenden Hand, die Augenlider halb geschlossen, hebt der Ork die Stimme an. Er ruft ihn, den Geist. Der Specht unterbricht sein Hämmern und versucht sich auf diese neue Besonderheit einzustellen. Kehlige, beschwörende Rufe zerschmettern die friedliche Stille des Waldes. Sie rufen, bitten, fordern.

... und etwas antwortet. Die genauen Ereignisse danach veranlassen den Specht dazu, sich einen ruhigeren Abschnitt des Waldes zu suchen. Einige Zeit vergeht, bis endlich wieder Ruhe eingekehrt ist in den Wald und fast schon könnte der Verdacht erweckt werden, dass nichts geschehen wäre. Die Umgebung der Lichtung jedoch straft diesen Gedanken Lügen. Verbranntes Laub bedeckt großflächig den Boden. Ein junger Baum liegt entwurzelt gut fünf Schritt von seinem Ursprungsort entfernt. In der Mitte der Lichtung liegt der Ork, die Glieder zerschmettert. Neben seiner rechten und ungesund verdrehten Hand liegt der blutbesudelte Knochen. Ein leises, keuchendes Schnaufen kündet davon, dass noch nicht alles Leben aus dem Orken gewichen ist. Den Verstand scheint er jedoch verloren zu haben, denn trotz seines Zustandes, mehr dem Tod als dem Leben verbunden, ziert ein zufriedenes Grinsen das Gesicht des Schamanen.

Es war vollbracht. Er hatte den Baumgeist gerufen, gelockt, verführt und dann konfrontiert. Ihn zu bezwingen war nicht einfach gewesen und hatte ihm seine gesamten Kräfte abverlangt. Was er vollbracht hatte, war ihm als unmöglich prophezeiht worden. Ein weiterer Schritt der Vollendung des Schamanentums. Ein weiteres Zeugnis darüber, wie viel mächtiger er gegenüber den schwächlichen Menschen und Elfen war. Er fühlte sich zwar so schwach, dass er nicht einmal die Lebensgeister zu rufen wagte um seinen zerschmetterten Leib zu heilen, jedoch erfüllte ihn auch der Rausch der eigenen Macht. Die Gewissheit, eine weitere Hürde gemeistert zu haben.

Er war zufrieden.


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BeitragVerfasst: 21.12.07, 20:14 
Einsiedler
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Das dämmrige Licht des zugrundegehenden Lagerfeuers erhellt die Höhle nur teilweise. Schatten tanzen an den Wänden, geworfen von zum trocknen aufgehängten Kräutern, Tropfsteinen und einem Spinnennetz, in dessen Mitte eine dicke und fette Spinne sitzt. Acht kleine Augen blicken von dort in die Finsternis, während acht kleine Beine die feinsten Luftbewegungen erspüren, die das Netz in Schwingungen versetzen. Ein leicht fauliger Gestank liegt in der Luft, eine Mischung aus Blut, getrockneten Kräutern, abgestandenem Wasser, verwesendem Fleisch und Ork, doch das scheint die Spinne nicht zu stören. Ebensowenig die Gestalt, welche es sich vor dem erlöschenden Feuer bequem gemacht hat, sofern man bei dem festen steinernen Boden, der jedoch nicht kalt, sondern unnatürlich warm ist, von solchen Begriffen wie "bequem" reden kann.

Menschen. Warum waren die Menschen so, wie sie nun mal waren? Machte diese Frage einen Sinn? Alles konnte man hinterfragen, denn nur wer hinterfragt, der kann verstehen und nur wer versteht, der vermag zu beherrschen. Dass das Geschlecht der Menschen schwach war stand außer Frage. Aber die Art und Weise dieser Schwäche verblüffte ihn immer wieder aufs Neue. Es war ein reizvolles Spiel, die Schwächen auszuloten und, gleich eines scharfen Dolches, hineinzustoßen...

Fassungslos starrte die junge Menschenfrau ihr Gegenüber an. Ringsum zwitscherten die Vögel, die Bäume waren voller bunter Blätter, die sie freimütig an die Luft und den mit Moosen und Gras bewachsenen Boden verschenkten. Fela stand hell und freundlich am Himmel und ließ die Szenerie geradezu romantisch erscheinen. Zumindest, wenn man von dem fassungslosen Blick absah, und davon, dass das Gegenüber der jungen, teils von Brandnarben entstellten Frau, kein modischer Galan war, der ihr ein liebevolles Lächeln schenkte, sondern ein Ork, der mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Neugierde die Reaktion der Frau betrachtete. Auch wollte der gezackte Dolch, der mitten durch die Hand der jungen Frau gerammt worden war, nicht in die friedliche Szenerie passen. Ihr Gesicht verlor zunehmends an Farbe, doch kam kein Ton über ihre Lippen.

... die Gesichter der Menschen waren wirklich eindrucksvoll. Nicht nur, dass sie mit ihrer zartroten Farbe fleischig und hässlich wirkten, wie der Rest ihres haarlosen Fleischkörpers, nein, wenn man ihnen Angst machte, oder Schmerzen bereitete, so wurden die Gesichter hell und bleich, sodass nicht nur ihr Gehabe, sondern auch ihr Aussehen immer mehr dem einer Made glich. Passend. Auf der anderen Seite konnte man jedoch auch ihre Gesichter rot färben, wenn man sie dazu brachte, zornig zu sein. Auch das war ein durchaus interessantes Spiel, auch wenn es schnell langweilig wurde. Die Menschen waren eben doch zu leicht zu manipulieren, als dass es dauerhaft herausfordernd wäre. Er erinnerte sich an die junge Novizin dieses Magierturmes, deren Gesichtsfarbe in das rot eines stück blutigen Fleisches übergegangen war, während sie schnaubend und zischend ihre Verwünschungen zum Besten gab oder mühevoll verschluckte.

Ein leichtes Grinsen erscheint auf dem Gesicht des am Feuer sitzenden Orken. Ein paar Funken steigen auf, als er frische Holzstücke in die Glut wirft. Einer der Funken beschädigt auch das Netz der dicken Spinne, doch ist diese gerade damit beschäftigt, eines der eingesponnenen Opfer auszusaugen. Mit nachdenklichem Blick sieht der Ork, der von der Spinne keine Notiz zu nehmen scheint, auf das knisternde Feuer.

Er musste weitere Beobachtungen und Versuche dieser Art machen. Nicht nur mit Menschen und Elfen, sondern am besten auch mit Zwergen, doch das war nicht leicht. Ein Zwerg war wie ein tollwütiger Hund. Man konnte ihm, aus sicherer Entfernung, beim Toben zuschauen, solange er einen nicht bemerkte, oder aber gegen ihn kämpfen, oder einen Bogen um ihn machen. Die Zwerge wühlten im Boden herum und waren haarige kleine Maden mit Äxten und Hämmern, ebensogroß wie sie selbst. Mehr wusste er nicht über sie, und es wurde Zeit, das zu ändern. Die Elfen hingegen versteckten sich in den Wäldern und waren mehr die Diener der Naturgeister als ein wirklich ernstzunehmendes Volk. Andererseits war es eine belustigende Tätigkeit, sie gegeneinander aufzubringen oder sie mit Macht oder Wissen zu konfrontieren und ihre verzweifelten Reaktionen darauf zu betrachten. Jedoch würde er auch weiterhin sein Studium der niederen Arten vor allem auf die Menschen beschränken. Nicht, dass diese von ihrer Art her so interessant waren, aber alleine ihre Vielzahl und ihre Bedeutung auf dieser Insel machte das Wissen über sie wertvoll. Auch musste er zugeben, dass er beeindruckt darüber war, wieviele von ihnen, trotz mangelndem Wissen, Einfluss auf die Geister nehmen konnten. Selbst wenn sie nur bruchstückhaftes Gebrabbel einer alten Sprache, die sie selbst nicht verstanden von sich gaben, um damit die Geister zu Handlungen zu bewegen, ohne sie wirklich zu sehen, den Blick nur auf das Ergebnis, nicht auf dessen Ursprung gerichtet, so war die Vielzahl dieser Magier, ebenso wie manche der nur halb beherrschten Geister, dennoch bemerkenswert.

Der Ork wirft ein paar getrocknete Kräuter in das Feuer. Es kracht und knistert leise und aromatischer Rauch steigt davon auf und verdrängt die anderen, fauligen Gerüche in der Höhle.

Die neue Sklavin konnte ebenfalls Erkenntnisse bringen. Zumindest hatte sie ein paar Fragen aufgeworfen und noch mehr halb vergessene Fragen in den Vordergrund geschoben. Ein Menschenweib, das bei Orken aufgewachsen war. Menschen waren schwach, Orken waren stark. Aber wieviel davon war von den Göttern direkt gegebene Stärke und wieviel entstand durch den harten Überlebenskampf? Wie veränderte sich der Körper durch das harte Leben in der Steppe, im Vergleich zu dem verweichlichten herumlungern in den Städten? Ohne Zweifel war dieses Menschenweib stärker als viele ihrer Artgenossen und verfügte über einen für menschliche Verhältnisse ausgeprägten schmerzunempfindlichen Geist. Doch gab es auch körperliche Veränderungen? War ihr Herz stärker, ihre Knochen härter als die eines anderen Menschen? Er hatte versucht das herauszufinden ...

Dämmriges Licht erhellte den Teil der Kanalisation nur spärlich. Ein leichter Nebel lag über dem Boden und ein Gestank nach Exkrementen und anderen wenig appetitlichen Dingen erfüllte die Gänge. Hier und da war das Plätschern und schleimige Fließen des Abwassers zu hören, ebenso wie einzelne Tropfen, die von der Decke in das Abwasser oder auf die Steine fielen. Eine junge Frau presste sich halb liegend an die schmutzige, feuchte Wand. Ihr freiliegender Busen hob und senkte sich rasch, während sie mit etwas geweiteten Augen nach vorne, auf das Messer starrte. Dieses, ein gezacktes Kupfermesser, an dem noch ein wenig verkrustetes Blut klebte, lag in der Hand eines schmächtigen Orken, der mit nicht gänzlich unterdrückter Abscheu auf die Frau an der Wand blickte. Die gänzlich entkleideten Frau mit deutlich kräftigerer Statur, welche scheinbar freiwillig und ruhig neben der anderen auf dem kalten Boden lag würdigte der Ork keines Blickes.

Schlimm genug, dass sie sich, als sie von seinem eigentlichen Vorhaben hörte, nämlich dem Vergleich der Innereien, nicht nur des Äusseren, weigerte, ihn gewähren zu lassen... es hatte sich auch noch herausgestellt, dass es nicht einmal eine Frau war, sondern ein Mann, der mit Hilfe der Geister sein Auge getäuscht hatte. Wieviel von den abstrusen Behauptungen Tarnuks wahr gewesen war, konnte er nicht abschätzen. Vermutlich versuchte er mit seinen Worten nur, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, jedoch konnte man das Verhalten von Menschen nie so genau einschätzen. Ein magischer Stein, anstelle eines gewöhnlichen Herzens. Wirklich ein interessanter Gedanke. Er würde dem später nachgehen.

Die Menschen, und der Elf, die er danach am Wall getroffen hatte, zeigten ebenfalls sonderbares Verhalten, kaum dass er auf sein Vorhaben zu sprechen gekommen war. Was war so schlimm daran, einen kleinen Ritz in den Bauch zu bekommen, ein, zwei Knochen freizuschaben, das Herz freizulegen? Sie hatten versucht, ihm Gründe zu nennen, warum es schlecht wäre, dies zu tun. Er konnte keinen davon akzeptieren und nur die wenigsten auch nur ansatzweise verstehen. Immerhin hatten sie ihn auf neue Ideen gebracht. Einen Elfen würde er ebenfalls irgendwann aufschneiden, um sein Inneres mit dem von Menschen und Orken zu vergleichen. Auch die Idee, einen Sterbenden aufzuschneiden, und die Veränderung, die der Leib beim Austritt des Geistes durchmachte, mit eigenen Augen an den Innereien zu beobachten war ausgezeichnet.

Es gab viel zu tun.


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BeitragVerfasst: 7.01.08, 21:54 
Einsiedler
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Stille liegt über dem einfachen Lager des Ka'zla Stammes. Ein rauher Wind pfeift und heult um die Holzhütten. Der Kampfplatz in der Mitte des Lagers ist leer und verlassen. Etwas Blut, das wohl bei einem der zahlreichen Kämpfe geflossen ist, bildet eine gefrorene, dunkelrote Lache inmitten des schmutzig braunen Schneematsches. Nur in dem Thron, welcher erhöht am Rande des Platzes steht sitzt ein Ork. Die leicht mitgenommene, blutrote Robe kann die schmächtige Gestalt des kleinen Orken kaum verbergen. Der Blick jedoch, mit dem der Sitzende Ork den leeren Platz betrachtet ist selbstzufrieden und herrisch.

Macht, süße Frucht, vollendeter Genuss. Wie hoch konnte ein Ork aufsteigen? Ein Krieger konnte es schaffen, einmal der Häuptling des Stammes zu werden, bis ein Stärkerer ihn von dem Platz vertrieb. Häuptlinge waren Eintagsfliegen. Zugegeben, es waren bedeutsame und mächtige Eintagsfliegen, jedoch hatte er in seiner Zeit hier gelernt, dass die Häuptlinge deutlich rascher wechselten, als die Jahreszeiten. Bestimmt ein Dutzend dieser Wechsel hatte er erlebt, doch hatte es zu jeder Zeit immer nur einen Oberschamanen gegeben. Bis vor kurzem zumindest ...

Die beiden Orken verließen den Platz. Der in eine blutrote Robe gehüllte Ork ging voran, die blutende Leber des gerade geopferten Goblins in der Pranke. Er wirkte verunsichert. Vielleicht wie ein von der Herde getrenntes Tier? Der lauernde Blick des in eine dunkelblaue Robe (welche mittlerweile eher schmutzig schwarz wirkte) gekleideten Orken vervollständigte den Vergleich. War der Ork in Rot das Schaf, so lief hinter ihm der Wolf.

Bald schon erreichten sie ihr Ziel, eine unscheinbare Stelle am Rande des Lagers, wo der Schnee noch weiß und frisch war. Keine Spuren, kein Blut, kein Schmutz. Dort angekommen hielt der in rot gewandete Ork inne und blickte zu dem anderen zurück. Sofort verschwand der lauernde Ausdruck in dessen Augen und die rasch aufgesetzte Miene täuschte wieder einmal eine untertänige Unterwerfung vor. Mit einem Messer schlitzte der Oberschamane die Leber in seiner Hand auf. Das Blut, welches zuvor nur tropfenweise den reinen Schnee benetzt hatte floss stärker, bildete eine schmutzige Lache geschändeter Unschuld inmitten des Schnees. Laut brüllend erhob der Ork, die Leber in der Hand, die Stimme gen Himmel. Er schrie, bat, forderte ein Zeichen ... und er bekam es.


Das Zeichen hatte klar vorgegeben, dass er der neue Oberschamane sein sollte. Wie passend. Alleine schon die Tatsache, dass Rhumz seinen Rang aufgegeben hatte, ohne auch nur zu versuchen, seine Macht zu erhalten, sprach für dessen Schwäche. Das Zeichen hatte nur dafür gesorgt, dass er, Zhairatz, seine neue Position einnehmen konnte, ohne dass der Stamm einen (zugegeben) im Umgang mit den Geistern sehr mächtigen Schamanen verlor.

Die neue Macht war ein belebendes Gefühl und ein Zeugnis seiner Fähigkeiten. Die, denen die Gabe zuteil geworden war, den Geistern zu befehlen, waren mächtiger als die anderen. Unter den Begabten waren die Schamanen mächtiger als all jene, die die Geister nur rufen konnten, ohne zu begreifen, was sie da eigentlich taten und natürlich auch mächtiger als die, welche sie nicht beherrschen, sondern nur vor ihnen winseln konnten. Zweifelsfrei waren die Orken die mächtigste Rasse, geschaffen von den zwei mächtigen Göttern... und er war wiederum der mächtigste Schamane der Orken auf dieser Insel und damit wohl das mächtigste Wesen überhaupt.

Ein berauschender Gedanke...


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BeitragVerfasst: 9.02.08, 14:29 
Einsiedler
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Kleine Schneeflocken tanzen in der Luft, schenken dem Wald etwas malerisches. Die Schneedecke ist größtenteils unberührt und die Bäume wetteifern scheinbar darum, winterlicher zu wirken. Leises Knirschen von Schnee nähert sich, ehe eine in blutrote Robe gehüllte Gestalt zwischen mehreren gewaltigen Tannenbäumen hindurch tritt und kurz inne hält. Weiße Atemwölkchen bilden sich vor der Kapuze der Gestalt, schweben dampfend voran und lösen sich auf.

Ein Blick in das eher unansehliche, grüne Gesicht der Gestalt ist unspektakulär. Die gut eingeübte, gleichgültige Miene verbirgt die Aufregung des Schamanen.

Bei Ci'rgbus, das war knapp.

Zwar fürchtete er sich nicht, denn schließlich war er ja das mächtigste Lebewesen der Insel, aber an dieser einen, unschönen Tatsache ließ sich nun mal wenig ändern.

Er verfluchte sich selbst, dass er sich nicht ausreichend vorbereitet hatte. Dabei war es doch absehbar gewesen, dass dieser Magier niemals in der Lage gewesen wäre, einen wirklich mächtigen Geist zu binden und zu beherrschen. Statt nur dem Feuergeist hätte er gleich mehrere Geister bereit halten müssen, zusätzlich seine Innere Ruhe gefunden haben und mit passender Bemalung und einem Gefäß, sowie der zugehörigen Strategie ausgestattet sein. So hätte er den menschlichen Ahnengeist sicherlich fangen und beherrschen können, wenn auch nicht den Tod des Magiers verhindern.


Bedrohlich schwebte der schwarze Schädel in der Mitte der Lichtung. Rot und böse funkelt es hinter den schwarzen, leeren Augenhöhlen. Unmittelbar vor dem schwebenden Schädel saß ein Magier, das Gesicht scheinbar erschrocken, als habe er nicht damit gerechnet, dass der Geist sich seiner Beherrschung entziehen würde. Ein schwarzer Strahl bildete sich zwischen Schädel und Magier, ehe die Gestalt des gescheiterten Beschwörers in sich zusammenschrumpfte, bis nur noch seine Knochen von der Tragödie kündeten. Die beiden Zuschauer des Spektakels aus Illusionen und einfachster Telekinese, sowie einem Spruch aus der Schule ver Verwandlungsmagie unterschieden sich in fast jedem Punkt.

Während auf der einen Seite ein männlicher Ork in blutroter Robe stand, der gefasst und ernst nach vorne blickte, stand auf der anderen Seite eine junge Frau, ebenfalls berobt, die Augen jedoch vor Schreck geweitet, bereits ein paar Schritte zurück getaumelt. Mit kehliger Stimme knurrte der Ork seine befehlenden Worte, ließ seinen Leib vor direkten Angriffen des Geistes schützen, rief seinen Feuerelementar herbei, welcher sich lodernd und knisternd vor ihm aufbaute, den Schnee darunter in eine Wasserpfütze verwandelnd. Die junge Magierin hingegen starrte nur mit ehrlicher Panik auf die vermeintlichen Überreste ihres Meisters. Ihre Gedanken schienen dabei sich selbst überhaupt nicht zu beachten, nur Augen für das grausige Schauspiel vor sich zu haben. Auch zwischen ihren Füßen bildete sich eine Pfütze, gelb und leicht dampfend in der winterlichen Kälte. Sie machte klar, was die einzige Gemeinsamkeit von ihr und dem Orkschamanen war: Beide hatten das Schauspiel nicht durchschaut.


Als sich nichts mehr regte hatte er zunächst, geschützt von seinem Feuergeist, den Schädel betrachtet. Ein Blick-auf-die-Geister enthüllte ihm nur, dass das Objekt wohl mit einem oder mehreren Geistern in Berührung gekommen sein musste, nun aber verlassen war.

Hier zeigte sich, wie schnell eine Beschwörung zum Verhängnis werden konnte, wenn man seine Geister nicht beherrschte. Zuvor ein mit seinem Geist angebender Magier, nun nur noch ein Häufchen Knochen. Als er die Knochen jedoch mit seinem Stecken anstoßen wollte, hatte er den ungewohnten Widerstand bemerkt. Ein weiterer Blick-auf-die-Geister bestätigte seine erste Vermutung. Hier also war der gerufene Geist hin geflüchtet. Auch wenn die junge Magierin ihm wirre Dinge erzählte, von ihrem wieder auferstehenden Meister, so hatte er das kommende doch eher geahnt als sie. Vielleicht hatte sie deshalb vor Schmach das Bewusstsein verloren.

Aus den Knochen hatte sich wieder der Leib des Magiers gebildet, jedoch mit dem gewaltigen Unterschied, dass er diesmal nicht seinen eigenen, schwachen Geist besaß, sondern der alte Ahnengeist in ihm war. Das war auch die einzig vernünftige Erklärung dafür, wie schnell diese Wesenheit seinen Feuergeist des flammenden Leibes beraubt hatte. Er hatte es zu diesem Zeitpunkt für angebracht gehalten, den Geist nicht weiter zu reizen und sich zunächst einmal auf das kommende Treffen vorzubereiten. Deshalb war es auch nun, während der Geist in dem Leib des Magiers die Vorzüge seiner neuen Körperlichkeit an der Magieschülerin ausprobieren wollte, zunächst einmal das beste, sich zu entfernen.


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BeitragVerfasst: 9.02.08, 16:07 
Bürger
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Drei halb zugeschneite Kerzen stehen nutzlos in der Wildnis herum. Die Flämmlein scheinen schon lange aus zu sein und der Wachs ist perlenförmig an den Schäften festgetrocknet. Der kalte Luftstrom passiert das einsame Waldgebiet, wobei der Wind es nicht versäumt sich geräuschvoll an Zweigen, Ästen und auch den Kerzen zu reiben. Nichts ausser den Restbeständen des gelblich verfärbten Schnees nahe eines Baumes nördlich der Kerzen zeugt mehr von den Geschehnissen, welche sich hier unlängst abspielten.


Ein paar Monde zuvor sieht ein schmächtig gebauter Mann mit einem überlegenen Grinsen einer mit Stab und allerlei Knochenzubehör bestückten Grünhaut hinterher. Eigentlich wollte er sich doch nur mit dem Orken in der einladend astraelischen Natur unterhalten und mehr über Schamanismus und die orkische Kultur herausfinden. Wie konnte dieser Diolag in einen arkanen Schaukampf samt Festnahme ausarten?

Ein älterer Mann, ohne Zweifel ein seniler Zausel, hatte scheinbar nicht nur seine Begabung für das Wirken von Magie entdeckt, sondern auch ein arkanes Beschwörungsbuch gefunden. Verzweifelt blätterte er darin herum, um ein Mittel gegen den Baumgeist des Orken zu finden. Sein Stolz verweigerte ihm das Eingestehen der sicheren Niederlage in dieser hoffnungslosen Schlacht der Verständer. Immer grausigere Kreaturen begann er zu beschwören, doch allesamt wurden sie von dem mächtigen Baumgeist erschlagen. Erst eine Gruppe von Zwergen, welche sich nach den Elfen und sonstigen zufälligen Schaulustigen eingefunden haben, machten dem Treiben ein Ende und brachten den alten "Hexer" wegen seiner ketzerischen Zurschaustellung in die Stadt. Es folgten weitere Belanglosigkeiten, ehe sich der Ork knapp verabschiedete und den braunhaarigen (wie schön seine welligen Haare doch anzusehen waren), braunäugigen Magus allein stehen liess.

So stand der Magus also mit einem vorfreudigen Grinsen bekleidet da, wobei es im Vergleich zur restlichen Tracht zweifellos am wertvollsten einzuschätzen ward. Wert entsteht durch Rarität und jener Mann hatte sein Leben lang wirklich wenig zu lachen oder zu grinsen. Nun aber hatte er eine Idee und würde sie eines Tages umsetzen, damit der Ork seine beschränkte Denkweise ablegen und auch die anderen magischen Gruppierungen schätzenlernen könnte. Dies würde ein denkwürdiger Spass werden!


Schlaflos liegt der "wiederauferstandene" Magus in seinem Bett und lauscht unfreiwillig den Geräuschen der anderen Studiosi in dem Ruheraum, welche ihrerseits friedlich vor sich hinröcheln und nichts von seinem genial inszinierten Schauspiel wissen. Sie unterschätzen ihn immer wieder aufs Neue und dies ist auch gut so, will man mit gnadenloser Überlegenheit überraschen. Der Liegende versucht sämtliche Störfaktoren und Ablenkungen um sich herum auszublenden und sich gänzlich seinen Gedanken hinzugeben:


Kann man sich über Versagen freuen? Ist das Mass auch gering, so wurde ein perfekter Plan nur zufriedenstellend ausgeführt. Habe ich das Recht, über diese Unvollkommenheit hinwegzusehen und mich über das Resultat zu freuen? Ich will eine Ausnahme machen und nicht die Strenge an den Tag legen, mit welcher ich alles und jeden bewerte.

*Die Mundwinkel heben sich zu einem stillen Schmunzeln, das nach wenigen Momenten wieder der gewohnten Ernstheit weicht.*

Genug gescherzt, wahrlich mit doppelter Bedeutung. Wie kann ich mein inszeniertes Ableben und die Überlistung des Todes nun werten? Sicherlich, ich plante eigentlich keine Zuschauer ein, doch war Silajas Anwesenheit sehr erfrischend und gab der ganzen Sache noch etwas mehr "Würze". Vorteilig ist auch, dass sie alles für einen Traum hält und daher keine lange Erklärung des Sinnes dahinter benötigt. Sie würde es nicht verstehen...

*ein leiser Seufzer entweicht resignierend seinem Mund*

Es ist interessant, was Lügen und Nichtigkeiten für eine Macht haben. Hoffentlich hat diese kleine Lektion kein übles Nachspiel. Aber genug davon, ich habe noch was zu erledigen.

Und so rappelt sich der Mann auf und beginnt sich zu bekleiden. Wenig später verlässt er das Akademiegelände, um ein neues Abenteuer zu erleben.

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Zuletzt geändert von Isterio: 9.02.08, 16:51, insgesamt 1-mal geändert.

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