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 Betreff des Beitrags: Gesang von Macht und Traurigkeit
BeitragVerfasst: 9.01.08, 00:58 
Altratler
Altratler

Registriert: 10.12.01, 15:55
Beiträge: 5364
"Meine Liebes Kind,

ein weiteres Mal bin ich von meinem menschlichen Herren auf Reise geschickt worden, nach Westen diesmal, weit über das wogende Wasser. Siebenwind ist mein Ziel.

Schon wieder und immer wieder: Siebenwind.

Für mich ist es ein Wort des Unbehagens geworden, denn diese Insel... die Unrast, mit der sie sich wandelt, sie schmerzt mich.

Nirgendwo als hier spüre ich so deutlich, wie alt ich geworden bin. Ich kann nicht mehr die Generationen der Menschen zählen, die ich kommen und gehen sah wie Ebbe und Flut, ich muss die Sprachen zählen, die sie im Munde hatten; Die mit ihnen gewachsen, gealtert und vergangen waren...

Ja, mein Sohn, ich bin alt geworden und es belastet mich.

Zwar bin ich nicht mit Schmerz und Verfall geschlagen, wie unsere Schützlinge, doch verspüren meine Finger, eben jetzt, da sie dies schreiben, eine eigentümliche Unlust an der Bewegung. Ich vermute, sie langweilen sich und sind der myriadenfach getanen Griffe überdrüßig.

Ich habe den Beschluß gefasst, nach Beendigung meiner Pflichten hie auf Siebenwind, nach meiner Rückkehr zur Ewigen Stadt Draconis, mich auf die letzte Reise zu begeben. Ich bin bereit.
Der widerkehrlose Pfad schreckt mich nicht mehr; Zu groß ist die Lust auf das Neue und die Sehnsucht nach denen, die dieser Welt vor mir den Rücken kehrten; Sie waren weiser als ich, der ich so lange blieb und nicht lernen wollte...
...doch davon können wir sprechen, wenn es so weit ist.

'Das naheligendste zuerst', wie mein Herr zu sagen pflegt, bevor er sich mit den weitschweifigsten Dingen des Königreiches beschäftigt.

Das Naheliegendste.

Im Augenblick wäre dies wohl das Schiff und das Wasser um mich herum - - Nein: Die Kajüte, in der ich diese Zeilen schreibe. Die Menschen und anderen Wesen an Deck. Ach nein, es ist elend und wenig nahrhaft, sie zu beschreiben. Trocken Brot für hundert Jahre. Schon manches Mal tat ich diese Reise...

Und seit ich auf der Nordwind fuhr und an Seiten Armgard Torbensons die grauen Weiten bestaunte, die sich rings um uns aufbäumten, hat sie vieles von ihrem Reiz verloren; Ist geglättet und anheimelnd geworden, wie die Mitte einer vielbestiegenen, steinernen Treppe.

Was war das für eine Fahrt, damals.. wüst und ungewiss, geleitet nur von einem Traum, die Angst in den Segeln, die Hoffnung unter dem Kiel, eine Prophezeihung im Mund.

Niemals war der Unterschied zwischen den Unseren und unsere Schützlingen so gering, wie an jenen ungewissen Tagen... ich schwöre - und in den Süßen Gärten lacht man deshalb, aber ich weiß, Yslandar, dass du mich verstehst: Ich schwöre, dass ich ein Leuchten sah auf den Stirnen der Menschen, mit denen ich fuhr. Einen zeitlosen Glanz, von dem ich bis dahin meinte, er sei uns Hochelfen nur gegönnt...

Es wird dunkel.

Wieder habe ich mich in den Erinnerungen meines langen Lebens verloren und nicht bemerkt, dass Fela und die Monde sich schneller bewegen, als meine Seele...

Ich schreibe dir diesem Gruß in rotem, vergehenden Licht:

Nia'nor nell ye'dân, harûne Nianor-Amá; Yslandar Nyell"


Zuletzt geändert von Rabe: 9.01.08, 01:04, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 9.01.08, 16:10 
Altratler
Altratler

Registriert: 10.12.01, 15:55
Beiträge: 5364
"Ein neuer Tag, ein neues Blatt.

Ich weiß, mein Sohn, ich habe dir schon oft davon erzählt, von der Ersten Überfahrt, aber gelesen, hast du davon noch nie. Und hier, auf ferner See, wo man die salzigen Winde schmeckt, an ihrem Entstehungsort also, wurde diese Geschichte noch nie niedergeschrieben. Es hat seinen Reiz... selbst für meine müden Hände.

Wo soll ich beginnen?
In den kurzen Jahren, bevor unser König König wurde und Holz und Takelage in Küstennähe versenkte, dass über ihn scherzhaft gesungen wurde, in den Süßen Gärten? Von den Verhandlungen, die mit dem eisigen Norden geführt wurden, die Träume des gekrönten Herrn der Menschheit wahr zu machen? Nein.. das ist langweilig und bekannt.

Ich will erzählen, von unserer Verabschiedung in Venturia, denn sie war ein wahres Wunder an Begeisterung und Glorie...
...Glocken erklangen aus den geöffneten, schwarzen Toren der Tempel, deren Sandsteinfasaden in der Sonne glommen wie Gold.

Bänder und Wimpel flatterten, jeder Stein im Pflaster und jedes Gesicht schien geputzt und sauber. Posaunen und Hörner erklangen und, das Schönste, mein Sohn: Zauberei ließ von den höchsten Bannern des Reiches einen sanften, steten Strom von Rosenduft und hellen Blütenblättern wehen - Naschwerk, für die Augen gedacht, doch zusammen mit dem Jubel des Volkes und den Reden der Mächtigen war es Nahrung für das unstete Herz.

An die Worte, die von der Bühne kamen, deren Holz so jung war, dass es weiß erstrahlte, will ich mich nicht erinnern; Grillengezirpe. Schön um einen Zweck, aber nur ein kleiner Beitrag zum Wunder eines Sommerabends..

Ich.. schweife wieder ab...
Die Essenszeit an Bord habe ich verpasst, träumend.

Vermischt haben sich die Erinnerungen von Venturia mit Bildern meiner Lieben in Sae und den lauen Tagen des Astrael..

Man ist jetzt verstimmt ob meiner Träumereien, die mich schweigend in die Leere blicken lassen,... in die unsichtbare Welt meines Geistes.

Ach, abenteuerlustiges, junges Volk - sie kennen einen meines Schlages wohl nicht und meinen mich unheimlich.

Wer kann es ihnen verdenken? Die Zeit hat mich so abgeschliffen wie einen Stein im Fluß. Glatt bin ich geworden und rund: Nichts findet mehr Halt an mir, nur der Strom der Welt vermag es, mich zu bewegen.

Wo war ich? Ja.. die Erste Überfahrt.

Kleine Küstenschiffe mit weißen, einfachen Segeln folgten uns die ersten Meilen, so weit sie sich trauten, wie junge Hunde, die dem Jagdmeister nachlaufen; Aber bald ließen wir sie hinter uns, zu schneidig war die Fahrt der Nordwind.

Bald darauf.. verlor sich auch das anhaltende Läuten der Glocken und der Schall der Fanfaren, die man uns nachgesandt, im Rauschen und Rollen des Meeres.

Dieser Augenblick war es, als die überlaute, hungrige Nicht-Stille des Wassers uns umschloß und das Land ein schmaler Streifen wurde, konturlos und dunkel, dass ein Jeder begriff: Wir verlassen die Welt, die uns bekannt.

Die Segenssprüche der Viere, die auf dem bauchigen Außenklüver unserem Bug voranritten, waren die Grenze des Königreichs der Menschen,.. und wir fuhren Westwerts, ein kleiner Fleck nur, die Spitze eines Pfeiles.

Still wurde es auf der Nordwind...
...das knarren der Taue, das Spritzen der Gisch, die rauen Arbeitsgesänge der Nordleute, die jeden Handgriff in ihrer vollmundingen, fremden Sprache mit einem Reim bedachten, die unsteten Reden der Galadonier - Gegen das ungastliche Wogen des Meeres war das alles nichts.
Ein Federstrich auf Pergament, der Herzschlag einer Maus kaum wären sie lauter erschienen...

Musik.

Eben nun dringt sie an mein Ohr. Eine lustige Weise aus den südlichen Hafenstädten. Jemand singt dazu, eine Frau.. Mir denkt, es sind zotige Zeilen, denn die Männer lachen dazu und schwere Krüge und schwere Füße stampfen, fast im Takt, auf Tischen und dem Deck dazu.

Kaum, dass man die Jahre an den Fingern zählen kann...
...und schon ist aus dem größten Wagnis, der Schicksalsfahrt über das Meer, eine Unterhaltung geworden, billiger als der Besuch in einem Spielhaus.

Wohl denn, so geht es wohl zu, auf dieser Welt..

..mein Sohn, es tut mir leid, dass ich wieder mein Schreiben unterbreche, aber die lustigen, frischen Klänge wecken in mir den Durst nach Wein und runden Formen. Ich hoffe, dass deine welthungrige Jugend Nachsicht hat, mit meinem hohen Alter, das sich nurmehr um sich selbst und seine Grillen kümmert.

Sei wohlbehalten - Ich gedenke deiner."


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