Sie hatte alles versucht sich aus der Situation zu ziehen, doch sie hatte keine Möglichkeit. Sie wurde langsam immer schwächer und genau das war wohl auch das Ziel. Sie sollte sich wohl einfach nicht mehr gegen ihn zur Wehr setzen können und so saß sie auch heute wieder neben ihm, als er ihr von seiner Vergangenheit erzählte und ihr das Ordensschwert zeigte. Sie mochte dieses Ding nicht wirklich, aber eine Wahl hatte sie nicht.
Er wollte sie dazu bringen erneut Gefühle zu zeigen und brachte sie dazu sich ihre Familie vorzustellen, wie sie nur auf sie warteten um sie in die Arme zu schließen, aber nein... nein, ihre Familie hasste sie, dass wusste sie, vor allem ihre Schwester hasste sie, musste sie einfach hassen. Sie ertrug es nicht, sprang auf und schrie ihn an, ehe sie hinauf rannte in ihr Zimmer um sich in ihr Bett zu verkriechen.
So lag sie zusammen gekauert auf dem Bett. Sie wollte diese Gefühle nicht, diesen Schmerz, diese Trauer, sie hasste das Gefühl, welches sie auseinander zu reißen drohte. Sie hatte so viele Fehler begangen in den letzten Jahren und sie hatte sie, diese Unschuld in Person, umgebracht, es war noch gar nicht so lang her, nicht einmal zwei Götterläufe. Sie wollte nicht darüber reden, aber er saß bei ihr und fragte sie und dann, als hätte sie es nicht wirklich selbst in der Hand, begann sie zu erzählen, von all jenen schlimmen Dingen, von dem Gefühl der Angst, dem beginnenden Wahnsinn und eben jenem Tod.
Ich wollte das nicht erzählen, warum zwingst du mich? Ich? Nein, ich zwinge dich nicht, du warst es selbst. Ich ... ich war das nicht. Nicht ich habe ihm dies alles über uns erzählt. Du MUSST es gewesen sein. Ich vertraue ihm doch nicht einmal. Hör tief in dich hinein und du wirst sehen, dass das Vertrauen schon länger dort ist, auch wenn du es immer wieder abstreitest.
Nein, dass konnte nicht sein, durfte nicht sein. Sie spürte, wie er aufstand und zur Tür ging und wieder war da dieses Gefühl plötzlich allein zu sein. Sie hielt ihn auf, wollte nicht allein sein mit diesem Wissen, wollte nicht, dass er sie für feige hielt, aber warum? Er bliebt da, sie noch immer auf gewisse Weise angehend und schließlich gab sie auf. Jegliche Gegenwehr wurde fallen gelassen und sie weinte und bat um Vergebung und Vergebung wurde ihr zu teil.
Geht es dir gut? Ich fühle mich, als hätte ich alles verraten und doch .... es ist seltsam. Was ist das nur? Kannst du es mir sagen? Du veränderst dich und das ist gut so.
Sie betrachtet ihn während dieses kurzen Zwiegespräches und irgendwie konnte sie ihn nicht mehr hassen. Irgendetwas anderes hatte diesen Hassersetzt in den letzten Tagen, doch sie konnte es nicht in Worte fassen. Sie kochte den Tee und sie gingen hinüber um am Kamin noch weiter zu sprechen. Es war anders als zuvor. Ihre Angst vor ihm war fast gänzlich verraucht.
Hörst du ihm überhaupt zu? .... He? Du scheinst nicht einmal mir zu zuhören. .... Du kannst ihn doch nicht wirklich...
Für einen winzigen Moment keimte so etwas wie .... Neid in ihr auf. Warum gerade sie? Vor allem, warum tat sie das überhaupt? War nicht sie es immer gewesen, die sich sogar mit ihm ein Duell nach dem anderen liefern wollte? Und jetzt das da. Wozu ein Kaminfeuer nicht alles gut war. Es schmolz auch Eis und sei es das Eis, welches ein Herz umhüllte. Irgendwie war es seltsam. Zwar saß nicht sie selbst vor dem Kamin, aber dennoch, es war anders als sonst, als würden Trennlinien so langsam verwischen.
Leises Summen erfüllte den Raum, als sie sich für die Nacht zurecht machte. Sie löste den festen, akuraten Zopf, schlüpfte aus den Sachen, die sie über den Tag hinweg an gehabt hatte und zog zum Schluss das lange Hemd über den Körper.
Wie fühlst du dich? Leicht, als ... würde ich gerade das fliegen lernen. Warum hast du mir nie gesagt wie es ist sich nicht mehr einzuigeln?! Ich habe es doch immer wieder versucht, aber du hast mir ja nie zu gehört. Bist du mir böse? Nein, bin ich nicht. Es überraschte mich nur, dass du die Mauer eingerissen hast, welche dich so lange von allem abschottete. Ich weiß nicht, nach allem was heute war.... Du hast mich wohl lang genug all dem ausgesetzt und ich glaube fast, ich war nicht allein dort unten vor dem Kamin, kann das sein? Du meinst, ob ich es so gefühlt habe wie du? Zeitweise, schienen wir wirklich fast eins gewesen zu sein. Ich glaube, ich habe nicht einmal mehr Angst davor, wenn es so ist wie es heute war, dann verlieren wir beide nichts und gewinnen nur dazu. Das weiß ich jetzt, das wurde mir heute erst klar, auch wenn du es schon länger wusstest.
Sie lag auf dem Bett, zum ersten mal seit langem zufrieden mit sich und der Welt. Vergessen war die Trauer, welche sie noch vor wenigen Stunden drohte umzubringen. Gefühle.... Vielleicht waren sie ja doch nicht so schlimm, wie sie immer gedacht hatte.
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