Lange hatte sie sich zurück gezogen um ihre Wunden zu lecken, um sich Gewissheit zu verschaffen was sie denn nun wollte. Sie wusste um Istrigur's Begehren und irgendwo in ihr wünschte sich ein Teil ihrer selbst, ungezwungen in eine Zeit zu fliegen die weniger von allem erlebten mit sich brachte. Doch sie konnte nicht vergessen, noch nicht, noch immer fiel ihr jener Tag auf dem Berg ein. "Warum ist dieser Moment so.. so.." "magisch?" hatte sie versucht seinen Satz zu beenden, er hatte damals davon gesprochen, er hatte sich ihr vorgestellt, damals auf jenem Berg, wo alles begann und auch endete. Oft genug in letzter Zeit fiel ihr Blick auf jenem Berg, auf das Plateau wo sie saßen. Es war von Südfall aus gut zu sehen und doch wandte sie den Blick immer wieder ab, wenn die Tränen in ihre Augen traten. Warum nur hatte sie sich damals Gedanken gemacht, die sie schlussendlich in jene Situation führten, warum nur. Marie war im Begriff sich immer weiter zurück zu ziehen, sie wollte von der Welt nichts wissen, sie wollte von der Stadt nichts mehr wissen, wenngleich sie manche Gesichter misste, doch diese Stadt dort oben, hatte ihr nicht gut getan. Immer wieder kreisten ihre Gedanken in den letzten 2 Monden um Rodran und... Istrigur. Ja auch um ihn, sie wusste nicht wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte, war er da fühlte sie sich zu ihm hingezogen, und doch war immer der andere präsent in ihrem Kopf, als das sie sich bislang auf irgendetwas außer vielleicht ein oder zwei verfängliche Sätze hatte eingelassen. Istrigur. Wann immer sie nicht mehr weiter wusste, flohen ihre Gedanken zu ihm. Er war groß, ohne Zweifel auch stark, er war zurückhaltend und sie spürte das er mehr für sie empfand, sie als etwas Einzigartiges in seinem Leben betrachtete. Irgendwo spürte sie das er sie egal was auch passieren mochte auf Händen tragen würde. Viel zu viel Mühe gab er drauf sie nicht zu verschrecken, ihr gegenüber anständig zu sein, ja auch ihr zu gefallen. Sie mochte seine warmen braunen Augen, sie mochte auch die leicht gebräunte Haut und sein schwarzes Haar. Es sah soviel menschlicher aus und doch. Warum hielt sie sich zurück, warum gab sie keine Zeichen, wollte sie denn immerzu alleine bleiben, oder aber glaubte sie tatsächlich das sich Geduld auszahlen würde.
Der Wind spielte mit ihren Haaren, er hatte seinen Zopf längst wieder gerichtet, wärend ihr eine Strähne noch immer im Wind davon zu fliegen drohte. Sie war seit langem wieder in der Stadt, im Grunde nur um etwas zu erfahren, um jener Verzweiflung ihrer Gedanken zu entfliehen, die sich nur schemenhaft dann und wann zeigte. Im Grunde fühlte sie sich sogar großartig auf bizarre Art und Weise, nur hin und wieder, wenn sie sich ihren Gedanken stellte, was von ihrem Wesen her leider öfters geschah als bei anderen, beschlich sie jenes Gefühl der Beklemmung. Er las, still, die Beine etwas von sich gestreckt und er trug rot und keine Uniform. Noch immer sah sie sich satt an ihm, folgte seinem Mienenspiel ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen sich bemerkbar zu machen. Würde er sie erkennen wenn er nun aufblicken würde? Würde er sie grüßen? Das letzte mal hatten sie mit Manu und Sev gemeinsam gegrillt, sie hatte neben ihm gesessen und seine Wärme gespürt, wenngleich jegliche Berührungen fast peinlichst unterlassen wurden. Nur dann und wann, wenn sie einander in die Augen sahen, spürte sie dieses leichte prickeln auf ihrer Kopfhaut, doch sie war sich viel zu unsicher. Was war, wenn seine Gefühle sie nur überfluteten und überschwemmten, wusste sie überhaupt was sie für jenen Mann empfand, der sich nur ihr scheinbar öffnete? Er ruhte in sich, das Buch mit beiden Händen haltend, das was er ausstrahlte war alles andere als Gefahr, es war jene Geborgenheit, es war jene Ruhe die sie für sich suchte. Er war kein Mann der anderen Schrecken einjagte, gewollt oder ungewollt, er war einfach er selbst ohne bedrohlich - wenngleich er es konnte - oder beängstigend zu wirken. Warum glaubte sie überhaupt sich seiner Gefühle sicherer zu sein als sie sich ihrer? Vielleicht, ja vielleicht war jenes auch nur wieder ein Trick! Tricks wie man Frauen brach, hatten die Männer hier zu genüge im Ärmel. Im Grunde hatte Rodran nichts anderes gemacht, wenngleich sie sich noch immer steif und starr dagegen wehrte jenen Gedanken zu denken. Dennoch, jetzt sass Istrigur vor ihr und wieder suchte sie, sie suchte Anhaltspunkte, sie suchte jenen kleinen Haken den man spürt, wenn ein Stachel in samtiger Haut steckt über welche man streichelt. Er war so unglaublich widersprüchlich in sich selbst, fand Marie, und doch war dort nichts was sie wirklich zurück schrecken ließ. Er schwieg oft wenn er bei ihr war, suchte ihre Nähe, und seine Blicke erzählten von ganzen geschriebenen Chroniken. Doch er tat nie etwas, mal hatte er sie an die Hand genommen, dann war er ihr sehr Nahe getreten, doch immer waren es Momente gewesen, in denen jeder andere wohl genauso gehandelt hätte. Es war dieses leise kaum wahrnehmbare Knistern nur da und jedesmal war sie unsicher, ob es wirklich da war oder sie es sich nur einbildete. Istrigur blickte auf, fasst hätte er wieder runter geschaut ehe er sie erkannt hatte und augenblicklich sah sie wie seine Mundwinkel sich hoben, zu einem freundlichen Lächeln. Er freute sich offenbar sie wieder zu sehen, er tat auch nicht so als würde er sie nicht kennen, nein er schien auch nichts vergessen oder verleugnen zu wollen, rasch war er auf sie zu getreten. Und wieder berührte er sie, ihre Oberarme die einiges an Muskeln dazugewonnen hatten wie ihr gesamter Körper. Er war allgemein fester, straffer geworden. Ihr Bauch fühlte sich kaum noch an wie ihr Bauch, und doch sah er noch immer so aus. Marie hatte mit jenen Übungen und kleinen Kämpfen eine Esslust entwickelt die ihrer Mutter leuchtende Augen verpasst hätte. Und doch, setzte nur gerade soviel an, um ihre neuen Muskeln mit sanften Rundungen zu umschmeicheln, die nichts aber auch gar nichts von der harten Stärke darunter vermuten liessen. "Darf ich dich was fragen?" "Sicher" "Wirst du auch ehrlich sein?" "Natürlich... immer" er hatte genickt, um seine Worte zu unterstreichen. "Suchst du nach Gründen und Möglichkeiten mich zu berühren?" Marie's Blick lag forschend auf seinem Gesicht, und dann sah sie es schon. Den Anfang jener Lüge, als er zu denken begann. "Nein..." begann er und sprach jene Lüge aus, suchte sie weiter zu stricken mit Worten die ihm kaum über die Lippen kamen. Noch nie hatte sie Marie, soweit sie zurück denken konnte, jemanden so schlecht lügen sehen. Und doch, was ist wenn all ihre eingebildete Menschenkenntnis nichtig war und er die Wahrheit sprach. Dann waren seine Blicke falsch, oder sie bildete sich nur allzuviel darauf ein. Still ging sie an ihm vorbei, traurig darüber keine Antwort auf ihre Frage bekommen zu haben, von jener sie wusste das sie wahr war. Er hatte ihr eine solch verworrene Antwort gegeben, das irgendwas nicht stimmte. Entweder heuchelte er mit seinem Körper und Blick ihr etwas vor, oder seine Worte taten es... den beide zusammen, sprachen von zwei völlig unterschiedlichen Dingen.
Sie war von jener Klippe gesprungen und neben ihm ins Wasser getaucht und gerade hier im Wasser suchte er eher abstand, schwamm immer wieder von ihr fort, mied sie bis auf jenen einen ausgelassenen Augenblick, in dem wohl beide für einen Moment die Welt vergassen. Als er sie ins Wasser warf, mit zynischen Humor und schadenfrohen Worten, die ihr unter Wasser einen halben Lachanfall bereiteten. Sie hatte sich so wohl gefühlt, für jenen Moment alles um sich herum vergessen, bis zu dem Augenblick in dem er wieder Abstand suchte. Marie war zu den Stufen geschwommen, sich jetzt bloß nichts anmerken lassen, was sollte sie sich auch anmerken lassen, was war überhaupt los? War sie verliebt? Konnte sie überhaupt verliebt sein, wenn noch etwas in ihr für einen anderen brannte, wenngleich die Flamme kleiner wurde und der Zweifel an ihr nagte? Er war zu ihr gekommen, hatte sich neben sie gesetzt ehe sie sich auf den Bauch gedreht hatte, es war eine Angewohnheit geworden, um ihre Oberweite so gut es ging zu decken, ihr Problemfall wenn man es so sagen wollte. Nicht das sie sich schämte, doch sie wünschte sich dort doch deutlich weniger wenn es überhaupt möglich wäre. Und da war wieder jener Istrigur der sich ihr vorgestellt hat, mit solcher Sehnsucht in seinen warmen braunen Augen und dieser zaghaften Unsicherheit mit der er über ihren Rücken streichelte, wieder einfach so. Was auch immer das für ein Mann gerade im Wasser gewesen war, der wahre Istrigur oder wer auch immer, jener hier, versprach soviel ohne ein Wort zu sagen, jener hier lockte sie aus jener Burg in der sie sich verschanzt hatte, jener hier nahm ihre Gedanken mit sich fort, um sie erneut gleich darauf aufzuwecken und ihr zu verdeutlichen, das nichts war. Er hatte seine Hand wieder fort gezogen und blickte sie an, spielte er mit ihr? "Wir .. sollten gehen!" rasch hatte sie sich erhoben und war die Treppen hinauf geeilt, die Götter verflucht, das jene sie so gedankenlos ohne ein Handtuch hinunter gehen ließen und sie nun pitschnass mit am Körper klebender Badekleidung vor ihm herlief.
"Ich verspreche dir...!" Damit hatte jenes seltsame Gespräch begonnen, das er anfing und suchte, doch sie war sich zu keiner Zeit seines Schwures bewusst, was er ihr da überhaupt sagen wollte. Was war jetzt zwischen ihnen, und ... war da überhaupt was? Warum musste das alles nur so kompliziert sein... Sie versuchte eine andere Wendung des Gespräches, neckte gar, scherzte mit ihm über das altbekannte und nie langweilig werdende "Was wäre wenn" und dann war es da, jenes Knistern, so deutlich wie nie zuvor, es hatte sie erstarren lassen, als seine Finger sie sanft am Ohr berührten, und zart an ihrem Hals hinunter fuhren, doch schnell genug wieder weg, um eine Kälte zu hinterlassen die von jener Berührung kaum hervorgerufen werden konnte. Ihr Blick war scheu geworden, was genau geschah jetzt überhaupt? Was war das, warum jetzt, warum so, warum er, warum ich? Die Fragen überschlugen sich zu einem einzigen Kuddelmuddel in ihrem Kopf, doch er zog sich zurück, zurück in seine Welt, zurück von ihr, blickte sie nur irritiert an. War er sich überhaupt im Klaren was er da gerade tat? Nein und ja.. ja und nein... oft hatte er ihre Berührung gesucht, und doch aus jenem Augenblick gewachsen, war jene anders als alle anderen zuvor, hatten sie unerwartet und eiskalt erwischt. Wollte er nun mehr von ihr? Seine Worte sagten es mitlerweile, doch seine Taten blieben aus, es war als wenn er immerzu völlig uneinig mit sich selbst war, wenn er sie in seiner Nähe wusste und es verwirrte sie, warum war es so? Machte er ihr etwas vor? Es waren zuviele Fragen, zuviel Zeit seit jener Berührung vergangen, es würden Worte folgen müssen, zumal er bald zum Dienst musste, wie er sagte. Und selbst wenn seine Worte erklärend wären und ebenso seine Gestik, selbst dann nicht nein! Nein nicht so, nicht zwischen Tür und Angel, nicht wenn sie selbst nicht wusste was sie wollte. "Wir sehen uns..." hatte sie leise gesagt und war fortgehuscht, nicht ein Rascheln im Gras, keine Bewegung aus den Augenwinkeln hatte sie aufgehalten. Er hatte sie gehen lassen... war jenes die Erklärung die sie suchte?
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