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 Betreff des Beitrags: Sara
BeitragVerfasst: 3.09.08, 01:19 
Festlandbewohner
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Sara
Eine im Entstehen begriffene Charaktergeschichte,
die unbrauchbar ist,
weil sie mit dem Tod der Hauptperson endet.


"Sara?" Er, welcher nicht von der Art war, dass oft zu lächeln ihm Angewohnheit gewesen, konnte doch jenes nun nicht verhindern.

"Sara kam zu mir als ein gequältes Mädchen. Die Stürme ihrer Kindheit verfolgten sie noch und sie war sich keineswegs bewusst, dass jenes, welches man ihr als eine Qual beschrieben und erklärt hatte, in Wahrheit soweit wir es alle wissen eine Art Gabe, wenn nicht ein Geschenk ist. Sie konnte nicht genießen, war jedoch von unsterblicher Neugierde und furchterregendem Drang zur Tat geprägt und von ihrem Machtwillen in alledem noch bestärkt."

Während sein Gegenüber mit ihren Fingernägeln beschäftigt war, tauschte er die heruntergebrannte Kerze gegen eine neue aus. Schließlich schob er sich aus dem alten Flechtstuhl empor und verschwand auf der Empore der riesigen, zu dieser Zeit natürlich geschlossenen Bibliothek. Als er gefunden hatte, wonach es ihm gelüstete, schob er den Folianten zu dem Mädchen, kaum siebzehn Jahr schon alt. Erstmals sah sie auf und da erschrak er über den Tod in ihren Augen.

"Sara wollte einen Blick hier hinein werfen. Sie bat sich es dann aus, um es abschreiben zu lassen. Selbstverständlich konnte ich es ihr nicht erlauben, also sandte sie einige Tage später einen ihrer Lakaien. Doch viel interessanter ist..."

Der Bibliothekar nahm das Buch wieder zu sich und schlug es auf. Die schmutzigen Seiten klebten aneinander und erst nach einiger Zeit hatte er das Kapitel gefunden, das er nun wieder dem Mädchen vorlegte, das außer von ihren Fingernägeln von nichts merkbar Notiz genommen hatte bis zu diesem Augenblick.

"Saras Interesse galt diesem hier. Eigentlich garnicht ihre Art, nicht wahr? Magie? Und so etwas banales dabei. Natürlich, gelegentlich hatte sie absonderliche Wünsche. Aber was sollte sie mit derart theoretischen, derart nutzlosen Phänomenen? Ich war natürlich neugierig, aber sie sagte nur, es sei für den Elfen."

"Der Elf ist eine Legende. Es gibt ihn nicht. Nicht einmal Sara würde es wagen."
Ihre Stimme war angenehm. Wenigstens sah sie ihn nicht mehr an.

"Das mag sein. Doch sie sprach davon und berichtete, er sei neugierig dahingehend. Es sei eines seiner Liebsten. Eigentlich typisch, auch wenn ich ihr das natürlich nicht sagte. Nutzlose Spielerei nenne ich es, und so ist es kaum wunderlich, dass sie den angeblichen Elfen als Ausrede nutzte."

"Ihr vergeudet meine Zeit. Wollt Ihr nicht auf den Punkt kommen?"

Der Bibliothekar nahm die Drohung mit der beabsichtigten Unruhe auf.

"Verzeiht, Bäckerin. Sara wollte jenen Aufsatz, so sagte sie, für ebenjenen Elfen und ließ ihn abschreiben. Sie beschäftigte sich jedoch bereits länger mit ihm, bevor der Lakai kam. Ich glaube, es war der Schuhmacher. In jedem Falle habe ich mir es natürlich ebenfalls angesehen, nachdem sie fort war. Es handelt sich um eine Abhandlung über die Lüge als das zerbrechlichste Gut Tares, eine recht philosophische Abhandlung, welche den Illusionisten zum höchsten Lügner und zu einer Art Künstler erhebt - sehr pathetisch zumeist. Etwa ab der Hälfte beginnt der Autor, ein gewisser Silirion Vai, mit einer hingegen völlig wissenschaftlichen Ausarbeitung der magischen Hintergründe und Wirkungsweisen, welche eine Art Traumwelt erzeugen können und gewissermaßen aus einem Traum des Magiers heraus eine mehr oder minder reale, aufsuchbare Welt schaffen. Nutzlos, wie ich bereits sagte, doch in gewisser Weise hohe Kunst. Und sehr gefährlich, dieser Vai beschreibt, dass es möglich sei, bei Fehlern im Traum in dieser minder realen Welt gefangen zu bleiben, wo der Leib verkümmern würde oder mitsamt der Welt zusammenbricht, genügt erst einmal die Kraft des Magiers nicht mehr der Aufrechthaltung."

"Sara hat den Hirten getötet." Ihre vollkommende Überzeugung ließ seine mehr aus Verwirrung denn aus begründetem Zweifel erstandene Gegenrede ersticken. Plötzlich erleuchtete eine Zeichnung in dem aufgeschlagenen Buch, welche das Mädchen nach einigem Blättern gefunden hatte, seinen Geist und ließ ihn verstehen, wie sie so etwas Unglaubliches behaupten konnte.

"Der Hirte verstarb ohne sichtbare Einflüsse von Waffen, er hat nur eine viel zu geringe Portion Gift eingenommen, um daran verstorben zu sein. Diese Lügner nutzen Nachtschatten als eine Art Trägersubstanz für ihre Werke. Der Elf mag ein Mythos sein, sie wird genügend andere haben, die dazu genügen."

"Und somit hat Sara den Hirten getötet." Das Mädchen seufzte kläglich, enttäuscht. "Der Konziliant wird ihr dafür Aufschub gewähren."

Der Bibliothekar richtete sich auf. Er war müde, wie die meisten von ihnen. Sie arbeiteten über den Tag, lebten ein gewöhnliches Leben - sie brauchten nun einmal auch etwas zu essen und ein Dach auf dem Kopf. Sie arbeiteten über die Nacht, lebten ein Leben in der Finsternis - sie mussten die Aufgaben erfüllen, die Geschicke lenken und sehen, dass sie dabei nicht zu kurz kamen. Er wollte die wenige Zeit, die ihm heute zum Schlafen blieb, so lange wie möglich halten.

"Der Konziliant wird ihr Aufschub gewähren... dann hat sie Zeit bis zum Oner... es ist doch schon beinahe Seker, nicht...? Es ist schon so kalt..."

Sie sah ganz blass aus, als er sie nun einige Augenblicke in Augenschein nahm. Das Mädchen war zweifellos zu bedauern, hatte doch nichts in diesen Kreisen verloren mit ihren bildschönen trüben Augen. Mit Sicherheit hätte sie ein Leben führen können, um welches man sie beneidet hätte.

Der Bibliothekar wandte sich zum Gehen. "Bäckerin? Eines noch. Sara sagte, der Elf genieße den Schutz eines der Drei Konziliate. Wenn Eure Annahme richtig ist, dass der Elf ein Mythos ist... nun, Ihr wisst, was es bedeuten würde."

Sie sah ihm schweigend nach. Dass sie ihn liebte, wenngleich sie sich nirgends als in Stille und Verborgenheit nach ihm verzehren durfte, änderte nichts an der Tatsache, dass er vollkommen Recht hatte.
Ein Konziliant, der einen Elfen schützte, wäre an sich schon eine Sensation gewesen, welche ihrer Karriere einen heftigen Schub verleihen konnte.
Doch ein Konziliant, der vorgab, dass er einen Elfen schütze, der nicht existierte, trieb ein höchst undurchsichtiges Spiel. Niemals war ein solches Spiel zu anderem Zweck als zum eigenen. Und Sara log niemals.

Hätte das Bäckermädchen geahnt, in welchem Maße der Konziliant sein höchst undurchsichtiges Spiel auf die Spitze treiben würde, wäre sie wenige Monde später wohl kaum eines unnatürlichen Todes verstorben.


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 Betreff des Beitrags: Sara II
BeitragVerfasst: 4.09.08, 01:03 
Festlandbewohner
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Registriert: 5.09.04, 14:34
Beiträge: 5210
Zitat:

Konziliant,

Unruhe bedrückt mein Herz seit einigen Tagen. Wie es scheint, ist der Bibliothekar misstrauisch geworden und hat mir nachspioniert. Er hat sich sehr ausführlich mit den Lektionen beschäftigt, die ich tätigte, und traf das Bäckermädchen. Da das Bäckermädchen zu deinen Lakaien gehört, erscheint es mir nur klug, dich darauf hinzuweisen, dass die Nachforschungen durch mich angeordnet waren. Sara hat auf meinen Befehl gehandelt, als sie die Informationen einholte.

Der Elf, über den der Bibliothekar offenbar spekuliert, existiert selbstverständlich nicht. Der Schuhmacher hat mir berichtet, dass die Bäckerin nicht an ihn glaubt, und das ist gut so - das sollte sie so belassen. Jede Nachforschung in diesem Belang ist nicht nur obsolet, sondern auch störend, da sie selbstverständlich mit meinen weiteren Aktionen zusammenstoßen muss.

Da du jedoch darum gebeten hast, Information zu erhalten, weshalb ich diesen Folianten so interessant fand, und da ich die Nervosität verstehe, welche sich mit dem Gerücht des angeblichen Elfen in meiner Obhut verbreitet, möchte ich dir die Frage danach beantworten.

Die Gerüchte über den Elfen ließ ich streuen, um für Unsicherheit in den Reihen der ansässigen Hochelfenschaft zu sorgen. Die Gerüchte wurden selbstverständlich auf externen Kanälen verbreitet, jedoch haben offenbar einige Lakaien davon Wind bekommen und weitergetragen, was nicht für innere Kreise bestimmt war. Wie dem auch sei: diese Fehlinformation war notwendig, um den Tod eines jener Hochelfenschaft Angehörigen in den Augen der übrigen unter ihnen zu erklären und zu vereinfachen. Die Nachricht, welche ihm angeheftet wurde, wurde aus unklaren Gründen jedoch nicht verbreitet: sie diente schlichtweg dazu, die übrige Hochelfenschaft in den Glauben zu setzen, sein Tod sei auf Untreue gegenüber den Unseren zurückzuführen.

Ich bitte dich darum, Stillschweigen hierüber zu wahren und das Konziliat nicht zu informieren. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass jene Information niemanden erreicht, der Verdacht schöpfen und zum Angriff auf uns blasen könnte. Wir können uns derzeit keine Jagd auf uns leisten, dazu sind unsere Vorkehrungen noch nicht zur Genüge ausgereift.

Ich bitte dich außerdem, das Bäckermädchen mit anderen Aufgaben zu betrauen. Sie stellt Sara nach, und ich beschwöre, dass dies nicht notwendig ist.

Gib Acht.

- Die Konziliantin




"Natürlich, Exzellenz. Ihr seid der Hochmagus. Jedoch bin ich nur ein einfacher Lakai, ich kann Euch nur das wenige berichten, das ich selbst zu wissen glaube.

Am obersten Rang der Hierarchie stehen die Drei: der Konziliant, die Konziliantin und das Konziliat. Jeder von ihnen ist eine Person, welche ihre Lakaien führt. Ob die Bezeichnungen mit dem Geschlecht tatsächlich irgendetwas zu tun haben, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, was sie wissen dürfen und was nicht. Fast niemand kennt sie und es ist besser, sie nicht zu kennen. Wir glauben, sie pflegen untereinander nur Kontakt durch Briefe und kennen einander von Angesicht zu Angesicht nicht.

Jedem der Drei unterstehen die Namentlichen. Dies sind zwei oberste Personen, welche die Untergruppen dirigieren und Befehle aufteilen, sodass ein jeder nur seinen Teil erfüllt, jedoch niemand weiß, welchem übergeordneten Auftrag es dient. Die Namentlichen pflegen irgendeinen Kontakt zu dem jeweiligen Obersten, also dem Konzilianten und so fort. Sie kennen jedoch nur die eigene Gruppe von Lakaien und wissen nichts über die anderen beiden Gruppen. Die Namentlichen heißen übrigens so, weil sie mit einem Namen angesprochen werden, Ihr versteht.

Unter den Namentlichen stehen die Lakaien. Männer und Frauen wie ich. Wir führen die Aufträge aus und erhoffen uns unseren angemessenen Lohn. Wir wissen nicht, wozu sie dienen. Es ist auch nicht wichtig für uns, schließlich ist ein Auftrag zu erfüllen und nicht zu verstehen.

Ich unterstehe der Namentlichen Sara. Sie ist etwas wahnsinnig. Sagt stets die Wahrheit, aber so, dass man meint, sie würde lügen. Niemand weiß, ob sie wirklich wahnsinnig ist. Doch wir alle glauben es. Man sagt, einer ihrer Lakaien sei ein Elf. Vielleicht stimmt es. Ich muss Euch sicher nicht erklären, was ein Elf in unseren Reihen für uns bedeutet. Es ist eine Entehrung, wenn dem so ist, doch Sara würde es niemals dulden. Schon garnicht bei sich selbst. Hochmagus, Ihr entschuldigt mich. Ich habe weiteres zu erledigen. Ihr findet Euch zurecht. Fragt sonst die Kammerdienerin. Sie hängt gerade im Unterrichtszimmer."


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