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 Betreff des Beitrags: Letzte Worte
BeitragVerfasst: 31.08.08, 15:11 
Festlandbewohner
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*Nicht redigierte Passagen aus den Tagebüchern des Donarius Derrvus’, wobei diese Wohl der Endphase seines theologischen Schaffens zuzuordnen sind.*
Von der mystischen Erfahrung des Hinausgehens

Ich sitze in meinem Zimmer, dieses ist meine ganze Welt, denn nichts weiß ich über das Jenseitige dieser Wände. Verweile ich hier, so wird mein Weltbild ein Zimmer sein, welches klein, ungemütlich und karg ist. Weiterhin sogar würde mich ein Gläubiger fragen, was ich über meinen Gott zu berichten wüsste, ich würde aufgrund meiner Erfahrung und dessen wie ich meine Welt sehe, Rückschlüsse auf das Wessen meines Gottes vollziehen. Nur diese Möglichkeit hat doch der Geist des Menschen, aus Erfahrenem und Berichtetem Sinn zusammenzufügen und diesen weiterzugeben. Doch jeder Gläubige, der aus einer anderen Welt in dieses Zimmer käme und mich früge und diese Antworten bekäme, welche ich zu geben hätte über meinen Gott, wäre unzufrieden und dies zu recht. Denn keine dieser Antworten würde den Fragen, die sich aus dem Erleben in seinem Zimmer ergeben, gerecht werden. Nunmehr hat der Diener des allwissende zweierlei Wege um seinem Dienst am Herren gerecht zu werden, denn es ist die Aufgabe des Dienenden an Astrael den Seelen Hilfe angedeihen zu lassen und Rat zu geben auf dem Weg durch die Endlichkeit in die Ewigkeit:
den Weg des Sich-Zurückziehens und jenen, des Hinausgehens, jene muss ich mir kurz skizzieren.

Das Sich-Zurückziehen
Der kluge Geist weiß, dass jede Seele mit der er in Berührung tritt, vermuteter Maßen geboren wird, lebt und stirbt, dass sie essen muss und verdaut, dass sie sich kleidet, liebt, hasst und fürchtet, aber er hat keine Gewissheit obdessen.
Eine jede Seele jedoch ist in die Welt geworfen und jede Seele erfährt daher Endlichkeit in Raum und Zeit. Es könnte also ein möglicher Weg sein, diese Endlichkeit zum Zielpunkt der Erfahrung zu machen und alles Leben zu abstrahieren von etwaigen Facetten menschlichen Lebens und immer wieder zurückzuführen auf die Erfahrung der Endlichkeit und alles darüber hinaus als unnötigen Tand abzustreifen und fortzugeben. Den Geist also bereinigen von unnötigem und unwichtigem. Bis der Geist frei und ungebunden in einem Punkt sich zurückgezogen hat und nur noch in einer einzigen Ausprägung unterschieden ist vom Allwissenden und geradezu nahe daran ist sich mit diesem zu vereinen. Doch frage ich, wenn dieses Streben der Sinn des Lebens sei, welchen Sinn macht dann die Schöpfung als solches. Die Welt als Ort der Aussetzung von Seelen um zurückzuirren zum All-Einen? Ein reichlich erbärmliches und in zu geringem Maße erhabenes, freies Wirken göttlicher Macht. Vor allem die Endlichkeit in der Zeit erzwingt geradezu stets eine Wiedervereinigung mit dem All-Einen, wie es jeder Diener Morsans guten Gewissens bestätigen wird. Nein, dies kann es nicht sein, dass sich Zurückziehen auf einen Punkt nahe an die ursächliche Schöpfung birgt nur die Gefahr dem Gott der Erkenntnis nicht gerecht zu werden, dem Ansinnen der Götter nach Schöpfung nicht nachzugehen, sondern sich eigenmächtig dem Willen der Götter, ihrer Welt zu entziehen und somit Fehl zu gehen und dem Einen anheim zu fallen. Das Leid der Menschen in der Welt wäre blanker Zynismus, ginge es um Welterfahrung welche schon in den Vieren beschlossen ist.

Das Hinausgehen
Eine Erfahrung neben der Endlichkeit ist nämlich, und jene lässt der Mystiker außer Acht ist die Unterschiedlichkeit in Ort und Zeit an der jede Seele in die Welt gesetzt wird. Es gibt keinen Ort und keine Zeit an der zwei Seelen zugleich hausen. Diese Beobachtung hat einen Wert an sich, denn in ihr muss ein Geheimnis unseres Lebens versteckt sein. Denn so wie ich in dieser Kemenate eingesperrt bin und Astrael erfahre, so erfährt der Bauer auf dem Felde Vitama völlig anders, so erfährt der Krieger in der Schlacht Bellum völlig entgegengesetzt. Alle sind in ihrer Endlichkeit in Ort und Zeit und ihrer Einzigartigkeit in diese Welt hinein geworfen. Diese Einzigartigkeit vor den Vieren muss Bedeutung haben. Denn nicht alles ist bereits in den Vieren beschlossen, nicht alles ist entschieden. Die Schöpfung ist eine tätige Schöpfung an deren Ende erst die Entscheidung fällt ob sie an die Viere oder den Einen fällt, so wie jedes Zeitalter für sich gerichtet wurde und am Ende feststand ob es eines der Finsternis oder eines des Lichtes wird. Die tätige Schöpfung, die unser aktives Mitwirken bedarf, dass ist das Ansinnen der Viere. Denn dies ist der angemessene Freiraum für das Schaffen vernunftbegabten Lebens und deren freie Existenz in einer Welt mit soviel Leid. Niemand kann doch annehmen, dass die Götter uns zu ihrem Narren oder aus Zynismus schufen.
Tätig Sein aber heißt Gehen, Hinausgehen.
Das göttliche Licht greift aus sich hinaus in die Finsternis der Materie und durchdringt diese, auf dass sie das Leuchten beginne. Dieses Hinausgreifen geschieht ad primum durch die Seelen der Lebenden in den materiellen Körper von dem sie Besitz ergreift und ad secundum durch das Handeln des Körpers angeleitet von der Seele in der Welt, wodurch diese umgestaltet wird und zu einem lichteren Orte wird. An jedem Ort zu jeder Zeit kann nur eine Seele sein, kann nur eine Seele die Entscheidung treffen und dort eben trifft diese Seele allein die Entscheidung ob es Licht oder Dunkelheit sein wird. Am Ende des Zeitalters nun lässt sich das gesamte Gewerk erkennen, ein Zusammenspiel aus Licht und Schatten. Und solange es dem Einen gelingt eine einzige einzigartige Seele in einem Zeitalter dazu zu verderben sich nicht dem Lichte hinzugeben, wird die tätige Schöpfung fortdauern.

Und wenn dem so wahrlich ist. Dann ist jene Seele, die sich absondert und einsam, unberührt von anderen Seelen in der Welt weilt, die größte Gefahr für die tätige Schöpfung. Denn unbeachtet von dem Schaffensprozess in der Welt, abgesondert von den Sakramenten der Kirche, welche den Lebenden gegenseitig versichern im Lichte zu stehen (nicht das Licht zu sein, dazu gehört wahrlich mehr), sind es jene die Schatten in der Welt herstellen und dem Einen die Türe öffnen.
Und so schlussfolgere ich...die Tür, das Schloss und das Geheimnis sind eine Erfindung des Einen.

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"Es wird der Diamant an sich selbst nur erkannt.
Denken lernst du im Denken, das Wahre erkennst du am Wahren.
Liebe nur, wenn du schon liebst, nichts durch die bloße Kritik."
Ludwig Feuerbach


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 Betreff des Beitrags: Re: Letzte Worte
BeitragVerfasst: 9.09.08, 10:43 
Festlandbewohner
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*Aus den Fragementen seines Leitfadens für Inquisitoren , der in Form eines Frage-Antwort-Dialoges aufgebaut werden sollte*
Meister, warum wollt ihr diesen Hexer nicht hinrichten lassen?
Nun, was weiß die Seel’ schon von sich ohne die Welt zu tasten, könnte ich erwidern. Die Frage wäre gleich der, was ist weich ohne zu wissen was hart ist. Alles steht zueinander in Beziehung und nur durch die Grenzziehung, durch die Sichtung des Unterschiedes, wird jedes in seiner Eigenart erst klar und deutlich. Ein Gedanke wird nur dann fein und sichtbar, wenn er sich gegen andere Gedanken abhebt und weiterspinnt. So verhält es sich auch mit dem Unterschied zwischen der Seel’, dem Göttlichen in der Welt, und der Welt an sich. Durch das Tasten der Seele in der Welt offenbart sich ihr und damit dem Göttlichen der Unterschied zwischen Geist und Materie.
Erst durch den Austausch beider, dem wo sie gemeinsam gehen können, wo Geist und Körper gleich klingen, und dem wo sie auseinandergehen, wo der Körper oder der Geist getrennt vom anderen gehen wollen oder müssen, da zeigt sich erst die wahre Form der Materie und das wahre Sein der Seele. Und da wir um die Endlichkeit der Materie wissen und um die Unendlichkeit des Göttlichen müssen wir uns erproben in dieser Welt um klar zu sehen, was das Göttliche ist um uns diesem zuzuwenden, wenn wir die ewigliche Existenz in den Vieren erlangen wollen. Der Dienst am Einen oder an den Elementen ist der Dienst an der Endlichkeit und Vergänglichkeit, eine Selbstverleugnung aufgrund mangelnder Kenntnis des eigenen Seins. Deshalb müssen wir die Hoffnung aufrechterhalten und die Tore des Tempels offen, jederzeit kann ein solcher kommen und einsehen, von der Erhabenheit des Göttlichen erfüllt, und zurückkehren wollen in den Schoss der Kirche. Dies müssen wir gewähren. Denn in der Ewigkeit wird jede Sünde gesühnt werden. Dieses Versprechen an die Lebenden ist der größte Schatz der heiligen Kirche. Und wir haben die Größe ihm diese Sühne zu ermöglichen, hier in der Welt und auch Jenseits.


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