Es war am gestrigen Tage, etwa zur Mitte des siebenten Dunkelzyklus gewesen. Erich Rosenquarz, seines Zeichens Bankier und Lagerverwalter der Bank zu Falkensee, hatte es sich gerade mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht nachdem er die übliche Laufkundschaft abgefertigt hatte. Die kurze Pause getrachtete er nun dazu zu nutzen ein wenig in seiner neuesten Errungenschaft zu schmökern - der aktuellen Ausgabe von
"Beatrix' Geheimnis". Ein eher schmieriges kleines Büchlein aus dem für weitere schmierige kleine Werke bekannten
"Vitamalieb"-Verlag zu Venturia.
Er kam jedoch kaum über die Betrachtung des (entsprechend recht vitamagefälligen) Titelbildes hinaus, als er von draussen her Stimmen vernahm - das war nun freilich nichts ungewöhnliches, doch mischte sich in das Stimmengewirr aus militärischen Kommandos und Befehlsbestätigungen das charakteristische, zackige Auftreten metallbeschlagener Stiefel, wie sie die Soldaten zu tragen pflegen. Rosenquarz hatte den Blick kaum in Richtung Türe gewandt, da wurde diese auch schon jäh geöffnet.
Ein Ritter, gekleidet in das typische Rot des Drachenordens, betrat in Begleitung des Regimentshauptmannes nebst seiner Frau Leutnant das Bankgebäude und schritt zügig auf den Thresen zu, hinter dem sich Rosenquarz schon fast automatisch halb erhoben hatte. Der Bankier nahm noch aus den Augenwinkeln wahr wie weitere Soldaten vor der Türe Stellung bezogen - offenbar sperrten sie die Bank ab - bevor diese geschlossen wurde.
"Ehre Seiner Allerheiligsten Majestät, Herr Rosenquarz!" sprach ihm der Ritter da auch schon entgegen. Der Angesprochene verneigte sich hastig und stammelte trotz seiner Überraschung noch eine Erwiderung.
"Eh-Ehre sei ihm ..!" Was ging nur vor? Hatte er etwas falsch gemacht? Plötzlich kam ihm Hartwine wieder in den Sinn, seine Vorgängerin auf diesem Posten, die umgekommen war, als sie einen Anschlag auf das Leben der Königin verüben wollte. Aber er ..?
Trotzdem stieg die Beunruhigung in ihm.
"Ihr habt gewiss von den neuerlichen Umtrieben dieser orkischen Brut gehört, nicht?" fuhr der Ritter derweil unverdrossen und trotz der offenkundigen Verwirrung des Herrn Rosenquarz fort. Dieser nickte daraufhin einige Male, beruhigte sich nun aber langsam wieder, ahnte er doch was nun wohl von ihm verlangt würde.
"Ja, ja Herr." Die nächsten Worte des Ritters sollten seinen Vermutungen Recht geben.
"Im Zuge der von ihrer Durchlaucht gewünschten Sanktionierungen der Orken sind wir hier um jedwehden Besitz, den diese Grünpelze und ihre Verbündeten hier lagern in Beschlag zu nehmen. Wer gegen das Königreich aufbegehrt, der hat das Privileg verloren in den Siedlungen Seiner Majestät Unterkunft für sich und seine Habe zu finden. So wird es den Grünpelzen nun ergehen und so soll es allen ergehen, die sich dafür entscheiden lieber an der Seite dieser unzivilisierten Kreaturen zu fechten statt ihrem König die Treue zu halten, der ihnen allen hier doch eine neue Heimat geboten hat." Die Soldaten nickten im Hintergrund ernst, fast grimmig. Der Ritter nahm ein Notizbüchlein zur Hand und zog einen Zettel aus diesem, auf den etwa zwei dutzend Namen geschrieben worden waren - es waren überwiegend orkische Namen, die er nun verlas. Zwar hatte der Herr Rosenquarz ein gutes Namensgedächtnis, dieses brauchte man auch bei seiner Arbeit, jedoch hatte er schon nach dem siebten orkisch klingenden Namen den Überblick verloren und war froh darüber, als ihm der Ritter die Liste übergab, nachdem er den letzten Namen, der allerdings galadonisch klang, verlesen hatte.
"Verstaut die Habe der Genannten in seperaten Kisten und vermerkt wem welche Kiste gehört."Rosenquarz nickte geflissentlich, entriegelte die Türe zum Lagerraum und machte sich sogleich daran die Namen auf der Liste in seinen Aufzeichnungen zu suchen um die zugehörige Lagerkiste in dem mit aberdutzenden ähnlich aussehender Kisten gefüllten Raum ausfindig zu machen.
Nach einem guten Dunkelzyklus hatte er die Kisten endlich alle beisammen - zumindest sofern den jeweiligen Namen eine solche zugeordnet werden konnte.
"Habt Dank werter Herr Rosenquarz! Frau Leutnant. Seht zu das ihr ein paar Seile besorgt mit denen die Kisten auf den Pferden fixiert werden können. Wir wollen nicht das sie zu Boden fallen und wir den Inhalt aufsammeln müssen." Die Angesprochene salutierte und wandte sich der Türe zu, durch die nun die Soldaten, die zuvor dort Wache gehalten hatten, eintraten um sich daran zu machen Kiste für Kiste nach draussen zu tragen. Es dauerte nicht lange, da war auch die letzte der bereitgestellten Kisten abtransportiert worden. Der Hauptmann nickte zufrieden.
"Exzellent." Mit einem Nicken gen Rosenquarz verließen Ritter und Soldaten die Bank.
Hinter ihnen fiel die Türe wieder zu.
"Dann zurrt sie fest und dann brechen wir auf!" vernahm er noch von draussen.
Erleichtert rieb sich Rosenquarz den schmerzenden Rücken und lies sich in den Sessel zurückfallen. Sein Tee war kalt geworden, aber immerhin hatte er ja noch sein Buch - wäre da nicht der Andrang all jener gewesen, die währenddessen vor der Türe hatten warten müssen. Er seufzte.