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 Betreff des Beitrags: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 1.10.07, 09:51 
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Die Luft war erfüllt vom Geruch verbrannten Fleisches. Sein Pferd war unruhig, doch er hielt es mit eiserner Hand ruhig. Die Schlacht war vorrüber, das Ergebniss jedoch war veheerend. Er hatte zwei ganze Kompanien opfern müssen um durch die Enge bei Pas zu gelangen. In der Stadt lag kein Stein mehr auf dem anderen. Die meisten Bürger waren geflohen oder sind getötet worden. Der feindliche Heerführer, ein Tardukai zu Diensten des Fürsten, war gefallen. Eigentlich sollte er sich über den Sieg freuen, aber in ihm nagte wie nach jeder Schlacht der Konflikt. Hatte er zuviele Männer in den Tod geschickt? Würde er sich vor dem Heermeister des Vandrienfeldzuges verantworten müssen, weil er derart viele Männer verloren hatte? Am schlimmsten war jedoch die Aufgabe, all den Familien Schreiben zukommen zu lassen. Er beobachtete in Gedanken vertieft, wie die Feldscher in der Stadt umher gingen, nach Überlebenden suchten und die Toten identifizierten. Viel Glück hatten sie nicht. Es gab kaum Verletzte und die Toten waren übel zugerichtet. Die meisten Verheerungen hatte ein Schwarzmagier angerichtet, der eine Schar Untoter und einen Dämon befehligte. Sie wären gegen den Dämon nicht angekommen, wäre nicht im letzten Moment eine Gruppe Weißmagier zum Heer gestoßen und hätte das Blatt gewendet. Er wendete das Ross und ritt den Hügel herab, von dem aus er sich einen Überblick über die Zerstörung gemacht hatte.

Im Zeltlager seiner treuen Schar stieg er aus dem Sattel und ging geradewegs auf ein Zelt in den Farben Silber und Grün zu. Die beiden Wachen am Eingang strafften ihre Haltung und er trat ein. Hinter einem Tisch, auf dem die Karte der nördlichen Regionen von Vandrien lag, stand ein Falkenritter und nickte ihm zu. "Da bist du ja endlich," sagte Armenus leicht überreizt. Die beiden kannten sich schon lange. Sie waren zusammen durch die Knappenausbildung gegangen und kannten sich besser, als manche Geschwister. "Ich habe mir ein Bild von der Lage gemacht. Es sieht nicht gut aus. Die Stadt kann man vergessen. Mit etwas Glück kann man sie in sechs Monden vielleicht wieder aufbauen. Sollten noch genug Bürger leben." Die Frustration in Arnandos Stimme war unverkennbar. "Pas war schon vor dem Angriff gefallen. Dieser Schwarzmagier ... Wir hatten Glück. Einer unserer Spione berichtete, daß es sich um einen Hochmagus handelte. Ich denke er ist gegangen, weil er gehen wollte. Diese winzige Schar aus einem Weißmagiermagister und seiner Novizen wäre kaum gegen ihn angekommen. Wir können uns also möglicherweise noch auf etwas gefasst machen." Arnando knirschte widerwillig mit den Zähnen. Es missfiel ihm Armenus recht zu geben, aber es war die Wahrheit und er konnte sie unmöglich abweisen. "Als ich auf dem Hügel war ist mir ein Wald am Fuß der Klauenberge aufgefallen. Irgendwas stimmt da nicht. Es könnte sich wieder um eine Pervertierung der Natur handeln. Am besten ich informiere diesen Magiertrupp. Wir können dort ohnehin nichts ausrichten." Arnando trat hinüber zu einer Wasserschale, die auf einem Sockel nahe dem Eingang stand. Die Plattenhandschuhe legte er ab, ebenso die Armschienen, bevor er seine Hände in das wohltuende Nass tauchte. Noch immer klebte Blut von der Schlacht an ihm. Er hatte heute viele der Untoten erschlagen, die der Schwarzmagier entsand hatte. Einen Schwall Wasser spritzte er sich ins Gesicht und schrubbte dann das gröbste an Blut und Schmutz von seiner Haut. "Gibt es Nachrichten vom Hauptheer?" fragte er den anderen Falkenritter, der prompt verneinte. "Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer. Es gibt Gerüchte, daß die Truppen in Weteka erfolgreich waren. Wenn das wahr ist, haben wir den Krieg so gut wie gewonnen. Vandris ist dann kein großes Problem mehr." In der Tat, es war ein Lichtblick, aber eben auch nur ein Gerücht. Außerdem wusste Arnando sehr gut, daß der Krieg Vandrien zerstört hatte. Es würde Monde, wenn nicht gar Jahre brauchen um die Schäden zu reparieren und die letzten Reste dunkler Magie aus diesen Landen zu vertreiben. Diese ehemalige Hochburg des viergöttlichen Glaubens war nun ein verwundetes Tier, welches knapp zwischen Tod und Leben dämmerte. "Ach ja, vorhin traf ein Bote ein. Wir kriegen eine letzte Verstärkungstruppe aus Ersonts Tal, danach sind wir beim weiteren Vormarsch auf uns gestellt. Die meisten Savoraner im Heer sind gefallen. Mir schmeckt das nicht," sprach Armenus, ohne den Ärger in seiner Stimme zu unterbinden. "Sie sind den Tod der Gerechten gestorben, Armenus. In Morsans Hallen brauchen sie sich nicht zu schämen. Es ist eine Ehre für einen Savoraner, in einen Krieg zu ziehen. Das kommt selten genug vor, bei der Friedlichkeit unseres Lehens." "Du redest immer noch wie ein Prediger Bellums. Versteh doch was das bedeutet. Wir kämpfen mit einem geflickten Heer. Wir wissen nicht, was die Leute aus Ersont und Kettel können. Und die Krieger aus Savaro sind stark demoralisiert. Das heute war kein Sieg. Das heute war eine Niederlage auf Raten. Wenn der Schwarzmagier mit Verstärkung wieder kommt, können wir ihm nichts entgegen stellen. Die Weißmagier sind beim Hauptheer und das befinden sich weiter südlich." Arnando wusste, daß Armenus nur das offensichtliche wiedergab, dennoch ärgerte es ihn. "Was soll ich deiner Meinung nach tun, mh!? Wir können uns nicht zurück ziehen! Das wäre Fahnenflucht! Lieber reite ich in den Tod und bilde ein Vorbild für all die anderen Kämpfer dieses verdammten Krieges, als mit eingezogenem Schwanz aus diesen Landen zu fliehen! Ich bin der Anführer dies nördlichen Heeres und ich sage wir reiten weiter! Morgen früh brechen wir auf!" In letzter Zeit erhob er häufig die Stimme, obwohl er vom Charakter her eher friedlich war. Er merkte wie beunruhigend dies für seinen Gefährten, den Falkenritter, war. Dennoch war er, der Greif, von seinen Worten überzeugt. Er würde den stolzen Namen seiner Familie nicht in den Dreck ziehen. Ihre Wurzeln lagen hier. Hier in Vandrien. Er hatte ein schreckliches Erbe zu sühnen. War es doch seine Familie, die sich vor langer Zeit als erstes den Dienern Angamons anschlossen, um den damaligen, viergöttergläubigen Regenten von Vandrien zu stürzen. Damals misslang es, doch es bot die Vorlage zum Verrat des vandrischen Fürsten, beinahe hundert Jahre später. Nun war die Familie Lasar ein angesehenes Rittersgeschlecht im Schoße des Herzogtums Savaro. Schon das Wappen der Familie verriet den inneren Konflikt. Zwei Rösser, Sinnbild für Edelmut und Ritterlichkeit, kämpften gegen zwei aufbegehrende Schlangen, die die Rösser einzukeilen drohen. Schuld und Sühne war der Preis dafür, ein Lasar zu sein.

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"It seems as if heaven had sent its insane angels into our world as to an asylum, and here they will break out into their native music and utter at intervals the words they have heard in heaven; then the mad fit returns and they mope and wallow like dogs."
Ralph Waldo Emerson, 1841


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 Betreff des Beitrags: Dem Wald entgegen
BeitragVerfasst: 1.10.07, 10:45 
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Seit zwei Tagen waren sie nun unterwegs. Das Heer hatte sich Richtung Süd-Osten in Bewegung gesetzt. In weniger als zwei Zyklen würden sie den Rand des Waldes erreichen. Arnando wusste nicht genau, weshalb er der Bitte der Magier nachgekommen war. Vor drei Tagen kamen sie in sein Zelt und baten um Geleitschutz des Heerverbandes. Die Begründung war denkbar einfach. Sie hatten schon einmal mit einem pervierteten Wald zu tun. Damals hielt sich im Schutz der verdorbenen Bäume eine halbe Streitmacht aus Waldläufern und Kriegern auf, die diese Umgebung genau kannten. Die Niederlage war schrecklich gewesen. Über hundert Tote, darunter vier Magister des weißen Hochturmes, sowie ein Hochmagier im Stand eines Blutadeligen. Der Feind hatte diese Niederlage der galadonischen Truppen schnell als Propaganda genutzt, um die eigene Überlegenheit zu beweisen. So hörte auch Arnando einst davon. Der Wald bot, gewachsen am Fuß der Berge, einen taktisch sehr wertvollen Platz. Würden sie den Wald von Feinden säubern und die dortigen Perversionen eindämmen können, wäre ihnen der Norden des Lehens gewiss.
Über die Schulter blickte er auf sein bunt gemischtes Heer. Brave Männer und Frauen mit dem rechten Glauben, doch er sah in ihren Gesichtern die tiefe Müdigkeit, die er auch selbst spürte. Außerdem war ihr Kampfgeist beinahe erloschen. Sie kämpften nun seit zwei Monden in Vandrien, der Kampf um Pas war nur der Gipfel all dessen gewesen. Als er wieder nach vorn auf die Waldgrenze blickte, wurden seine schlimmsten Befürchtungen wahr. Zwischen den Bäumen traten Gestalten heraus. Rasch hatte er aus der Satteltasche ein Fernrohr gezogen, um die Lage auszukundschaften. "Was siehst du," fragte Armenus. "Soldaten. Ungefähr hundert Schützen und zweihundert Krieger mit gemischten Waffen. Sie formieren sich. Es sind eindeutig Leute des Fürsten. Haltet euch bereit, Männer!" Arnandos Ruf wurde sofort Folge geleistet. Die Soldaten gaben ihre offene Marschformation auf und bezogen in taktischen Reihen hinter ihrem Kommandanten Stellung. "Es sieht so aus als müssten wir uns den Weg in den Wald erkämpfen," kommentierte Arnando ruhig den Anblick, ehe er ein paar Schritt voran ritt und sich seinen Truppen zuwandte. "Männer Galadons, ihr tapferen Recken! Vor zwei Tagen berichtete ich euch von der taktischen Wichtigkeit dieses Waldes! Eine Niederlage hier, ist nicht akzeptabel! Bellum ist mit uns! Er führt Schild und Schwert und er wird über uns wachen, wie er es immer tut! Zeigt keine Furcht, zeigt kein Erbarmen und schlagt diese Hundesöhne in die Flucht! Angriff!" Surrend zog er sein Schwert aus der Scheide, wendete das Ross abermals und ritt als Speerspitze seiner Angriffslinien auf den Feind zu. Da sie über eine Hügelkette kamen, hatten sie einen eminenten Vorteil. Schon bevor sie in Reichweite der feindlichen Bogen- und Armbrustschützen kamen, konnte das galadonische Heer eine erste Salve aus Pfeilen auf den Feind niederregnen lassen. Die Schreie der Getroffenen wehten über das Schlachtfeld zu ihnen hinüber. Sie waren nicht mehr weit von ihren Feinden entfernt, da verdunkelten feindliche Pfeile den Himmel. Sie schlugen in die Reihen der Galadonier ein und verursachten Tod und Verderben. Männer schrien nach ihren Müttern, als Pfeile ihre Eingeweide durchschlugen. Schädel wurden von Bolzen der feindlichen Armbrüste durchbohrt. Nur die Schilde der Recken rettete sie vor größeren Verlusten. Die Zeit vor der Kollision beider Heere reichte aus, um eine weitere Pfeil- und Bolzensalve auf den Feind vor dem Wald niedergehen zu lassen. Dann trafen die beiden Kampfverbände mit geballter Wucht aufeinander. Schilde wurden durch Keulen zerschmettert. Schwerter durchstießen Fleisch und Knochen. Todesschreie, Kriegsgebrüll und metallisches Scheppern verband sich zu einer Symphonie des Todes. Die Diener Angamons hatten gegen die Übermacht kaum eine Chance. Ihr Blut befleckte bald schon das Gras vor den Ausläufern des Waldes. Leichen lagen übereinander und die letzten Überlebenden flohen zurück in das heilbringende Dickicht des Waldes. Es dauerte keinen halben Hellzyklus und der Sieg war auf Seiten des königlichen Kampfverbandes.
"Treibt die verbliebenen Feinde in den Wald, kümmert euch dann um die Verwundeten und schlagt ein Feldlager auf," brüllte Arnando autoritär wie eh und je über seine kleine Streitmacht. Der Sieg hatte für ihn einen bitteren Nachgeschmack. Die Verluste auf Seiten seiner Leute war überschaubar, aber er hatte ein größeres Heer, gegen eine unterlegene Streitmacht geführt. So ein Sieg bedeutete keine Ehre. Es war ein nichtiges Geplänkel, daß er niemals als Ruhmestat aufführen würde.

Zwei Zyklen später was das Zeltlager aufgeschlagen. Die Verwundeten waren ins Lazarett gebracht worden und erhielten dort die nötige Zuwendung durch die Feldscherkompanie. Arnando lag rücklings auf der Pritsche in seinem Zelt und blickte hinauf zur Decke. Morgen würde es wieder viel Blutvergießen geben. Er glaubte nicht, daß der Feind so dumm war und seinen Haupttrupp aus dem Wald und einer Übermacht entgegen schicken würde. Sie durften sich auf zähe und unübersichtliche Geplänkel in den Tiefen des Waldes vorbereiten.

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 Betreff des Beitrags: Der Wald
BeitragVerfasst: 1.10.07, 15:20 
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Am Morgen wurde Arnando unsanft durch Alarmrufe der Wachposten geweckt. Fela war noch nicht ganz aufgegangen. Bisher streckten sich ihre blutroten Strahlen nur über die untere Partie des Horizonts. Mühsam erhob er sich von seiner Pritsche, band sich den Waffengurt um und verließ ungerüstet sein Zelt. Am östlichen Rand des Zeltlagers ging es hoch her. Ein Oger, gespickt mit zahlreichen Pfeilen, Bolzen und Speeren, taumelte durch die Zeltreihen und riss sie teilweise um. Mit gebührendem Abstand hatten ihn etwa zehn Soldaten eingekreist. Sie erlaubten sich nur vorsichtige Ausfälle, um der Kreatur Verletzungen zuzufügen. Arnando eilte hinüber zu ihnen und entriss einem Wächter grob seinen Speer. "Wir haben für sowas keine Zeit," brüllte er und schleuderte den Speer nach dem Oger. Die Spitze grub sich in die Kehle der Kreatur, sie gab einen erstickten Laut von sich, sackte rumpelnd auf die Knie und kippte dann mit dem vollen Gewicht seiner Masse vorn über. Der Boden erbebte kurz, dann herrschte Ruhe. "Leutnant! Berichtet!" Sofort war der Offizier zur Stelle und begann den Vorfall darzulegen. "Der Oger kam aus dem Wald, Sire. Wir sahen einen Ork zwischen den Baumstämmen. Vermutlich hat er ihn auf uns gehetzt. Es ist also damit zu rechnen, daß weitere Oger und Trolle demnächst angreifen." Diese Nachricht beunruhigte den Heerführer. Erst Schwarzmagier und Dämonen, dann Waldläufer und Söldner und nun auch noch Orken und ihre Schoßhündchen? Orken waren oft dort, wo es Krieg gab. Sie liebten nun mal den Geruch von Blut und die blindwütige Raserei. "Ravel oder Khalandraorken," fragte Arnando den Offizier, der sofort antwortete: "Khalandraorken, Sire." Schwarzorken. Es wäre schlimm genug, wenn sich ein paar Ravelorken ihnen entgegen gestellt hätten, aber die Orken mit dem schwarzen Fell waren Bestien. "Mist. Verdoppelt die Wachposten und lasst die Männer noch zwei Zyklen schlafen. Dann soll das Lager abgebrochen werden und alle sollen sich bereit halten." Der Leutnant salutierte und ging davon.

Während der nächste zwei Zyklen griffen zwei weitere Oger und ein Troll an. Der Kampf gegen diese plumpen, aber großen und kräftigen Kreaturen war schwierig. Die Nahkämpfer kamen kaum an sie heran und die Pfeile und Bolzen durchschlugen ihre dicke Haut nur schwerlich. Diese winzigen Scharmützel forderten drei dutzend Tote und um die zwanzig Schwerverletzte.

Nach Ablauf der zwei Zyklen wurde das Lager abgebrochen und die Soldaten sattelten auf bzw. reihten sich in offener Formation an. "Worauf müssen wir bei diesem Wald im besonderen achten," fragte Arnando den Anführer der Magier. "Die Bäume hier sind wild und sie werden uns wahrscheinlich sogar angreifen. Außerdem wird es hier vermutlich viele Goblins geben. Sie nisten sich gerne in so unwirtlichen Regionen ein. Es wurde auch berichtet, daß es Verschiebungen in den Dimensionen gibt. Im einen Moment befindet man sich noch hier, im anderen wo vollkommen anderst. Das schlimmste habe ich aber noch gar nicht erwähnt," sprach Norflok der weiße Magister mit unwohler Stimme. "Waldelfen." "Waldelfen?" fragte Arnando verwundert. "Aber ... es ist doch sehr selten, daß Elfen dem dunklen Gott folgen." "Das mag richtig sein, aber ... wenn sie im Kampf fallen, erwachen sie nach ihrem Tod wieder zu neuem Leben. Zumindest ihre Körper. Sie haben danach alle Sinne eines Elfen, nur deren Weisheit verlieren sie. Sie sind nur noch Untote, allerdings Untote die dieser Umgebung angepasst sind und mit Bögen umgehen können." Orken, Untote Waldelfen, Trolle und Oger. Was würde dieser Wald noch für sie bereit halten?

Sie hatten die Waldgrenze überschritten. Die Hufe der Pferde klangen dumpf auf dem laubigen Boden. Um sie herum gab es keine Geräusche. Kein Vogelzwitschern, kein Wolfsheulen, kein scheues Reh, das vor ihnen reißaus nahm. Sie kamen an den seltsamsten Gebilden vorbei. Baumartige Perversionen, die durch ihr pulsieren aussahen wie aus dem Boden gewachsene Organe. Schlingpflanzen, die sich um die Knöchel der Streiter schlangen und versuchten sie in die maulartigen Baumlöcher alter Eichen zu ziehen. Ein Soldat verschwand gar und sie fanden ihn wenige Schritte weiter. Oder zumindest das, was von ihm übrig war.

Einen Zyklus waren sie unterwegs, bevor der erste Angriff erfolgte. Der Feind war schlecht organisiert. Was sicherlich kein Wunder ist, wenn man gegen verfaulendes Fleisch ficht. Die Elfen griffen aus dem Hinterhalt an, jedoch nicht überraschend. Ihr fauliger Geruch hatte sie verraten. Die ersten Pfeilsalven bohrten sich in die Schilde der Recken. Die zweite Salve forderte die ersten Toten. Pferde stürzten, nachdem Pfeile ihre Schenkel und Leiber durchschlagen hatten. Ein Reiter wurde unter dem massigen Leib einer Stute förmlich zerquetscht. Arnando entging dem Tod nur durch die Heldenhaftigkeit eines Offiziers. Der Mann fing den Pfeil, der für den Ritter gedacht war ab, büßte dies aber mit seinem Leben. Mit durchbohrtem Schädel fiel er von seinem Schlachtross. Dieser Kampf wurde unter den Schützen und den Waldelfen ausgetragen. Nur die Magier griffen ein, indem sie Schutzformeln murmelten und manche der feindlichen Pfeile ablenkten.
Gerade als sie die Oberhand hatten, drang wildes Kriegsgebrüll aus den Büschen und die Orken brachen durch das nahe Unterholz. Ihre wuchtigen Knüppel zerschlugen die mächtigsten Turmschilde und zerschmetterten die Häupter der tapfersten Recken. Der nachfolgende Kampf war lang und blutig. Arnando trieb seinen Hengst in ein Knäul aus Orken und hackte und stach auf sie herab. Ein Hieb seines Schwertes enthauptete eine der Bestien. Ein weiterer trennte eine Hand vom Arm. Gerade wollte er einen dritten Ork durch einen beherzten Stich töten, als neben ihm ein ganzer Baum entwurzelt wurde. Unter wildem Gebrüll saußte eine mächtige Keule gegen seinen Schild und zerfetzte ihn in feinen Stahlstaub. Sein linker Arm war völlig taub und er wurde aus dem Sattel seines Pferdes geschleudert. Keuchend verlor er beinahe die Besinnung, als er wuchtig gegen den Stamm einer Kiefer knallte. Nur mühsam kam er wieder auf die Beine. Der Troll hatte ihm bereits nachgesetzt. Der Ritter tauchte unter der Keule weg und hörte wie diese den Baumstamm in Spähne schlug. Beherzt rammte Arnando seine Klinge in den Oberschenkel des Trolls, was diesen vor Schmerz aufjaulen ließ. Schnell hatte er sich aber wieder gefangen. Er hob die Keule und wollte nun den lästigen Ritter, der verzweifelt an seinem feststeckenden Schwert zerrte, zermalmen. In diesem Moment zischte eine Pfeilsalve über Arnandos Kopf hinweg und durchbohrte die Augen, den Hals und die Brust des Trolls. Die massige Kreatur hauchte ihre Lebenskraft aus, kippte nach hinten und in dem Moment gelang es dem Ritter auch die Klinge wieder herauszuziehen.
Keinen Augenblick zu früh, denn schon raßte ein weiterer Schwarzork auf ihn zu und riss ihn mit einem heftigen Rempler mit der Schulter um. Der Ork wollte sich auf ihn stürzen, er jedoch reckte das Schwert empor und trieb es durch das Herz der khalandrischen Bestie. Stinkendes, klebriges Blut spritzte auf sein Gesicht und er stieß den Ork mit angewidert verzogener Miene von sich herab.
Als er sich nun umsah, stellte er zu seiner Erleichterung fest, daß sie die Oberhand gewonnen hatten. Trotz des widrigen Terrains war es den Galadoniern gelungen die meisten Elfen und Orken zu neutralisieren. Auf einer Lichtung begehrte noch ein erstaunlich großer Ork gegen eine ganze Gruppe von Soldaten auf. Vermutlich der Häuptling, dachte Arnando. Zwei Soldaten fielen durch die Wucht seiner Axt, dann stachen vier Schwerter auf einmal durch seinen Leib und er brach zusammen.

Nur wenige Augenblicke später war der Kampf vorbei. Zwischen den Bäumen türmten sich die Leichen auf. Gliedmase lagen wie Äste herum und Blut klebte, vermischt mit Harz, an vielen der Bäume. Die Magier, geschützt durch eine Vielzahl von Soldaten und unterstützt durch einen Geweihten Vitamas, der der Feldscherkompanie half, hatten begonnen die Verderbnis des Waldes auf astraler Ebene zu erkunden. Schon jetzt sah man erste Spuren ihres Erfolges. Am Rand der Lichtung, auf der der Orkenhäuptling sein Leben aushauchte, begannen die organartigen Bäume abzusterben. Zurück blieb tote Erde.
"Gut gekämpft, Recken!" Der Ausruf ihres Kommandanten ließ sie Jubeln. "Sucht die Verletzten zusammen! Sichert die Lichtung! Schlagt ein Lager auf und erkundet die nähere Umgebung!" Seine befehlenden Rufe gellten über die Köpfe der angeschlagenen Soldaten hinweg. Im Siegestaumel lachten und sangen sie, während sie seinen Befehlen Folge leisteten.

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Zuletzt geändert von Shaila: 1.10.07, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Die Schlacht
BeitragVerfasst: 3.10.07, 11:54 
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Sie verbrachten die folgenden Zyklen auf der Lichtung. In den Nachtzyklen wurden sie immer wieder überfallen. Meist waren es unorganisierte, kleine Goblingruppen, die versuchten die äußeren Zelte zu plündern. Sie brachten den Truppen keine Verluste ein, aber das Entsorgen ihrer Leichen war keine angenehme Arbeit. Da niemand wusste, wie lange sie hier verharren würden, mussten sie die Kadaver verbrennen, bevor sie moderten und Krankheiten auslösten. Die Größe des Waldes war nicht überschaubar. Er verlief über mehrere Tagesmärsche. Arnando hatte entschieden, daß das Hauptlager auf der Lichtung bleibt. Hier hatten die Magier die nähere Umgebung von den Perversionen gesäubert. Hier waren sie einigermaßen sicher. Ein wenig Ruhe tat ihm auch gut. Er erholte sich nur langsam von der Wunde, die ihm der Troll zugefügt hatte. Die Taubheit des Arms nahm aber dank einiger Kräuterkuren durch eine Feldscherin rasch wieder ab. Im Laufe der nächsten vier Tage, sandte er immer wieder Spähtruppen aus. Viel zu berichten gab es jedoch nicht. Es kam hin und wieder zu Scharmützeln mit verbliebenen Waldelfen und Schwarzorken. Auch ein Oger tauchte noch auf, wurde allerdings von der mittlerweile versierten Recken rasch niedergezwungen.

Der fünfte Tag brach an. Im ersten Nachtzyklus entzündeten sie ein großes Feuer im Zentrum des Lagers. Ein Barde spielte Lieder von Sieg und Ruhm und ein Gaukler jonglierte. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die Moral war in den letzten Tagen gestiegen. Der Sieg hatte die Soldaten aber auch leichtsinnig gemacht. Es kam vor, daß Wachposten betrunken während ihrer Wache einschliefen. Arnando fand kaum noch schlaf. Es trieb ihn an, die Mannen zu mehr Sorgfalt zu mahnen.
Gegen Mittag geschah es dann. Ein Spähtrupp, der die westliche Waldgrenze erkundet hatte, brachte schlechte Nachrichten. Aus dem Herzen Vandriens rückte ein Kampfverband an. Die gegnerischen Soldaten zählten mindestens die doppelte Truppenstärke.
Nun war schnelles Handeln gefragt. Arnando rief Armenus in sein Zelt und die Offiziere, welche die unterschiedlichen Untergruppierungen anführten. "Wir werden folgendermaßen vorgehen. Die Armbrustschützen bleiben im Wald. Sie werden sich im Dickicht der Waldgrenze verbergen. Geschützt werden sie durch eure Soldaten, Laron." Einer der Offiziere nickte gehorsam. "Der restliche Kampfverband bezieht Stellung auf dem Hügel, von dem aus wir das erste Heer zerschlagen haben. Da sie durch eine Tälerlandschaft kommen müssen, haben wir einen taktischen Vorteil für unsere Bogenschützen. Die Reiterei bezieht hier Stellung." Er deutete auf die Vandrienkarte und somit auf einen Pass zwischen zwei Hügeln. "Von dort aus können wir ihnen in die Flanke fallen. Der erste Angriff wird aber nach zwei Pfeilsalven durch die Infantrie ausgeführt. Den Hügel herab und rein in ihre Truppen. Dem dadurch gewonnenen Schwung haben sie nichts entgegen zu setzen. Erst dann greift die Reiterei ein und attackiert ihre hintere Angriffslinie. Nach dem ersten, wuchtigen Angriff, werden wir zum geordneten Rückzug blasen. Wir locken sie in den Schatten der Bäume und weichen nach Nord und Westen aus. Dadurch rennen sie genau in das Schussfeld unserer Armbrustschützen. Das zweigeteilte Heer wird dann von der nördlichen und westlichen Flanke wieder angreifen und sie somit zermalmen."
Die Taktik war riskant, deshalb blieben Lobhuldigungen auch aus. Die Schlacht war zu sehr durchgeplant, aber anderst kamen sie gegen eine Übermacht nicht an. Allein die kleinste Fehlkalkulation ihres Heerführers, würde den Tod aller bedeuten.

Er und seine Kavalerie hatten zwischen zwei Hügeln Stellung bezogen. In der Ferne sah er die Infantrie, wie sie von einem weiteren Hügel aus über die Tälerlandschaft blickten. Die Falle war vorbereitet, der Käse war ausgelegt, nun fehlte nur noch die Maus. Es dauerte nicht lange und sie hörten in der Ferne das ungeordnete Getrampel von tausend Füßen und Hufen. Arnando ritt einen der Hügel hinauf, setzte sein Fernrohr ans Auge und sondierte die Lage. Das feindliche Heer war wirklich beeindruckend. Es bestand aus überwiegend in Schwarz gekleidete Soldaten, wilden Söldner und sogar einer kleinen Schar Ravelorken.
Am beunruhigensten war aber ihr Anführer. Seine Rüstung erweckte nacktes Grauen. Aus dem schwarzen Eisen ragten Stacheln empor, außerdem hingen menschliche Schädel wie Trophäen an seinem Gürtel. Ein Helm, der die Fratze eines Dämons trug, verbarg das Gesicht des feindlichen Kommandanten. Er war zweifelsfrei an Tardukai, aber einen solch imposanten Anblick bot sich Arnando noch nie und er hatte schon gegen den ein oder anderen dunklen Paladin gefochten.
Der Tardukai befahl seinen Truppen sich zu formieren, sie gehorchten jedoch nur zäh und langsam, vorallem die Orken wollten sofort voran breschen und verstrickten sich mit einem Offizier in eine hitzige Debatte, bis sie schließlich widerwillig nachgaben. Vermutlich hatte man ihnen noch mehr Gold angeboten.
Nun rückte der vandrische Kampfverband vor und die Schritte ertönten nun im Gleichschritt. Arnando wunk den weißen Magister heran, der mit ihm den Hügel hinauf geritten war. "Gebt das Zeichen," befahl er ruhig. Der Magister hob seinen knorrigen Stab und an der Spitze brach ein blendend weißes Licht heraus. Sofort formierte sich die galadonische Infantrie auf dem Hügel und die Bogenschützen zogen die ersten Pfeile aus den Köchern. Der Greifenritter und der Magier ritten wieder die Anhöhe herab und übernahmen die Führung der Kavalerie. In der Ferne hörte man nun das Surren von hunderten Pfeilen, danach die lauten Schreie von Sterbenden und Verletzten.
Kriegsgeschrei erklang aus tausenden von den Kehlen und im nächsten Moment vernahm man wie zwei Heere wuchtig aufeinander trafen. Eisen klirrte, Fleisch wurde zerschnitten und Knochen zerschlagen.
"Es geht los," brüllte Arnando und gab sogleich seinem Ross die Sporen. "Zeigt keine Gnade und seid furchtlos, meine galadonischen Brüder!" Unter dem Donnern der Hufe breschten sie aus der Talenge heraus und gerieten somit in die hintere Flanke des feindlichen Heeres. Die Soldaten hatten kaum eine Chance auf diesen Überfall zu reagieren, sie wurden umgefegt von der puren Macht der Reiterei. Stechend, schlitzend und schlagend bahnte sich der Trupp einen Weg durch die verschreckten Krieger des Feindes. Da der Tardukai seine Bogenschützen nach hinten befohlen hatte, waren es überwiegend sie, die durch die Schwerter der Galadonier fielen.
Bald schon zeigte sich aber die pure Übermacht des vandrischen Heeres. Der erste Schwung war draußen, womit die Infantrie und insbesondere die Kavalerie nun eingekeilt war in den Truppen des Feindes. Die stolzen Rösser der Galadonier wurden mit Speeren durchbohrt, Bolas schlangen sich um ihre Hälse und warfen sie aus ihrem Sattel. Der Vorteil des Überraschungsangriffes war verwirkt. Arnando gab einem Offizier ein Zeichen. Der Mann stieß in das savoranische Horn. Der Klang übertönte sogar den Kampfeslärm. Die Zeit des Rückzugs war gekommen. Mühsam und unter großen Verlusten kämpfte sich die Reiterei frei, während die Infantrie den Hügel hinauf floh. Sie gaben damit ihren Rücken preis, was die vandrischen Bogenschützen sofort ausnutzten, um ihnen Salve um Salve hinterher zu jagen.

Die zweite Phase der Schlacht brach an.

Armenus führte die lädierte Infantrie auf das Feld vor dem Wald. Einem der Offiziere befahl er seine Truppe nach Westen zu führen, während er selbst nach Norden floh. Wie von Arnando geplant, folgte der feindliche Kampfverband den fliehenden Infantristen. Die Kavalerie war zu schnell auf und davon gewesen, als das man sie hätte verfolgen können. Arnando stieß mit seinen Reitern zum nördlichen Teil des Heeres.
Im nächsten Moment hörten sie das Surren hunderter Bolzen, die Helme, Rüsten und Schilde durchschlugen. Der Tardukai brüllte wütend Befehle und war einer der Ersten, die in den Wald ritten und dort Tod und Verderben über die Armbrustschützen und Sarons Schutzkompanie brachten.
"Jetzt! Angriff," brüllte Arnando und abermals gab der Magier das Zeichen. Das westliche und nördliche Heer rückte vor und keilte die vandrische Feldmacht zwischen sich ein. Es war ein blutiges Gemetzel. Durch ihre überlegte Taktik, hatten sie einen kurzen Vorteil errungen, aber nun kristallisierte sich wieder die Übermacht des Feindes heraus. Anfangs war ihr Angriff noch ein Erfolg und viele Feinde fielen durch die Schwerter der Galadonier, dann formierte der Tardukai seine Truppen jedoch neu und zerschlug gnadenlos den Widerstand der heran rückenden Königstreuen. Arnando wurde bitter gewahr, daß er die Schlacht verloren hatte. Er hatte sein möglichstes getan und würde hier mit seinen Männern sterben.

Wird fortgesetzt ...

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Zuletzt geändert von Shaila: 3.10.07, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Ein halbes Jahr später
BeitragVerfasst: 25.10.07, 06:32 
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Arnando stand auf dem obersten Wehrgang der großen Burg. Von hier aus konnte er herabblicken in die Hauptstadt seines Heimatlehens. Burg Savaro wurde erfüllt von einem herbstlichen, angenehm milden, Sonnenschein. Seit drei Monaten war er nun wieder zu Hause. Er hatte die kläglichen Reste seiner Streitmacht zusammen geklaubt und sie weggeführt, vom zerstörten Vandris. Serass hatte sie vor den Wäldern gerettet. Im letzten Moment war die Streitmacht des Prinzen, des Inquisitors und Heiligen, zu ihnen gestoßen. Durch die gut geplante Angriffsstrategie hatten sie das Heer des Tardukai geschwächt. Es war ein leichtes diesen Kampfverband zu zerschlagen - Zumindest für das Hauptheer im Vandrienfeldzeug, welches ohnehin die fast fünffache Mannstärke zählte. Der feindliche Kommandant war danach wie vom Erdboden verschluckt. Seine Leiche war nicht unter den zahlreichen Opfern. Die kläglichen, gar jämmerlichen Reste von Arnandos Heer verbanden sich mit der Hauptstreitkraft des Prinzen. Zusammen rückten sie tiefer vor ins Herzen Vandriens, welches tiefe Narben davon getragen hatte, durch die lange Herrschaft durch die Ungläubigen. Vandris war nicht zu retten. Der Kampf dauerte lang, war zäh und zurück blieb nicht genug, um die ehemalige Hafenstadt überhaupt noch Stadt nennen zu können. Weteka wurde zum provisorischen Mittelpunkt des zerstören Lehens.
Nun war er wieder daheim, mit einem weiteren, gewonnenen Krieg in seiner Biografie. Gerdenwald und Vandrien. Er fühlte sich nicht glorreich, dennoch hatte der Großmeister seines Ordens entschieden ihm die größte Ehre zuteil werden zu lassen. Er wurde in den ehrbaren Orden der Drachen erhoben. Selbst seinem Vater war diese Ehre noch nicht zu teil geworden. Arnando wusste nicht ob er sich darüber freuen sollte. Letztlich bedeutete der Aufstieg noch mehr Verantwortung. Die Drachenritter waren die Führer der Ritterschaft, auch wenn dies nie so formuliert wurde. "Alle Ritter sind gleich." Vielleicht auf Festen, während endloser Wachgänge und -ritte durch das Lehen, aber nicht in der Schlacht. Dort herrschte eine eindeutige, unumstößliche Hirachie zwischen den Orden.
Er vertrieb die unwillkommenen Gedanken aus seinem Geiste und stieg die Treppe zum Hof herab. Zwei Knappen beharkten sich dort emsig mit ihren Holzschwertern. "Alekto," rief Arnando. Prompt beendeten die Knappen ihren Kampf und einer von ihnen kam angelaufen. Er war hager, aber zähe. Seine Haare waren wild und windzerzaust. Das helle Blau seiner Augen war voll von stetiger Begeisterung. Alekto war ein Junge aus einfachen Verhältnissen. Ein Bauernjunge, der völlig in seiner neuen Aufgabe aufging. "Sattel mein Pferd und rüste dich. Wir haben einen Auftrag für den Herzog zu erledigen." Der Knappe verneigte sich und rannte zu den Stallungen.

Kurz darauf ritten sie durch das Haupttor. Begleitet wurden sie von Armenus, dem Falkenritter und dessen Knappen Emil, einem Endophalie aus der Familie eines Freiherren. Da er der jüngste Spross war, blieb ihm der Titel seines Vaters verwährt, somit entschied er sich den Stand eines Dienstadeligen zu erringen. Sie passierten im gemächlichen Schrittempo einige Höfe. Auf manchen der Felder waren Bauern damit beschäftigt Saat auszustreuen. Der Herzog hatte sie darum gebeten, einem unerfreulichen Gerücht nachzugehen. Es hieß, daß Reiter in roter Kleidung gesichtet wurden. Schwer gerüstet, mit Repitierarmbrüsten und Schwertern.
Arnando fröstelte bei dem Gedanken, was dies bedeuten könnte. Schon einmal hatte er gegen rot gekleidete Krieger in diesen Landen gefochten. Die blutroten Reiter. Eine Horde von militärisch organisierten Wegelagerern. Während der finalen Schlacht, die zur Auslöschung dieser Brut führte, verlor sein jüngerer Bruder durch einen verirrten Bolzen seiner eigenen Leute das Leben. Der verantwortliche Soldat hatte kurz darauf Selbstmord begangen. Im zurückgelassenen Brief bat er um Vergebung.
Arnando hatte beim Gedanken an diese sinnlosen Tode einen bitteren Geschmack im Mund.

Einen Zyklus später erreichten sie einen Bauernhof, der am Rand eines Waldes stand. Die Bäume standen nicht sehr dicht bei einander und man konnte Tief ins Unterholz blicken. Felder erstreckten sich über die weite Fläche, über die sie geritten kamen. Der Weg war nicht befestigt, sondern erdig und durchzogen von den Radspuren einer Kutsche. Vor dem Bauernhaus stiegen sie von ihren Rössern. Die Knappen nahmen die Zügel und führten die Tiere zur Seite. Armenus und Arnando gingen voran zur Tür. Mit seiner gepanzerten Faust klopfte Armenus an.
Wenig später hörten sie dumpfe Schritte, aus deren Ton man schon heraus hören konnte, daß der Verursacher humpelte. Die Tür wurde aufgerissen und ein zerfurchtes, altes Gesicht kam zum Vorschein. Erst war der Gesichtsausdruck unfreundlich, dann fiel sein Blick auf die Wappen der beiden Ritter. "Ohh. Verzeiht, die hohen Herren." Er führte eine recht steife und mühselige Verneigung aus. "Ehre dem König, werte Ritter." "Ehre dem König, Bürger," sprach Arnando im ruhige Timpre seiner Stimme. "Wir sind hier, weil ihr einer Patroulie von verdächtigen Reitern berichtet habt." Der Mann nickte. "Ja, ja. Sie waren mindestens zu zehnt. Angeführt wurden sie von einem Mann in Kaputze. Er trug Schwarz, nicht Rot wie die Anderen." "Wohin sind sie geritten?" Die Frage kam von Armenus. Statt groß zu erklären, deutete der alte Bauer nach Osten, direkt auf die Ausläufe des Phönix Gebirges. Er erinnerte sich an eine Geschichte seiner kleinen Schwester. Sie hatte ihm berichtet, daß sie auf den Weg nach Draconis den Weg durch die Berge nahm. Ihr zufolge gab es dort endlose Höhlensysteme und genug potentielle Verstecke für Halunken oder schlimmeres.
Arnando gab dem alten Bauer einen Beutel voll Dukaten, dann verabschiedeten sie sich höflich, gingen zu den Pferden zurück und ritten gen Osten.

Ein Nachtzyklus war herein gebrochen und es hatte begonnen zu regnen. "Manchmal frage ich mich, ob Xan Hass auf Galadon verspürt. Immer dieser elende Regen." "Sei bitte ruhig, Armenus," sprach Arnando und hob die rechte Hand. Sie hielten an. Sie hatten sich entschlossen am Rand des Gebirges entlang zu reiten und die offensichtlichen Pfade auszukundschaften. Niemand sollte etwas riskieren, da sie gegen zehn gut gerüstete Männer keine Chance hätten. So entschieden sie sich nicht tiefer ins Gebirge vorzustoßen, sondern kleine Seitenpfade auf der Karte zu skizzieren, die sie mitgebracht hatten. Mittlerweile waren sie tief im Feuerwald.
Ein Geräusch hatte Arnandos Aufmerksamkeit geweckt, deswegen bat er seinen alten Freund um Ruhe. Es war nicht ein Geräusch, daß in diesen Wald passte. Nicht das Rascheln eines Busches oder das Knacken eines Astes. Es war ein schweres Atmen. Schwerer als die Atmung eines Menschen oder gar die eines Ebers.
"Zieht eure Schwerter," befahl Arnando ruhig und sie taten es. Arnando stieg aus dem Sattel und ging langsam weiter ins Unterholz, das Schwert kampfbereit erhoben. Aus dem Atemen wurde ein Schnauben, dann ein lautes Grollen und eine Kreatur brach durch das Unterholz. Klauen verfehlten knapp seinen Hals. Er entging dem Hieb nur durch einen Schritt nach hinten. Der Boden war matschig, schlammig und schlüpfrig. Seine Sicht war beeinträchtig durch den heftigen Regen und die Dunkelheit lag wie ein Schleier vor seinen Augen.
Die Kreatur war unheimlich schnell. Schnaubend umkreiste sie ihn, griff immer wieder an und scheiterte an seiner Verteidigung. Er nahm nur die Sillouhette wahr. Die Gestalt war drahtig, zäh und ausgestattet mit silbern leuchtenden Krallen, wie aus hartem Eisen. Gerade wollte er zu einer Gegenattacke ansetzen, da durchschnitt ein Bolzen den fallenden Regenguss und durchbohrte die Schulter des Ungeheuers. Ein lautes Jaulen war zu hören, dann verschwand das Wesen in den tiefen des Waldes.
Emil senkte die Armbrust. "Was war das," fragte Alekto mit unverkennbarer Furcht in seiner nun zittrigen Stimme. "Keine Ahnung," antwortete Arnando schlicht. "Zügle deine Furcht, Knappe." Der Knappe schluckte schwer, dann nickte er gehorsam und begradigte seinen Sitz im Sattel.
"Wir reiten zurück zur Burg. Hier stimmt was nicht. Wir kommen mit mehr Männern wieder. Irgendwas ist im Gange." Armenus nickte zu Arnandos Ausführung, dann bestieg der Drachenritter sein Ross und sie ritten zurück.

Wird fortgesetzt ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 8.12.08, 14:03 
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Der Großmeister saß hinter einem wuchtigen Eichenschreibtisch. Darauf türmten sich Pergamente, Berichtsmappen und dünne Bücher. Seine Fingerkuppen hatte er zu einem Dach aneinander gelegt, über jene sah er hinweg zu Arnando. Stumm lauschte der in die Jahre kommende Herr der savaronischen Ritterschaft den Ausführungen seines Ordenbruders. Ihn beunruhigte der Bericht keineswegs. Auch wenn Savaro als recht friedlich galt und sogar als gemäßigtes Vorzeigelehen in ganz Galadon, so gab es doch viele Probleme, die es durch die Ritterschaft zu bewältigen galt. Kreaturen waren nur eines davon und er konnte in dem Angriff auf Arnando und Armenus keine Besonderheit erkennen.
Als Arnando geendet hatte, erhob der Drachenhochmeister seine wohlartikulierte und stets auf Mäßigung bedachte Stimme: "Mit Verlaub, Sir Lasar, ich sehe nicht wo das größere Problem liegen sollte. Euer Bericht klingt nach den üblichen, wöchentlichen Vorkommnissen. Eine Gruppe von zehn Wegelagerern und eine Kreatur unspezifischer Herkunft und Art. Ich kann Euch nicht zustimmen und verweigere das Aussenden einer größeren Ritterschar. Sammelt zwei dutzend treue Gardisten und nehmt Armenus mit, mehr will ich Euch in der jetzigen Situation nicht zugestehen."
Arnando knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. Er konnte den Einwand verstehen, aber er fühlte dennoch ein großes Maß an Enttäuschung. Seiner Meinung nach braute sich im Phönixgebirge etwas gefährliches zusammen. Der Großmeister tat gut daran seine Ritter in Burg Savaro zu halten, denn erst vor wenigen Tagen kam schlechte Kunde an. Der König war verschwunden, ebenso seine Gemahlin Brynn und weitere Adelige, darunter auch der Sohn des Herzogs. Seine Durchlaucht, der Herzog von Savaro tobte. Er ließ drei seiner Leibwächter wegen Unfähigkeit hinrichten, um ein Exempel zu statuieren, aber seinen Sohn brachte das freilich nicht zurück.
Hinzu kam, daß das Verschwinden seiner Majestät zu Unruhen führte. Immer häufiger kam es zu Ausschreitungen seitens des Pöbels. Die Leute hatten schreckliche Angst vor einem zweiten Amulettkrieg und die Leute raunten schon, daß bald die Zeit zurückkehren würde, in der Angamon auf Tare wandelt. Arnando hielt von der Panik nicht sonderlich viel. Er glaubte an Verrat in den Reihen des draconischen Adels oder der königlichen Berater.
Nach einmaligem Druchatmen beruhigte er sich letztlich wieder und nickte zu den Worten des Großmeisters. "Ich werde morgen früh aufbrechen und euch nach der Rückkehr sofort unterrichten, mein Graf." Er verneigte sich vor dem Ritteroberhaupt, dann wurde er von jenem entlassen und verließ das weitläufige Audienzzimmer.

Als er auf den Hof hinaus trat, wurde er im ersten Moment durch Felas helle Strahlen geblendet. Eine Hand hob er über die Augen, um das Torhaus und den Rest des Hofes überblicken zu können. Er stockte, als ihm ein Auflauf an Menschen auffiel. Sie hatten jemanden eingekreist, jubelten und plapperten jenen im Zentrum voll. Die Stimmung war ausgelassen und unüblich für jene Zeiten, in denen die Hoffnungslosigkeit durch das königliche Verschwinden krassierte. Von Neugier gepackt ging er näher heran und schob sich durchs das Knäul aus Leuten, dabei fiel ihm auf, daß es überwiegend Personen aus der Nachbarschaft des Hauses seiner Eltern war. Als sie seiner Anwesenheit langsam gewahr wurden, teilte sich die Menge und bildete für ihn eine Gasse. Am Ende jener Gasse stand ... sie. Nicht mehr das kleine Mädchen, das sie gewesen war bevor sie nach Draconis aufbrach. Nicht mehr die junge Ritterin, der er gratuliert hatte, als sie auf Siebenwind zum Ritter geschlagen wurde. Ihre Gesichtszüge waren ernster als früher, ihre Augen wachsamer und sie strahlte prinzipiell eine größere Kompetenz und vorallem Sicherheit aus. Als sie ihn erblickte, hellte sich ihr Gesicht auf und sie strahlte bis über beide Ohren. Sofort rannten die Geschwister aufeinander zu und umarmten sich herzlich. "Mirian! Kleine Schwester! Was machst du denn hier?" An den Schulter schob er sie ein Stückchen von sich und musterte sie neugierig und aufmerksam. "Ich dachte, daß ich besser in der Heimat bin, wo derart schwere Zeiten anstehen. Siebenwind ist so weit ab vom Schuß, daß das königliche Verschwinden dort kaum einen Bürger tangiert, hier hingegen ..." Sie sprach nicht weiter und er nickte verstehend. "Es ist schön dich zu sehen. Du solltest gleich Mutter besuchen gehen, sie liegt mir Tag für Tag in den Ohren, daß ich dich nach Hause bringen soll. "Es gehört sich für eine wirkliche Dame nicht Schwerter zu schwingen. Eine Frau aus dem Hause Lasar sollte vornehm heiraten und edle Erben gebähren,"" äffte er seine Mutter nach, worauf Mirian zu lachen begann. "Es ist besorgniserregend wie akurat sie nachahmen kannst. Du hast recht. Ich besuche sie nachher. Ich nehm an du hast noch zu tun?" Er nickte auf die Frage hin und sie trat dann aus dem Weg. "Lasst meinen Bruder durch, er hat wichtiges zu erledigen," rief sie in die Menge und die Leute gingen auseinander, um den Drachenritter paßieren zu lassen.

Nach dem Wiedersehen mit Mirian hatte er die Gardisten und Armenus instruiert. Gleich am nächsten Morgen waren sie dann in aller Frühe losgeritten. Gegen Mittag kam der Wald am Fuße des Phönixgebirges in Sicht. Im strahlenden Sonnenlicht sah der Wald wenig bedrohlich aus, eher idyllisch und einladend. Er gemahnte die Gardisten zur Vorsicht und sie ließen ein beinahe einmündiges "Jawohl, Sir!" erschallen.
Im Schritttempo ritten sie den Hauptpfad innerhalb des Waldes hinauf. Es gab keine Anzeichen von Feinden oder Dingen außerhalb der geregelten, idyllischen Normalität. Die Vögel zwitscherten, weiter vor ihnen passierte eine Rehfamilie, gefolgt von einem Zwölfender die Straße und am Straßenrand huschten Mäuse und Eichhörnchen durchs Dickicht.
Unter den Soldaten herrschte trotz seiner Mahnung eine gelöste und ruhige Stimmung. Sie lümmelten in ihren Satteln, sprachen gedämpft miteinander über Trivialitäten und lachten hin und wieder.
Arnando scholt sie dafür auch nicht, es wäre früh genug vorbei mit dem Frieden. Dies war definitiv ein Fehler.

Ein lauter Schrei erklang, als der letzte Mann des Zugs aus seinem Sattel gerissen wurde. Die drahtige Kreatur trieb ihm sogleich die spitzen Fänge in den Hals und riss seine Kehle auf. Röchelnd starb der Mann.
Einer der Offiziere rief: "Achtung! Wir werden angegriffen!" Unisono zogen die Gardisten, Ritter und Knappen ihre Schwerter, dann brachen auch schon weitere der Kreaturen aus dem Unterholz. Eine sprang direkt auf Armenus zu und verlor durch einen raschen Streich den Kopf. Einige der Soldaten hatten wenige Glück in der Schlacht und bekamen eiserne Klauen ins Fleisch geschlagen. Emil, Armenus Knappe, fällte zwei der Monstren mit seiner Armbrust, ehe eine dritte Abnormität die Waffe in Stücke riss und er gezwungen war sein Schwert zu ziehen. Der Knappe wurde aus dem Sattel gerissen, fiel zu Boden und kämpfte sich gleich wieder auf die Füße. Keinen Moment zu spät, den schon griff das Wesen erneut an. Emil führte einen Schlag aus, diesem wich das undefinierbare Geschöpf jedoch behände aus, worauf eine Klaue direkt auf die Kehle des Knappen zu saußte. Keinen Moment zu spät raßte Arnandos Schwert durch die Luft und trennte den Arm der Bestie ab. Das Vieh jaulte trommelfellerschütternd auf und griff an den blutenden Stumpf.
Der Kampf ging über einen halben Nachtzyklus und als der Ansturm neuer Kreaturen endlich abebbte, lagen im Straßengraben mindestens fünfzig niedergestreckte Monstren. Die Verluste in den Reihen der Gardisten war überschaubar. Von 24 Mann hatten sie gerade einmal 7 verloren.

Nachdem der Feldscher die kleineren und größeren Wunden der übrigen Männer versorgt hatte und die Toten auf ihre Rösser geschnallt worden waren, ritten sie weiter, um noch vor dem Ende des Dunkelzyklus' das Phönixgebirge zu erreichen.

Wird fortgesetzt...

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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 12.12.08, 07:03 
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Ein kalter Wind ging, so weit oben im Gebirge. Sie waren nahe des Gipfels und um sie herum lag eine dichte Schneedecke. Arnando und ein Offizier namens Siegbrand hatten sich an das feindliche Lager heran geschlichen. Nun lagen sie, in Lederrüsten gekleidet, auf einer Hügelkuppe und beobachteten das Treiben um den großen Höhleneingang herum. Der Feind hatte mehrere Fellzelte vor der Höhle aufgeschlagen, es befanden sich dort Feuerstellen zum Wärmen und Kochen, außerdem ein größeres Zelt, welches wohl als Lazarett diente. Die restlichen Zelte dienten wahrscheinlich als Ruhestätte für die Wachposten. Der größte Teil der feindlichen Population befand sich jedoch im Innern der Höhle.

Sie waren nach zwei Tagen der Suche eher zufällig auf den Stützpunkt gestoßen. Eine der Kreaturen, die sie im Wald abgeschlachtet hatten, war verwundet und lahmend geflohen. Sie konnten die Fährte leicht aufnehmen, denn das Wesen hinterließ eine durchgehende Blutspur. Zu ihrem Bedauern verendete die Kreatur, bevor sie die vermeintlich sichere Heimat erreichte.
Sie wären wohl noch Wochen durch das labyrinthartige Netzwerk aus Pfaden geirrt, wenn nicht einer der Soldaten hätte austreten müssen und dabei eine Rauchschwade im Westen gesehen hätte.

Während sie auf dem Hang weiter den Feind beobachteten, dachte Arnando über die Leichtsinnigkeit des feindlichen Kommandanten nach. Wie konnte er es zu lassen, daß seine Leute Lagerfeuer entfachten? Er war überzeugt davon, daß man sie nie entdeckt hätte, wenn es die Feuer nicht gegeben hätte.
"Mir wird allmählich kalt," murrte Siegbrand und zog den Fellumhang fester um seinen drahtigen Leib. Er war ein ausgezeichneter Späher und Bogenschütze. Ohne seine Leitung, hätte Arnando nicht so nahe an das Lager heran gelangen können.
"Schon gut. Ich habe genug gesehen." Arnando erhob sich geduckt und stieg vorsichtig den abschüssigen Hang herab. Siegbrand folgte ihm auf den Fuß.

Im Lager hielt Arnando mit den beiden Offizieren und Armenus einen Lagebericht ab. Siegbrand war dabei, weil er ein besseres Auge für verschiedene Geländearten hatte als Arnando. "Der Feind ist mindestens 200 Kopf stark. Die Höhle, in der sie sich verkrochen haben, gehört anscheinend zu einem weit verzweigten Netzwerk, deshalb können wir es nicht genau sagen. Meine Schätzung ergibt sich aus den zubereiteten Gerichten an den Feuern und an der Anzahl der Wachen. Je größer die Gruppierung, desto mehr die Wache schieben," berichtete Siegbrand, ehe er endete.

Sie brachen ihr Lager nach der Besprechung ab und zogen sich zurück nach Savaro. Mit seiner überschaubaren Gruppe von Kriegern wollte Arnando keine Infiltration riskieren. Die neuen Beweise sollten dem Großmeister jedoch genügen mehr Ritter zu entsenden.

Wenigstens dahingehend hatte er recht. Sein Gespräch mit Alister McNair war kurz und ruppig. Überwiegend er sprach und der Großmeister warf nur hin und wieder Fragen ein. Am Ende sah er aber ein, daß diese unbekannten Streitmacht und die gewaltige Anzahl an Kreaturen ein gewaltiges Problem und ein großes Risiko für die Lehenssicherheit darstellte.

Am nächsten Morgen brachen sie mit 20 Rittern und 130 Soldaten erneut auf. Ihr Aufmarsch sorgte unter den Bauern und Landbewohnern für einiges Aufsehen, außerdem steigerte es die Hysterie. Durch das Verschwinden seiner Majestät war das Klima aufgeheizt, durch eine ins Feld ziehende Soldatengruppe wurden die panischen Hirngespinste der einfachen Bürger nur noch zusätzlich genährt.

Sie erreichten nach vier Tagen den Hügel, hinter welchem das feindliche Lager war. Es verwunderte Arnando, daß bisher kein Angriff erfolgte, denn seine Schar war einfach nicht zu übersehen. Er schickte die Bogenschützen auf die Hügelkuppe, unterstützt von einem kleineren Trupp Schwertkämpfer und umrundete dann mit den restlichen Rittern und Soldaten den Hügel. Der darauf folgende Anblick ließ ihn vor Schreck aufkeuchen. Auf der Ebene vor der Höhle standen nur noch verbrannte Skelette, wo einst noch die Zelte standen. Außerdem lagen gut ein dutzend Tote in ihrem eigenen Blut. Sie rückten weiter vor und untersuchten die Leichen. Ihre Kehlen waren durchgeschnitten und alle wiesen Spuren von Krankheiten oder ältere Verletzungen auf. "Sie haben ihre Verwundeten und Kranken getötet und sind ausgerückt. Was haben sie nur vor?" Armenus zuckte mit den Schultern.

Mirian hatte sich in dieser Woche wieder gut in Savaro eingelebt. Sogar alte Freundschaften, wie die zum damals noch rauflustigen Sohn des Sattelschmieds hatte sie wieder aufblühen lassen. Die Leute aus der Nachbarschaft bombadierten sie mit Fragen über Siebenwind. Alle wollten wissen ob an der Prophezeiung etwas wahres dran ist und sie lauschten mit offenen Mündern, wenn sie von Abenteuern erzählte, die in Savaro unmöglich zu sein schienen.
Heute hatte sie beschloßen den Tempel aufzusuchen. Ihr letztes Gebet hatte sie auf der Überfahrt gesprochen und ihr letzter Tempelbesuch lag länger zurück. Sie wollte mit einem Geweihten sprechen und sich die Segnung geben lassen.
Der Tempel Burg Savaros war nicht besonders prunkvoll. Er war dem Nutzen einer Burg angeglichen. Aus einfachem Stein gebaut, robust und hoch aufragend. Als sie das Portal durchschritt änderte sich an dem Bild nichts. Selbst der Altar war nicht aus Marmor, sondern aus behauenem Granit, als hätte man Angst, daß ein Katapultgeschoß ihn zerschmettern könnte.

Einen Zyklus später kam sie aus dem Tempel wieder heraus und streckte sich zufrieden. Eine kühle Brise umspielte ihre Nase und sie kräuselte sie. Dann roch sie etwas ... Der Geruch von ...

Verbranntes Fleisch! Sofort fuhr sie herum, zog ihr Schwert aus der Scheide und rannte den Weg herab. Der Geruch wurde intensiver und nun konnte sie auch Schreie hören. Als sie in die Adrianengasse einbog, fand sie die ersten, verstümmelten Leichen am Wegesrand. Eilig rannte sie auf den Marktplatz und was sie dort sah verschlug ihr vor Entsetzen die Sprache ...

Fortsetzung folgt ...

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 Betreff des Beitrags: Zwei Wochen zuvor im Phönixgebirge
BeitragVerfasst: 14.01.09, 06:41 
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Zwei Wochen zuvor im Phönixgebirge

Der zweite Befehlshaber war unruhig in "Seiner" Nähe. Die Totenschädel die vom Gürtel des Tardukai baumelten, waren eine stete Mahnung ihn nicht zu reizen oder gar zu enttäuschen. Der Zweite fürchtete Mezland, aber er verehrte ihn auch.
Ihm war es einst verwährt worden dem Weg des Tardukai zu folgen. Ihm fehlte einfach die Gabe der Bekehrung und der mitreißenden Predigt. Er war ein sehr guter Soldat und mittlerweile mehr als zufrieden mit seinem Posten als zweiter Kommandant.
Mezland und er standen in einer Kammer, die in eine Wand des Höhlensystems gesprengt worden war. Die Möbel darin waren spärlich, mehr auf Nutzen, als auf Prunk ausgelegt. Bei ihnen war außerdem der Hochmagier der den Plan ausgetüftelt hatte. Ein hagerer, großer Mann mit einer Hakennase.
Er sprach stets langsam und bedächtig, als würde er jedes seiner Worte vorher abwägen. Sein Name war Kayleth Tyvan und er war wie sie alle bereits am Vandrienfeldzug beteiligt.
"Kommen wir gut voran?" Mezland stellte die Frage. "Nur noch ein paar Tage. "Er" ist bereits hier und gibt uns die nötigen Informationen," sagte Kayleth und nickte hinüber zur Tür.
"Arko, sieh nach ihm und ... bezahle ihn." Der Zweite verneigte sich vor dem Tardukai und verließ den Raum.

Es hatte mehrere Wochen gedauert die Höhlensysteme im Phönixgebirge bewohnbar für eine kleine Armee zu machen. Jetzt zahlten sich die versklavten Zwerge aus. Es war nicht leicht den Geist einer solch stolzen Rasse zu brechen, aber wenn man tief genug gräbt, findet man immer etwas, daß man gegen jemanden verwenden kann.
Die Zwerge hatten gute Arbeit geleistet. Es gab Waffenkammern, Ruheplätze, Übungsräumlichkeiten und Schlafstätten für die Kommandeure. Nur die Nahrungszubereitung wurde draußen abgewickelt. Es wäre nicht gut gewesen, wenn der Rauch sich in der Höhle sammelte.
Arko durchquerte raschen Schrittes die Höhle, kam dabei an übenden Soldaten vorbei und an Magierphalanxen, die aneinander Angriffs- und Abwehrzauber testeten. Nahe des Eingangs sah er dann ihn. Den Verräter. Der Mann trug die Uniform der savoranischen Garde.
Ein Wappen nahe der Brust wies ihn als persönliche Leibwache des Herzogs aus. Er stand allein und schien sich unwohl zu fühlen.
"Ihr seid wohl nicht an Gesprächen mit meinen Männern interessiert," stellte Arko trocken fest. "Es ist nicht so, als hätte ich eine andere Wahl. Wie geht es meiner Familie?" Arko musste unweigerlich über die Worte des Mannes schmunzeln. "Den Umständen entsprechend. Ihr Zustand könnte sich schnell verschlechtern, wenn ihr keine Ergebnisse liefert." Die Drohung hatte gesessen.
Rasch und mit zitternden Händen zog der Mann ein Pergament aus seiner Tasche. Arko nahm es entgegen und musterte die darauf gekritzelte Karte mit den Geheimgängen der Burg. "Ausgezeichnet," sagte er dann leise.
Der Gardist lächelte unruhig, wohl in der Hoffnung bald seine Familie wiederzusehen. Stattdessen trat ein Soldat hinter ihn und schnitt ihm die Kehle durch. "Wirf ihn zu den anderen beiden und verbrenn die Leichen." Der Soldat nickte und griff dem Toten unter die Achseln, um ihn wegzuschleifen.

Zurück im Kommandozimmer breitete er die Karte auf dem Tisch aus. "Die drei Karten, die uns die Gardisten geliefert haben, sind identisch. Wir können davon ausgehen, daß sie alle die Wahrheit gesagt haben," sagte Arko mit der gewohnt ruhigen Stimme. "Gut. Richtet die Familien hin. Wir brauchen sie nicht mehr." Arko verneigte sich vor Mezland und verließ das Zimmer.
"Wann schlagen wir zu," fragte Mezland und der Hochmagier furchte die Stirn.
"In ein paar Tagen. Es ist soweit alles vorbereitet. Viele der savoranischen Außenposten wurden ausgelöscht oder unterwandert. Wir können also ohne großes Aufsehen zu erregen, mit einer kleinen Armee auf die Hauptstadt des Lehens vorrücken. Die Bauern werden ihren Mund halten, vorallem da wir ihnen klar gemacht haben, was wir mit Verrätern machen."
Mezland kam das Bild von mehreren Männern und Frauen in den Sinn, die bei lebendigem Leibe von den Bestien des Hochmagus zerfetzt worden waren. Das Verschwinden ihrer Landsleute hatte die Bauern ängstlich und verschloßen gemacht. Sie würden nicht im Weg sein.

Nach dem Gespräch zog Kayleth sich in seine Labor zurück. Auf einen der Tische war ein Mensch geschnallt. Der Mann war bewusstlos. Kein Wunder, waren doch die Schmerzen unermesslich gewesen, die Kayleth ihm zugefügt hatte. Die Ungeheuer "herzustellen" war anfangs nicht einfach gewesen. Er hatte dafür einen Meisterschmied benötigt, der die Krallen anfertigte. Sie mussten für jede seiner Kreaturen maßgefertigt werden.
Es hatte außerdem Jahre gedauert, bevor er herausgefunden hatte, wie er den Geist der Männer und Frauen derart beschädigen konnte, daß sie seinen Befehlen folgten und gleichzeitig ihren tiefsten, tierischen Trieben einheim fielen.
Ein weiteres Problem war es, die Krallen in den Händen der Bauern, Landstreichern und Gauklern zu versenken, die er über Jahre hinweg hatte entführen lassen. Hinzu kam, daß die meisten von ihnen schwächlich waren, weswegen der mit Magie intervenieren musste. Er hatte die Muskelbildung angeregt und ihr Schmerzempfinden gekappt.
Letzteres klappte leider nicht immer, da es eine sehr defizile Angelegenheit war. Es machte jedoch keinen Unterschied. Diese Bestien waren gute Bauern auf dem Schachbrett, nicht mehr und nicht weniger. Bald würde der Plan aufgehen und er würde sie nicht mehr benötigen.

Der Tag des Aufbruchs:

Ihre Hinterlassenschaften standen in Flammen. Sie hatten genommen was sie tragen konnten, den Rest (z.B. die Zelte außerhalb der Höhle) hatten sie in Flammen gesetzt.
Nun sollte es beginnen. In offener Formation verließen sie den Feuerberg über die verschlungenen Pässe und durchquerten die Feuerwälder.
Im offenen Feld nahm das Heer eine strengere Formation ein. Späher ritten voraus um den Weg zu sichern. Es wurden keine Risiken eingegangen, weshalb Zeugen, wie z.B. Schaulustige oder Patroullien reitende Soldaten rasch neutralisiert wurden.
Am dritten Tag nach ihrem Aufbruch erreichten sie einen Felsen, einen halben Tagesmarsch entfernt von Burgsavaro. Hier befand sich der erste Geheimgang. Das Heer teilte sich erstmalig auf und eine größere Gruppe betrat durch die geheime Pforte im Fels das Höhlenlabyrinth.
So ging es immer weiter. Geheimgänge die in Büschen, in großen Baumwurzeln oder in Bauernhäusern verborgen waren.
Letztlich hatte das gesamte Heer, ohne die Wachmannschaften der Burg zu alamieren, die Tunnel zur Burg infiltriert.

Zur gleichen Zeit fand ein Ritter mit einer getreuen Schar ein verlassenes Lager in den Bergen vor und schrie seinen Ärger wild heraus.

Wird fortgesetzt...

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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 20.01.09, 15:53 
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Das Komplott

Blut rann in die Rinnsteine wie Wasser nach einem regnerischen Tag. Zerrissene Leiber lagen übereinander, in einer Art die es unmöglich machte, herauszufinden welches Körperteil zu welchem Leichnahm gehörte. Die Bestien stürzten sich auf die zivilen Bürger der Burg und kämpften Seite an Seite mit vandrischen Soldaten gegen die Garde der Burgstadt. Mehrere der Gebäude auf dem Hauptplatz standen in Flammen.
Mirian gestattete sich nur einen Augenblick des Entsetzens, dann zog sie ihre Klinge, ignorierte die Tatsache, daß sie ungerüstet war und stürzte sich in den Kampf.

Arnando war außer sich. Seine Pläne waren hinfällig, nun da der Feind ausgerückt war. Was war das Ziel dieser Vandrier? Warum waren sie gerade in Savaro? Die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Wer Savaro schleift oder auch nur erschüttert, stößt einen Speer ins Fleisch Galadons. Savaro stand für Stabilität, für Königstreue und unerschütterlichen Glauben für die Krone und die Sahor.
Dennoch kannte er ihr Ziel noch nicht. Er überlegte, daß die Kampftruppe des Feindes eventuell Höfe zerstören wird, um der Agrarwirtschaft einen heftigen Schlag zu versetzen. Möglich wäre es auch, daß mehrere, kleinere Dörfer zerstört werden sollten, um ein Exempel zu statuieren.
Die Erkenntnis kam ihm schließlich, als er einen Leichnahm nahe des Höhleneingangs entdeckte. Es war der niedergestreckte Leibwächter der herzöglichen Leibgarde. "Beim miefigen Atem eines Trolls. Armenus!" Der Ruf hallte im Höhlensystem wieder. Kurze Zeit später stand der Falkenritter neben ihm. "Das ist Ergol," sagte der Armenus entsetzt. Sie waren Freunde gewesen. "Lass die Soldaten zusammen packen. Wir brechen auf nach Burg Savaro. Es wird keine Rast eingelegt!"

Mezland hatte sich mit einer kleinen Schar seiner Getreuen von der Hauptstreitmacht gelöst. Der Großteil der Truppen sollte innerhalb der Stadt für Chaos sorgen. Sein Ziel waren die Gemächer des Herzogs. Schlachtend hackte sich der hünenhafte Tardukai einen Weg durch die Leibgarde des Regenten, einer nach dem Anderen fiel, ebenso wurde der kleine Stoßtrupp Mezlands langsam dezimiert. Nicht mehr weit. Dies wird ein glorreicher Sieg für die Diener Angamons! Seine Gedanken beflügelten ihn.

Mirian kämpfte Rücken an Rücken mit einem jungen Ritter. Sein Name war Alfons und er war erst Tags zuvor in den Adelsstand erhoben worden. Anfangs war die Lage kritisch gewesen, aber allmählich kristallisierte sich die Übermacht der Burgwachen heraus. Die meisten der Kampfbestien waren besiegt worden. Die vandrischen Soldaten hatten sich in Häusern verbarrikadiert und führten von dort immer wieder Ausfallangriffe aus.
Am meisten Schaden richtete jedoch der schwarze Hochmagus an. Er befand sich nun im Duell mit dem Hofmagus des Herzogs. Ihre Zauber rissen ganze Häuserwände ein, setzten das Stroh eines nahen Stalls in Brand und schleuderten Soldaten beider Seiten wie Puppen durch die Gegend. Der Schwarzmagus beschwor immer wieder Kreaturen. Skelette, kleinere Dämonen und andere Garstigkeiten, während der Weißmagus damit beschäftigt war Gegenzauber zu murmeln und zwischenzeitlich eine Offensive zu wagen.
"Sir Lasar, dort oben!" Mirian wandte sich von den Magiern ab und folgte dem Fingerzeig des jungen Ritters mit ihrem Blick. Auf einem Wehrgang, der direkt zum Haupthaus der Burg führte, kämpfte eine Gestalt in schwarzer Rüstung, umringt von vandrischen Soldaten, gegen eine schwindende Anzahl von Leibwächtern.
"Die kommen hier zurecht, wir setzen dem Tardukai nach," sagte Mirian und der Alfons nickte zustimmend.

Nur noch ein paar Schritt, dachte Mezland, während er einen Leibgardisten über die Zinnen warf. Mit diesem Attentat werde ich unsterblich. "Argh!" Mezland fuhr bei dem Ausruf herum und blickte in das Gesicht seines Leutnants. Eine Klinge ragte ihm aus dem Brustkorb. Mit einem Ruck zog Mirian das Schwert heraus und ließ den Soldaten zusammen sacken. "Wie es scheint sind euch die Männer ausgegangen, Tardukai." Mezland stand nun alleine den beiden jungen Rittern gegenüber.
"Anscheinend endet dieses kleine Komplott hier," sagte Alfons, während er einen sterbenden Vandrier mit dem Fuß aus den Weg trat. Durch den Helm konnte man die Emotionen des Tardukai nicht erahnen. Dann jedoch ... nach mehreren, kurzen Augenschlägen... begann er lauthals zu lachen. Die beiden Ritter schauten etwas verdutzt, ehe Mirian ihr Schwert hob, um in die Offensive zu gehen.
Mezland hob die freie Hand und Mirian erstarrte mitten in der Bewegung. Kälte kroch durch ihre Glieder und in ihrem Herzen breitete sich das Verzagen aus. Ich ... kann mich nicht bewegen.
Mezland sah nun zu Alfons und lockte ihn mit einem Wink der linken Hand.
"Na, Kleiner. Wagst du es gegen mich anzutreten?" Fragte der vandrische Kriegsherr dumpf durch den Helm. Der junge Ritter schluckte seine Wut und Angst herab, ehe er voran preschte und einen ersten Schlag führte.
Mezland wehrte die Attacke leicht ab und versetzte Alfons einen Schnitt am Oberarm. Keuchend wich der Ritter zurück und blickte auf die Wunde. Abermals wunk der Tardukai ihn heran, während er dumpf unter dem Helm lachte.
Wieder griff Alfons an, dieses Mal mit einer Finte, aber auch jene wurde von Mezland durchschaut. Anscheinend verlor er dann auch die Geduld mit seinem "Spielkamerad". Ein rascher Stich und das Herz des jungen Ritters Alfons war durchbohrt.
Blut spuckend klappte der Falke in sich zusammen.
Mirian stieß einen lauten Schrei aus. Ihr Blut brodelte und sie stemmte sich mit aller Macht gegen das beklemmende Gefühl. Mit ihren letzten Kraftreserven löste sie den Bann und stürzte sich sogleich auf den vandrischen Hünen.

Die Hufschläge des Reitertrosses verursachte ein lautes Donnern. Als wäre Angamon höchstselbst hinter ihnen her, trieb Arnando seine Truppen an. Die Gesichter der Soldaten und seiner Gefährten waren angespannt. Alle wollten es rechtzeitig zurück in die Burg schaffen, um den Angriff des Feindes zum Scheitern zu verdammen.

Fortsetzung folgt...

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"It seems as if heaven had sent its insane angels into our world as to an asylum, and here they will break out into their native music and utter at intervals the words they have heard in heaven; then the mad fit returns and they mope and wallow like dogs."
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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 24.01.09, 17:14 
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Das Komplott II

Sie hatten ihre Rösser in einem Waldstück, nicht weit von der Burg angebunden. Selbst auf diese Entfernung, konnt sie den Lärm der Schlacht hören. Der Himmel über Burg Savaro stand in Flammen. Arnando trat an einen großen Felsbrocken heran. "Der zweite Stein von oben rechts," murmelte er leise, ehe er einen vorragenden Stein in den Fels drückte. Knarrend öffnete sich eine perfekt in den Fels eingebundene Tür. Hinter der Türe führte eine Treppe tiefer ins Erdreich hinein.
Arnando wunk seine Soldaten durch und sie stiegen, gewappnet mit Fackeln und ihren gezogenen Schwertern, in die tiefe Dunkelheit hinab.

"Du elendes Monstrum!" Mirians Hass kanalisiert sich in dem folgenden Hieb. Ihre Klinge wurde vom breiten Schwert des Tardukai abgefangen. "Gar nicht schlecht, für so ein zierliches Weiblein," raunte der Tardukai verächtlich und stieß sie danach von sich. Direkt darauf folgend schlug er nach ihr. Sie tauchte unter dem gewaltigen Schwert weg und die schwarze Klinge traf Funken werfend auf eine Zinne.
Ihre Attacken schienen nutzlos gegen diesen Hünen. Sie war ihm deutlich an Schnelligkeit überlegen, aber ihre Hiebe waren nie stark genug, die schwarze Rüstung zu durchschlagen. Da sie sich während des Kampfes wesentlich mehr bewegte, schnaufte sie nach einer Weile recht deutlich, während der Tardukai immer noch frisch und fidel vor ihr stand.
Ich muss mir was ausdenken. Wenn ich weiter nur auf ihn einschlage, ermüde ich zu schnell und er hat leichtes Spiel mit mir. Ihr schwirrte der Kopf, während sie ihre letzten Angriffe und die Verteidigung Mezlands analysierte. Die Antwort auf ihr Problem war denkbar einfach. Eine jede Rüstung hatte ihren Schwachpunkt, so auch der vandrische Panzer.
Ihren Schild warf sie zur Seite, stattdessen zog sie einen Dolch aus einer Scheide am Gürtel. "Ändern wir die Taktik? Sehr interessant," spottete der Vandrier und nahm darauf eine wesentlich defensivere Haltung ein, als ahne er das bevorstehende.

Der Tross kam in den schmalen Gängen nur langsam voran. Die Orientierung fiel hier unten schwer und der Geheimgang war mehr ein Labyrinth, als ein simpler Weg zum Ziel. Desweiteren entdeckten sie Spuren im Staub vor ihnen. Die Anzahl der Fußabdrücke ließ auf einen größeren Kampfverband schließen.
Sie mussten nun also auch noch umsicht walten lassen, um nicht in einen möglichen Hinterhalt zu geraten. Dies verlangsamte ihr Vorrankommen wesentlich.

Ihre neue Kampftechnik zahlte sich bald schon aus. Mit ihrem Schwert leitete sie eine Konterattacke des Tardukai ins Leere. Dadurch geriet sie in die perfekte Position, mit dem Dolch zustoßen zu können. Die Klinge bohrte sich unter dem linken Arm des Mannes in die ungeschützte Stelle, direkt oberhalb der Rippen. Der Tardukai schrie auf und verpasste ihr mit der Rückhand einen Schwinger, der sie zwei Schritt zurück warf. Harsch krachte sie auf den Boden und sämtliche Luft wurde aus ihren Lungen gepresst.
Mit wachsender Frustration sah sie zu, wie der Tardukai das Messer aus seiner Seite zog. Die Klinge war nicht tief eingedrungen, sondern von einer Rippe abgefangen worden. Mirian wollte sich gerade aufrappeln, als der Tardukai plötzlich auf sie zu schnellte. Er verpasste ihr einen Tritt vor die Brust, wodurch sie wieder hinfiel und trat ihr danach das Schwert derart aus der Hand, daß Elle und Speicher ihres Unterarms unter einem schaurigen Knacken brachen.
"Du vermaledeite Dirne. Dafür wirst du bluten," keifte Mezland und hob die vor Schmerz beinahe betäubte Ritterin am Kragen empor. Das Messer, das er gerade erst aus seiner Seite gezogen hat, hob er an und schnitt Mirian einmal tief in die Wange.
"Wenn ich mit dir fertig bin, bist du nicht mehr so hübsch," fauchte er ihr entgegen, ehe er ihr einen Schnitt am Kinn verpasste. Mit ihrem heilen Arm boxte sie immer wieder gegen jenen Arm, der sie an der Gurgel gepackt hielt.
Ein weiterer Schnitt und immer mehr Blut lief über ihr Gesicht. Es folgten noch zwei weitere, ehe der Tardukai den Spaß an der kleinen Folter verlor.
"Schönen Flug, Kleines." Nach diesen Worten schwenkte er sie über die Zinne, grinste ihr nochmals grimmig entgegen und ließ dann los.
Mirian stürzte in die Tiefe. Alles um sie herum verging wie in Zeitlupe. Erinnerungen kamen in ihr hoch, die so gar nicht zu ihrer Situation passen wollten. Gedanken an schöne Momente, die sie verlebt hatte. Gedanken an Dunkelheit, welche ihr Leben ebenso erfüllt hatte.

Sie hatten Glück gehabt. Im Tunnelsystem waren keine Soldaten des Feindes zurück geblieben. Arnando stieß eine Türe auf, die hinter der Statue eines ehemaligen Herzogs verborgen lag. Das Licht blendete ihn nach fast zwei Zyklen in absoluter Dunkelheit. Er hob seine Hand und schirmte damit seine Augen ab. Der Markt war ein einziges Schlachtfeld. Ein paar der Stände standen noch in Feuer, außerdem lagen überall Leichen herum. Die meisten Toten trugen jedoch Uniformen der vandrischen Armee, versehen mit dem Wappen des Fürsten.
Kampfhandlungen gab es kaum noch welche. Es blieben nur vereinzelte Scharmützel übrig, die in Seitengassen der Burgstadt tobten. Die Brände, die aus der Ferne so bedrohlich wirkten, entpuppten sich als maginal. Es stand lediglich ein größeres Hospiz in Flammen und mehrere der Stände in Marktnähe. Sonst waren die Schäden moderat.
"Anscheinend kommen wir zu spät," meinte Armenus, während er einen Toten mit dem Fuß umdrehte. Es war ein recht junger Bursche. Vielleicht gerade 16 Morsanläufe alt. Er trug die vandrische Uniform und hatte eine schlimme Stichwunde in der Brust. Dort hatte ihn ein Schwert durchbohrt.
"Unsere Feinde werden auch immer jünger." Bedauern lag in der Stimme des Falkenritters und Arnando nickte nur schleppend. Er war müde. All die Jahre, die er im Ritterstand verbracht hatte, sah er nur Tod, Verzweiflung und Leid. Es war ihm nur selten geglückt Konflikte so beizulegen, daß niemand dabei umkam. An seinen Händen klebte viel Blut, auch wenn er davon überzeugt war, stets nach bestem Gewissen gehandelt zu haben.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als etwas in den Stall neben ihm einschlug. Die Strohdecke wurde zerfetzt und dumpf hörte man einen Aufschlag, einigermaßen gut gedämpft durch einen Misthaufen. "Was beim Einen war das," fragte einer der Soldaten, ehe er die Scheune betrat. Kurz darauf kam er wieder heraus und sah mit gefurchter Stirn zu Arnando. "Sire, ihr solltet euch das ansehen."

"Miri... Mirian... Mirian!" Sie spürte, wie ihr eine sanfte Ohrfeige gegeben wurde. Ihre Augenlider waren schwer. So schwer. Ihr ganzer Körper schmerzte. "Mirian! Verdammt, tu mir das nicht an!" Abermals bekam sie eine leichte Ohrfeige, dann öffnete sie sehr langsam ihre Augen. Sie blickte in ein vertrautes, leicht verschwommenes Gesicht. "Ohh, Vitama sei Dank, du lebst!" Sie erkannte das Lächeln auf dem Gesicht ihres Bruders, dann flüsterte sie mit letzter Kraft: "Ta... Tardukai... Gemach ... Herzog..." Danach umfing sie Dunkelheit.

Mezland trat die wuchtige Eichentüre aus den Angeln und platzte in den dahinter liegenden Raum. Der Herzog stand mit gezogenem Schwert da, seine Miene entschlossen. Der letzte Rest seiner Garde umgab ihn. Zwei Männer, die ebenfalls zu allem bereit schienen. "Wenn ihr euren Herrn aufgebt, werde ich euch am Leben lassen," sprach Mezland an die beiden Leibwächter gerichtet. "Halt deine lügnerische Zunge hinter den Zähnen, Vandrier," herrschte der Herzog ihn an.
"Kaim, töte ihn!" Der gebellte Befehl seines Lehensherren, ließ einen der Gardisten voran preschen.

Wird fortgesetzt...

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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 8.02.09, 20:06 
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Das Komplott III

Als Arnando die Türe mit der Schulter aufstieß, tötete Mezland gerade den zweiten Leibwächter. Der Kopf des getöteten Mannes kullerte vor seine Füße. Der Tardukai hatte aber keine Augen für den Ritter, seine Aufmerksamkeit galt dem Herzog.
Eines musste man dem Blutadeligen lassen, er hatte Mut und stellte sich tapfer mit blank gezogenem Schwert dem Hünen entgegen. Mezland wollte gerade den ersten Streich führen, als Arnando rief: "He! Tardukai! Ich bin dein Gegner!"
Als Mezland den Kopf drehte, stieß der Herzog zu, jedoch schien der dunkle Krieger damit gerechnet zu haben. Er wischte das Schwert mit bloßer Hand zur Seite und schmetterte seine Faust in das Gesicht des Adeligen. Keuchend klappte er zusammen und blieb bewusstlos liegen.
"Na fein. Anscheinend habe ich heute noch nicht genug Ritter getötet," spottete Mezland, als er sich ganz herum drehte und in eine aufrechte Kampfposition ging. "Du wirst es mir nicht so leicht machen wie die letzten beiden, mhh? Drachenritter?"
"Ganz sicher nicht. Dies hier soll ein Duell bis aufs dritte Blut sein. Niemand wird sich einmischen," erwiderte Arnando laut genug, daß die Soldaten, die hinter ihm nun vereinzelt durch die Türe kamen, es ebenfalls hörten.
Ein Ruck seines Kopfes, signalisierte das Einverständnis Mezlands. Für seine Größe und seine Kraft, war der dunkle Krieger unheimlich schnell. Er preschte voran wie ein wütender Stier und verpasste Arnandos Schwert einen solchen Hieb, daß es ihm fast die Klinge aus der Hand geschlagen hätte.
Danach fühlte sich sein Arm einen Moment taub an und er konnte nur mit Mühe und Not den zweiten Hieb abwehren, der von oben auf seinen Kopf herab saußte.
Der Kerl ist gut. Ich muss darauf achten, daß er keine Treffer landet und vorzugsweise ausweichen, ansonsten zermürbt er mich zu schnell.
Klirrend traf nun Arnandos Schwert auf das des Hünen, dies war jedoch nur eine Finte, die es ihm ermöglichte, näher an den Gegner heran zu kommen. Mit einem kräftigen Tritt versuchte er die Kniescheibe seines Feindes zu zertrümmern, der jedoch griff beherzt nach dem tretenden Bein und drückte es nach oben.
Krachend landete Arnando auf dem Rücken. Die Klinge des Tardukai saußte unbarmherzig herab. Rasch rollte er zur Seite, ehe das schwarze Schwert unter Funken eine Kerbe in den Steinboden schlug.
Nur langsam kam der Drachenritter wieder auf die Füße. Elegant wich er einem Schlag aus, indem er darunter hindurch tauchte. Gleichzeitig drehte er sich auf der Ferse herum und führte einen Hieb aus, der zuverlässig in die Seite des Tardukai schnitt.
Aufjaulend humpelte Mezland zur Seite, während Blut aus der klaffenden Wunde sickerte. "Gar nicht mal so schlecht, für so einen verwöhnten Bengel," spottete Mezland, der kurz seinen Körper bewegte, um die Auswirkungen der Wunde feststellen zu können.
Zu Arnandos Leid war der Schnitt nicht sehr tief. Er würde Mezland nur minimal behindern. Rasch war der Riese von einem Mann wieder in der Offensive. Mit mehreren, aufeinander folgenden Hieben trieb er Arnando vor sich her, bis dieser mit dem Rücken gegen einen Schreibtisch stieß.
Im letzten Moment wich er zur Seite aus, dafür durchschlug Mezlands Schwert den Schreibtisch mittig und ließ ihn zusammen brechen. Mit einer Hand griff der Tardukai den davor stehenden Hocker und zerschmetterte diesen wuchtig an der Schulter des Ritters. Als dieser ins Taumeln geriet, setzte Mezland nach und schlug ihm mit der Faust heftig genug ins Gesicht, um ihm die Nase zu brechen.
Keuchend ging Arnando zu Boden, dabei entglitt ihm sein Schwert und rutschte unter einen Buchenholzschrank. Der Tardukai positionierte sich über dem Ritter, drehte sein Schwert und war bereit zuzustoßen. "So endet es doch noch. Du hast mir vor den Wäldern bei Pas eine empfindliche Niederlage zugefügt, Lasar."
Arnando hatte vermutete, daß der Hüne mit den Totenschädeln am Gürtel, jener gewesen war, der damals das Heer angeführt hatte. Mezland hatte jedoch unrecht. Nicht er hatte ihn besiegt, sondern Serass Truppen.
Er hob das stoßbereite Schwert weit an, dann stieß er es herab. Arnando schloß die Augen.

So endet es also ... Bitte lebe, kleine Schwester ...

Es verstrichen wenige Augenblicke und er spürte immer noch nicht den Stich, der diesen Kampf unter Ehrenmännern beendet. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte direkt auf die Spitze des breiten Schwertes, dann blickte er weiter hinauf.
Mezlands Augen waren weit aufgerissen und starrten auf ihn herab. Aus seiner Kehle ragte ein Armbrustbolzen, von dem langsam Blut herab tropfte. Ein Hauchen kam über die Lippen des Vandriers, so als würde er seine Seele freisetzen wollen. Dann kippte er zur Seite und krachte zu Boden.
Arnando hob den Kopf nun weiter und sah den endophalischen Knappen, den sein bester Freund Armenus unterrichtete. In der Hand hielt er die Armbrust, mit entspannter Sehne. Seine dunklen Augen sahen ausdruckslos zu Arnando hinüber, ehe er ihm zu nickte.
Der Drache ließ seinen Kopf zurück fallen und atmete tief durch.

Das Komplott war gescheitert.

Es folgt der Epilog ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Wandel eines Ritters
BeitragVerfasst: 8.02.09, 20:37 
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Epilog

"Wir haben uns heute hier versammelt, um die Verfehlung des Knappen Emil zu besprechen," Alister McNair stand vor seinem Steinstuhl und blickte in die Gesichter der versammelten Tafelrunde. Savaros Ritter waren hochgradig konservative Geister. Der Kodex hatte bei ihnen keine Facetten und die Regeln für Duelle waren unumstößlich.
"Sir Arnando Lasar hat den Tardukai Mezland zu einem Duell aufs dritte Blut herausgefordert. Wer sich in einen solchen Kampf einmischt, hat kein Fünkchen Ehre im Leib!"
Donnernd schlug der Großmeister seine Faust auf die Tafel und blickte abwechselnd in die Gesichter der beiden anderen Hochmeister, die an seiner Seite saßen. Beide gaben ihre Zustimmung, indem sie nickten.
"Sir Lasar. Erhebt euch und berichtet." Arnando erhob sich und strich die Wappentunika glatt. Den Blick senkte er einen Moment, um das Drachenwappen zu mustern. Danach schaute er auf und sah hinüber zu seiner Schwester, die mit geschientem Arm abseits neben einer der Türen stand. Aufmunternd lächelte Mirian ihn an, er erwiderte es aber nicht.
Nach dem gestrigen Gespräch mit dem Großmeister hatte er einen Entschluss gefasst. Er war nicht wie diese engstirnigen, alten Recken, die über diese Tafelrunde haus hielten. Er war jemand mit pragmatischer Denkweise, der in der Aktion des Knappen eine Heldentat sah.
"Ich habe dem Knappen befohlen zu schießen," sagte er dann ruhig und grade heraus, und brach damit den Kodex. Er log für Emil. Armenus sah müde zu ihm herüber und schüttelte nur leicht den Kopf.
Er wusste von Arnandos Entschluss und hieß ihn nicht gut. Er mischte sich als guter Freund aber auch nicht ein.
"Den Knappen Emil trifft keine Schuld. Ich habe ein Duell mit einem ehrbaren Streiter des Feindes fingiert um ihn arglistig ermorden zu lassen," fügte er noch an, während seine Miene ruhig blieb und er jede Emotion unterdrückte.
Die Empörung war groß. Die Ritter riefen durcheinander und disputierten wild, dann schlug Alister mit der Faust wieder auf den Tisch. "Ruhe!" Sofort herrschte Stille.
"Hiermit stell ich eine Anfrage an die Tafelrunde. Soll Ritter Lasar für seine Verschuldung verstoßen werden? Wer dafür ist, möge es kundtun."
Die Stimmen, die sich reihum bewegten, gaben überwiegend ein Einverständnis. Nur Horace Lasar, Arnandos Vater und Armenus, sein bester Freund, sprachen sich gegen die Verstoßung aus. "So denn möget ihr eure Wappen ablegen, das Schwert eurem Hochmeister überreichen und diese heiligen Hallen verlassen," Arnando gehorchte ohne zu zögern oder zu protestieren.

Die Türe zum Saal der Tafelrunde fiel hinter ihm zu und Mirian stand neben ihm. "Du bist ein Idiot, großer Bruder." Er sah sie an und sah ein Lächeln auf ihrem von Schnittwunden entstellten Gesicht. "Du hast das nicht für den Knappen getan, oder?"
Er musste Schmunzeln, als er realisierte, daß sie ihn immer noch lesen konnte wie ein offenes Buch. "Die Tafelrunde hätte mich nie freigestellt. Ich bin all das Kämpfen leid."
Aus seiner Tasche holte er einen Zettel und reicht ihn an seine Schwester weiter. Mirian entfaltete das Papier und betrachtete es eine Weile lang.
"Du wirst Bauer!?" Rief sie dann überrascht heraus und Arnando musste unweigerlich lachen. "Ja, werde ich. Vater und Armenus wissen bescheid. Ich will kein Blut mehr sehen. Nun werde ich Dinge wachsen sehen und mit meinen Händen Leben fördern. Ich bin glücklich." Erstmalig, seit sehr langer Zeit, sah Mirian ein ehrliches Lächeln auf dem müden Gesicht ihres Bruders.

Ende

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