Ehrenbürger |
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Am Fuße des Phönix Gebirges
Wer nun aber in das Allerheiligste dieser imposanten Herrlichkeit dringt, wer die Schutthalden verfolgt in ihre Kare und Winkel, wer dann sieht, wie die scheinbar glattesten Wände sich wieder auseinanderfalten und sich da oben zwischen dem bleichen Gemäuer immer neue Täler und Schluchten auftun, neue Klüfte, neue Riffe erscheinen – und zuletzt in den Hochkesseln auf ewigen Schnee stößt und den Horst des Adlers findet, und die verkalkten Knochen des Steinbockes, und in den Höhlen die Reste unbekannter Tiere – und wer endlich vollends eingeschlossen ist von wüstem Gewände und kein grünes Blatt mehr sieht und keinen Laut mehr hört, als das Sausen des Windes in den Riffen: dem muss doch wohl das Herz beben in Anbetung der unendlichen Kraft, die da in anscheinender Starrniss ewig wechselnd und gleichend die Felsen baut und zerstört.
Orginaltext von Peter Rosegger, Wanderungen durch Steiermark und Kärnten, 1876
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