Hätte sie sich diesen verdammten Hut doch nie aufgesetzt. Ja, warum eigentlich? War sie nicht schon lang genug auf dieser Insel um zu wissen, dass es nichts Gutes bedeutete, wenn so ein Kerlchen, das sie im ersten Moment an Jamari erinnerte, plötzlich auftauchte, sie in eine schwarze Ebene sog und ihr dort diese Kopfbekleidung aufschwatzte? Das roch gerade zu nur nach Frust und Scherereien, aber nein... einmal mehr war ihre Neugier größer als ihr Verstand, verbunden mit der abwegigen Hoffnung dieser Hut hätte auch irgendwo irgendwelche Vorteile für sie. Abgesehen von ihren Augen und der Tatsache, dass sie sich nicht mehr anständig die Haare waschen konnte, sowie der Ärger über die farbliche Dissonanz des Hutes zu ihrer üblichen Kleidung, änderte sich nichts. Sie wurde nicht mächtiger, sie erhielt nicht mehr als die übliche Beachtung und auf irgendwelche sabbernden Kerle, die ihrem Blick verfielen, konnte sie auch gut verzichten.
So zogen die Wochen ins Land. Der Hutmacher schenkte ihr den ein oder anderen wirren Traum und forderte sie dazu auf ihren Teil einer Abmachung einzuhalten, die er nie spezifiziert hatte. Für jeden Händler wäre diese Sache wohl ein nichtiges Rechtsgeschäft gewesen, da sie niemals zugestimmt hatte dem Hutmacher alles was er verlangte zu erfüllen. Leider hielten Dämonen recht wenig von den Regeln des Handels und davon, dass eine Leistung immer eine ebenbürtige Gegenleistung erforderte.
Um ihr also Beine zu machen diesen ungleichen Handel zu erfüllen, lies er sie hässlich werden, was sie dann doch als Anlass nahm den Hintern zu heben und seinen Forderungen nachzukommen. Es waren mehr Leute als erwartet, die sich einfanden um die Hallen der abtrünnigen Bestien zu stürmen. Warum auch immer der Hutmacher das wollte. Toran meinte um sich ihre Hörner einzuverleiben und selbst mächtiger zu werden. Die Bestien hingegen wurden vertrieben und schworen Rache an den Inselbewohnern. Der Hutmacher bekam, was er verlangte, nahm ihr den Hut aber dennoch nicht ab, weil die Aufgabe ja immer noch nicht erledigt sei.
Und so zogen weitere Wochen ins Land. Wochen, in denen sie darauf wartete, dass der Hutmacher ihr sagen würde, wie es weitergehen sollte. Aber nichts geschah. Von frei herumlaufenden Bestien auf der Insel keine Spur. Vom Hutmacher keine Anhaltspunkte. Nur der festsitzende Hut erinnerte, dass da doch noch irgendetwas war. Vielleicht war sie auch einfach immer nur am falschen Platz. Wenn Radak ein Ort war, den Dämonen und Bestien meideten, dann sollte es ihr nur recht sein.
Was ihr dann doch mehr zuschaffen machte war die Ahnungslosigkeit. Nirgends erhielt man Informationen darüber was das Ganze überhaupt sollte, was die Absichten und die Ziele des Hutmachers waren, wo er her kam, wo er hin wollte. Wobei nirgends natürlich nicht ganz richtig war. Ihr Vater würde schon etwas wissen. Es war irgendwie witzig, dass ihr Vater immer mehr wusste als sie selbst, obwohl sie es war, die diesen nichtsnützigen Hut trug und nicht er. Es gab ein altes Sprichwort, das da lautete, dass Macht Macht anzieht. Informationen waren Macht. Es war also quasie eine Art Naturgesetz, dass das Wissen über alles und jeden nur bei den Mächtigen landete. Was nützte dieses Wissen auch in den Händen einer verbitterten alternden Hexe oder eines einfachen Bauern? Sollten doch die Betroffenen einfach abwarten, bis andere ihr Dilemma für sie lösten. Mit etwas Glück würden die anderen sie vielleicht sogar an der Problemlösung teilhaben lassen und sie aufklären, was denn nun der Sinn des Ganzen gewesen sein sollte.
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„Probleme können nicht von den Personen gelöst werden, die diese erst verursacht haben.“
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