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 Betreff des Beitrags: Ein Brieflein steckt in der Tür zur Burgküche
BeitragVerfasst: 15.04.09, 17:37 
Einsiedler
Einsiedler
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In geschwungenen Lettern steht innen:

Oh holde Pharalis, mögen diese Worte euch genauso erfreuen, wie euer Antlitz meine Augen freut, Eure Stimme meine Ohren liebkost und euer Lächeln mein Herz durchbohrt

Heil der liebsten aller Frauen,
Die mein Herz erfreut und alle Sinne!
Mir tuts wohl, darf sie ich schauen,
Weil ich ihrer Güte fröhlich inne.
Sie ist mein Trost für Sehnsuchtsnot
Und für ein trüb Gemüte,
Sie macht vergessen mich den Tod –
Drum bitt ich die Viere, daß sie die Edle hüten!

Mich erfreut es schon, zu denken,
Wenn ich mag, der liebsten aller Frauen!
Will sich Gram ins Herz mir senken,
Macht michs froh, die Reizende zu schauen:
Der Braue Schwarz, ihr Augenpaar,
Des Mundes Purpurblüte.
Ob fern ihr, wünsch ich immerdar,
Daß die Viere die Reine Edle mir behüten!

gez.
Ein Rosenblatt


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Brieflein steckt in der Tür zur Burgküche
BeitragVerfasst: 15.04.09, 21:52 
Festlandbewohner
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Wenig später landete dieses Schreiben in den falschen, nämlich Maras, Händen. Zweifellos war sie überascht, dass hier, auffällig und für jedermann sichtbar, ein Brief steckte. Üblicherweise landeten die meisten Schriftstücke in verschlossenen Briefkästen oder wurden gesiegelt in die Hände eines zuverlässigen Boten gelegt. Bei dem ganzen Rest handelte es sich zumeist um Bestellungen, öffentliche Verkündungen oder Einladungen zu Bällen und Festen.
Mit vorfreudiger Begeisterung auf einen künftigen Ball entfaltete sie also jenes Schreiben; die ersten drei Worte appellierten an ihre Diskretion, die weiterführenden waren eine einzige Versuchung, nein, Einladung weiterzulesen. Die nächsten Zeilen erhitzten ihre Wangen und ließen ihr Herz schneller schlagen - Neugier, Neid und ein unglaublich schlechtes Gewissen plagten sie noch ehe das Schreiben ein Ende fand.

Panisch flüchtete sie möglichst ungesehen in ihre Kammer um dort nochmals den Dichtersworten zu huldigen. Kummervoll seufzend ließ sie sich zurück fallen und blickte leidvoll zur Decke auf, während der kleine Welpe den Augenblick der Schwäche nutzte und laut hechelnd auf das Bett hüpfte, erstmals ohne gleich wieder hinunter kommandiert zu werden. Wer war sie nur, dass sie fremde Liebespost las und auf ihr Zimmer nahm? Wie anmaßend war es die Liebe eines Ritters für sich beanspruchen zu wollen? Wie kindisch konnte man sein um auf den heldenhaften Ritter auf weißem Pferd zu warten? Das Leben auf dieser Insel war kein Mädchentraum und auch kein blumiges Gedicht; sie würde dennoch dafür Sorge tragen, dass Pharalis die Liebesworte persönlich empfing. Mit einem abgespannten Lächeln auf den Lippen schlief sie wenig später ein; sein Pferd war nicht einmal weiß.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Brieflein steckt in der Tür zur Burgküche
BeitragVerfasst: 17.04.09, 06:28 
Einsiedler
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In einer Taverne

Angestrengt drehte er den Kohlestift in seiner Hand. Gestern hatte er sie wieder gesehen und - oh welch Glück-, sie hatte auch gelächelt, wenn auch wahrscheinlich nicht wegen ihm. Leise seufzte er und obwohl bereits Worte auf dem Papier standen, so wurden sie doch nicht dieser Erinnerung gerecht. Insgeheim nannte er sich einen Narren wegen der Verwundbarkeit seines Herzens, aber naja... es war Vitamas Jahreszeit und es hatte ihn getroffen wie einen Blitz.
Wieder kritzelte er Worte auf das Papier, strich sie durch, seufzte leise. Wie belanglos doch alle Poesie sein konnte, wenn das Herz brennt und einem der Mute fehlt, seinen Mund zu benutzen. Und wenn er nur daran dachte, wusste er, wie unschicklich dies zum jetzigen Zeitpunkte sein würde.
Also doch lieber schreiben als darüber reden...
Sein Blick glitt am Tisch entlang zu einem Glas, in dem eine rote Wiesenblume steckte. Er hatte sie heute morgen gepflückt, als er eine morgendliche Runde um Falkensee gemacht hatte. Siebenwind war wunderschön im Frühling, das musste er gestehen. Wieviel schöner musste es sein, den Frühling zusammen mit ihr zu verbringen?
Einen kurzen Moment liess er seiner Fantasie freien Lauf, weil die Verlockung zu süss war. Doch wie immer fand er den Weg zurück in die Realität und zu seinem Dilemma.
Leise seufzend machte er sich wieder daran, Worte zu Papier zu bringen, die ihm so nichtig schienen im Antlitz seiner Herzensbegierde...

In Finianswacht

Eine rote Wiesenblume steckt an der Tür und ein Papier ist daran befestigt. In kleinen Lettern steht "Pharalis" aussen darauf, und wenn man dem Zettel öffnet in schwungvollen Lettern:

Ich dien ihr immer, die mir gab
Ein Leben mit leichtem Mute,
Wie ich nun lang gehalten hab,
Und gönnt es mir die Gute,
Die brachte meines Herzens Schrein
So manche Sorgeleere,
So legt auf meines Sanges Schein
Der Winter keine Schwere.
Ich will sie flehn, solang ich lebe,
Dass sie aus freudenbronne
Den Lohn mir nach dem Heile gebe.
Sie ist mir Sommerwonne!
Sie säet Blumen mir und Klee
In meines Herzens Anger,
Drum muss ich sein, wie mir's ergeh,
Der reichsten Freuden schwanger.
Vor ihrer Güte nie besteht
Mir eines Kummers Mühen,
Der Schein, der ihr vom Auge geht,
Der läßt mich schön erblühen,
Ganz wie die heisse Sonne tut
Den Bäumen in dem Taue,
So sänftet mir den schweren Mut
Von Tag zu Tag ihr als Fraue.
Ihr schöner Gruss, ihr milder Segen
Mit einem sanften Neigen,
Das lässet einen Vitamaregen
Recht an das Herz mir steigen.

gez.
Ein Rosenblatt


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Brieflein steckt in der Tür zur Burgküche
BeitragVerfasst: 18.04.09, 20:41 
Einsiedler
Einsiedler
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Registriert: 15.04.09, 16:48
Beiträge: 5
In Falkensee

Er fragte sich, ob sie seine Botschaften erreichten. Immer diese Unsicherheit, ob nicht der Wind oder ein Vogel die Gedichte stahl und sie so niemals erfahren würde, dass es jemanden gab, dem das Herz so schwer war vor Liebe. Gestern war er ihr sehr nahe gekommen, hatte aber nicht aussprechen können, was ihn bewegte. Lieber schreiben denn darüber reden...
Leise kratzte der Stift über das Papier und eine weitere Botschaft nahm Gestalt an.

In Finianswacht

Ein Brieflein steckt wieder an der Burgküche. Diesmal duftet es ganz leicht nach Rosen und das Papier ist mit Ranken geschmückt. Innen steht mit schwungvollen Lettern:

Mich betrübt, wenn manche sagen,
Die mich so im Jammer schauen:
Sprich, wem du dies Leid verdankst?
Wer verschuldet dein Verzagen?
Ists die Schönste von den Frauen,
Der du Lob und Ruhm nur sangst?
Such dir einen Leidvertreib,
Such dich kräftig aufzuraffen,
Denn du bist zum Mann geschaffen:
Kannst du widerstehn nicht einem Weib?

Ach, wie könnt ich die bestreiten,
Die mit Waffen, gut zur Wehre,
Einnahm meines Herzens Turm?
Der ist fest auf allen Seiten,
Sie ist schön und reich an Ehre,
Wie erhöb ich da den Sturm,
Daß ich sie davon vertrieb?
Leitern, Sturmbock oder Mangen
Könnten niemals sie erlangen:
Ach ich weiß, daß sie doch Siegerin blieb.

Ja, sie herrscht ganz uneinnehmbar
Stolz auf meines Herzens Zinnen,
Sich zur Freude, mir zum Schmerz.
Jeder Gast ist ihr verfembar,
Den zu fröhlichem Beginnen
Einzuladen wünscht mein Herz.
Auch bezwingt sie mir den Geist,
Daß er nichts sich macht zu schaffen,
Als daß mit verliebtem Gaffen
Er die Holde wie gebannt umkreist.

Wenn sie mich nur einmal riefe
Heim zu ihres Herzens Feuer,
Wo mein Glück beschlossen liegt:
All mein Sorgen dann entschliefe,
Läge dort als ihr Getreuer
Still von ihrer Huld gewiegt.
Zahlte dann als Gast den Zins
Gern für ihres Herzens Kammer,
Nie vertriebe mich der Hammer
Noch die Zange eines Wankelsinns.

Wunder kann ich tun mit Schnüren,
Fliegen kann ich, Felsen tragen,
Kann jedwede Ritterschaft;
An die Sterne kann ich rühren,
Pirschen, schießen, hetzen, jagen,
Weisheit nenn ich mein und Kraft.
Wild erregt mir dies den Sinn.
Wenn der Geist sich umgeschwungen,
Wenn ihn Müdigkeit bezwungen,
Muß er, will er ruhn, zu ihr doch hin!

gez.
Ein Rosenblatt


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Brieflein steckt in der Tür zur Burgküche
BeitragVerfasst: 22.04.09, 22:42 
Einsiedler
Einsiedler
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Registriert: 15.04.09, 16:48
Beiträge: 5
In Falkensee

Er sollte sich besser in Acht nehmen, fast wäre er ertappt worden, als er ein weiteres Gedicht schrieb. Er hatte es aber gut überspielen können und damit begründen, dass er noch seine Schreibarbeiten fertig machen müsse und deshalb nicht gestört werden wollte.
Welch Peinlichkeiten doch passieren konnten, wenn man nicht aufpasst. Für die Zukunft stand für ihn fest, dass er nicht mehr in Unmittelbarer Nähe schreiben würde, wenn man ihn erkennen konnte. Er wollte sich nicht durch Zufall offenbaren wollen, sondern dies zum rechten Zeitpunkt tuen, wenn sie ihm hoffentlich ein Zeichen geben würde.
Turbulente Zeiten standen bevor und wenn er es richtig einschätzte, würden dies auch nicht die rosigsten Zeiten für die Ritter werden. So hoffte er aber imständig, dass seine Gedichte sie von den schweren Sorgen ablenken und ihren Blick irgendwann auch auf ihn lenken mögen, so dass sie erkennen möge, dass es jemanden gibt, auf den sie auch ihre Sorgen laden konnte, der klaglos diese tragen würde, so sie ihm nur ein lächeln schenken möge.
Er seufzte leise und setzte einen Punkt unter den Text...

In Finianswacht

Ein kleiner gefalteter Brief steckt an Pharalis Tür, im Gegensatz zu den anderen Briefen, die an der Burgküche steckten:

Räumt den Weg der Schönsten aller Frauen!
Und die Tugendreiche laßt mich sehen!
Selbst ein König möchte gern sie schauen,
Und die Welt muß ihr es zugestehen.
Hoch vor Freude muß das Herz mir steigen;
Lob und Ruhm kann ich ihr nicht verschweigen,
Wo sie lebt, dem Land muß ich mich neigen.

Botin seid, Frau Minne, mir alleine,
Und vermeldet, daß ich sie nur minne,
Sie nur, ewig treu im Herzen meine,
Ob sie mir geraubt auch fast die Sinne.
Wollt ihr süßer Mund mir lieblich lachen,
Könnte sie das Herz mir heiß entfachen
Und dem Gram ein ewiges Ende machen.

Ach! die Blümlein falben auf der Heide,
Und sie hat mich tief in Not getrieben.
Ich bin wund von einem Doppelleide,
Daß mir keine Freude mehr verblieben.
Kränken kann sie mich und Heil mir schenken;
Wollt die Gute besser sich bedenken,
Würde Freude sie ins Herz mir senken.

gez.
Ein Rosenblatt


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Brieflein steckt in der Tür zur Burgküche
BeitragVerfasst: 23.04.09, 00:24 
Ehrenbürger
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Registriert: 15.11.06, 19:44
Beiträge: 836
Wohnort: NRW
Das Päckchen Briefe, das irgendjemand fein säuberlich mit einer blauen Samtschleife zusammengebunden und mit "Pharalis" gekennzeichnet auf den Küchentisch gelegt hatte, fiel Pharalis erst auf, als sie die Küchentür gähnend hinter sich schloss. Mit gerunzelter Stirn griff sie nach dem kleinen Bund an Briefen, zu müde, um sie heute noch zu öffnen - und um sich die Frage zu stellen, woher die gesammelten Briefe stammten. Für den Moment erinnere sie die Schrift an Mara Baldastis Art zu schreiben. Wohlmöglich hatte sie sie nicht finden können, und den abgegebenen Stapel fürsorglich so gesammelt.
Erst der ganz ähnlich wirkende Brief an ihrer Zimmertür verwirrte sie. Warum hatte sie ihn nicht zu dem Stapel gelegt?
Müde streifte Pharalis die Stiefel ab und stellte sie hinter ihre Tür. Tarnuk, der halbhohe, weiße Mischling rappelte sich von einem widerrechtlich eingenommenen Kissen vor dem Ofen auf, schüttelte sich, und trottete der Rothaarigen gähnend entgegen. Mit den von Brandnarben geprägten Händen entfaltete sie abwesend den neusten der Briefe, ehe eine Hand in das weiche Fell des Hundes wanderte, sie zu lesen begann - und stockte.

_________________
Bild
"Meine Mittelmäßigkeit erkennen. Nicht in geißelnder Selbstverachtung, nicht in Bekennerhochmut, aber als eine Gefahr für die Integrität des Handelns, wenn ich sie aus den Augen lasse."
- Hammarskjöld


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