Vorwort: Diese Geschichtensammlung dreht sich rund um das Hutmacher-Event. Teilnahme ausdrücklich erwünscht.

Abscheu. Bodenlose Abscheu. Der Puls raßt. Dann ein Stechen in der Brust. Die Welt verdunkelt sich...

Schlagartig war er wach. Sein Blick glitt ziellos durch den abgedunkelten Raum und blieb schließlich an der schlafenden Elfe neben ihm hängen. Gut. Er war also nicht tot. Nur ein Albtraum. Zitternd fuhr er sich mit den Händen über sein Gesicht. Kaum hatte er geschlossen, da sah er die Bilder des letzten Abends vor sich. Die Heilerin, wie sie vor ihm auf dem Boden lag und ihre Haut sich langsam verfärbte. Dann die Tentakel die auf einmal aus der Haut wuchsen, um sich schlugen und ihn schließlich von ihr fort schleuderten. Und er hörte die Stimme. Diese hasserfüllte Stimme des Dämons. Des Hutmachers. In der Hoffnung dieses Geschöpf provozieren zu können, hatte er es verhöhnt. All seine Kraft hatte er in den Angriff auf die Präsenz des Dämons gelegt - und war gescheitert. Nein. Er glaubte nicht länger, dass es sich hierbei um einen schwachen Dämon handelte. Was auch immer der Hutmacher getan hatte, mit wem auch immer er zusammen arbeitete - es hatte ihn stärker gemacht. So stark, dass die Macht eines einzelnen Hochgeweihten nichts gegen ihn ausrichten konnte...

Mit einem leisen Seufzen sank er zurück ins Bett. Hutmacher. Dieses abscheuliche Ding wagte es Vitamas Macht herauszufordern. Es würde Vitamas Macht zu spühren bekommen.

"Hutmacher!", flüsterte er leise, "Du hast mich ein Mal geschlagen. Aber beim nächsten Mal werde ich stärker sein. Und dann wird dich nichts mehr vor dem Zorn Vitamas retten können. Du bist nur ein Schatten. Ein Nichts."

Schlaf übermannte ihn wieder. Ein unruhiger Schlaf. Noch mehrere Male erwachte er, bis der Morgen kam.

Mit einem schweren Seufzer ließ er sich auf die Bank im Tempel fallen und blickte nachdenklich nach vorne zum Altar. Die Situation war in den letzten Tagen nicht leichter, sondern viel schwerer geworden. Zwar war es ihm gelungen Galdiell von dem Hut zu befreien, aber gleichzeitig hatte er von dem missglückten Versuch der Magier erfahren, den Hutmacher zu schwächen. Stattdessen streiften die Friedhofsdämonen nun auf der Insel herum und verbreiteten Angst und Schrecken. Narren! Dann waren die Nachrichten vom Festland gekommen und hatten seine ganze Aufmerksamkeit erfordert. Der Konflikt im Norden und im Süden des Reiches, der drohende Bürgerkrieg, der Atmende Tod...

Seine Aufmerksamkeit wurde auf etwas anderes gelenkt, als die Bellumsanwärterin und der Diener Morsans den Tempel betraten. Nach einem kurzen recht hitzigen Gespräch eilte die Anwärterin wieder davon, während der Diener Morsans sich neben ihm niederließ.

Bis zu den Knöcheln stand er in dem schleimigen Wasser im Keller der Akademie als der Bannkreis, dessen Macht gerade noch einen Dämon gehalten hatte, von dem Elfen aufgelöst wurde. Der Raum sah aus als hätte eine Schlacht statt gefunden... nunja, streng genommen hatte sie das auch. Wie zu erwarten war der Dämon aus der Antidomäne von Xan erschienen als Ayleen einen Tropfen ihres Blutes ins Wasser des Bades fallen ließ, kombiniert mit den Hilfeschreien die sie vorgab. Im Gang hatten sich die Leute gestaut, Korena mit ihren Schläuchen reinen Wassers, die anderen Graumagier und die zwei elfischen Weißmagier. Kaum hatte der Dämon sich durch die Türe gewagt hatten sie mit ihrer gesamten Macht zugeschlagen, Flammen die bis zur Decke schlugen, Blitze die den Raum in gleißendes Licht hüllten und das Wasser, welches den Dämon mehr schwächte als jede andere Attacke und schließlich der Bannkreis, welcher den Dämon band und erlaubte seinen Leib zu vernichten.

Drei besiegt, zwei weitere noch frei und dann natürlich noch der Hutmacher. Soweit er das gesehen hatte, war der Hutmacher nicht erschienen um die Macht der besiegten Dämonen zu rauben, er konnte also mit gewisser Sicherheit ausschließen dass dies sein Ziel war. Blieb also nur die andere Schlußfolgerung dass der Hutmacher hoffte zurück in die Gunst des Einen zu kommen indem er die Verräter, die vor vielen Jahren im Gefolge von Sha'Nhaz'Ghul auf Siebenwind ankamen, vernichten. Soweit so gut. Noch zwei zu vernichten und dann bestand die Hoffnung dass der Hutmacher selbstständig nach Mandor zurückkehrte oder, falls er es sich doch noch anders überlegen sollte würde man ihn eben auch bannen. Wenigstens wären die Leute die Hüte los wenn der Hutmacher seinen Teil des Paktes erfüllen musste.

Noch zwei, und Siebenwind wäre endlich mal wieder frei von Dämonen, auch wenn die Friedhofsdämonen nun nicht unbedingt die größte Bedrohung gewesen waren. Dämon war Dämon und einer weniger ist besser als einer mehr.

Noch zwei. Doch zuerst, noch ein Versuch den Hutmacher zu vernichten.

Hätte sie sich diesen verdammten Hut doch nie aufgesetzt. Ja, warum eigentlich? War sie nicht schon lang genug auf dieser Insel um zu wissen, dass es nichts Gutes bedeutete, wenn so ein Kerlchen, das sie im ersten Moment an Jamari erinnerte, plötzlich auftauchte, sie in eine schwarze Ebene sog und ihr dort diese Kopfbekleidung aufschwatzte? Das roch gerade zu nur nach Frust und Scherereien, aber nein... einmal mehr war ihre Neugier größer als ihr Verstand, verbunden mit der abwegigen Hoffnung dieser Hut hätte auch irgendwo irgendwelche Vorteile für sie. Abgesehen von ihren Augen und der Tatsache, dass sie sich nicht mehr anständig die Haare waschen konnte, sowie der Ärger über die farbliche Dissonanz des Hutes zu ihrer üblichen Kleidung, änderte sich nichts. Sie wurde nicht mächtiger, sie erhielt nicht mehr als die übliche Beachtung und auf irgendwelche sabbernden Kerle, die ihrem Blick verfielen, konnte sie auch gut verzichten.

So zogen die Wochen ins Land. Der Hutmacher schenkte ihr den ein oder anderen wirren Traum und forderte sie dazu auf ihren Teil einer Abmachung einzuhalten, die er nie spezifiziert hatte. Für jeden Händler wäre diese Sache wohl ein nichtiges Rechtsgeschäft gewesen, da sie niemals zugestimmt hatte dem Hutmacher alles was er verlangte zu erfüllen. Leider hielten Dämonen recht wenig von den Regeln des Handels und davon, dass eine Leistung immer eine ebenbürtige Gegenleistung erforderte.

Um ihr also Beine zu machen diesen ungleichen Handel zu erfüllen, lies er sie hässlich werden, was sie dann doch als Anlass nahm den Hintern zu heben und seinen Forderungen nachzukommen. Es waren mehr Leute als erwartet, die sich einfanden um die Hallen der abtrünnigen Bestien zu stürmen. Warum auch immer der Hutmacher das wollte. Toran meinte um sich ihre Hörner einzuverleiben und selbst mächtiger zu werden. Die Bestien hingegen wurden vertrieben und schworen Rache an den Inselbewohnern. Der Hutmacher bekam, was er verlangte, nahm ihr den Hut aber dennoch nicht ab, weil die Aufgabe ja immer noch nicht erledigt sei.

Und so zogen weitere Wochen ins Land. Wochen, in denen sie darauf wartete, dass der Hutmacher ihr sagen würde, wie es weitergehen sollte. Aber nichts geschah. Von frei herumlaufenden Bestien auf der Insel keine Spur. Vom Hutmacher keine Anhaltspunkte. Nur der festsitzende Hut erinnerte, dass da doch noch irgendetwas war. Vielleicht war sie auch einfach immer nur am falschen Platz. Wenn Radak ein Ort war, den Dämonen und Bestien meideten, dann sollte es ihr nur recht sein.

Was ihr dann doch mehr zuschaffen machte war die Ahnungslosigkeit. Nirgends erhielt man Informationen darüber was das Ganze überhaupt sollte, was die Absichten und die Ziele des Hutmachers waren, wo er her kam, wo er hin wollte. Wobei nirgends natürlich nicht ganz richtig war. Ihr Vater würde schon etwas wissen. Es war irgendwie witzig, dass ihr Vater immer mehr wusste als sie selbst, obwohl sie es war, die diesen nichtsnützigen Hut trug und nicht er. Es gab ein altes Sprichwort, das da lautete, dass Macht Macht anzieht. Informationen waren Macht. Es war also quasie eine Art Naturgesetz, dass das Wissen über alles und jeden nur bei den Mächtigen landete. Was nützte dieses Wissen auch in den Händen einer verbitterten alternden Hexe oder eines einfachen Bauern? Sollten doch die Betroffenen einfach abwarten, bis andere ihr Dilemma für sie lösten. Mit etwas Glück würden die anderen sie vielleicht sogar an der Problemlösung teilhaben lassen und sie aufklären, was denn nun der Sinn des Ganzen gewesen sein sollte.