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 Betreff des Beitrags: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 24.02.09, 13:49 
Einsiedler
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"Es ist noch immer recht kalt. Ich bin nur froh, dass meine Robe eine Kapuze hat - den Hut hätte es mir bei dem Wind sicherlich längst weggeweht. Oder man hätte ihn mir geklaut, zusammen mit der Börse. Nur gut, dass ich nicht das Gesamte meiner spärlichen Finanzen mit mir herumtrage...reich werden die mit dieser Beute nicht geworden sein. Widerlinge. Vater hätte so jemanden sicherlich auf dem Stall auspeitschen lassen, hätte er sie auf seinem Land erwischt."

Der kleine Kohlestift knirschte bei den letzten Worten angestrengt, als er viel zu fest auf das Blatt gedrückt wurde, und glitt schließlich herab.
Diesen alten, in Silber eingefassten Stift und das dazugehörige lederne Büchlein mit bereits etlichen beschriebenen Seiten schleppte die Schreibende seit Beginn der dürftig (um nicht zu sagen, gar nicht) organisierten Reise mit sich herum, immer mal wieder zu ruhiger Stunde den eigenen schriftstellerischen Ambitionen fröhnend. Wirklich begründet waren diese derweil nicht, hatte die junge Frau außer einer so geübten wie verschnörkelten Schrift kaum etwas vorzuweisen, weder besonderes Talent, noch tiefgründige Ideen. Im Grunde war ihr das auch bewusst, was dazu führte, dass der kleinen Leidenschaft ausschließlich im Geheimen, ohne fremde Blicke, genüge getan wurde.

Für heute war die Lust auf das Schreiben allerdings vergangen, verjagt von dem heraufbeschworenen Gespenst der väterlichen Züge. Ein kleines Seufzen, dann schlug Alexandra das Buch zu, bettete ihr Kinn darauf, um trübselig in die Dunkelheit des Schlafhauses zu starren.
Irgendjemand schnarchte...und weiter hinten hörte man immer mal wieder schläfriges Gemurmel. Das, und dazu ein nicht sonderlich frischer im Schlafraum, sorgten nicht die erste Nacht für gewisse Schlafproblematiken bei der jungen Frau. Dazu noch die Sorgen um das Geld, darum, was sie hier überhaupt machen wollte (oder konnte) - all dies ließen im flachsblonden Köpfchen nach und nach die Erkenntnis entstehen, dass es vielleicht nicht unbedingt die beste Idee ihres Lebens gewesen war, auf diese Insel zu kommen.
Was anfangs noch wie ein aufregendes Spiel angemutet hatte, hatte bereits nach wenigen Tagen unter Fremden, in ungewohnt spartanischen Lebensbedingungen jeglichen Reiz verloren gehabt, ein Gefühl zunehmender Überforderung hinterlassend. Wenigstens...wenigstens hatte sie nun aber den ersten Anhaltspunkt, auch wenn dieser recht schwammig klang - eine Ausbildung in dieser Kämpferschule. Dann hätte sie zumindest etwas vorzuweisen. War die Idee mit der Schule vor nicht ganz einem Zyklus noch eher aus Aufregung und verletztem Stolz entstanden, allein dazu da, dem so rüpelhaft anmutenden Kerl in der Bank einen Plan vorhalten zu können (Alexandra litt, wie so Viele, an dem Zwang, wildfremden Leuten irgendetwas beweisen zu müssen), gefiel sie der jungen Frau doch immer mehr. Vor allem jedoch klang es nach einer Perspektive, die auch ihrem Vater gefallen hätte. Das war wichtig.

Erneut erklang ein klägliches Seufzen, dann klaubte sie Büchlein und Stift von der Decke, stopfte sie in den mager gefüllten Beutel unter dem eigenen Kopfkissen, um sich schließlich unter der Decke zusammenzurollen.
Irgendjemand schnarchte...so würde sie nie einschlafen können. Der ärgerliche Gedanke war kaum verflogen, da fielen die hellen, fast glasig anmutenden Augen bereits zu.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 25.02.09, 12:51 
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Was als sanfter Tanz großer Flocken begonnen hatte, wuchs im Laufe des nächsten Zyklus zu einem regelrechten Schneetreiben, das die Dächer und Wege mit einer dünnen Schicht gefrorener Kälte bedeckte. In die Zuflucht, die das Vordach der Herberge darstellte, verirrten sich nur dann und wann einige der größeren Kristalle, schmolzen ohne die Verstärkung ihrer Geschwister dahin und wandelten sich, unbeachtet von der Aufmerksamkeit des einsam harrenden Mannes, zu Wasser.

Die ursprüngliche, kreatürliche Furcht vor der Dunkelheit, die im Leben des noch jungen Mannes sorgsam verfeinert worden war, hatte eine unliebsame Ausprägung in häufiger Schlaflosigkeit gefunden, die sich mit genug Unrast verbündete, um das stumme Abwarten im überfüllten Schlafsaal unerträglich zu machen. Hier draussen, wo der die Wolken beleuchtende Glanz Vitamalins ein Echo im Schnee fand, erschien die Brust viel weniger eng.

Was machte es da schon, dass ein unachtsamer Blick nach oben die verhüllte Drohung des Finsterauges offenbart hatte, jener sagenhaften Drachenklaue, die der Nachtfürst einst an den Himmel geworfen hatte?

Die Erinnerung an die vor Jahren erhaltenen Unterweisungen ließen einen Schauder durch den Schlaflosen laufen, zeugten eine Kälte, gegen die der dicke Überwurf so wenig half, wie das erbärmlich schwache Licht der blakenden Talgkerze, die so tapfer wie vergeblich gegen die Finsternis des Dunkelzyklus ankämpfte.

'Er sieht mich. Immer.'

Der furchtgeborene Gedanke war nicht neu, sondern ein alter Bekannter, gezeugt in jenen düsteren Stunden die dem Verlust des eigenen Fingers vorangegangen waren - aber trotz der weitergewanderten Jahre hatte die Feststellung nichts an Gewicht verloren, brachte auch jetzt den Herzschlag dazu sich rasend zu beschleunigen, bis heller Schmerz gegen die Rippen pochte und nichts außer der ziehenden Enge mehr Platz im Bewußtsein des Mannes mehr hatte.

Erst als die widerstrebend flackernde Kerze durch einen Windstoß ausgelöscht wurde, fand der Braunhaarige zu sich selbst zurück, rang keuchend nach Atem ohne das Zittern der verbliebenen neun Finger beherrschen zu können. Auch dieses Mal hatte der Nachtfürst sich gnädig - oder gleichgültig - gezeigt und das Leben des wertlosesten seiner Diener nicht als beendenswert beurteilt. Vielleicht beim nächsten Mal.

Darin, machte der bebende Mann sich einmal mehr bewußt, lag das Hauptdilemma der ihm auferlegten Pflichten. Der düstere Herrscher war ein Zerstörer. Wer ihm zu gut diente, schob sich damit in den Fokus einer Aufmerksamkeit, die keine Belohnungen kannte und Anhänger ebenso wie Feinde zerfetzte. Wieviel besser war es da ein kleines, unwichtiges Leben zu sein, das zwar während des Großen Umbruchs ebenso ausgelöscht werden würde, bis dahin aber zumindest nicht zertreten wurde? Auf der anderen Seite war Ungehorsam, ja sogar Verzögerung ebenfalls undenkbar, denn ER würde davon erfahren und die kleine Störung dann bevorzugt beseitigen.

'Was ich auch tue - es bringt mich näher an die große Dunkelheit.'

Das erschöpfte Entsetzen wich matter Resignation, die sich in mittlerweile nur noch vereinzelt fallenden Schneeflocken fing, dann langsam abebbte, bis nur bange Entschlossenheit blieb.

'Wenn alle Wege gleich falsch sind, dann spielt die Richtung keine Rolle.'

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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 25.02.09, 14:21 
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Früher oder später, das war dem ruhelosen Wanderer durchaus bewußt, würde der Schlaf ihn doch überwältigen. Mochte der kleine Bruder des Todes ihn im Augenblick auch fliehen, so schlug er später umso heftiger zu, forderte bisweilen ganze acht Zyklen ein, bis er sich befriedigt wieder zurückzog.
Jetzt, während der frischgefallene Schnee unter den Füßen knirschte, wirkte diese Vorstellung vollkommen fern. Mit dem Licht des neuen Zyklus war auch das vorher ruhende Leben wieder erwacht, allerorts ließen sich geschäftige Menschen erahnen, die strebsam ihrem Tagewerk nachgingen - und wenn es darin bestünde einen runden Krug bis zur Neige zu leeren, wie es bei einem gegen den Brunnen gelehnten abgerissen wirkenden Mann der Fall war.

All das ließ Eddard unberührt - die klamme Erleichterung hatte sich in Entschlossenheit gewandelt, zementiert durch das Sicherheit des immer wieder lautlos gemurmelten Mantras über die gleichartige Falschheit aller Wege.

Aus dieser Perspektive betrachtet waren die zurückliegenden Zyklen ein voller Erfolg gewesen: Aus dem Schiffsbrüchigen, der dem Wrack der einst stolzen "Sturmkönigin" mit kaum mehr als ein paar zerschundenen Fäden am Leib entstiegen war, war ein zumindest vorzeigbarer Mann geworden, dessen Mantel zwar noch immer nach Seewasser roch, der aber farblich zum geschenkten Waffenrock passte.
Falkensee zu erkunden war interessant gewesen, eine fast fiebrig machende Aufgabe, die trotz aller Trivialität an den Nerven des Braunhaarigen zehrte - letztlich war all das Feindesland und der einzige Rückzugsort war in unerreichbarer Ferne. Gleichzeitig waren aber auch die gewohnten Augen der Aufpasser fern und dieses unerwartete Gefühl von Freiheit weckte und dämpfte gleichzeitig die Lebensgeister. Natürlich: IHM zu entkommen war unmöglich.

Dennoch ertappte Eddard sich dabei die belanglose Konversation mit einer flachbrüstigen jungen Frau zu genießen, bis er verblüfft feststellte, dass die sich aufzeigende Richtung ganz ohne sein bewußtes Zutun neue Möglichkeiten eröffnete. Die Lehrmeister, das dämmerte ihm, während er der unablässig erzählenden jungen Frau in Richtung der sich trutzig erhebenden Burg folgte, betrachteten die Sache klar zu einseitig.

'Aber gleichzeitig muss es das sein, was sie von mir erwarten. Es ist völlig unmöglich mit .. klassischen .. Mitteln an den Platz zu kommen, den sie mir befohlen haben.'

Das offensichtliche schlechte Gewissen der jungen Frau beim Betreten des Burghofes wandelte sich im Begreifen Eddards zu Inspiration, ließ ihn die mächtigen Wehranlagen genauer und sorgsamer betrachten, als er es sonst vielleicht getan hätte - und dann fügten die sich über den Abend aufgesammelten Puzzlestücke unversehens zusammen. Der stämmige Hüne, der sich dazu herabließ die Fragen nach dem Schauspiel der Musterung zu beantworten war ein Ritter der Sieben Winde.

'Unmöglich diese Chance ungeprüft durch die Finger gleiten zu lassen.'

Also fand der Braunschopf sich wenig später, getrennt von der flachsblonden Begleiterin in Gegenwart von gleich sechs Gardisten, die dem musterwilligen Bewerber auf den Zahn fühlten. Die eigene, in zahllosen anstrengenden Gesprächen gefestigte, mit Details ausgeschmückte Geschichte schmeckte roh und ungeschlacht auf der seiner Zunge, löchrig wie die Netze der meisten Fischer Rothenbuchts, aber nichts in der Miene der Fragenden verriet eventuelles Misstrauen.

'Dennoch haben sie sich nicht beschwatzen lassen.'

Diese Feststellung wurde einen knappen halben Zyklus später getroffen, während Eddard durch den fallenden Schnee zum notdürftigen Quartier des Schlafsaales zurückkehrte, aber das halb erwartete Gefühl von Enttäuschung wollte sich dennoch nicht einstellen. Was vorher vollkommen unvertrautes Gebiet gewesen war, besaß nun bereits Gesichter und einen möglichen Ausblick.

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 Betreff des Beitrags: Stille
BeitragVerfasst: 1.03.09, 14:32 
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"Herr Starnbrucken ist ein seltsamer Mann. Eigentlich kann man vernünftig mit ihm reden, doch man weiß nie, wann er plötzlich seinen Ton vergisst und irgendwelche Ungebührlichkeiten von sich gibt. Das kommt davon, dass er früher mit nicht besonders guten Menschen zu tun hatte, so erklärt er es jedenfalls. Außerdem sieht er vor lauter fehlendem Schlaf wie ein wandelnder Toter aus. Gut, dass ich ihn vorher kennenlernte und weiß, dass es nur so aussieht.
Heute habe ich ihn übrigens mit Wein übergossen. Absichtlich. Er hat es verdient, aber nun tut es mir leid. Wir sollten versuchen, freundlicher zueinander zu sein, schließlich haben wir das gleiche Ziel, wie es scheint. Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, ihn nicht mehr mit Wein zu begießen.
Und auch nicht mehr zu ohrfeigen."


Sie träumte von ihrem Zuhause dieses Mal. Von dem kleinen, im frischen Grün der Wiesen versunkenen Gut, von dem Kaminzimmer mit seinen riesigen, alten Sesseln, auf denen sie als Kind nur zu gern herumhüpfte, sobald das Kindermädchen nicht hinsah. Von ihrem Vater schließlich, den von einem gepflegten grauen Bärtchen gezierten, wettergegerbten Zügen und der tiefen Stimme, die noch beim ruhigsten Wort so klang, als müsste er eine Armee auf freiem Feld befehligen.
Irgendwann schwanden die bildgewordenen Erinnerungen, machten plötzlich dem hellsehenden Elfen Platz. Er hielt die Karte mit dem gehörnten Wesen in der Hand und jagte Alexandra damit hinterher, dabei den Ruf einer alten Eule nachahmend.

Sie erwachte mit klopfendem Herzen, brauchte erst einige Minuten, um sich zu orientieren und schließlich durchzuatmen. Durch die beschlagenen Fensterscheiben des Schlafraumes drang das erste, graue Licht eines neu anbrechenden Zyklus.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 2.03.09, 15:44 
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'Es ist kälter geworden.'

Zwei weitere Tage ohne Schlaf, zwei weitere Tage, die ähnlich wie der rasche Wechsel von Hell und Dunkel zwischen hektischer Aktivität und fast bewußtloser Erschöpfung schwankten - und noch immer verweigerte Morsan die Gnade seines Geschenkes. Erquickender Schlaf und verheissungsvolles Traumgesichter waren neben der Erlösung des Todes die Segen des stillen Hirten, aber das aus der Herde entflohene Schaf fand keinen Platz in diesem geworfenen Schatten.

Das war für Eddard nichts Neues, ganz im Gegenteil war er sich dieser Entwicklung gewiss gewesen im gleichen Moment, da er den ersten Fuß auf die Sturmkönigin gesetzt hatte - jenes Schiff, das ihn mehr Schlecht als Recht nach Siebenwind gebracht hatte. Die Schlaflosigkeit begleitete ihn an jeden neuen Wort, war ein ungeliebter Gast, dessen erneuter Besuch sich trotz aller Abwehr nicht vermeiden ließ. Alle Versuche diesen Preis zu vermeiden waren fehlgeschlagen: Leichte Schlafmittel zeigten überhaupt keine Wirkung und das bezaubernd schillernde Pulver aus den getrockneten Samen des Südlichen Milchmohns war nur geeignet gewesen eine zwei Tage dauernde Bewußtlosigkeit zu erzeugen, aus der der Braunhaarige ohne die geringste Erholung erwachte.

'Es spielt keine Rolle warum ich die Herde verlassen habe. Am Rande des Entsetzens, die Fänge der Hütehunde vor und das alles verschlingende Entsetzen hinter mir, bleibt mir keine Wahl: Ich kann nur nach vorn und das Knurren aus der Kehle der Wächter würgen.'

Unter anderen Umständen hätten diese Gedanken Bitterkeit gezeugt, Verärgerung vielleicht - aber unter dem großen Gleichmacher der völligen Erschöpfung wurden selbst diese Wogen wie von ausgegossenem Öl geglättet. Für einen zeitlos langen Augenblick erlosch jeder menschliche Verstand, reduzierte das Selbst des Mannes auf eine dumpf starrende atmende Hülle, bevor neue Gedanken hervorquollen und die Leere ausfüllten.

'Lilienthal.'

Der Anblick des geleerten und dann umgeworfenen Holzbechers auf dem Boden neben dem Bett, rief die Erinnerungen an das Gespräch des Abends zurück, zeichnete das verblassende Antlitz der jungen Frau mit dem flachsblonden Haar, die so überzeugt von den Segnungen der Viere gesprochen hatte, ohne die aus Müdigkeit geborenen Einwände Eddards gelten zu lassen. Selbst jetzt, da der Abschied schon einen ganzen Zyklus zurücklag und das vorbeigebrachte Baldriansud getrunken worden war, geisterten die Worte noch immer im Ohr des Mannes herum, zeugten eine scharfe Bitterkeit auf der Zunge, die mit dem faden Geschmack des Abendessens nichts zu tun hatte.

'Woher soll sie auch wissen, dass alles Hoffen vergeblich ist. Die Gnade der Schäfer ist nicht mehr als eine Illusion, genährt durch den Einen. Er wartet, wartet, bis der Braten groß genug für das Schlachtfest geworden ist. Es gibt kein Entkommen. Nicht für die Schafe, nicht für die Hunde. Nicht einmal für die Hirten.
Sie alle sind in SEINER Hand.

Und erst, wenn ER nach der Welt sich Selbst verschlungen hat, wird SEIN Zorn ein Ende finden.'


Eiskalte Finger berührten das stoppelbärtige Kinn, zogen sich weiter über die eingefallenen Wangen zu den Augen hin und bedeckten diese, für einen Moment die Illusion von Dunkelheit gewährend, bevor ein diesmal nicht aus Kälte gezeugtes Schaudern eine neue Phase hektischer Aktivität einläutete. Das karge Zimmer blieb ebenso zurück wie der schlafende Gasthof, als die Straßen Falkensees den Unruhigen willkommen hießen.

Der fallende Schnee verwischte die Spuren rasch wieder.

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 Betreff des Beitrags: Eine Motte zu fangen
BeitragVerfasst: 8.03.09, 16:54 
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'Direkt ins kalte Wasser.'

Die eisige Herrschaft des Frostes, die sich im Besitzanspruch knirschenden Reifs und lockeren Schnees überaus deutlich gezeigt hatte, war unter den Regenfällen der letzten Tage erbärmlich zusammengeschmolzen. Für den gewöhnlichen Inselbewohner mochte sich in dieser Entwicklung die Versicherung finden, dass Vitamas Tage nahten und damit die Verheissung von treibendem Grün auf kahler Erde - aber dennoch flohen sie die eisigen Regengüsse weitgehend, verbargen sich vor der ersten Botschaft des Jahrezeitenwandels noch mehr als vor den zuvor herrschenden Flocken.

Eddard hatte in den zurückliegenden Jahren ein überaus zwiespältige Verhältnis zu den Vieren und ihren Geschenken entwickelt, sorgsam kultiviert durch die Geschenke von Furcht und Schmerz, die seine Lehrmeister so präzise einzusetzen wußten, wie ein Feldscher sein Messer, aber trotz der allumfassenden Macht, die über ihn ausgeübt worden war, blieben zwangsläufig manche, winzige Geheimnisse verborgen, die der Heranwachsende in einem Winkel seines Herzes ausbewahrte.

Die Liebe zu diesem ersten Regen des Jahres gehörte dazu und als hätte Vitama gespürt, dass dieser zum dunklen Himmel hinaufstarrende Mann ihr Geschenk nötig hatte, gab sie reichlich davon, bis die gepflasterten Straßen Falkensees sich in steinerne Flussbetten verwandelten, auf denen das Wasser gurgelnd entlangschoss - viel zu rasch für die langsam schluckende Welt unter der Oberfläche.

'Die eigentliche Frage ist: Warum Siebenwind? Warum diese Insel? Die Meister sind genau darüber im Bilde, wie gering mein Wissen über das Eiland, über die Machtstrukturen und Geschichte ist - und dennoch schicken sie mich hierher, mit einem Auftrag, wie er abstrakter kaum sein könnte. Das widespricht Allem, was sie gelehrt haben. Also muss die erste Frage sein: Was wollen sie mir damit sagen?'

Seit dem Gespräch mit Cenderic Tibur und der Besichtigung der Liegenschaft des Löwenordens kreisten die Gedanken des Mannes immer wieder um diesen Punkt, ohne jeweils zu einer Erleuchtung durchstoßen zu können, klammerten sich an die gewechselten Worte, um schliesslich unabwendbar zum Wall zurückzukehren. Bereits Tage zuvor, während einer der Gespräche mit der flachsblonden Lilienthal, war von jenem Wall und der Wacht des Löwenordens die Sprache gewesen, aber erst dort, in der Wärme, Behaglichkeit bietenden Gegenwart der Taverne, hatte Eddard erfahren, was es mit dem Wall auf sich gehabt hatte.

'Direkt ins kalte Wasser.'

Die Lippen verzogen sich bei der Erinnerung an die eigene Überraschung zu einem leichten Lächeln, vertrieben den matten Unmut über die kalten Fingerspitzen aus dem Bewußtsein.

Die Worte Tiburs hatten ein Bild gezeichnet, das machtvoll gewesen war, um sich in das sprichwörtliche Licht zu verwandeln, das die Aufmerksamkeit Eddards in eine schwirrende Motte verwandelte. Sicher: Der Auftrag forderte seinen Buchstaben gemäß Anderes, aber die geschenkte Freiheit erlaubte Schlenker auf dem Weg, Umwege vielleicht gar, die letztlich sicherer zum Ziel führen konnten, als ein direkter Vorstoß.

'Aber kommt die Motte dem Licht zu nah, dann ist es um sie geschehen.'

Der Gedanke hatte etwas Tröstliches.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 11.05.09, 19:15 
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Das Zwielicht der heraufdämmernden Helligkeit malte draussen, vor dem mit vergilbten Vorhängen schamhaft bedeckten Fenster erste Details in das, was vorher konturlose Dunkelheit gewesen war. Der geduckte Klumpen lauernden Verhängnisses an den Wurzeln der geschwisterlos ragenden Graubirke zerfaserte mehr und mehr, verlor mit jedem Detail mehr an wuchtiger Präsenz, bis das dem Schwarz folgende Indigo in mit sanften Tönen von Rot und Gold untermalten Details verlorenging und die wahre Natur des wuchernden Beerenstraußes enthüllte. Nicht mehr lange und das erste blendende Licht des dräuenden Zyklus würde neben dem Grün der Blätter auch das satte Purpur der prall lockenden Früchte enthüllen.

'Eine Warnung für Jeden, der hinzusehen gelernt hat.'

Von draussen, gerade aus der Perspektive eines Vogels, der instinktiv um die Gefahren des Gesträuches wußte, in dessen Zweige er nichtsdestotrotz sein Nest erbaut hatte, blieb vom stummen Beobachter nicht mehr als ein undeutlicher Schattenriss hinter eben jenen, wahrscheinlich irgendwann einmal als ganzer Stolz glücklicher Auswanderer nach Siebenwind gelangter Vorhänge. Einstmals, darauf wiesen die sauberen Stickereien ebenso hin, wie der sorgsam ausgeführte Spitzenbesatz, hatte dieses Stück Stoff ein Vermögen gekostet.
Jetzt fraßen die Jahre auch die letzte noch verbliebene nostalgische Würde und färbten das ehemals strahlende Weiss mit dem elfenbeinernen alter Zähne.

Der Schattenriss kam nicht von ungefähr, war das Symptom einer ganzen Kette von Ursachen, die dazu geführt hatten, das mit dem Einbruch der Dunkelheit ein Halbdutzend Kerzen entzündet worden waren, deren Licht durch die ruhelose Wanderung des Mannes ganz spiegelbildlich zitternde, blakende Aufregung sein mußte.

'Das Licht vertreibt die Dunkelheit.'


Selbst auf den zweiten Blick hätte Niemand den einsamen Anwesenden für einen Schönling gehalten: Die breiten Schultern und kräftigen Arme wären vielleicht in der Lage gewesen Wohlgefallen zu wecken, aber das von eingefallenen Wangen und bohrenden Augen bestimmte Antlitz mit den zusammengekniffenen schmalen Lippen zeugte allzu oft von unbestimmter Getriebenheit, verlor sich dann in Grobheiten und Zorn, die am Grund einer von tiefster Furcht erfüllten Seele wie Geschwüre wucherten.

'Ich weiss alles über Angst. Aber das reicht nicht.'

Einen Moment lang durchbrach aufrichtige Belustigung die zähe Patina selbstgefälliger Depression, zeugte ein dumpf aus der Kehle kriechendes Auflachen, dem ein wütender Hieb nach einer der wachsgeformten Kerzen folgte. Die Gesamtheit des behütenden Lichtes schrumpfte zusammen, heisser Wachs benetzte die Linke und hinterließ Spuren auf dem hellen Wams und dem dunklen Umhang, den abzulegen der Mann nicht über sich gebracht hatte.

"Verdammt!"

Die Hast mit der über den blauen Stoff gerieben wurde, hätte etwas Komisches gehabt, wäre da nicht die beinahe schon feindselig zu nennende Verbissenheit gewesen, die die Züge des Mannes in Beschlag nahm, selbst den Ärger vertreibend, während der auskühlende Wachs beharrlichen Widerstand leistete.

"Ich frage mich, ob das bereits Verrat ist, Dreizehn."

Selbst ein unmittelbar durch das verstaubte Fenster mit den vergilbten Vorhängen einschlagender Blitz hätte keine durchschlagendere Wirkung erzielen können, als der helle Klang der die abgestandene Luft des Zimmer füllenden Kinderstimme: Noch während das krampfende Herz entsetzt zwei Schläge aussetzte, spannten die Muskeln sich von selbst, sorgten in der Urverkörperung des instinktiven Fluchtreflexes für einen nach vorn gerichteten Sprung. Der dumpfe Zusammenprall von Fleisch und Holz zerschmetterte das fragile Gleichgewicht der gusseisernen Leuchter, löschte das Licht der verbliebenen fünf Kerzen.

Vor den Fenstern, dort wo die bereits erwachten Vögel dazu ansetzten den anbrechenden Zyklus zu begrüßen, brachte der Glanz Felas die Farben zurück.

Drinnen gab es nur Dunkelheit.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 12.05.09, 20:43 
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Der Braunschopf selbst wäre nie auf die Idee gekommen sich als besonders phantasievoll anzusehen, aber dennoch barg seine Vorstellungskraft tiefgehende Abgründe, erfüllt von zuckenden Schemen und düsteren Drohungen, die zurückstarrten, wenn der Blick hinab gewagt wurde. All das, so wußte er, war wirklich, wartete nur einen Lidschlag entfernt darauf die dünne Flamme von Leben unter Unaussprechlichkeit zu begraben.

Unter anderen Umständen hätte diese Gewissheit durchaus eine positive Aussicht haben können, sei sie auch noch so mager in der Forderung das Leben ohne Sorge und ohne Reue zu nehmen, solange es nur währte, aber dieser Ausweg hatte sich ihm niemals angeboten. Das letztlich unvermeidliche Verhängnis war nur einen Atemzug entfernt .. aber wenn es keine Fehler gab, dann würde - vielleicht - ein weiterer Moment gewährt werden. Und noch einer.

Die Anspannung dieser beständigen Bedrohung hätte auch stärkere Geister zerrütten können, von den zahlreichen anderen Nummern, die damals weniger Geschwister als vielmehr Teil eines Rudels gewesen waren, gab es heute nur noch wenige. Der Wahnsinn hatte seinen Tribut verlangt und bekommen, genauso wie seine weniger schillernden Geschwister Unfall und Strafe: Eine gewisse Ausfallquote war unvermeidlich.
Aus irgendeinem Grunde war der Braunhaarige weitgehend verschont geblieben. Weitgehend.

Jetzt, in der vollständigen Dunkelheit des kleinen Raumes, gab es keinen Platz mehr für trügerische Hoffnungen und selbstvergessene Einbildung, was immer in den Wochen seit der Ankunft auf Siebenwind eine Kruste um das Herz des Mannes hatte wachsen lassen, löste sich unter dem sauren Biss kreatürlichsten Entsetzens in Nichts auf.

"Ich frage mich, ob das bereits Verrat ist, Dreizehn."

Die helle Kinderstimme kannte weder Bosheit noch Vorwurf, wurde allein durch jene bisweilen aufdringliche Art beharrlicher Neugier geprägt, wie sie so viele Heranwachsende kurz vor dem Ende des ersten Lebensjahrzehnts entwickelten.
Trotz des Mangels an kreativer Vorstellungsgabe, hatte der Mann keine Schwierigkeiten die vollständige Dunkelheit mit dem Bild eines Mädchens von vielleicht acht Vitama zu füllen, dessen glattes Puppengesicht wie aus Porzellan geformt erschien - hervorgebracht von irgendeiner verschütteten Vorstellung, die sogar das Lächeln skizzierte, bevor die nächste Frage durch die Finsternis heranschlich.

"Versuchst du dich zu erinnern?"

Diesmal mischte sich Boshaftigkeit mit Spott, wurde aufgeweicht durch die nächsten Worte.

"Wir behalten dich im Auge. Glaube nicht, dass du unbeobachtet bist. Glaube nicht, dass wir auf diesem armseligen Eiland nicht vertreten sind. Wir erwarten Taten und du weisst, dass Strafe und Belohnung das Gleiche sind. Aber du kannst, vielleicht, den Zeitpunkt bestimmen. Das ist eine freundliche Mahnung. Mehr nicht."

Ein mutigerer Mann hätte vielleicht die Kraft gefunden nach dem Namen der Besucherin, nach ihrer Befehlsgewalt oder den genauen Umständen ihrer Ankunft zu fragen - der Braunschopf indes hatte genug damit zu tun das widerstrebende Herz am Schlagen zu halten. Nach der endlosen Ewigkeit eines Halbdutzends gequälter Atemzüge, die nur langsam das mörderische Stechen im Brustkorb vertrieben, wich auch die Dunkelheit auf und die Gegenwart des heraufdaumernden Zyklus' füllte das kleine Zimmer durch den vergilbten Vorhang hindurch mit dem Versprechen von Licht und Farbe.

Erst als Eddard sich mühsam wieder aufrichtete, wurde ihm ein unscheinbares Detail bewußt.

'Primeln. Es riecht nach Primeln.'


-------------

Der Zyklus neigte sich bereits wieder dem Ende zu, als der Braunschopf in das karge Quartier zurückkehrte, in rastloser Unzufriedenheit mit den Ergebnissen die zusammengetragenen Ausrüstungsstücke auf dem Bett betrachtend. Dort fanden sich, für das geübte Auge unverkennbar, Hilfsmittel für Exkursionen in unbekanntes Ödland: Seil, Hammer und Eisennägel, eine Dose mit Fett, Trockenfleisch, ein Netz, das vielleicht für das Fangen von Fischen dienen konnte und Kleidung verschiedenster Art. Wahllos getrieben vom drängenden Gefühl der Notwendigkeit wurde das Eine wie das Andere zusammengepackt, als Ranzen geschnürt, der sich beim Anheben dann als viel zu schwer erwies.

Noch einmal. Es dämmerte erneut, als die manische Getriebenheit sich einen Moment zufriedener Ruhe gestattete.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 13.05.09, 23:56 
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Diese Insel ist seltsam. Und ihre Bewohner sind seltsam. Alle huschen sie umher wie Ameisen und alle haben sie immer etwas zu tun. Dieses etwas ist natürlich immer woanders, wo wir - also Starnbrucken und ich - nicht sind. Aber vielleicht schreckt bloß Starnbrucken sie ab. Demletzt hat er mich doch tatsächlich angeknurrt, wie ein tollwütiges Frettchen, das hat er. Ich habe nun reichlich Scheu, ihm das mit den Geweihten vorzuschlagen. Dann beißt er bestimmt auch noch.

Der Dunkelzyklus war längst angebrochen, als die junge Frau sich wieder hinausstahl, um durch die Straßen zu spazieren. Mittlerweile ging sie dabei recht vorsichtig vor, hielt sich an die großen, gut beleuchteten Strecken, und blieb nicht stehen, um ominöse Kapuzengestalten anzustarren, vor denen es in der Stadt nur so zu wimmeln schien. Ein solcher Kapuzenmann hatte sich schon einmal als etwas Schreckliches entpuppt gehabt, und so versuchte sie, nicht mehr in der Nähe solcher Gestalten zu verbleiben.
Die Schritte waren heute langsam, eher schleifend, als sie ohne viele Gedanken um die Strecke voranging, den Blick zum samtdunklen Himmel über sich gewandt. Das vorangegangene Gespräch mit den Dienern der Viere hatte eine gute Portion Verwirrung, wenn nicht Verstörung, im blonden Köpfchen hinterlassen. Im Grunde hatte sie noch nie mit so jemandem wirklich geredet gehabt. Geweihte waren jene, die im Tempel vorne standen, oder sich um irgendwelche Dinge kümmerten, die Alexandra selbst nicht viel anzugehen schienen. Dass man mit diesen Leuten auf gewöhnlichste Weise sprechen konnte, war trotz aller Banalität nicht im Bewusstsein des Erlebbaren verankert gewesen - diesen neuerlichen Wandel der Welt galt es zu verarbeiten.
Womöglich blieb es aber auch so hängen, da die letzten Tage, um nicht zu sagen Wochen, kaum etwas Aufregendes mehr für die junge Frau zu bieten vermocht hatten. Die Zyklen gingen dahin, versanken irgendwo in totgeschlagener Zeit und nicht enden wollenden Streitereien um Nichts und wieder Nichts mit dem braunhaarigen Sturkopf.
Seufzen...Alexandra blieb stehen, mit seichter Verwunderung wahrnehmend, dass sie erneut am Markt herausgekommen war. Vielleicht war Starnbruckens Idee mit dem Ödland doch nicht so lebensmüde...es wäre wenigstens eine Abwechslung.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von fragwürdigen Ideen und ihren Folgen
BeitragVerfasst: 30.06.09, 10:40 
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Morgen werde ich meine Rüstung und meinen Schlüssel erhalten, nachdem mir heute bereits Umhang und Tunika ausgehändigt wurden. Dann bin Anwärterin des Orden Bellums, ganz offiziell. Zu schade dass es vorher nicht ging - gestern ritten dieser einäugige Geweihte und Herr Eisenfaust, also, Axtmeister heißt das (er ist furchtbar alt!), jedenfalls ritten sie nach Radak, und ich durfte nicht mit, ich habe ja auch gar keine Rüstung. Dabei hätte ich bestimmt helfen können, ich habe doch einige Wochen dort gelebt. Nun sitze ich dafür hier und harre des nächsten Tages...wie die Ordnungen innerhalb der Kirche sind, weiß ich auch noch gar nicht. Ich hoffe das erfahre ich bald, sonst mache ich sicherlich irgendetwas kaputt.
P.S.: Ich sah Starnbrucken seit einigen Wochen nicht mehr. Ich hoffe, dieser Narr ist nicht tatsächlich in die Einöde gegangen, dort ist es gefährlicher als er dachte. Wenn ihm dort was passiert, soll er mir ja nicht unter die Augen kommen!


Die letzten Worte des neuerlichen literarischen Ergusses gerieten recht verwackelt, ein Tribut an die Müdigkeit, welche sich der jungen Frau am Ende des langen Tages bemächtigt hatte. Recht undamenhaft gähnend schlug sie das Büchlein zu, steckte es samt Stiftchen in ihre allmählich recht abgewetzte Ledertasche, um dann erst mit einem Zähneklacken den Mund zu schließen. Dann streckte sie sich auf dem schmalen Bett aus, die kleine Kerze am Kopfende auspustend.
Es war seltsam wieder hier zu sein nach den Wochen in Radak, seltsam allein zu sein nachdem die vormaligen Tage fast dauerhaft in Gesellschaft der Schattenjäger verbracht worden waren - Tage, die noch gleichsam frisch im Gedächtnis weilten, und doch merklich neuen Eindrücken zu weichen begannen. Nicht lange, dann würden sie nur noch einen weiteren bunten Punkt in den Erinnerungen des Mädchens darstellen. Sie war sich dessen bewusst...ohne im Eifer ungestümer Jugendlichkeit mehr als weichen Wehmut empfinden zu können.


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