Die Pfade der Magier
Archetypen
Bevor wir nun zu der Historie und den Eigenarten der einzelnen Pfade kommen, möchten wir noch ein paar Archetypen der Magier Tares vorstellen um eure Phantasie zu beflügeln und euch Anregungen für das Leben eures Charakters zu liefern.
Der Berufsmagier:
"Es ist eine harte, eine schmutzige Arbeit. Aber irgendwer muss es ja tun, nicht wahr? Nun, seht ihr, ihr habt, ehm, Glück, einen so erfahrenen und kundigen Exorzisten für Wechselbälger bei der Hand zu haben ... wie mich. Seht ihr, in eurem Keller, da scheint sich ja gleich ein ganzes Rudel dieser Schmarotzer eingenistet zu haben, das wird knifflig, das verrate ich euch gleich. Aber, weil ihr es seid, Frau Wirtin, und ihr so schöne, ehm, Augen habt, da mag ich von meiner üblichen Bezahlung von fünfhundert Dukaten pro verscheuchtem Kobold absehen und etwas weniger verlangen - da freut ihr euch, nicht? Ja, ja, das wusste ich."
- Melchori Depasch, reisender Graumagier. Papin Stadt, 6 n. Hilgorad.
Der Berufsmagier sieht die ganze Sache mit der Zauberei nüchtern und geschäftlich. Er macht das Beste aus seiner Begabung, indem er seine Künste den zahlungskräftigsten Kunden anbietet. Die Verlockung, die "Unwissenden" dabei ein wenig in die Irre zu führen und für einfachste, magische Arbeiten viel Geld zu verlangen und sie als Meisterstück darzustellen ist dabei für viele Berufsmagier zu groß - und so kommt es, dass sie nie zu lange an einem Ort verweilen und unter Kollegen wie Kunden einen zwiespältigen Ruf haben: durchtriebener Scharlatan oder doch ein ehrbarer Geschäftsmann?
Der Karrierist:
"Nun, meine geschätzten Herren Magister, wir mögen es mit dem Blitzwerfern, Verwandeln und Feuerspucken nicht übertreiben. Das alles sind Spielchen der Vergangenheit. Wir leben nun in einem gesitteten Zeitalter und müssen uns mehr um unsere neuen Aufgaben in diesem Reich kümmern. Welche dies sind, fragt ihr, Magister? Allen Ernstes? Nun, für mich, sowie einige andere geschätzte Mitglieder des Magistrates ist dies klar: Wir Magier sind aufgrund unserer göttergewollten Fähigkeiten und unseren hervorragend geübten Geist am besten dazu geeignet die niederen Freien und Bürger des Reiches zu führen und die hohen Herrschaften von Heer und Adel zu beraten. Ich schlage also vor eine entsprechende Schrift zu verfassen und sie an den Hof von Kalamudus zu senden, mit den ausdrücklichen Empfehlungen..."
~ Tessa Kadmar, Elementarmagierin des Tannstädter Magistrats, Tannstadt im Fürstentum Malthust, 14 n. Hilgorad.
Es gibt Magier, die sich nach ihrer Ausbildung nicht so sehr darum bemühen die mystischen Weltgesetze und tieferen Zusammenhänge zu verstehen, sondern ihre Künste in Rhetorik, in Mathematik und anderen Wissenschaften eher dazu zu gebrauchen, sich mit den geschriebenen Gesetzen des Großreiches Galadon zu beschäftigen und die "'politischen" Zusammenhänge zu ergründen und sich daran zu beteiligen. Oft schaffen sie es als Verwalter oder Berater an irgendeinen untergeordneten Lehenshof oder gelangen sogar in höhere Ämter und Würden. Zwar stehen sie bei einigen Mitmagiern im Ruf ihre Ausbildung zu verraten und manche der Nichtmagischen unterstellen ihnen, die Zauberkünste für ihre "weltlichen" Zwecke einzuspannen, aber manche von ihnen sind durchaus ehrlich und bemüht ihre Fähigkeiten zum Wohle der Falandrier einzusetzen.
Der Vergeistigte:
"Nun sieh dir einmal dieses eigenartige Wesen dort an! Humanoider Aufbau. Zwei Arme mit Händen, Beine mit Füßen, Kopf mit Hals und dazwischen, was dazwischen gehört. Ja, ja. Beachte besonders die oculi adminrandi und den sinus pulcherimus des Geschöpfes. Sehr gefährlich, sehr gefährlich, den Zauberbann, den sie damit wirken können... gefährlich, besonders, wenn sie jung und gut in Futter sind. Hab schon so manche Schüler an solche Kreaturen verloren, ja, ja. Lerne bloß sie zu erkennen, Asterran! Lerne es gut, denn du weißt nie, wo du einem solchen begegnen magst!" "Aber.. ehm, Meister, das ist doch nur eine Frau." "Nur eine Frau!? Pha! Du hast noch eine Menge zu lernen, Junge!"
~ Weißmagier Karoon Toila und sein Schüler Asterran Nubetz, Naggeldorff in Rothschild, 2 n. Hilgorad.
Ja, wer kennt sie nicht? Die Magier, die in abgedunkelten Teehäusern sitzen, dicke Folianten auf dem Schoß und eine runde Brille auf den Nasen haben und beim Lesen halbverständliche Weisheiten vor sich her murmeln. Die Magier, draußen unter alten Weiden sitzend, bauchige Pfeifen qualmen und über die Weltgeschichte philosophieren und mit dem Finger Notizen in den flüchtigen Rauch schreiben. Selbstverständlich gibt es solche Zauberer auch auf Tare!
Der Fanatiker:
"Meister! Was ist mit euch geschehen....?" "Ah, Saleck... Treuer Saleck, die Minenarbeiter, sie hatten Recht - sie hatten die ganze Zeit Recht! - sie haben dort unten tatsächlich in eine Kammer geschlagen und dabei etwas aus seinem Schlaf geweckt. Ich weiß nicht genau was es war, aber es war schnell und es war stark. Flüchtete in die Gänge hinter der Kammer, nachdem ich dem götterverfluchten Ding zwei Blitze auf den schuppigen Leib gebrannt habe, zwei - achja, die Gänge dort sind bemoost, rot bemoost, sehr sonderbar. In meiner linken Tasche, da müssten ein paar Proben sein, hier, nimm mal. Wo war ich? Ach ja, es ist verschwunden, aber es war zu schlüpfrig und es schabte da in der salpetrigen Dunkelheit, als wären da noch mehr als eines... da hab ich ihnen einen explosiven Abschiedsgruß hinterlassen und hab' - Vernunft vor Wagemut - Reißaus genommen. Zum Glück bist du noch hier! Wir brauchen Verpflegung, Lampen, Seile, Hacken und müssen einen Brief zur Akademie in Titanfels schicken. Auf dein Pferd! Hopp, schick dich! Wir gehen morgen Mittag wieder runter!" "Aber.. aber.. Meister! Euer Arm! Und.. das Bein!" "Das heilt schon wieder, jetzt mach den Mund zu pack dich auf den Sattel!"
~ Graumagier Yester Morgenland und sein Schüler Saleck Giss, Gebirge des Dabus auf Wallenburger Seite, 12 n. Hilgorad.
Der Stoff aus dem Legenden sind! Solche Magier sind besessen und berauscht von der Magie, von den Rätseln und den allgegenwärtigen Geheimnissen der Schöpfung. Wagemutig jagen sie allem hinterher und erforschen alles, was neu für sie ist. Bevor sie über das Aussehen einer Pflanze in einem Buch nachschlagen, schlagen sie sich lieber ins Gebüsch und suchen zwei Wochen danach, irgendwo in der Wildnis - zumeist sehr zum Leidwesen ihrer Schüler. Unbestritten ist, dass viele Gegenden und Geheimnisse Tares ohne solche Magier nie entdeckt oder entschlüsselt worden wären, jedoch gelten sie unter den Nichtmagiern und selbst unter Kollegen bestenfalls als jungspündisch und unüberlegt oder schlimmstenfalls verrückt und gefährlich.
Der Dorfmagier:
"Ach nicht doch! Komm, packe dein Ränzel und Gefolge und geh wieder zurück an den Turm von Draconis. Ich habe keine Lust wieder in die Marmorhallen zu kommen. Nein! Ihr mit eurem hochtrabenden Geschwätz von Erdresonationen und Windkraft. Ihr wisst doch noch nicht mal, wie frisch gepflügte Erde riecht oder ein Herbsturm sich in einer Strohhütte anfühlt. Ne, ne, ich hab' keine Lust auf Scriptorien und Lecotorien. Lieber sitze ich hier auf meiner Terrasse, trink' einen Hump' Bier, spiele Schach mit der Frau des Heilers und erklär den kleinen Staunemündern die Sternbilder..."
~ Weißmagier Halger Ariem zu einer Gesandschaft des Il'Drûn, Neuhütt, Drof in Sae, 16 n. Hilgorad.
Manche Magier sind trotz bester akademischer Bildung und dem Herzen am rechten Fleck einfach nicht dazu geschaffen ihr Leben zwischen Folianten und Portalen oder auf Reisen und unter seltsamen Emanationen zu führen. Sie ziehen es vor, sich ein ruhiges Plätzchen irgendwo in einer kleinen Stadt oder einem Dorf zu suchen und sich ein schlichtes, gemütliches Leben zu machen. Selten ist das der Traum von jungen Magiern und noch seltener können diese Dorfmagier irgendetwas begeisterndes aus ihrem Leben erzählen, aber das wollen sie ja auch gar nicht. Unter Kollegen gelten sie entweder als "verlorene Zausel" die ihre Begabung durch Müßiggang verschwenden oder als mutige Idole, da sie es geschafft haben ihr Leben aus dem Schatten der Türme und der gewaltigen Geschichte der Magier heraus zu stehlen und in Ruhe leben können.
Der Hochtrabende:
"Ein unzierliches Geschrei, liebe Freundin, was diese niederen Bürger dort anstimmen um ein wenig fauliges und wässriges Gewächs aus Endophal zu ergattern, nicht wahr? Ganz recht, ganz recht, man mag an die äffischen Brunftlaute denken die im Buch "Süderland mit Segel und Säbel" beschrieben sind. A'haha-ha, ja; da stimme ich euch aus tiefstem Herzen zu. Ach! Wo wir bei Affengeschrei sind, habt ihr das neue Traktat des ... geschätzten ... Magisters Yaraan über Meeresthamaturgie gelesen? Grässliches Geschmier. Grässlich! Ich schwöre es. Ah, ihr müsst nun ins Badehaus? Gewiss, gewiss, man will euch nicht länger aufhalten - man sieht sich doch gewiss heute Abend zu Lautenspiel bei der Rosenbühne. Die Sängerin aus Yota soll ganz bezaubernd sein. Ja, sehr gut, ich freue mich drauf. Küss die Hand, meine Teuerste - Astrael behüte euren Geist und Vitama eure Schönheit. (Nachdem die Dame außer Hörweite ist...) Schüler! Gaff nicht so rum, stell dich zum Markt und hol zwei Orangen, hier hast du Geld. Achte drauf, dass sie gut sind... ich will der Dame doch nichts Schlechtes anbieten beim Musikabend. Ach.. und kämm dir die Haare! Du siehst aus wie ein Ork! Ich muss mich ja schämen!"
~ Weißmagier Halger Ariem, Kupferviertel von Draconis-Süd, 3 n. Hilgorad.
Das genaue Gegenteil des Dorfmagiers: diese gebildeten Herren und Damen gehen ganz in der doch recht vornehmen Gesellschaft der Akademien und Türme auf. Sie ziehen zu den größten Städten, belegen irgendein beratendes Amt oder nehmen einen Lehrstuhl für einen - meist irrelevanten - Teilbereich der Magie ein. Sie flanieren über die Plätze in bunt bestickten und auffälligen Roben, allein oder in perllachend schwatzenden Grüppchen, kaufen sich die besten Häppchen, verbringen Stunden mit sophistischem Gerede in exklusiven Teestübchen oder schlendern von dieser Dichterlesung zu jener Weinprobe, zu diesem Theaterstück oder zu jenem Stelldichein der höheren Gesellschaft. Sie genießen das süße Leben und das Ansehen, das ihnen andere, hart arbeitende Magier ermöglicht haben, weswegen sie manchmal als Faulpelze beschimpft werden... aber nie zu laut, denn meist stehen sie auf engem Fuße mit reichen Händlern, jungen Adligen und ähnlichen einflussreichen Leuten, von denen die ganze Akademie profitieren könnte.