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 Betreff des Beitrags: Geweihte, Schafe und Menschen
BeitragVerfasst: 23.08.08, 13:30 
Altratler
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Gespräche wie dieses mit Julian hattest du lange nicht mehr geführt, der Grund ist dir unbekannt und du bedauerst es jetzt zutiefst.
Bei all den Reden über Vieregefälligkeit verliert man oft aus den Augen, was diese Worte einst bedeuteten.
Wo sind die Zeiten hin, in denen du einfach nur geglaubt hast, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen?

Hast du vergessen, dass du ein ganz normaler Mensch bist? Du verstehst manche Dinge besser als sie, bildest es dir zumindest ein und das verleitet dich dazu, dich für wichtiger zu halten als sie es sind. Aber das ist nicht wahr.
Das einzige was dich von ihnen unterscheidet ist deine pompöse Kleidung und meistens ein besserer Haarschnitt.

Wann hast du vergessen, aus welchem Grund du der Kirche beigetreten bist? Es scheint schon Jahre her zu sein. Bis gestern konntest du dich nicht einmal daran erinnern, dass es einmal Gründe gegeben hat. Irgendwann hast du aufgehört, auf dein Herz zu hören und bist einfach weiter mit dem Strom geschwommen um nicht unterzugehen. Aber wofür?
Lohnt sich ein Leben, dass nichts weiter ist, als ein sich treiben lassen in einem Fluss derer, die sich nie dafür interessiert haben, wer du bist, sondern nur dafür, was du darstellst?

Du erkennst, dass du zu einem Schauspieler geworden bist. Du bist schon lange nicht mehr ehrlich, weder zu dir selbst, noch zu den Anderen. Aber du hast deine lichten Momente, in denen sich der Schleier vor deinen Augen lichtet und du erkennst, wie alles begann und wo es hinführen soll. Aber wenn du ins Licht gesehen hast, setzt du schnell deine Maske wieder auf. Du spielst deine Rolle des Unnahbaren, des Anführers, des Sprachrohrs eines Gottes.
Aber du willst kein Schauspieler sein. Du willst Diener sein und zugleich Mensch bleiben. Deine Gedanken beginnen sich im Kreis zu drehen, was bedeutet es überhaupt Mensch zu sein? Du weißt nur, dass du aufhören musst zu funktionieren und anfangen musst zu leben.

Manchen gegenüber bist du immer Mensch geblieben, jene Leute, die du nah an dich heran gelassen hast. Gerade von diesen hörst du oft, dass sie dich respektieren, weil du dir mehr Menschlichkeit bewahrt hast als deine Geschwister. Aber vielleicht haben auch meine Geschwister Menschen, denen sie sich öffnen. Du weißt nur, dass es nicht dir gegenüber der Fall ist.
Du hast in der Kirche nur einen, den du als Freund bezeichnen würdest und das ist Sanduros. Wie sehr schmerzt es dich, dass er und seine Brüder missachtet werden.

Die Anderen, ob nun aus deinem Orden oder den anderen, scheinen kaum etwas menschliches an sich zu haben. Sie erfüllen ihre Aufgaben und einige von ihnen sonnen sich in ihrem eigenen Glanz. Kein Wunder, sie wollen keine Schwäche zeigen, aber was du nicht erkennst und auch die anderen nicht erkennen ist, dass es die größte Schwäche ist, keine Schwächen zeigen zu wollen. Das macht einen erst unmenschlich, dann hochmütig und irgendwann verrückt.
Du bist nicht der einzige, der dies erkennt.
Selbst Magier und Ritter sind mehr Mensch als ein jeder Diener der Vier es sich je zu sein erlauben würde.

Du beneidest insgeheim deinen Bruder Grom, weil er eine Gemeinschaft hat, in der er nicht funktioniert sondern lebt. Du beneidest ihn um seine Familie und du stellst fest, dass es dich unbewusst immer wieder dort hin zieht, wo die Leute offen miteinander sind. Sei es nun Kesselklamm oder auch Greifenklipp.

Du weißt, dass du bei Beiden nicht willkommen bist, denn du stellst etwas dar. Die Leute sind freundlich zu dir und sind froh, wenn du wieder gegangen bist, denn du bist immer auch eine Bedrohung. Manche Geschwister haben sich so sehr an den aufgesetzten Respekt und die falsche Freundlichkeit der Menschen gewöhnt, dass sie zornig sind, wenn sie ihnen nicht entgegengebracht werden. Du glaubst auch nicht, dass sie erkennen, von wem sie echten Respekt bekommen und von wem nur ein Schauspiel abgeliefert bekommen. Du hast manchmal das Gefühl, dass es ihnen auch egal ist, ob der Respekt echt ist oder nicht, solange sie ihn nur bekommen.

Du stellst fest, dass es dir lange Zeit genauso ging. Wann hast du gelernt, echten von falschem Respekt zu unterscheiden? Es war erschreckend spät. Irgendwann im Lehensbanner hast du bemerkt, dass du keinen Gehorsam von deinen Untergebenen haben willst, weil sie ihn dir schuldig sind. Sie sollten aus eigenem Antrieb auf dich hören.

Manche Leute könnten glauben, du seist weich geworden, aber du weißt, dass das nicht der Fall ist. Du hast nur gelernt, dass man aufrichtigen Respekt nur dann bekommt, wenn man ihn selber zeigt. Menschen sind keine Schafe, die dem Hütehund folgen. Das allerwichtigste ist vor allem, dass du kein Hütehund bist.
Du bist auch nur ein Schaf.

Lerne von Morsan, alle Menschen sind gleich viel wert. Warum maßt man sich immer wieder an, sich als höher zu betrachten? Ist nicht das schon Sünde? Ist es nicht schon Sünde, Respekt zu erwarten? Man kann sich freuen, wenn man ihn bekommt, aber ihn zu verlangen ist falsch. Der ehrliche, freundliche Händedruck eines Freien von der Straße ist dir mehr wert, als hundert Adlige, die sich vor dir verneigen, weil es die Etikette gebietet, aber was kommt dann?

Du musst dir die Frage stellen, warum Menschen glauben, ihre Untergebenen oder Schüler seien weniger Wert als sie.
Du hast schon oft daran gedacht, was die Kirche darstellt und wie sie nach außen wirkt. Du kennst den Prunk, den du darstellst, mit deiner Rüstung und dem gewaltigen Tempel, aber es hat dir nie gefallen.
Du warst immer nur ein kleiner Soldat, in dem sich die Flamme Bellums eines Tages entzündet hat, aber nur weil dein Glaube stark ist und du ein paar Bücher gelesen hast, bist du nicht mehr wert als Andere.

Julian sagte gestern etwas, was du beinahe vergessen hattest. Die Orden sind nur ein kleiner Teil der Kirche. Der weit größere Teil der Kirche sind die Menschen, die mit ihren Steuern deinen Tempel und deine Kleidung bezahlen. Wie kann man da noch glauben, man könne wertvoller sein, als jene Menschen?
Alles was du darstellst ist für sie und nicht für dich.

Du bist wirklich ein Schaf.

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 Betreff des Beitrags: Re: Geweihte, Schafe und Menschen
BeitragVerfasst: 23.08.08, 17:06 
Altratler
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Wohnort: Kuscek, Kazachstan
So sagte einst Jeremias, Geweihter Prophet des Astraels: "Nur hungrig und ausgezehrt von deiner Wanderung musst du dich stets zuerst Dich um das Wohl deiner Tiere sorgen." Denn Astrael sagt zu Dir:

„Ich gab euch das Wissen und fütterte euch Menschen mit dem Streben nach Seelenheil. Und so sollt ihr euren Untergebenen stets das Dürsten ersparen und Ruhe schaffen vorm Seelenheil, sie sollen nicht abkommen von ihrem Pfad! Denn aus Eigensinn gab man euch nicht das Wissen und aus Eigensinn sollt ihr nie handeln. Hungrig eure untergebenes Vieh, hungrig eure Menschenseele. Sie verhungert.“


Und so sagt Jeremias:

„Die Zunge soll vertrockenen und an dem Gaumen des Menschen kleben, der dieses Gebot unterschätze und sich vom hungernden Vieh ernähre. Ein wahrer König ist dieser, der dem Lamme das Vorrecht auf die Gaben gebe, so dass es sich herausnehme die zärtesten Gaben. Denn der Hirte kann sich gedulden und sich vom stillen Hunger nähren!“


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 Betreff des Beitrags: Re: Geweihte, Schafe und Menschen
BeitragVerfasst: 1.10.09, 02:26 
Altratler
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Du erinnerst dich.

Seit einem Götterlauf versuchst du kein Schaf mehr zu sein. Es ist nicht leicht. Du hast das Gefühl, dass um dich herum immer mehr Wolle ist, aber immerhin stellst du erleichtert fest, dass der Großteil davon nicht deine eigene ist.

Du denkst, dass es vielleicht an der Zeit ist, nach der Schere zu greifen.

ER hat sich dir gezeigt. Du bist sicher, seine Worte vernommen zu haben. Du weißt jetzt mehr über IHN, als du je vorher gewusst hast, aber was weißt du über dich selbst? Kann man IHN kennen, ohne sich selbst zu kennen? Du bezweifelst es.

Es gibt Dinge, die dich schmerzen. Mehr noch als zuvor. Nachrichten haben dich ereilt. Nachrichten über Menschen, die Brüder waren, aber sich von dir trennten. Was hast du falsch gemacht? Du weißt es nicht, aber es muss einen Punkt gegeben haben, von dem es kein Zurück mehr gab. Du sehnst dich nach Hilfe, denn du weißt, dass du kein Anführer sein willst.

Du willst ein Mensch sein und du willst dienen und Glauben ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen.

Dir kommt eine neue Erkenntnis. Andere Menschen sind nicht genauso viel wert wie du selbst. Für dich sind andere Menschen viel mehr wert als du selbst.

Es dreht sich im Kreis. Du weißt noch immer, dass du aufhören musst zu funktionieren um anzufangen zu leben.

Du bist noch immer ein kleiner Soldat mit einer Flamme im Herzen. Aber die Flamme wird größer.

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