Während die gesamte gläubige Gemeinde Siebenwinds diesen von Vitama gesegneten Tag entsprechend vieregefällig feierten, bezog eine gebrochene Gestalt Position vor dem Tempel. Die Schultern schlaff hinabhängend, die nassen schwarzen Locken klebten ihm auf der Stirn und traurig blickten die Augen scheu über den Marktplatz, jedoch jeden Sichtkontakt mit Passanten meident. Gekleidet war Iycheas Vrahn in ein viel zu weites, weißes Büßergewand, welches seine dünne Gestalt noch ausgemergelt wirken ließ. Vier Tage lang vor den Tempelstufen musste er sich der Gemeinde zur Schau stellen, auf das jeder erfuhr und gewarnt war, dass er ein irriger Sünder war.

*ein Schreiben des Hohen Rats der Kirche wird an den Tempelsäulen angebracht:*

Zitat:

Den Sahor sei Lobpreis und Ehre auf Ewigkeit!

Wer fehltritt, dem wird die Hand gereicht, damit er nicht strauchelt und wieder auf den Pfad des Lichts zurückfindet.

Bruder Iycheas Vrahn, Diener unseres Herren Morsan, ist fehlgegangen und hat falsche Lehre verbreitet. Unser Bruder ist nun eines bessere belehrt worden und hat seine Fehler selbst erkannt.
Ihm wurde aufgetragen Buße abzulegen um vor den Vieren, vor seinen Geschwistern und vor sich selbst Vergebung zu erlangen.
Zu diesem Zwecke wird er viermal vier Tage im Büßergewand um Vergebung bitten. Vier Tage vor den Stufen des Tempels als Irrlehrer, vier Tage auf den Stufen des Tempels als schwerer Sünder, vier Tage im Eingangsbereich des Tempels als Sünder und die letzten vier Tage vor dem Altar als reuiger Gläubiger.
Es ist ihm nicht erlaubt zu Betteln oder seinen Platz zu verlassen.

Astrael ist Gnade, Bellum ist Gerechtigkeit, Morsan ist sein Richter und Vitama ist Vergebung. Mögen wir uns die Tugenden der Viere aneignen und ihm nach seiner Buße zu verzeihen.

Für die Kirche

Custodias

Ich habe versucht den Kosmos und den Willen der Viere mit dem menschlichen Verstand zu ergründen. Ich widersprach Autoritäten der Kirche und glaubte mehr gesehen zu haben und mehr zu wissen als es andere bisher noch taten. Ich sah es als meine heiligste Aufgabe als Geweihter an, die Gemeinde zu unterrichten, auf das jeder mehr Erkenntnis hat und jeder Gläubige der Wahrheit im Diesseits immer näher gelangt.
Aber alles was ich sah, alles wonach ich forschte war Verblendung, alles war Einflüsterung der Dämonen. Ich, ich lebe noch und man gab mir die Möglichkeit zu bekennen und zu büßen. Aber was ist mit jenen, die meinen falschen Lehren glauben schenkten, so wie ich selbst es tat? Und was ist mit jenen die über meine Umkehr hinweg gestorben sind? Sie sind nun aufgrund ihres falschen Glaubens in den Niederhöllen und ich trage die Schuld daran.

Ich mag meine Seele läutern, aber ich selbst werde mir meine Schuld nie vergeben. Wie soll ich nur weiterleben in der Gewissheit, ungewiss vielen Seelen die ewige Verdammnis gebracht zu haben?