Wut. Blinde und ungezügelte Wut. Nicht mehr und nicht weniger verspürte sie, als sie die Tür aufriss, um mit gezogener Waffe auf Victor zuzustürmen.
Zitat:
Ihr dreckigen verräterischen nach Goblinscheiße riechenden Bastarde! Was habt ihr getan?! Ihr wart schon immer die ach so harten Jungs, aber das hier? Ihr seid das Wasser eures Körpers nicht wert! Keines Tropfen davon!
Hatte sie es gerufen? Oder nur gedacht? Sie wusste es nicht. Der Sandsturm hatte sie bereits ergriffen, empor gewirbelt, fortgetragen.
Ein einziger lauter Aufschrei entfuhr ihr, während sie bereits ihren Säbel durch die Luft sausen ließ. Kat hatte sie im Griff, steuerte ihre Bewegungen, ihren im Laufe der Zeit mehr und mehr furiosen und ebenso für ihre Gegner schmerzvollen "Tanz". Blind vor Wut. Ihr Auge nur auf ihr Ziel gerichtet - in diesem Falle Victor. Sie stolperte beinahe, in diesem Moment nicht realisierend, daß sie über den blutüberströmten Körper von Fräulein Bruch gesprungen war, obwohl jener Körper es war, den sie zuerst erblickt hatte, als sie die Tür das erste Mal aufgerissen hatte.
Zwei schnelle und präzise Schläge hatte sie wohl gegen Victor führen können, als ihre Augen, lodernd wie zwei kleine Kaminfeuer, sich etwas weiteten. Erstarrten. Jäh wurde sie von Schmerz ergriffen und in die Realität dessen zurückgeholt, was Kat ihr gerne verheimlichte, wenn er von ihr Besitz ergriff. Verletzbarkeit.
Schon kurbelte Victor erneut wie ein Wahnsinniger seine Armbrust zur Spannung. Auch Cacama war herbeigeeilt, nutzte ihren Schreckmoment ob des Bolzens, der nur knapp unterhalb ihres Herzens in ihrem Oberkörper steckte. Hieb auf sie ein. Noch einmal hebt sie ihre Waffe, lässt sie gen Victor niedersausen. Doch wieder ein grausiges "Plock" der schweren Armbrust. Wieder wird sie zurückgeworfen, der zweite Bolzen nun aus ihrer Hüfte ragend. Den nächsten Hieb des Kriegskolbens in der Hand Cacamas spürt sie schon beinahe nicht mehr, ist sie doch bereits auf dem Weg in die Dankbarkeit des Rausches zwischen Besinnung und Traumwelt.
Doch der schwere Schlag schleudert ihren Körper zur Seite und rettet damit wohl ihr Leben, denn nur kurz darauf tönt ein drittes Mal das Geräusch der Armbrust und ein dritter Bolzen, der sonst wohl sein Ziel - ihr Herz - gefunden hätte, bohrt sich stattdessen nur in ihre Schulter. Wie ein Sack Datteln fällt sie zu Boden, über Fräulein Bruch hinweg. Will davongleiten. Will jenen Mächten ins Auge blicken, die dort, auf der Anderen Seitem auf sie warten mögen.. Will....will....will..... LEBEN!
Im Nebel, von weit her, bekommt sie mit, wie die beiden Wahnsinnig gewordenen Erin packen und mit sich nehmen. Ihre Hand greift blind nach einem Fuß, ihn verfehlend. Wieder durchzuckt sie beißender Schmerz, als ein schwerer Armeestiefel auf die Hand tritt. Wieder will sie davongleiten. Ruhe. Friede und Annehmlichkeiten der Oase. Wieder will sie.... LEBEN!
Wut ist es erneut, die ihre Augen dazu zwingt, sich wieder zu öffnen. Diese beiden Bastarde, diese giftigen Skorpione! Sie hatte der Ratte Cacama noch nie vertraut. Hatte sich anderen anvertraut deswegen. Simon. Barius. Alle waren sie ebenso fort. Kafa! Der Wurm sollte damit nicht davonkommen! Nicht solange sie noch da war, um seinen Leib den Geiern hinzuwerfen!
Mit diesen Gedanken und der Zusammennahme all ihrer Willenskraft zieht sie sich an der Wand hoch. Strauchelt. Fällt beinahe. Atmet durch. Blut. Überall Blut. Kurz schließt sie die Augen. Öffnet sie wieder und sieht etwas klarer. Ath schenkt ihr nun die ausgleichende Kraft, die ihr Denken wieder rational werden lässt. Doch auch Kat lebt in ihr weiter. Nimmt ihr den Schmerz. Lässt sie die eigenen Wunden zunächst vergessen. Dort liegen zwei schwer Verwundete. Der Mann sieht aus, als wäre er schlimmer dran, doch sie wendet sich zunächst Fräulein Bruch zu. Nicht nur weil sie sie kennt, sondern vor allem, weil sie weiß, wer und was sie ist. Sie verbindet ihr notdürftig das übel zugerichtete Gesicht. Bringt sie auf einer Bank zu sitzen.
Wankt weiter zum am Boden liegenden Mann. Kommt neben ihm zu Fall.
Wieder Wut.
KAFA! Noch nicht! Du musst noch Stark sein! Brüllt sie es wirklich? Oder töst dieser Gedanke nur in ihrem Kopf? Dann presst sie bereits Bandagen auf die Schulter des Mannes, von der aus schon gar zu viel Blut sich auf dem Boden ausgebreitet hat. Versucht, die Blutung zu stillen. Vergeblich. Sie gießt etwas Schnaps aus ihrer Feldflasche auf die Wunde, ohne groß darüber nachzudenken. Automatisert. Weil sie es so gelernt hat. Verzweifelt presst sie wieder mit frischen Bandagen auf die Wunde.
Dann erst wird sie der Rufe vor der Tür gewahr. Taumelnd richtet sie sich auf. Schreitet zur Tür, und öffnet jene.
"HEILER! SOFORT EIN HEILER ZU MIR" Schon stürmen Personen hinein. Litizia.. die erkennt sie noch. War sie nicht vor wenigen Augenblicken noch mit ihr in der Taverne gewesen? Es schien ihr bereits, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Galdiell kommt herbei. Nimmt ihr die Verantwortung ab für das Leben der beiden Verwundeten.
Zitat:
Wo mag Erin sein? wo sind die verlausten Hyänen?
schießt es ihr durch den Kopf. Dann etwas anderes. "Die Ritter. Sie müssen benachrichtigt werden" Das waren die einzigen Worte von Fräulein Bruch, ehe sie wieder bewusstlos wurde. Agal - das war ihre Aufgabe. Doch zunächst...
Sie blickt an sich herunter. Litizia ist bei ihr. Will ihr helfen. Warum ihr? Sie war doch wohlauf! "Nicht... Anfassen" knurrt jener Teil von ihr, den sie in solchen Momenten nicht zurückhalten kann. Verunsichert weicht die Helferin zurück. Schaut erbleichend zu, wie Leandra sich selbst die Bolzen aus dem Leib reißt, mit geschlossenen Augen und ohne dabei einen Laut von sich zu geben. Sich notdürftig die allerschlimmsten Wunden verbindet. Der Blick automatisiert, emotionslos nun. Sie hatte ihren Befehl. Ihre Aufgabe. Sie musste nach Seeberg.
Zunächst noch wankend, dann stabiler stehend richtet sie sich wieder auf. Geht so, wie sie ist, hinaus ins Freie. In die Kälte. Ihr Fellhemd liegt blutgetränkt in ihrer Tasche zusammengeknüllt. Ihr geschundener Oberkörper ist der Kälte schutzlos ausgeliefert, die paar Lederstreifen der Rüstung vermögen sie nicht dagegen zu schützen. Doch sie spürt es nicht einmal.
Jemand will sie aufhalten. Catarina. Stellt sich ihr in den Weg. Redet auf sie ein. Was bildet sie sich eigentlich ein? Sie aufhalten zu wollen, von der Ausführung eines verdammten BEFEHLS? Wahrscheinlich hätte sie es sogar geschafft. Wenn da nicht –
“ERIN! WIE GEHT ES IHR?“ entfährt es ihr. Denn da kam Daria vorbei, in ihren Armen die leblose Erin. Rüde, ja beinahe, ohne es zu merken, reißt sie sich aus dem Griff Catarinas los, stürmt hinterher. Strauchelnd, Taumelnd. Dann wieder Kraft aus ihrem tiefsten Inneren sammelnd. Folgt ihr bis zu Erins Haus und hinein. Erst als jene spricht, kann sie wieder etwas aufatmen. Da kam auch schon der Ork an die Tür. Sie besinnt sich. Sie hatte noch eine Aufgabe. Verabschiedet sich und wendet sich den Stallungen zu.