Schnaubend wischt sich die ärmliche, hagere Gestalt den rinnenden Schweiß von der Stirn. Zufrieden blickt der Jüngling dann auf die vollendete Arbeit. Eine Barrikade aus Holz und Müll und Steinen und Müll, sowie aus alten Kommoden und Müll und Bäumen und Müll wurde geschaffen. Ringsherum ums Viertel. Mit allen Mitteln irgendwie. Irgendwie gegen die große Bedrohung. Das Dunkeltief kann kommen. Er spricht diesen Gedanken ziellos daher, wie ein stumpfer Pfahl, der von zäuselnden Blätter und strammen Ästen redet, aber doch nur die Axt kennt. Es sind nur Worte. Taten müssen Folgen. Und das werden sie. Vermutlich so, wie noch lange nicht.
"Für wen mach ich die Scheiße hier eigentlich?!", entfährt es Glentus dann. Ein tiefes, schweres Brummen folgt, als er die dreckige, heruntergekommene Gosse des Arbeiterviertels erblickt. Schweren Herzens mustert er die einzelnen Hütten. Aufgebaut aus Dreck und Geröll. Da war die nach Schweiß stinkende Schmiede, besser roch es bei der Tischlerei neben an auch nicht. Das Armenhaus! Ja das Armenhaus, Hort der lüsternen Umtriebe wohl. Der Schrein, Vitama mit allen und alle auch mit ihr! Und die Taverne. Ein vertrauter Anblick wohl. So manch lauter Abend wurde dort zugebracht. Mal waren die Gesichter verschieden und die Themen vertraut. Oder auch andersrum.
Dann ein schriller Stich. Kein Dolch und doch tut es weh.
"Glentus, du kanns gehn....", ertönt eine weinrote Stimme aus allen Richtungen und doch irgendwie aus keiner wohl, deren Zunge eisig und listig zugleich kleine Pfeilspitzen sticht. Du kennst die Stimme. Du weißt wer es ist. Und du kennst deine Aufgabe. "Glentus.... was machsn du... an diesem garstign Ort?... Komm'och zurück... de weißt wo du hingehörst."
"Nein!"... er drückt beide Hände an die Ohren fest heran. Weg mit ihr. Blos weg. Weg!
"Erbärmlich! Einfach nur erbärmlich Glentus! Was würdn die Jungs sagn. Was würde Gloria sagen?"
Schatten, dann Licht und wieder Schatten. Und Licht.
Glentus hatte garnicht bemerkt, dass er schon längst wieder vor der maroden Taverne stand. Melancholisch trüb waren seine Augen nun, die Stimme hatte einen dunklen Schleier auf sein Gemüt gelegt.
Ein letzter Blick gilt abermals den kränkelnden Gassen der Gosse. Alles beim Alten. Und irgendwie auch doch nicht.
Die Heilerhütte wahr wohl noch offen. Ein tiefes Schlurzen und ein schwerer Schritt. Nur der eigene Ruck machte dies möglich. Angekommen und trotzdem noch wie benommen. Die geschlossenen Augen machen die Sache erträglicher. So scheint es zumindest. Ehe dann zögernd eine schmächtige Faust an die schlafende Holztür klopft.
"Heiler oder Seelensorge, Glentus?"
Ich werde mit euch sein...und mit dir.
_________________ Glentus Quertreib - Freier des Viertels - gekocht
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