Stumm starrte der dunkelhäutige Mann an die faulige Holzdecke… es roch nach Salz, Schnaps und Schimmel… doch das kümmerte ihn wenige.

„Hier liege ich, eingesperrt wie ein Köter… der meist gesuchteste Mann der Insel, muss mich verstecken, musste mir einen neuen Namen ausdenken… und alles wegen… Hrm…“ brummend kratzte er sich am Kopf und seufzte…

Wessen Schuld war es? Die Schuld dieser Adligen… wie war noch gleich ihr Name? War es Victors Schuld? Oder seine?

Während er grübelnd an die Decke starrte erinnerte er sich an die Worte seiner Herrin…

„Und irgendwann wirst du mächtiger werden als ich, wirst deine eigene Armee haben…“.

War es nun soweit? War all dies dass Zeichen einer höheren Macht? War er ein Auserwählter? Oder nur eine Puppe… ein Werkzeug…

Wieder seufzte er… er hasste es wenn er soviel nachdenken musste… und nichts zum prügeln in der Nähe um sich wieder zu beruhigen.

Mit den Händen strich er sich durchs verschwitzte Gesicht…

„Ich wünschte sie wäre bei mir geblieben… ich fühle mich so… allein?“ knurrend schlug er sich selbst gegen den Kopf.

„Werde nicht weichlich Cacama! Du brauchst kein Weib um zu überleben…“.


Victor war tot… aber es gab noch mehr, seine Truppe bestand aus vielen Recken… und Ja! Es war seine eigene Armee… und nun würde die Zeit der Rache anbrechen… Ersont? Malthust?

Nein… es gab einige Leute bei denen er sich auf seine Art bedanken wollte…

„Mhm… ich sollte eine Liste schreiben“ ächzend erhob er sich, wankte durch den finsteren Raum und kramte in einer Kiste herum, bis er ein altes Stück Pergament und einen Kohlestift fand um darauf zu schreiben.

Liste meiner ganz besonderen Freunde:

- Leutnant Erin Caoimme
- Enoah … hat der einen Nachnamen?
- Antonia Bruch
- Diese Adlige (Solos… verflixt, was für seltsame Namen!).
- Ein paar Viertler (Egal wen… trifft ja immer den Richtigen).
- Leandra… *der Name wurde wieder durchgestrichen*

„Nein für sie habe ich mir etwas anderes überlegt…“.

Mit einem breiten grinsen im Gesicht stopfte er das Stück Pergament in die Tasche und wendete sich herum…

„Um meine Herrin zu rächen sollte ich noch diesen Toran Dur töten… aber vielleicht fange ich lieber bei Akora an… wird ihm sicher nicht gefallen….“.

Ein heiseres lachen, unterbrochen von lautem Gehuste ehe die dunkelhäutige Gestalt aus dem Raum wankte…

Unruhig lag die dunkelhäutige Gestalt auf der Hängematte des nach Moder und Schimmel stinkenden Zimmers und schien zu schlafen…

Er war allein… allein in der Dunkelheit… zumindest fühlte er sich so, doch ein leises Wispern kündigte einen unsichtbaren Beobachter an…

„… es wird Zeit …“ die Stimme klang unheimlich, krächzend… nicht menschlich.

„Z…Zeit? Wofür? Wer bist du? Und was willst du von mir?“ hörte man die raue Stimme des Mannes in der Dunkelheit sprechen…

„Ich bin du… du bist ich, wir sind eins und doch getrennt… und wir haben das gleiche Ziel!“… wieder ertönte die Stimme und klang diesmal belustigt?

„Was? Ich verstehe nicht wovon du redest! Fahr zur Niederhölle und lass mich in Ruhe!“ brüllte der junge Mann zornig in die Finsternis, mit den Augen versuchte er den Sprecher ausfindig zu machen… doch er sah nichts…

Ein lautes, heiteres und zugleich furchteinflößendes Lachen erklang… nicht aus einer bestimmten Richtung sondern von allen Seiten…

„Narr! Du weißt längst wer ich bin und ich werde nicht gehen… wir müssen noch viel erledigen… deine Rache! Hast du sie vergessen?“. Die Stimme wurde dabei immer lauter und lauter… und hatte etwas Höhnisches an sich, als würde sie sich über den jungen Mann lustig machen.


„N… nein habe ich nicht! Es ist noch nicht soweit… meine Männer…“ stotterte er in die Dunkelheit ehe er wieder von lautem Gelächter unterbrochen wurde…

„Du nanntest dich einst einen Barbaren! Geschaffen um zu morden… sie dich an! Stotterst und verkriechst dich in ein Rattenloch… geh raus! Geh raus und töte deine Feinde… für deine Rache! Für deine Herrin… für DEINEN GOTT!“ Schrie die finstere Stimme aus allen Richtungen so das der junge Mann glaubte ihm würden die Ohren platzen…

Schweißgebadet erhob er sich aus der Hängematte und fuhr sich mit den Händen durchs vernarbte Gesicht… Ein Traum? Ein böser Geist? Oder verliert er einfach nur den Verstand?


Ächzend erhob er sich und torkelte auf den Ausgang der Kammer zu… seine Blase drückte fürchterlich… und der Kopf fühlte sich an wie nach einem Saufgelage…

Immer öfter sprach die Stimme zu ihm… wurde freundlicher, sympathischer… und irgendwann zu seiner eigenen Stimme. Oft konnte man ihn hören wie er mit sich selbst sprach, wenn er dachte niemand würde hinsehen… wie er apathisch an die Decke starrte, dabei lautlos die Lippen bewegte…


„Danke dass du mir bei meinen Plänen hilfst… aber was soll ich als nächstes tun, wer wird als erstes leiden?“ murmelte die hagere Gestalt auf der Hängematte…


„Wir müssen dort anfangen wo alles begann mein Freund… müssen der Blutspur folgen… Hmm… wem hast du alles zu verdanken, wo fing es an?“ wisperte die Stimme nachdenklich…

„Mhm… ich weiß es! Alles begann mit dem Kopfgeld der Ersonter… und… mit dieser Frau… Awa…“. Ein leises knurren entrang seiner Kehle und er ballte die Fäuste…

„Dann mein lieber Freund ist sie die Erste… ihr Blut müssen wir uns holen… dass Blut einer verlassenen, erbärmlichen Frau… es gibt nichts süßeres mein Guter“.


Hell funkelten die Augen des Mannes als er sich erhob, mit der Zunge fuhr er sich über die spröden Lippen und bleckte die spitzen Zähne…


Jemand der die breite Kammer betritt erkennt ein altes Stück Pergament auf dem Tisch... auf dem ein Name zu erkennen ist …. Awa Aldorn… ein Langdolch wurde so fest in den Namen gerammt dass er sich bis ins Holz des Tisches bohrte…

Der Plan war klar umrissen. Sie gehen rein, mischen sich unter die Festbesucher, suchen das Ziel und warten auf das Zeichen. Auf das Zeichen erfolgt das Attentat. Im darauf folgenden Durcheinander entfernen sie sich vom Tatort. Das war der Plan... und der Plan ging auf!

So suchten vier, in einfache Volkstracht gekleidete Gestalten das am 27. Sekar veranstaltete Fest in Seeberg auf - Mit der unheilvollen Hoffnung, das Ziel des Attentats dort anzutreffen. Die vier Attentäter verstanden ihr Handwerk und mischten sich unauffällig unter das - noch - fröhlich feiernde Festvolk auf dem Festungsplatz.

Es dauerte nicht lang, bis sie ihr Ziel ausgemacht haben und unauffällig beobachteten. Die Freifrau Solos Nhregas, das Ziel des Attentats, hat sich ohne jeden Verdacht zum einfachen Festvolk gesellt und beobachtete mit zahlreichen weiteren Gästen das Spektakel des Abends.

Die Freifrau Solos Nhregas konnte nicht ahnen, dass vier Personen auf dem Fest fest entschlossen waren, mit vier kleinen gläsernen hoch explosiven und gefährlichen Gefäßen nach dem Wohlergehen der Adeligen zu trachten.

So musste es wie ein schlechter Scherz geklungen haben, als plötzlich ein lauter Pfiff über den Platz hallte, begleitet von den verachtungsvollen Worten eines der Festteilnehmer: "Tod der Nebelkrähe Solos Nhregas!"

Das war das Zeichen. Die vier Attentäter entblößten ihre lilanen Tränke und warfen die tödlichen Gemische zielgerichtet auf das wohl überrumpelte Opfer.

Ohrenbetäubende Explosionen übertönten das gesamte Fest und rissen die Freifrau Solos Nhregas sofort zu Boden. Der Kraft der Detonation und der herumfliegenden Glas- und Steinsplitter fielen etliche der Festteilnehmer zum Opfer - Opfer, die die Attentäter wohl oder übel in Kauf nahmen.

Wie von den Attentätern erwartet, brach augenblicklich nach den Explosionen Panik und ein unüberschaubares Chaos unter den Festteilnehmrn aus. Die einen sahen sich fassungslos und völlig überrumpelt um, die anderen lagen blutüberströmt und schwerverletzt am Boden, andere regten sich garnicht mehr. Auch die Wache brüllte von den Geschehenissen wohl überfordert Befehle herum. Vier der Festbesucher wussten, was sie tun. Im Schutze des Durcheinanders wendeten die Attentäter dem Tatort den Rücken zu und entfernten sich von der Veranstaltung.


Das Attentat gelang.

Summend schlenderte die Gestalt zu seiner Hängematte und zog ein Pergamentstück darunter hervor... er zückte einen Kohlestift und strich einen weiteren Namen auf der Liste durch.

Liste meiner ganz besonderen Freunde:

- Leutnant Erin Caoimme
- Enoah … hat der einen Nachnamen?
- Antonia Bruch
- Diese Adlige (Solos… verflixt, was für seltsame Namen!).
- Ein paar Viertler (Egal wen… trifft ja immer den Richtigen).
- Leandra…

Schmunzelnd wendete er sich herum und stapfte aus der Kammer...

Ruhig lehnte die Gestalt an der verfallenen Mauer und überblickte das Ödland…

„Und bald ist es soweit… wenn die Finsternis über die Insel zieht, dann werde ich mich für eine Seite entscheiden müssen…“. Murmelte er vor sich hin den Blick dabei noch auf die Ödnis gerichtet…

„Hast du dass denn noch nicht mein Freund?“ hörte er die vertraute Stimme in seinem Kopf…

Langsam wanderte die Hand zum Streitkolben am Gürtel…

„Doch… ich habe mich entschieden!“ zügig wendete er sich herum, der dunkle Stoff des Umhangs flatterte im Wind ehe er in der Dunkelheit verschwand.