Bah war das widerlich, dieser Gestank der von ihr ausging, brachte sie noch um den Verstand. Sicherlich war es alles andere als dumm, aber überall dieses widerwärtige Blut kleben zu haben war alles andere als erfreulich. Die meiste Zeit über stapfte sie einfach nur noch voran, jeder Schritt ein begleitet vom leisen Geklirre der Rüstung. Nun ja, einen Vorteil hatte es wenigstens, so konnte Ayondela sie auf jeden Fall nicht verlieren, sie musste immer nur dem Geschepper nachlaufen. Der Blick ging so weit ihr dieser kleine Schluck Nachtsichttrank, welchen sich die Beiden vorhin einmal gegönnt hatten, erlaubte in der Gegend herum. Irgendetwas knackte am Rand des Blickfeldes, wobei Lillien es faktisch kaum wahr genommen hatte, zu viele Geräusche die sie schon die ganze Zeit umgaben, doch Ayondela hielt sie am Arm fest.
Da ist etwas
Nur ganz leise das Flüstern, welches gerade eben so an Lilliens Ohr drang, doch sie hielt inne und starrte angestrengt durch die Dunkelheit, ein weiteres Knacken und ein Deut von Ayon in eben jene Richtung lenkte Lilliens Blick voran. Irgendetwas war da, nur was war es? Ein Atemzug, zwei Atemzüge, drei Atemzüge... War es weiter gezogen? Fast schon wollte sie durchatmen, doch da war es wieder jenes Knacken, dieses mal noch näher als die Male davor. Etwas kam auf sie zu und dies ganz unbestreitbar.
Da ssssssssssind ssssssssie.
Ayon zuckte flüchtig zurück, als sie die seltsam verzehrte Stimme hörte. Zuviele Erinnerungen verband sie mit diesen zischelnden Lauten. Sie wusste sofort, es war ein Sammler. Ayon legte einen Pfeil auf die Sehne und zog diese durch, bereit jeder Zeit den Pfeil nach vorn zischen zu lassen.
Ihr hättet euch nicht ssssssssssso verssschtecken müsssssssssssen. Ihr ssssssssseht ja... esssssssss hat keinen Sssssssssinn.
Lillien schossen so viele Gedanken durch den Kopf, dass sie einen Moment lang brauchte um sie zu ordnen. Sie hatten sie gesucht, also war es kein Zufall gewesen, dass der Gargoyle sie geschnappt hatte, schlimmer noch, dass Ayondela mit ihr zusammen war, war ebenso pure Absicht gewesen. Aber was sollte das ganze? Warum gerade sie beide? Ihre Hand schloss sich fester um den Schwertknauf, während sie ein Stück von Ayondela abrückte und weiter auf die Stimme zuging, wobei die Stimme immer mehr Gestalt im Dunkeln annahm. Es war ein Hirte der Sammler mit drei Saranen im Schlepptau. Jene skurril wirkenden Wesen, welche aus ewig vielen Einzelteilen zusammen gefügt zu sein schienen.
Ihr könnt esssssssss auf die einfache Art und Weisssssssse haben oder auf die ssssssssssssschwere, esssssssss issssssst eure Entsssssssssssscheidung.
Lillien wog den Kopf leicht von einer Seite auf die andere, den Hirten nicht aus den Augen dabei lassend. Was glaubte dieses Wesen eigentlich? Glaubte es wirklich, dass sie sich und Ayondela kampflos in seine Hände übergeben würde? Wie dumm konnte man denn bitte sein?! Kurz ging ihr Blick zurück zu Ayon, direkt auf den Bogen, auf dem bereits der Pfeil lag und nickte stumm gen der kleinen Gruppe rüber. Ayon nickte nur leicht, als hätte es da einen Wortaustausch zwischen beiden gegeben, hob den Bogen noch etwas mehr an und mit einem zischen flog der erste Pfeil direkt an Lillien vorbei auf den ersten, kleineren Saran zu, ein kleines Kind, nun, zumindest etwas was wohl einmal eines gewesen war. Der Pfeil traf das Wesen direkt in der Stirn, für einen Moment schaute es noch seltsam überrascht hinüber zu den beiden Frauen, ehe es auf die Knie und dann zur Seite auf den Boden sank. Es war tot.
Antwort genug?
Lilliens Stimme erklang gerade zu schneidend kühl und bar jeden Mitgefühls, dass man fast meinen konnte, dass dort eine andere Person stand. Nicht mehr die kleine liebe Gardemeisterin, die alles eher zwei drei mal überdachte und versuchte etwas mit Worten zu regeln. Der Sammler fackelte nicht lange und gab den Angriffsbefehl, worauf hin sich die zwei anderen Saran, etwas was wohl einmal ein Elf und ein Wesen welches wohl dereinst ein stolzer Nortrave gewesen war stürmten voran auf die Beiden zu. Die Klinge des Schwertes ging durch das Fleisch des einen Sarans hindurch, es war kein angenehmer Kampf, wahrlich nicht. Dieser Riese vor Lillien machte es ihr nicht einfach und auch Ayondela hatte hinter ihr mit dem anderen zu kämpfen, zwei Pfeile steckten bereits im Brustkorb jenes Elfen, ehe er bei ihr stand und ihr Bogen nichts mehr wert war. Schon hatte sie ihren Dolch gezogen und wollte diesen in den Leib des Sarans stoßen, als vorn durch den Bauch die Schwertspitze Lilliens hervor lugte und das Wesen zusammen brach. Die beiden Sarane waren geschlagen, doch der Hirte war noch wohl auf, was sich nunmehr rächte, als Lillien ihm den Rücken zugedreht hatte um ihrer Freundin zu helfen. Er schlang seinen langen, schuppigen Schlangenschwanz, welchen er dort hatte, wo andere Wesen ihre Beine hatten, um Lillien herum und zog sie zu sich heran. Gerade noch so konnte sich Lillien herum drehen, ihm so direkt in die Augen blickend. Der Kopf des Sammlers kam ihr immer näher als er sich vorneigte und sein stinkender Atem wogte ihr entgegen. Langsam zog sie den Kopf etwas zurück, das Wesen angewiedert anblickend.
Sssssssssssiehst du, nun habt ihr doch verloren. Dasssssss hättet ihr euch sssssssssssparen können, nun wird es nur um sssssssssssssso sssssssssssschlimmer für euch.
Lillien verengte die Augen, purer Zorn welcher in jenen aufblitzte, als sie ihren Kopf mit wucht voran stieß und dem völlig verdadderten Sammler eine Kopfnuss verpasste.
Das hättest du wohl gern, aber glaube mir... WIR sind es nicht, die dieses hier nun bereuen werden.
Mit einiger Mühe, weil das Wesen ihr doch so nah war, brachte sie es fertig, das Schwert in die Seite des Sammlers zu stoßen, worauf hin es sie losließ. Kaum stand Lillien auch nur einen Schritt von ihm weg, da drang auch schon ein weiterer Pfeil in dessen Leib. Der Hirte zischte überrascht aus, mit alle dem hatte er wohl nicht gerechnet, schon gar nicht mit derartiger Gegenwehr, schon überhaupt gar nicht von zwei kleinen Weibchen. Er musste sich eingestehen, kurz bevor der letzte Schwertstreich seinen Bauch quer über auftrennte und er zu Boden ging, dass er einen Fehler in seiner Einschätzung gemacht hatte, einen Fehler den er nunmehr mit dem Leben bezahlen musste.
Lillien, manchmal ...
Ayondela hielt einen Moment lang inne und betrachtete ihre Freundin, als auch schon die Dunkelheit vollends wieder zurückkehrte, als der kleine Schluck des Nachtsichttrankes seine Wirkung verlor.
Manchmal was? Manchmal könnte ich glauben, ich kenne dich gar nicht wirklich.
Lillien musste kurz aufschmunzeln, vielleicht war es tatsächlich so, dass Ayondela bisher nicht einmal die Oberfläche angekratzt hatte, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt da Lillien alle Erinnerungen ihres Lebens wieder in sich barg.
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