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 Betreff des Beitrags: Weg des Dieners
BeitragVerfasst: 8.01.10, 18:16 
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An den Wässern der Seen im Süden...


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Lange würde er das nicht durchhalten.
Die Kälte biss ihm ins Gesicht und der kahle Baum hielt den Schnee auch nicht davon ab, sein kaltes Antlitz zu verteilen.
Und doch: Wie wunderbar, diese Gelegenheit, zu lernen. Wie die klaren Gewässer um ihn herum, so stechend klar konnte er den kalten Luftstrom betrachten, der in ihm ein uns aus ging.

Aber Wasser spricht noch eine andere Sprache.
Nicht nur Klarheit, sondern auch Beweglichkeit lehrt das Wasser.
Preschen die Böen über die Seen - dann schwingt das Wasser mit.
Wirft man dem See einen Stein an den Kopf - dann weicht das Wasser aus und lässt nur stille Klarheit zurück.

So verweilte der Wanderer noch einige Zeit an den Seen im Süden.


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 Betreff des Beitrags: Re: Weg des Dieners
BeitragVerfasst: 10.01.10, 23:06 
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An den Lüften des Schlachtenpasses im Westen..

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In den Rücken schlug ihn der Wind, pfeifend kühl glitt er an ihm vorbei, umschwirte ihn, versuchte ihn zu umnebeln.

Der Wind versteht, aufzuwühlen. "Bring mir einen toten Vogel" "Ketzer!" "Die Toten sind auferstanden.". Hier und da wehen Gedanken, Gefühle und Bilder herum. Und ziehen weiter wie die Wolken am Horizont.

So verweilte der Wanderer noch einige Zeit an den Lüften des Schlachtenpasses im Westen.

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"Mein Lehrer beschrieb es einmal so, dass wir der Wind unter Galtors Flügeln sind: Niemand nimmt uns wahr. Niemand achtet uns, bis wir bedrohlich wirken. Und früher oder später kommt die Erkenntnis, dass ein Wind keinen Kampf gewinnen kann." - Bruder Malachai


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 Betreff des Beitrags: Leichenbrand
BeitragVerfasst: 24.01.10, 18:21 
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Leichenbrand

Als er den Schrein gestern am Morsanacker mit der Schwester betrat, trat ihm die Fäulnis und der Gestank der Verwesung in den Geruchssinn.
Über eine Woche hatte man die drei Körper einfach so im Bellumsschrein liegen lassen. Solange, bis ihr Gestank nicht mehr ertragbar war - dann entsorgte man die Leichen auf dem Altar des Ackers.

Was würde die Soldatin sagen, wenn man ihren toten Leib fast einen Mond einfach irgenwo herumliegen lassen würde?
Bis er faulig und ranzig wird und sich die Tiere bei Nacht daran weiden? Würde sie wollen, dass man ihren Leib einfach offen herumliegen lässt?

Er erinnterte sich daran, als einer der Soldaten Malthusts, einer ihrer Kameraden, von einem marodierenden Troll erschlagen wurde. Niemand konnte sich überhaupt an den Namen dieses Kameraden erinnern. Die Toten sind ihnen fremd. Und nun dieses.

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Die ganze Nacht hindurch begleitete er die armen Seelen im Gebet, bis das Feuer allmählich abklang und nun der dicke Totenrauch, Morsans schwarzer Schleier, über dem Acker aufstieg; auch da verweilte er als Einziger mit Denen, die für die Lebenden nicht mehr existierten.


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... sobald der Wind sich dreht, dass sah der Diener, würde der schwere Schleier des Todes, der Atem der Verwesung in Richtung Brandenstein ziehen.

Und sie erinnern. Jede üble Tat fällt - nein, weht zu einem zurück...


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 Betreff des Beitrags: Re: Weg des Dieners
BeitragVerfasst: 7.02.10, 16:41 
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Die Ketten verbrennen

Die letzten Zyklen saß er in der steinernen Kammer des letzten Richters und er fühlte... fühlte das, worüber er nicht sprach. Es war der Vorfall, als ihm das Herz so schwermütig ward, weil die Geschwisternschaft auf dem Weg in den Abgrund war. Es war die ursprünglichste Angst davor, dass der Pfeiler der Geschwisternschaft selbst sterben würde.
Vor sich sah er da den Windpriester, addrett in Weste und Hemd gekleidet und mit dem federnen Umhang umgarnt. Und sie sprachen miteinander über Leid, die Geschwisterschaft. Über Versagen.

Er erhob sich aus der Sitzhaltung, griff die lodernde Fackel auf und wechselte die Meditationshaltung. Ewigkeiten verharrte er im Stehen, die schwelende Fackel vor sich haltend ohne die Übung zu unterbrechen.


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Eine abgemagertes, hungerndes Rind mit weißem Fell. Inmitten endloser Weide keine Regung.
Stählerne Ketten, die seinen Leib umschlingen und in den Boden gewachsen sind. Die Zeit verliert ihre Grenzen.
Stürme und das Rind friert, Sonne und das Fell trocknet.Es streckt sich nicht nach der Sonne. Es sucht keinen Schutz vor dem Sturm.
Im trüben Augen das Abbild der Kette, wie es das Rind selbst umschlingt. Licht. Endloses Strahlen im Auge und die stählernen Ketten fließen am Tier hinab. Augen geklärt, Leib erstarkt und alles zerfließt in Leuchtenschein.

Als er seine Augen öffnet, sieht ihn die Sanduhr am Altar schweigend an.

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 Betreff des Beitrags: Re: Weg des Dieners
BeitragVerfasst: 13.02.10, 17:52 
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Sorth bringt die Ruhe.

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Das Blut um den Hund ist in einer Lache ausgelaufen, wurde aber zum Großteiler in der danebenstehenden Schüssel aufgefangen. Ein gradliniger Schnitt am Leib des Tieres weist den Blick in die Magenhöhle. Die inneren Organe des Tieres wurden entnommen und der Torso wirkt zusammengesackt und leer. Auf eine morbide und seltsame Art und Weise mag es jedoch so anmuten, als ob das Tier ein friedliches Ende erlebt hätte. Die Augen des Hundes sind geschlossen und der Statur nach zu schätzen, war der Hund bereits vor seinem Ableben durch den Morsan am Ende seiner Kräfte.

In der Krypta Falkensees mag man den Tag über immer wieder Lobpreisungen Morsans vernehmen. Wer den Klängen nachgeht und die ausgeräumte Sarghalle betritt, wird einen in Lumpen gekleideten Mann erkennen, der, blutverschmiert in einer hinteren Ecke der Kammer sitzt und immer wieder seine Verse vor sich aufspricht. Nicht nur die Hände sind dabei mit Blut bedeckt, sondern auch das Gesicht ist mit roten Streifen überzogen. Er scheint völlig apath.

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 Betreff des Beitrags: Tausend Tropfen
BeitragVerfasst: 4.03.10, 04:38 
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Tausend Tropfen. (sehr passende Hintergrundmusik!)

"Vielleicht sind sie einfach noch nicht in der Lage, diesen Weg zu gehen."


Stürmisch schlug das Wasser an die Klippe unter dem Fenster. Tausend Tropfen: vereint, und doch alle getrennt, peitschten sie gegen das Gestein.
Er hörte das Knartschen der Holzdielen unter seinen Füßen.
"Überlegt eure Entscheidung noch einige Tage." sagte die Schwester. Vertieft ging der Blick zum See und es schien ihm, als ob die Helligkeit ergrauen würde.. ja, tatsächlich.


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Das Wasser.. es ergraute.
Den Dienern des Ordo Morsan hatte er angeboten, sie zu unterweisen und zu führen, denn jetzt, wo seine Loslösung von der Welt foranschritt, wusste er, was passieren würde. Der Weg, die weltlichen Ketten und die Befleckungen des Ungenannten zu zerschlagen war so klar geworden, dass sich die grauen Geschichten aus Tiefenwald zu bewahrheiten schienen:
Der Weg zur Heiligkeit weckt Kräfte, denen man nicht entkommen kann.

Und das Wasser.. alles... jede Lebensfaser um ihn herum zog sich zurück und wich allmählich der Dunkelheit.
Stechende Kälte kristallisierte sich in seinem Leib und die Welt verlor ihren Glanz.

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Immer stärker preschte der Wind hervor und peitschte das Blut gegen das Fenster. Die Dielen unter seinen Füßen begannen zu vertrocknen und rußiger, in der Kehle kratzender Staub stieg vom Boden auf. Glitschige, dickebäuchige Maden kriechten aus den Ritzen der Wände in seine Kammer.

Fünfzig Schritte zur Kapelle, vielleicht weniger...
Also umgriff er fest den Hirtenstab und schritt nach draußen...nur zu spät.


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"Vielleicht ist niemand in der Lage, diesen Weg zu gehen."


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 Betreff des Beitrags: Re: Weg des Dieners
BeitragVerfasst: 19.03.10, 16:18 
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Der Kampf gegen das Übel ist noch nicht zuende. Nachdenklich betrachtete der hagere Diener die letzte der acht Gebetsketten.

Das Böse in uns, das Übel in der Welt kann überwunden werden. Die Seele kann zur vollkommenen Reinheit noch bei Lebzeiten heranreifen wenn wir uns mühen. Ohne Unterlass und mit beständigem Eifer.
Wenn sich der Geist von der Welt befreit, dann ist er frei auf ewig im Reich des Überweltlichen zu verweilen. Der Weg ist nicht leicht, aber wer kann das auch vom Kampf aller Kämpfe, vom Krieg aller Kriege erwarten?

Acht Ketten, das sind sieben Mitstreiter. Für einen Moment fragte er sich, für wen die Ketten bestimmt seien, aber dann ließ er es bleiben.


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