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 Betreff des Beitrags: Alte Feinde - neue Schatten
BeitragVerfasst: 17.01.10, 23:30 
Ehrenbürger
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Leise Befehle wurden über das Deck gerufen, als die Taue, welche die Isilmajon an das Ufer banden, gelöst wurden. Im Halbdunkel der Lagerhäuser erschien ein lautloser Schatten, steuerte auf den Landungssteg zu. Leichte, schnelle Schritte brachten ihn an Bord. Eine Losung wurde geraunt, der Steg von kräftigen Händen eingeholt. Fast lautlos wurde das Großsegel gesetzt, während die hochgewachsene Gestalt in der Kajüte des Kapitäns verschwand.

Die Kerzenleuchter in den Ecken des Raumes reichten gerade aus den hohen, fensterlosen Raum in ein schummriges Zwielicht zu tauchen. Neuerlich wurde der schwere Vorhang, welcher die Wände des schlichten, zwölfeckigen Raumes bis zu Decke bedeckte, zur Seite gezogen, als der letzte Teilnehmer in den Kreis der Versammelten trat. Das halblaute Gemurmel verstummte; eisige Stille legte sich über den Raum. „Ihr wißt warum ich euch heute hier zusammen gerufen habe,“ brach eine helle Stimme in Auriel jene. „Ihr hattet einen Auftrag, ich bin hier seine Erfüllung einzufordern. Ist ein jeder in Besitz des für ihn bestimmten Dossiers?“ „Ja, euren Wünschen entsprechend wurden sie heute Morgen von uns an den vereinbarten Treffpunkten abgeholt,“ erwiderte eine Frau aus dem Menschengeschlecht, während sie nach vorne trat. „Gut, ich bin äußerst zufrieden mit dem Geleisteten. Ich werde die Anwesenden nun im Nebenraum einzeln empfangen - in der üblichen Reihenfolge. Dort werdet ihr mit euren weiteren Pflichten vertraut gemacht.“ Kaum waren die Worte verklungen, wand sie sich auf dem Absatz herum und verschwand durch eine andere ebenfalls durch den Vorhang verdeckte Türe. Hinter dieser verbarg sich ein schlichter, holzvertäfelter, lediglich mit einem Schreibtisch ausgestatteter Raum. Hinter jenem ließ sie sich nun nieder, zog ein Pergament aus der im Unterrock eingenähten Tasche, rollte es aus und zog vier Diamanten heran, um die Ecken des selbigen zu beschweren. Kurz überflog sie nochmal die Liste der Kontaktpersonen, als auch schon ein Klopfen hörbar wurde.
Der erste Zug war getan. Bald würden die Mittelsmänner im Gefolge von Handelszügen in alle Teile Falandriens aufbrechen. Weitere würden folgen müssen, doch das nächste Treffen würde erst in einem Mond stattfinden.

Der Bote mußte geritten sein, als wäre der Eine höchspersönlich hinter ihm her. Am Morgen erst hatte man ihn seiner Worte nach erst in Rothenbucht entsand. Schwerlich hatte Himdael seine Neugierde gezügelt, seit ihm die unerwartete Ankunft des Reiters gemeldet worden war. Noch bevor er den Schreibtisch seines Arbeitszimmers erreicht hatte, brach er das Siegel und senkte den Blick auf den Text hinab. Geistesabwesend setzte er sich in seinen Stuhl und ließ schließlich seufzend das Schreiben sinken. Ein Ordensbruder war attackiert worden. Die Stirn in Falten gelegt, rollte er das Pergament zusammen, legte es in die goldene Schale und entzündete es. Trotz der beunruhigenden Nachrichten gab es derzeit wenig, das er tun konnte. Es gab klare Anweisungen. Er würde sich weiter den Vorbereitungen der Festivitäten anläßlich des Lobs der Schwestern widmen. Alles mußte seinen gewohnten Gang gehen. Einzig der Gedanke, daß zumindest andere über potentere Möglichkeiten verfügten, tröstete ihn über seine momentane Rolle hinweg.

Der Dienst unter Führung Isildiras hatte sich wieder einmal bewährt. Ein sanftes Lächeln umspielte Tenoniels Züge, als sie sich einen Moment der Selbstzufriedenheit hingab. Auch wenn es schon 250 Götterläufe zurück lag, hatte sie nicht vergessen, welche Widerstände zu überwinden gewesen waren, ehe Isildiras vielversprechendes Talent die Möglichkeit bekam sich gänzlich zu entfalten. Der Dienst hatte unter ihrer Führung seine schon vorher ergiebigen Möglichkeiten weiter ausgedehnt. Selbst Endophal und die Nordlande waren mittlerweile mit einem zuverlässigen Netz überzogen. 35 exzellent ausgebildete Einsatztrupps standen in ganz Falandrien zur Verfügung. Ihre Gegner von damals kamen nicht umhin zuzugeben, daß ihre Einschätzung von damals, mehr als treffend gewesen war. Selbst Ulanviol, der schärfste Kritiker der damaligen Erhebung, war mittlerweile ein glühender Verehrer der Tatkraft und Weitsicht Isildiras. Sie streckte ihren anmutigen Körper auf dem Diwan aus, nippte an ihrem Wein. Das flüchtige Lächeln wich einem nachdenklicheren, besorgteren Gesichtsausdruck.

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Wir haben die Verantwortung für unser Versagen, aber nicht die Ehre für unsere Leistung.
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 Betreff des Beitrags: Re: Alte Feinde - neue Schatten
BeitragVerfasst: 18.01.10, 21:37 
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Melian stand am Bug der Isilmajon als die Insel in Sicht kam. Sein langes pechschwarzes Haar wurde vom Wind wild hin und her geworfen, so daß es wirkte als umwoge ein schwarzer Sturm sein Haupt. Die aufspritzende, von der stattlichen Bugwelle befeuerte Gischt brannte in seinen Augen, während der schmale, elegante Rumpf die Wellen durchschnitt. Die ersten Möwen hatten ihre Anwesenheit schon bemerkt und umkreisten die Isilmajon in der Hoffnung, daß etwas für sie abfiele. Fela stand hoch am Firmament und ihre Strahlen verliehen dem Wasser stellenweise einen goldenen Teint. Die aufgeblähten Segel knatterten als der Wind neuerlich drehte. Ein kurzer Befehl durchbrach das ohnehin geschäftige Treiben, und die Steuermänner zerrten am Ruder, um das Schiff neu auszurichten. Ohne große Mühen glich der hoch aufgeschossene Elf das beständige Schwanken des Schiffes aus, während um ihn herum die Reling von den Bewaffneten seines Geleitschutzes besetzt wurde. In weniger als einem Zyklus würde man die Treibanker auswerfen, das hatte der Kapitän ihm versichert. In der Tat bewegte sich der Dreimaster mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die Insel zu, deren Konturen immer deutlicher sichtbar wurden. Unbewußt wanderte seine Hand zu der Tasche in seinem Mantel, welche den zu übergebenden Brief beherbergte. Ohne den Blick von der Küstenlinie zu heben, strichen seine Finger über das Pergament. Dann legte er die Hände wieder ineinander, drehte sich ohne Eile herum und steuerte mit dem sicheren Schritt eines Seerfahrenen auf seine Kajüte zu. Es galt sich auf das Übersetzen vorzubereiten.

Als es an der Türe klopfte, das sichere Zeichen, daß sie ihre Ankerstelle erreicht hatten, warf er einen letzten Blick auf die auf dem Tisch ausgerollte Karte und seufzte leicht. In all den Jahren seit er im Dienste der Familie Teyurhai stand, war ihm keine schwerere Aufgabe auferlegt worden, als diesen Brief zu überbringen. Er konnte nur hoffen, daß Adowen an dieser Nachricht nicht zerbrechen würde.Ein schwaches Kopfschütteln begleitete ihn als wolle er diese düsteren Gedanken abschütteln, während er auf die Türe zutrat.

„Sah'lien Adowen, elend Sa'hor at.“ „Sah'lien Melian, elend Sa'hor at,“ erwiderte Adowen den Gruß samt Verbeugung. Sein Auriel klang tonlos und steif, atypisch hart. Stumm streckte er die Hand aus, die Handfläche nach oben offen. Ihm war klar, das Erscheinen Melians mußte dramatische Gründe haben. Unwichtige Nachrichten hätte man weniger vertrauenwürdigen Händen überlassen. „Hier, dies zu überbringen bin ich gekommen. Eure Mutter höchstselbst sendet mich, euch diese Schrift auszuhändigen“ Mit diesen Worten untermalte Melians weiche, mitfühlende Stimme den Moment, in welchem er die bedeutungsschwangere Pergamentrolle aus seinem Mantel zog und in die ausgestreckte Hand legte. „Deine Mühen seien dir bedankt.“ Jäh brach Adowen das Siegel und entrollte das Pergament.

Zitat:
Eliara Teyurhai an Adowen Teyurhai, Rothenbucht, der 25. Seker im Jahre 20 nach Hilgorad

Sah'lien geliebter Adowen,

schwer fällt es mir diese Zeilen zu Papier zu bringen, denn große Düsternis ist über unser Haus gekommen. Es schnürt mir die Kehle zu, wenn ich an das denke, was ich dir mitteilen muß.
Dein Vater, er liegt danieder mit schweren Wunden. Tinjuwiel sagt, er stehe kurz vor den Toren des lichten Reiches Lothoriens. Sein Licht ist schwach in dieser Welt. Doch bestehe noch Hoffnung auf Umkehr, daß seine Reise fortdauert in dieser Sphäre. Ihre Künste als Weißmagierin seien jedoch erschöpft. Ein Attentäter war es, der an diesem Morgen, Selion diese schreckliche Wunde beibrachte, als er sich zur wöchentlichen Versammlung der Schneiderzunft begab. Das Gift pulsiert noch in seinen Adern, während ich diese Wörter niederschreibe. Der Ausgang ist ungewiß. Es tut mir unendlich leid mein Sohn, dich mit solch schlechten Nachrichten konfrontieren zu müssen. Ich weiß, daß du erst vor kurzem deinen Dienst als Page angetreten hast. Dennoch muß ich dich bitten heimzukehren, um deines Vaters Willen, um der Familie Willen. Wir alle brauchen dich nun.
Verzage nicht, sei fest in deinem Glauben Adowen. Jede Düsternis hat ein Ende und ewig ist nur das Licht, das Sein des Seins.

In Liebe umarmt dich,
deine Mutter Eliara.


Ungläubig starrte er auf das Pergament. Sein Körper krümmte sich unter seiner inneren Pein. Wieder las er die Zeilen, als könne er den Inhalt nur so begreifen, als glaube er die Zeilen hätten ihn betrogen. "Ein Attentat, ein Attentat," begleitete ein Stammeln sein Ringen um das Begreifen, ohne den Halt, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

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 Betreff des Beitrags: Re: Alte Feinde - neue Schatten
BeitragVerfasst: 11.02.10, 19:15 
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Der Festtag näherte sich rasch. Langsam trafen die Eskorten der Gäste aus Bernstein und den umliegenden Lehen in Wegenstein ein. Die Höfe der von Himdael angemieteten Stadthäuser waren mittlerweile weitgehend von Kutschen und Pferden in Beschlag genommen. Neben dem für Yehon vorgesehenen Gebäude, standen nur noch Räumlickeiten frei, welche er für unerwartete Gäste bereithielt. Diese fielen in der Menge größzügiger als in den vergangenen Jahren aus, womit Himdael versuchte den Geschehnissen der letzten Wochen Rechnung zu tragen. Aber auch ungeladene Gäste begannen schon in die Stadt zu strömen: Händler und Krieger, Wahrsager und Scharlatane, Gaukler und Barden. Eben all jene die darauf hofften während der Feierlichkeiten ein gutes Geschäft machen zu können.

Der Schneematsch fuhr mit einem schmatzenden Geräusch auseinander, als Himdael durch den Hintereingang auf die Gasse hinaustrat und ein kühler Luftzug ihn begrüßte. Dicht hinter ihm hielt sich Mendir, sein Leibwächter. Dieser verbarg wie zumeist seinen derzeitigen Gemütszustand hinter seinen maskenhaften Gesichtszügen. Seine schlanke, hochaufgeschossene elfische Gestalt war mit einem Wappenrock und Mantel in den Farben des Handelshauses Iwalon angetan. Die feingliedrigen, wohlgepflegten Hände wollten eher einem Harfenist als einem Krieger gehören, als welchen ihn nebem dem Wappenrock die Schwertsscheide an seiner Hüfte ausgab. Sie schlugen einen zügigen Schritt an, welcher sie rasch dem Marktplatz entgegenstreben ließ. Dort waren die letzten Arbeiten an den Tribünen und dem provisorischen Sandplatz samt Tilt im Gange. Den stand eben dieser gedachte Himdael zu überprüfen. Denn der Zeitplan war ausreichend, ließ aber keinen Platz für übermäßige Verzögerungen.

Die Geräusche von Sägen lagen in der Luft, als sie aus der schmalen, dunklen Gasse auf den Marktplatz kamen. Himdael rief den erstbesten Handwerker an, er solle Wolfram herbeiholen. Woraufhin jener nach einer kleinen Verbeugung hinter einer der fast fertigen Tribünen verschwand. Während sie warteten, überzeugte sich Mendir davon, daß die strategisch wichtigen Punkte des Platzes wirklich von den dafür abgestellten Stadtwachen besetzt waren.
Himdael sah Wolfram schon von weitem herannahen. Sein leicht wiegender Gang, der ihn an einen Seemann erinnerte, war ihm mit den Jahren vertraut geworden. Wolfram war von kleinem Wuchs. Den Ärmen und Händen sah man an, daß er schwere Arbeit gewohnt war. Die Augen waren von einem kräftigen grün, das rotbraune Haar, in welchem ein Holzspan hing, kurz geschoren. Das Gesicht wies das unerschütterlich wirkende heitere Lächeln auf, das ihn jünger als die 42 seiner Götterläufe wirken ließ.

Er begrüßte Himdael mit einer Verbeugung: “Den Vieren zum Gruß, Kaufherr Iwalon. Seid mir auf der Baustelle willkommen.” “Astrael zur ewigen Ehre, Wolfram. Wie gehen die Arbeiten voran? Es scheint mir als lägen wir gut im Zeitplan.”
“Ja, in der Tat sind wir gut vorangekommen in den letzten Tagen. Hattet ihr anderes erwartet, Herr?” Der leicht spöttische Unterton wäre einem weniger mit Wolfram Vertrauten wohl entgangen. Himdael entgegnete ihm mit einem Schmunzeln: “Sieh es mir nach, aber die Verzögerungen nach den starken Schneefällen haben durchaus Bedenken in mir geweckt. Aber ich hätte wissen sollen, daß dergleichen dich und deine Mannen nicht aus dem Tritt bringt.”
“Ja, das hättet ihr.” Ein schelmisches Grinsen begleitete seine Worte. “Die Tribünen werden morgen gänzlich fertig sein. Der Sand ist wie ihr seht ja schon verteilt. Die Zelte für die Wettkämpfer sind auch schon errichtet. Alles wird euren Wünschen entsprechen.”
“Genau dies wollte ich hören, Wolfram. Nun werde ich eure Arbeiten nicht weiter aufhalten und mich anderen Aufgaben zuwenden. So es noch an irgendeinem Material mangeln sollte, wendet euch wie immer an Solivein. Möge Astrael dich behüten!”
“Die Viere auf euren Wegen!” Ohne weitere Verzögerung wandte Himdael sich um, und winkte Mendir mit sich.

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 Betreff des Beitrags: Re: Alte Feinde - neue Schatten
BeitragVerfasst: 29.04.10, 19:31 
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Der Sand knirrschte unter den Sohlen Emjan Ha Rechno ven Arums und durchbrach die naechtliche Stille. Vor im klaffte zwischen zwei senkrechten Felsplatten der Eingang der ihm mittlerweile wohlvertrauten Hoehle. Heute wuerden die Massnahmen der letzten Wochen rekapituliert werden. Beim Gedanken an das Versagen der willigen Helfer in Rothenbucht, lief ihm ein kalter Schauer ueber den Ruecken. Er selbst hatte fuer diese Aktion die Verantwortung getragen. Der Preis der Hilfe war wohl zu gering gewesen, als dass man wirklich einen Erfolg haette erwarten koennen. Dennoch wuerde der Kreis des Suedens diese Nachricht nicht mit Wohlwollen aufnehmen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Alte Feinde - neue Schatten
BeitragVerfasst: 5.04.11, 15:22 
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Wie der Sand unter seinen Füßen wirbelten Gedanken an diese letzte Reise in seinem Kopf auf. Im Schutz der Dunkelheit hatte er Luth Imraseph auf verschwiegenen Pfaden verlassen. Auf einem Hof außerhalb hatte er zwei Pferde an sich genommen und sich im scharfen Galopp gen Norden gewand. Ohne nennenswerte Vorfälle hatte er die Wüste durchquert und auf einem Hof abseits von Falkenstein die Pferde in die Obhut von Salachin Fai Jawhor u Crowahst, der dem Kreis schon seit Anbeginn diente. Im weiteren hatte er sich als Scholar ausgegeben, der sich auf einer Reise nach Draconis befand um die umfangreichen, dort ansässigen Bibliotheken zu studieren.

Da er vom scharfen Ritt durch Endophals Wüste müde gewesen war, hatte er sich eine bescheidene Herberge in Falkenstein gesucht. Auf dem Weg dorthin hatte er angewidert wahrgenommen wie viele seiner Landsleute hier, ihre Wurzeln vergessen hatten, sich die galadonischen Gebräuche wie ein Geschwür ausbreiteten. An einem Marktstand erblickte er eine junge, bildhübsche Endophali, die mit einem Galadonier verhandelte. Immer näher war ihr dieser auf die Pelle gerückt, ehe seine Hand sich beiläufig auf ihr Hinterteil gelegt hatte. Seine Landsfrau hatte ihn wie eine Dirne gewähren lassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Angewidert hatte er den Blick abgewand und seine Schritte beschleunigt. In seinem Endophal hätte diese Frechheit den Galadonier mindestens die Hand gekostet.

In seiner Kammer angekommen, hatte er die Türe sorgsam verriegelt und die kleine Pergamentrolle mit den Kontaktinformationen aus dem Gewand gezogen. Dies würde das letzte Mal sein, daß er diese lesen würde. Denn nördlich von Falkenstein war die Gefahr von Kontrollen zu groß, um sie weiter mit sich zu führen. Normals hatte er sich die wichtigen Punkte eingeprägt, ehe er die Hand mit dem Pergament zur Faust ballte und diese darin in Flammen aufging. Dann hatte er sich auf die Pritsche gelegt und versuchte die Gedanken an das Ungeziefer in dem Strohsack auf dem er lag zu verdrängen.

Die Taverne in dem kleinen Dorf am Rande der Inkwitmoore unweit von Borast war ziemlich heruntergekommen gewesen. Er hatte sich einen abseits gelegenen Tisch gesucht, um seine Kohlsuppe - die Galadonier hatten wirklich keinen Geschmack - in Ruhe auslöffeln zu können und dabei den Schankraum im Blick zu haben. Darüberhinaus hatte der Tisch unweit des Hinterausganges gelegen. Vor der Theke hatten im schummrigen Licht einer Talgkerze einige Bauern Karten gespielt. Direkt neben der Türe hatten zwei junge Männer gesessen, zu welchen zwei weitere stießen. Leise hatten sie ohne sich zu setzen miteinander getuschelt, und Emjan Ha Rechno ven Arum unfreundliche Blicke zugeworfen. Das an sich war keine neue Erfahrung. So tief im galadonischen Großreich waren die Menschen mit Endophaliern nicht vertraut. Doch gerade als er wieder von seiner Suppe aufgeschaut hatte, waren sie schon an seinem Tisch gestanden. Als diese galadonischen Halbstarken ihn abschätzig gemustert hatten, hatte er seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen müssen, um ihnen nicht direkt an die Gurgel zu gehen. Aber er hatte keine Aufmerksamkeit gebrauchen können. "Du bist doch so ein Sandfresser aus dem Süden," hatte der kleinste von Ihnen mit einem höhnischen Lächeln gemeint. Die Anderen, welche ihn flankiert hatten, hatten bei dieser Bemerkung gegrinst. Sie ignorierend, hatte er sich den nächsten Löffel Suppe aus seiner Schüssel geschöpft. Daraufhin hatte der Größte nach ihm gegriffen. Behände war er diesem entglitten, aber einer hatte schon den Fluchtweg durch den Hinterausgang verstellt. Der Lärm der umgefallenen Suppenschüssel hatte kurz einige Blick der Bauern in Emjans Richtung gelenkt. Diese hatten sich aber rasch unter Gemurmel wieder ihrem Kartenspiel zugewand. "Gesindel wie dich knüpfen wir hier auf," war neuerlich die höhnische Stimme des Kleinsten ertönt, währen seine Kumpanen den Kreis um ihn enger gezogen hatten. Emjan hatte innerlich geseufzt. Dies würde kein gutes Ende nehmen. Kalter Haß hatte in seinen Augen gelodert als er den Anführer das erste mal richtig angesehen hatte. "Geht, oder ihr werdet es bereuen," hatte er hervorgepreßt, während seine Hände unter dem Tisch eine Kugel geformt hatten. "Oho, seht her, er droht uns," höhnte der Kleine, als der Größte auch schon nach vorne stürzte, um ihn zu packen. Eine unsichtbare Barriere war ihn zurück. Im selben Moment schnellte der Tisch auf einen Wink Emjans nach vorne, riß den Kleinen von den Beinen. Ein kurzer Deut mit der Linken, der vierte flog durch die Hintertür, die unter dem Aufprall seines Körpers krachend splitterte. Mit zwei langen Sätzen hatte er selbst an der Hintertür erreicht und war in die Dunkelheit entschwunden.

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