Die Zeit des roten Richters

Der Seelenkult · **Registriert:** 2.04.10, 19:57 **Beiträge:** 5

Die, die sich ernsthaft auf dem Weg der Läuterung, auf dem Weg der Reinigung, auf dem Weg zur Vereinigung mit den Vieren befinden, ja, denen kann
es angedeihen, dass ihr Blick sich über die fleischliche Sphäre hinaus entwickelt. Was als Fortschritt auf dem Weg zur Läuterung gilt, das zieht jedoch auch die Diener des Dämonenfürsten an.
Wo die Verdorbenen die Gefahr erblicken, dass Wesen zur Reinheit sich entwickeln, da versuchen sie jene vom Pfad abzuhalten, sie zu verwirren, zu zerstören und zu pervertieren.

Nicht sagt der rote Richter, wozu sein Kommen. Nicht sagt er, was er möchte. Er spricht kein Wort und trägt keinen Richthammer, doch wieso nennt man ihn dann Richter?

Lifna könnt es einem so da sagen und vor ihm warnen:
"Drei Gestalten im Richtsaal. Die leeren Bänke aus rotem Zedernholz - bestückt mit Zierrat, kündend vom Schafott. Mondenlicht fällt schimmernd durch die bleichen Fensterbögen. Hinterm Richtpult siehst du ihn sitzen; der Sünden bist du angeklagt. Bereit zum Verhör hast Platz du genommen, doch sieh vor das Richterpult. Dort steht der Kläger: Wer ist es?"

Schuld. In Anwesenheit des Richters, wird der Kläger alles gegen euch anführen, was euch schuldig spricht.
Wenn der Richter euch besucht, dann wird jeder eurer Schritte euch anklagen. Jeder Tag in eurem Leben, jeder Fehler, jeden Schaden, jede Missetat, die ihr je verbrochen; Was ihr auch geheim hieltet, was ihr auch zu verleugnen versuchtet - der Kläger wird es anführen. Ihr werdet wegen allem angeklagt, was ihr bereut und es wird nichts übersehen.
Der rote Richter vermag es, jede eurer Lasten ein hundertfaches schwerer wiegen zu lassen. Jede Schmach eurer Seele wird zum brennenden Inferno, in jede Wunde presst er sein glühendes Mal. Und jedes Mal, wenn er euch besucht, wird es erklingen in eurer Seele:

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Dahin der Glanz, fortgeweht das Licht der Welt, so der rote Richter kommt und zu euch sieht: Wie ein Zauber legt sich's nieder, falls ihr dem Bann nicht entkommt. Schuld. Eure Welt macht er dunkel, grau und schwarz, denn Gnade wählt er keine.

Sein Gewand ist das Blut der Sünder selbst, doch fürwahr: sein Zauber kommt nicht über Nacht. Mit jedem Besuch trägt er den Schatten näher heran: Er will euch verderben, verwirren und vernichten. Doch bevor ihr merkt was er möchte, mags zu spät schon sein.
Schmerzt sein Dasein, vermag es sein Besuch umso mehr. Seine Aura kriecht wie ein dutzend Schlangen über den Boden, umzingelt euch und spritzt ihr Gift in euren Geist. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Alles an euch lässt er im Lichte blutigster Schuld erwachen.

Wahnsinn - dahin will er euch treiben. Unablässig stellt er euch in Frage, sein Bann lässt eure Missetaten immer größer anwachsen - bis gar unverzeihlich sie werden. Man hats versucht - ihn zu erschlagen als zu Besuch er kam, aber das kann man nicht! Er wählt die Art des Kampfes und ihr habt die Waffe, so hat er's bestimmt.

Ja. Ihr habt die Waffe, aber auf eure Brust weiß er sie zu lenken - wie ein Sünder den Dolch auf sein Opfer.

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