Heute:
Es ist herrlich. Das Gefühl der Sicherheit, der Geborgenheit in seinen Armen. Wie bei Waldemar willst du nicht dass er geht. Und doch muss er gehen.
Du gehst nach Hause. In das Haus, dass du vor nur einem Tag mit dem Lagerverwalter von Seeberg eingerichtet hast.
Im Schlafzimmer beginnt es. Du fühlst dich unwohl. Es ist ein Gefühl als lauere ein Monster unter deinem Bett.
Wie albern.
Wie um dir selbst zu beweisen, dass dem nicht so ist, setzt du dich aufs Bett, ziehst dich aus. Du wirst nicht unters Bett sehen! Das ist lächerlich!
Als du dich hinlegen willst fällt dein Blick auf das Kopfkissen, ein kleines, schwarzes Insekt. Mit angewiderter Miene greifst du nach dem Kissen, schüttelst diesen widerlichen, kleinen Wurm vom Kissen.
Er huscht unters Bett…
Du wirst nicht nachsehen! Du wirst nicht panisch zu Vater Custodias rennen! Du wirst nicht panisch zu Waldemar rennen! Du greift ein Buch vom Nachtisch und liest.
Geweckt wirst du von einem Gefühl, leichte Kopfschmerzen, ein Stein im Magen…da ist noch jemand im Dunkeln…im Raum!
Ein Schatten…Mutter?
Du blinzelst, versuchst dich mühsam zu sammeln.
Moment! Deine Mutter ist nicht tot!
Du zuckst hoch, siehst das Kleid.
Großmutter…
Sie vergeht erst mit dem Hellzyklus. Auch der Stuhl auf dem der Schatten sitzt verschwindet.
Du kauerst im Bett, in der hintersten Ecke. Vielleicht solltest du schreien?
Reiß dich zusammen!
Du stehst auf, ziehst dich an. Milch und Brot lindern die Übelkeit etwas, die Kopfschmerzen lassen nach.
Du gehst nicht wieder hinauf ins Schlafzimmer.
Früher:
Wieder greift deine Hand zum Messer, kratzt trockene Tinte vom Pergament. Wieder greift deine Hand zur Feder, setzt mit frischer Tinte einen Namen in das Buch.
Wie viele Tage? Nur eine Nacht…nur wenige Zyklen am Meer…
Freundschaft ist nicht nur nehmen sondern auch geben.
Schwere Schritte hinauf, ein letzter Blick. Du trittst ans Fenster. Xans Tränen oder sind es deine eigenen?
Schweigen. Nur das Prasseln des Regens am Fenster. Etwas in dir zurück vor der Tür zurück, deine Hand greift den Ring und öffnet die Tür. Nichts.
Warum tust du das? Du weißt es nicht mehr. Weil es „richtig“ ist.
Du eilst über den Markt in den Schrein des Astrael. Schweigen.
Astrael, Allsehender, Allwissender. … Ich habe gesündigt, ich bereue. Ich wollte helfen und wagte es doch nicht Vater um Hilfe zu bitten. Ich bin ein elender Feigling. Ich fürchte Seine, DEINEN Zorn. Es war falsch, ich zahle den Preis dafür. Ist mein Opfer genug, Astrael? Nein. Fehle ich erneut? Es ist die einzige Antwort die ich kenne. Ich bereue, ich bitte dich, nimm mein Opfer gnädig an. Was bleibt ist nur die Pflicht, immer und immer wieder die gleichen Sätze, ein Lächeln. Schweigen. Mehr gibt es nicht zu sagen. Schweigen. Zwischen Liebenden. Schweigen. Zwischen Vater und Tochter. Schweigen. Lächelnd.
Ohne ein Wort sitzt du im Schrein des Astrael.
Heute?
„Vater, es ist besser wenn ich gehe. Es ist besser wenn ich euch nicht mehr aufsuche, Vater.“
Du übst die Worte vor dem Spiegel. Starrst auf dein bleiches Spiegelbild.
„Vater, ich werde nicht mehr nach euch schicken. Es ist meine Schuld, nicht eure. Ich weiß, ihr seht viele Dinge nicht so wie man sie mich gelehrt hat, doch die Geweihten die mich lehrten sie lehrten mich, dass das was ich tue falsch ist. Ich weiß nicht ob sie oder ihr Recht habt, das weiß nur Astrael allein. Aber ich möchte euch nicht zu Sünde verleiten durch meine Schwäche, Vater.“
Das Bild im Spiegel wandelt sich.
Großmutter.
Instinktiv reißt du schützend die Arme hoch, ehe der Spiegel mit einem Knall in einem Regen aus Glas explodiert…
_________________ Raumauslastung Falkensees
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