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 Betreff des Beitrags: Spieglein, Spieglein.
BeitragVerfasst: 21.09.10, 23:14 
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Unter Brandenstein, in einem Kellergewölbe bei Kerzenschein:
Gräulicher Qualm brach das Licht der Kerze, dämpfte es stellenweise je nach Dichte gar vollständig. Die Quelle war eine Pfeife, in der einige getrocknete, zackig abgebrochene Blätter der Nachtschattenpflanze vor sich hin schwelten - zwei Bücherkanten stützen sie beidseitig, damit sie nicht umfallen würde. Auf einem der haltenden Bücher stand eine Flasche schweren, endophalischen Rotweins - der dunkle Pegel neigte sich bereits dem Boden zu und kündete von der Tatsache, dass diese Flasche ihrem Besitzer schon so manchen wohligen Rausch beschert hatte. Eine Hand langte nach der Pfeife, führte sie zum Mund um sich einen inhalierenden Zug zu gönnen. Langgezogen wurde der heiße Rauch wieder durch die Nase entlassen, als er begann der Lunge allzu schmerzhaft zuzusetzen - wie ein gefangenes Wildtier. Der zweite Handgriff galt der Flasche, um den Geschmack nach Asche mit dem starken Aroma des Roten herabzuspülen. Mit wissenschaftlichem Interesse nahm er die Tatsache hin, dass seine Augen begannen ihm Streiche zu spielen und die Glieder müde und schwer wurden, wie vom Nachtschatten zu erwarten war.

"Ich kam mit offenen Armen, aber ihr habt ausgeschlagen."

Der Druide heute: Typisch für seinesgleichen. Arrogant, denn es liegt schon im Namen: Wahrer des Gleichgewichts. Herren über die Elemente - schlimmer noch als die Magier, denn sie waren sich dessen auch noch so grauenhaft sicher. Das Gleichgewicht war bedroht... Ha, etwas Neues hätte erzählen sollen. Was hatten die Leute in letzter Zeit nur mit dem Gleichgewicht? Kaum zehn Schritt konnte er gehen, ohne daran erinnert zu werden. Als ob auf einem solchen Haufen von meerumspülten Dreck einer Schicksalsinsel überhaupt jemals ein perfektes Gleichgewicht geschaffen werden könnte? Zum Gleichgewicht brauchte man ein gleiches Gewicht, wie der Name schon so direkt aussagte. Und wer vermochte schon, Gegensätze in Einem zu vereinen? Ganz sicher keiner der Festlandsorden, die selbst wenn sie dem selben En'Hor folgten noch so fürchterlich zersplittert waren. Und zänkisch wie die Waschweiber, untereinander.
Das Gleichgewicht...


"Es würde sich schon eine Lösung ergeben."


Das Gespräch mit der lieben Novizin Caethelleath vor einigen Tagen: Wie sie gemeinsam der Tatsache gehadert hatten, dass nur Schlachten und sonstige bösartige Zerstörung der Bedrohung durch die Sammler beikommen könnten. Wie sie gemeinsam gehofft hatten, dass es vielleicht irgendwann einen Ausweg geben würde aus dieser Misere - ein Weg, bei dem man nicht noch mehr Blut vergießen müsste. Aber danach stand hier in dieser verdammten Provinz wohl kaum einer der Sinn. Tapfer wurden Heerführer von Murrin ausgebildet, unbeirrbar führte dieser Edelherr Delarie seine Soldaten in die Schlacht gegen den neusten Auswuchs der Sammlerkreaturen.
So... unbefriedigend.


"Ihr seid nicht mehr der Novize, den ich einst kannte, Lazalantin. Ich dachte, ihr wärt der neue Rektor."


Rektor Vencurius war so voll guter Worte für ihn gewesen. Worte, nach dem es ihn nach so einer Durststrecke förmlich verlangt hatte. Worte, die nach der schrecklichen Erfahrung in der Zwischenebene nach Kawor, tief unter Tiefenbach und doch nicht, auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Aber er hatte die Erwartungen, die er sich daraufhin selbst so tapfer stellte, nicht zu Zufriedenheit erfüllen könnte: Jeder Gedankengang, dem er folgte, endete in einer Sackgasse. Ein Sturm? Gegen Höhlenwesen nutzlos, erst recht, wenn es doch nur zwei, vielleicht drei mögliche Schaffer geben könnte. Flut? Zu weit vom Meer entfernt, Regen zu indirekt, Novizen nicht weit genug. Ein Erdbeben? Nicht gründlich genug für das ausgeprägte Netzwerk an Tunneln, die die Sammler geschaffen hatten. Und an Ignis' Element war kaum heranzukommen, denn der Splitterbergvulkan war zu stabil und zu weit entfernt, wenn auch nur knapp. Es war so grauenhaft frustrierend, feststellen zu müssen, dass zu nichts die Mittel und die Macht reichen würde. Zahlreich wie nie war die Ecclesia nun, und doch waren diese Neuzugänge und Alteingesessenen fast gleichmäßig über die vier Pfade der Elemente verteilt.
Zum Haare ausreißen!


Die benebelten Gedanken brachen ab, bevor er sich an Roughwynns Begrünungsprojekt erinnern konnte. Eine vage Hand strich über den Stapel an Büchern, der sich neben dem niedrigen Tisch stapelte und forschende Fingerspitzen befühlten die eingestanzen, eingestickten oder eingebrannten Buchtitel auf den Bücherrücken. Seine kleinen Schätze, die er aus der Akademie Ventrias mitgebracht hatte. Gleichgewichtstheorie, Obskure Architektur, fortgeschrittene Runen und Symbolik, Kosmologie nach Liskon - und doch wusste keins von ihnen eine elegante Antwort auf das Problem der Sammler. Das Problem, dass einfach nicht von selbst weggehen wollte. Ein hartnäckiges Problem, das nach einer gründlichen Lösung rief. Riesige Schlangenwesen, physisch schon mehreren Männern überlegen und dazu noch hochbegabt in den arkanen Künsten. Was immer er ihnen entgegenwerfen würde, sie könnten es magisch abwenden oder manipulieren und für ihre düsteren Zwecke missbrauchen.
Wie bricht man die Gabe der Magie?


Die Hand schließlich stieß auf eine Unregelmäßigkeit in dem Stapel und zog das hervorlugende Pergament am Eselsohr hervor, um einen Blick darauf zu werfen. Der Rauch brannte in den Augen und der Wein sprach ihm zu, sie einfach zu schließen und die Sorgen auszuschlafen bis er etwas weibliche Gesellschaft genießen könnte um sie vollends auszublenden.
Nein.



Zitat:
Die Legende des Spiegels Invar.

Manche Geschichten führen zu einem Krieg. Manche erzählen von einem - von den Heldentaten, die die Beteiligten vollbringen um sich selbst oder ihre Geliebten und Brüder vor dem zerstörenden Sog des Konflikts zu schützen. Diese erzählt von dem Ende eines Krieges. Des Krieges: Der Amulettkriege. Jener Folge von tareerschütternder Kriege, die bald eine neue Zeitrechnung beginnen sollten. Denn nach ihnen war nichts mehr, wie es zuvor noch war.

(...)

Diese Geschichte ist eine Legende, denn es existiert niemand mehr, der es hätte miterleben können. Mehr als Fünftausend Götterläufe ist es nun her, und selbst die unsterblichen Wesen die so alt sein könnten, weilen nicht mehr unter uns. Die Seelensammler dieses Zeitalters sind verlorengegangen, die Elfen schon lange in Lothorien - denn Tare vermag nicht, dass kurze und ungründliche Interesse eines Sterblichen für mehr als ein Millennium im besten Falle zu halten. Selbst die Kaiserdrachen sind gegangen. Die letzte schriftliche Erwähnung eines Kaiserdrachens, zur Offenbarung der Asara Himmelschein, der ersten sterblichen Ventusdienerin, ist nun schon gute zweitausend Götterläufe her. Was uns geblieben sind, sind bruchstückhafte Überlieferungen und kleine Fragmente von mündlichen Geschichten, die durch Generationen von Ventusdienern zusehends verzerrt und korrigiert worden sind.
Unzweifelhaft ist, dass die Amulettkriege sich dem Ende zuneigten, als der Eine durch eine großangelegte Liste an die Macht der Sa'Hor gelangte. Durch die Resorption gelang es ihm, der Allmacht der Go'Hor, seinem Ziel, ein gutes Stück näher zu kommen. Ein so bedrohliches Stück, dass er nun seine Eltern und deren Bruder und Schwester an den Rand der Zerstörung brachte. Ihre Gläubigen waren durch die angamonischen Einflüsterungen abspenstig geworden, Tare zerbrach und litt unter seinen Fußtritten als er in der ersten Sphäre wandelte um hier aller Schöpfung ein Ende zu setzen um sich als König über das Nichts zu krönen.
Novizen wird gelehrt, dass die En'Hor dies sahen und eingriffen. Es heißt, dass sie das globale Gleichgewicht für das erste Mal seit dem Urkrieg zwischen Laryseij und Gangreij in Gefahr sahen und nicht anders konnten, als selbst aktiv zu werden um es wieder ins rechte zu rücken. Eine unbefriedigende Erklärung, eines Lernenden am Anfang seines Weges jedoch angemessen und durchaus in ihrer Gänze zumindest nicht falsch - wenn auch nicht korrekt.
Denn es gibt noch mehr zu wissen. Geschichten, geflüsterte Anmerkungen. Über den Spiegel "Invar", der das Instrument des Gleichgewichts werden sollte.
Die vier Elemente waren sich nie einig. Xan und Ignis würden sich gegenseitig auslöschen, wenn sie es könnten und dürften. Rien und Ventus würden sich meiden und völlig trennen, für alle Ewigkeit. Aber eins war ihr gemeinsames Bestreben und ist es noch immer: Nämlich, den Plan, die Idee der Go'Hor - der Demiurgen - aufrecht zu erhalten. Für dies mussten sie gemeinsam Tare behüten und sich miteinander arrangieren. Aber wie konnten sie Hand in Hand gehen, wenn sie sich dabei gegenseitig vernichten würden? Denn nun hielt sie nichts mehr zusammen. Die Viere waren zu schwach geworden und die En'Hor noch nicht kundig in der Kunst der Selbstbeherrschung und Zügelung.

(...)

Ein Medium war es, das sie benötigten. Und so schufen sie den Spiegel Invar, den Unveränderlichen. Seine Fläche war der Himmel und Xan gab ihm die Spiegelung der glatten und blauen See. Sein Rahmen waren die Berge selbst, die ihn sicher hielten. Und Ignis zuletzt hauchte ihm das antreibende Feuer seiner selbst ein, dass ihn niemals würde stillstehen lassen bis Tare wieder bereit war für die Schöpfung.

Und an diesem Tag wurde Tare neugeboren und die Ordnung wiederhergestellt.


"Mhm-hm..."

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 Betreff des Beitrags: Re: Spieglein, Spieglein.
BeitragVerfasst: 25.09.10, 00:52 
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"Gute Arbeit, Novizen. Wirklich gute Arbeit. Ihr habt euch jetzt etwas zu trinken und ein klein wenig Ruhe verdient - bereitet euch auf den Felatag vor." Mit diesen Worten nahm er am Brunnen Platz und lehnte sich zurück. Die Rösser, noch in den vierrädrigen Wagen eingespannt, taten sich an den vereinzelten, aber immerhin saftigen Grashalmen am Rande des Platzes hinter dem Ordenshaus gütlich. Vöglein sangen im Gezweig der Bäume am Ufer des nahen Goldquell und von fern war fröhliches Kinderlachen zu hören. Eine Idylle. Bald schon gesellte sich Vencurius hinzu um einen Blick auf die neuste Errungenschaft der Ecclesia zu werfen - und um ein klein wenig über Ventusdinge zu plauschen. Ein rundherum angenehmer Abend.


3 1/2 Stunden zuvor...

In Kesselklamm war der vereinbarte Treffpunkt - und nach kurzem trafen sie auch alle der Reihe nach ein. Maschla und sein Lehrling mit dem Material, die diversen Novizen. Freundliche Begrüßungen, ein kurzes Warten auf den Erzpriester und den Riennovizen, dann konnte es beginnen. In einer Ecke fachsimpelte er noch mit Meister Maschla herum, was die genauen Ausmaße des geplanten Werkes anging:
"Zwei Schritt lang, ein Schritt breit. Aus Eisen gegossen, würde ich vorschlagen. Was die Reinheit des Eisens angeht, können ich und der Erzpriester euch sicher noch ein wenig zur Hand gehen."
Die fachkundigen Hände der Feinwerker häuften die Kohlen an, während die Novizen unter Anführung des Hohepriesters schon Aufstellung nahmen: An der Esse, auf der anderen Seite. Mit Lina zusammen wurde der Glut Feuer unter dem kohligen Hintern gemacht, sodass für einen Wimpernschlag gar bläuliche Flammen zu sehen waren. Funken stieben hoch und knisterten, tief in der Glut knatterte es lebhaft. Ein Anblick, wie Makklakorda selbst ihn sich nicht besser ausmalen könnte. Schwere Zangen hievten zwei Tiegel in die konzentrierte Glut, die das Gusseisen bald schon von Außen rötlich glühen ließ. Glas wurde zertreten und zerbrochen, um die Scherben einzuschmelzen. Eisenbrocken wurden in den anderen Tiegel gegeben und mithilfe des Blasebalgs und des Ventusdieners kräftig erwärmt, bis auch das hartnäckigste der Metalle der Hitze nachgeben musste und in eine rotglühende Brühe zerfloss.

Flachtez selbst hätte bei dem Anblick vor Freude lachen müssen, als Lazalantin und Vencurius sich dem geschmolzenen Eisen widmeten. Worte wurden gesprochen, andächtig und bedeutungsvoll. Luft schließlich drang einem Lanzenstoß gleich in die Tiefe des geschmolzenen Eisens und versetzt es in heftige Aufruhr. Geschmolzene Tropfen spritzten davon, gefährlich nahe zu den zurückgetretenen Feinwerkern, und vereinten sich zischend mit dem geplagten Gemäuer rundherum. Die 'Frische' ließ das Eisen umherwirbeln und teils auch überschwappen und die Luft wurde erfüllt von dem metallischen Geruch der förmlich herausgepusteten Reststoffe und Verunreinigungen. Schlacke bildete sich, nur um teils wieder untergetaucht und geschmolzen zu werden. Nach einem zweiten Lanzenstoß schließlich ließen sie es gut sein und schöpften die heiße Schlacke von dem neu geschaffenen Stahl.

Die tapferen Hände von Gorion und Thyrils Lehrling, Jarlyia Tesham, schufen die hölzerne, rechteckige Gussform für den Spiegel und setzten die imposanten Maße damit fest. Nachdem die Nägel gewissenhaft eingeschlagen waren, wurde Schwall für Schwall Wasser aus dem nahen Fass herangetragen - zusätzlich zu dem reichlich herabkommenden Regen. Riens Segen durch den Novizen noch, und schon war die Form so gut wie bereit für die Füllung.

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Die sicheren Hände der Feinwerker trugen den Tiegel mit dem Stahl fast schon andächtig herüber und gossen die Form gleichmäßig aus. Regentropfen zischten und verdampften als sie sich mit der Flut des geschmolzenen Metalls konfrontiert sahen. Bedachtes Klopfen gegen den Rahmen der Form schließlich gewährleistete eine gleichmäßige Verteilung. Nun war der Zeitpunkt gekommen, dem langsam abkühlenden Rohblock aus Stahl seinen reflektierenden Glanz zu verleihen. Mit Glas allein würde es sicher nicht getan sein - Politur musste her.

Er kniete sich hin und legte zwei Fingerkuppen auf ein kühleres Eckstück des noch spürbar heißen Stahlblocks. Unter diesen konnte er die Rauheit fühlen - viele kleine Kanten und Unreinheiten wo die Regentropfen des nicht mitspielenden Wetters aufgetroffen waren und zu allzuschneller Abkühlung geführt hatten. Einen Gedanken, eine stille Bitte um den Erfolg dieses Unterfangens an Ventus, später hüpften ein paar unbeschwerte Funken von den beiden Fingern in das Metall, doch damit war es nicht getan. Der Funkenstrom nahm zu, verbreiterte sich zu ganzen Spannungsbögen die über immer weitere Teile des gegossenen Stahls züngelten und leckten, verzweigt die krumme Bäume und jeder für sich unterschiedlich: Mal haardünn, dann fingerdick - doch immer verzweigt wie ein echter Gewitterblitz. Das Phänomen flachte ab, floss nun wie zackiges Wasser über die Oberfläche und verrichtete das elektrische Werk mit Präzision. Jede Kleinigkeit, die dem Strom im Weg stand, wurde durch den Widerstand einfach weggeschmolzen und wieder mit dem zunehmend glatten Block vereint.
Die Finger löste er wieder, erhob sich. Jetzt verdiente der Spiegel Invar immerhin das Präfix "Spiegel".

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Nun fehlte nurnoch eines, um den Spiegel zu vollenden: Die Glasschichte.
Eifrig wurde der letzte, zweite, Tiegel herangetragen und über der Spiegelfläche ausgegossen. Träge und zahflüssig verteilte sich das flüssige, glühende Glas auf der Oberfläche und nahm bald schon festere, kristalline Formen an. Eine impertinente Kuh wurde davongescheucht und eingesperrt, der Regen blieb zumindest für den entscheidenden Moment fort - Glück gehabt. Nun galt es, zu warten. Und sich mit dem Problem der Logistik auseinander zu setzen.

"Wie schaffen wir den nach Brandenstein?", so war die unschuldige Frage aus dem Novizenmund, die das schmerzhaft offensichtliche Problem bloßstellte. Massiver Stahl von zwei Quadratschritt war keine Kleinigkeit, erst recht nicht für die versammelten dürren, geistlichen Gestalten der Ecclesia. Eine pferdegezogene Trage? Zu gefährlich, der Spiegel konnte brechen. Den Spiegel fliegen lassen? Lustig. Nein, in Ermangelung einer Alternative musste ein fahrbarer Untersatz her. Ein gepolsterter, fahrbarer Untersatz. Immerhin konnte man sich mit dem Wagenbau die Zeit bis zur Auskühlung des Spiegels sinnvoll vertreiben.
Bandagen, Schlafsäcke und Wollbüschel wurden aus der heimischen Priorei hergeschafft. Eine Wagenachse samt der minentauglichen Räder (nach Dwarschimart) wurde kurzerhand entwendet und zweckentfremdet. Der Zweck rechtfertigt die Mittel!

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Bretter zumindest waren noch übrig, sodass kurzerhand eine Tragefläche zusammengezimmert werden konnte - nun unter Mithilfe der Hinzugekommenen. Die Geistlichen hielten die Bretter fest, die Weltlicher Veranlagten schlugen die Nägel voller Elan ein und bogen sie um. Aufstellung wurde eingenommen und den zukünftigen Wagen hochzuhieven und durch Thyrils kundige Hände mit vier Rädern zu versehen, die noch einen schmierenden Spritzer Öl versprochen bekamen. Die verdrucksten Flüche hätten wohl selbst einen dreckigen Rohrspatz vor Scham erröten lassen. Körperliche Arbeit war man als Götterdiener irgendwann wirklich nicht mehr gewöhnt, das stand fest.

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Nun nahm das Werk schon richtige Formen an: Der Wagen stand in seiner Pracht dort und war bereit für die ziehenden Rösser. Seile und dickere Stricke und Taue wurden zusammengebunden für ein behelfsmäßiges Zuggeschirr für den Schimmel und den Braunen, die sich mit ihrem arbeitsreichen Schicksal wohl schon abgefunden hatten. Unter schnaufender und zeternder Zusammenarbeit noch den Spiegel auf die Ladefläche verfrachtet, die inzwischen prächtig ausgepolstert war: Dann war es tatsächlich geschafft. Sie waren bereit für die Abreise, nach beinahe drei Stunden, die sie an der Schmiede verbracht hatten.

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Nun galt es nurnoch, sich höflich zu verabschieden und den Wagen heil aus dem engen Dwarschimtal herauszubringen. An den Toren schrammte es ein wenig, und Einfallsreichtum war bei dem Wendemanöver auf dem Vorplatz gefragt - doch dann waren sie auf der glatten Handelsstraße, die immerhin den halben Weg nach Seeberg wesentlich vereinfachte.

So sehr vereinfachte, dass bald schon fröhliche und unbeschwerte Wandererslieder angestimmt werden konnten.

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Balthasar:

Mein Vater war ein Wandersmann,
Und mir steckt's auch im Blut;
Drum wandr' ich flott, so lang ich kann,
Und schwenke meinen Hut.


Faleri, falera, faleri,
Falera ha ha ha ha ha ha
Faleri, falera,
Und schwenke meinen Hut.


Das Wandern schaffet frische Lust,
Erhält das Herz gesund;
Frei atmet draußen meine Brust,
Froh singet stets mein Mund:

Faleri, falera, faleri,
Falera ha ha ha ha ha ha
Faleri, falera,
Und schwenke meinen Hut.


Warum singt Dir das Vögelein
So freudevoll sein Lied?
Weil's nimmer hockt, landaus, landein
Durch and're Fluren zieht.

Faleri, falera, faleri,
Falera ha ha ha ha ha ha
Faleri, falera,
Und schwenke meinen Hut.





Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Dramatis Personae:
Lazalantin - Koordinator.
Vencurius - Blasebalg.
Lina Eisfels - Heiß.
Gorion - Frauenheld.
Thyril Maschla - Feinwerkermeister samt..
Jarlyia Tesham - Seinem Lehrling.
Gerion Eisfels - Zur Mithilfe gebeten.
Balthasar Meynstern - Der fröhliche Wanderer.
Zwei tapfere Zugpferde.
Eine verwunderte Kuh.



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 Betreff des Beitrags: Re: Spieglein, Spieglein.
BeitragVerfasst: 27.09.10, 14:43 
Edelbürger
Edelbürger
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Beiträge: 1054
Nun war es endlich so weit. Ein kurzes Begrüßungswort an die anderen Novizen und den Hohepriester, machte er sich auf dem Weg hinter die Ecclesia um die Pferde an den Wagen zu binden, welcher die Kopie des Spiegel Invar ziehen sollten. War die Stimmung angespannt? Nun vielleicht, schließlich war jeden klar um was es bei ihrer Aufgabe ging.

Sie machten sich gemeinsam mit einigen Soldaten Malthust von Brandenstein auf zum Wall, die Zügel der beiden Pferde fest in seiner Hand leitete er sie mit dem Wagen durch schmale Tore, welche an den Seiten des Karren kratzten und über holprige Brücken ,welche die Pferde mit ihrer schweren Last schnaufen ließen. Ein kalter Nordwind begleitete sie auf ihren Weg, erste Vorboten des Morsan, obgleich dieser seiner Meinung nach noch gerne etwas auf sich warten lassen dürfte.

Am Wall hatte sich bereits eine Bunte Mischung aus Krieger, Schützen, und anderen tapferen Recken eingefunden die uns auf unserem Weg begleiten würden.
Der Wagen mit den Pferden wurde im Torhaus zurück gelassen. Die beiden hatten sich wahrlich eine Verschnaufpause nach ihrem schweren Weg verdient.
Die überaus hübsche Xan Novizin Saphira Sturmflut half ihm den Spiegel zu tragen und so machte sich die Gruppe aus Novizen und Priester, Dwarschim, Menschen und Elfen zusammen auf dem Weg ins Ödland. Und so begann das Sterben…

Wir folgten dem Erzpriester Vencurius zum vorbestimmten Ort. Ein schmaler weg führte uns in eine Grube aus Sandigem Boden. Unheilvoll drangen die Geräusche aus dem Eingang des Sammlerbaus zu uns hinauf. Der Spiegel wurde auf dem Boden Positioniert, so dass er bei dem bevorstehenden Ritual nicht umfiel, als auch schon die ersten Harpyien sich vom Himmel auf uns stürzten und Untote Kreaturen durch den Eingang des Sammlerbaus zu uns drangen. Durch die Klingen und Pfeile der Krieger getötet, und dank der Göttlichen Kraft Riens welche den Eingang des Baus kurzfristig verschlossen hatte, verschaffte dies uns die nötige Zeit für das Ritual.

Die Priester und Novizen stellten sich im Kreis um den Spiegel auf und Glaubensbruder Johannes und meine Wenigkeit, erschufen die Stalagmiten welche aus dem Sandigenboden gen Himmel Wuchsen. Schwarze Samen wurden am Fuße dieser gepflanzt, während um sie herum gegen die dunklen Kreaturen des Einen gekämpft wurden, welche immer wieder durch die Tapferen Krieger getötet wurden. Die Xan Novizen tränkten die Samen mit ihrem reinen Wasser, worauf die Samen aufblühten und ihre Wurzeln aus dem Boden räkelten.

Durch die vereinigte Glaubenskraft der Novizen und Priester der Ecclesia Elementorum und des Göttlichen beistandst der En`Hor begannen Kristalle um den Spiegel herum zu wachsen. Kristalle die ihnen selbst gefährlich werden konnten, es wurde Zeit zu verschwinden wenn sie selbst nicht getötet werden wollten. Doch der Ausgang war versperrt wurden…von den Sammler? Er wusste es nicht, seine ganze Konzentration war auf das Ritual fixiert wurden. Die einzige Fluchtmöglickeit bestand durch den Sammlerbau…dort sterben oder durch die Kristalle an Ort und Stelle vernichtet werden? Wir mussten es wenigstens versuchen.

Der Weg durch den Bau der Sammler gestaltete sich wie erwartet als äußerst schwierig. Unter Hohen Verlusten auf beiden Seiten schlugen wir uns immer weiter zum Ausgang durch. Die Luft war stickig und roch bald nach Blut und Schweiß. Mit letzter Kraft schafften wir es aus dem Bau raus und zum Wall zurück wo die letzten Kreaturen zurück geschlagen wurden und ein gewaltiger Knall aus dem Ödland uns aufschrecken lies. War es geschafft?
Er hoffte es zumindest, als er die Zügel seines Pferdes zur Hand nahm und mit den anderen Novizen gemeinsam den Weg zurück nach Brandenstein ging.

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Rhonkar Wuchthammer - Krieger

Aldaron - Erdwächter Priester


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 Betreff des Beitrags: Re: Spieglein, Spieglein.
BeitragVerfasst: 28.09.10, 20:17 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 21.12.07, 16:47
Beiträge: 8
Herrlich. Ein selbstmörderischer Plan, der eigentlich von Brand hätte stammen können. Das lässt Lazalantin gleich viel menschlicher wirken.

Aber was für ein Plan überhaupt? Ich hatte keine Ahnung. Aber spätestens nach einem Jahr als Novize hat man das Fragen aufgegeben. Besser, man hat gelernt, nicht zu fragen. Irgendwann musste man das aber auch nicht mehr.
Nun ging es also um einen ominösen Spiegel, der wohl bis Dato nur in der Theorie und in Sagen existiert hat. Die Details hatte ich wohl, wie so oft sonst, verschlafen. Das würde sich sicher noch im Laufe des ganzen klären.

Nachdem ich am Schrein übernachtet habe, stieß ich am Wall zu den Anderen, die den Spiegel mit zwei Packpferden wohl soweit getragen haben. Neben den üblichen Verdächtigen, Vencurius, Lazalantin, Gorion und Saphira, gesellten sich zu diesem Anlass auch eine kleine Dienerschafft des Flammenden und eine Horde von Kriegern und Bellumsgeweihten, die wohl schon länger keinen guten Kampf mehr hatten. Die Anweisung "keine Fackeln" wurde fleißig überhört und auch "kein Geschrei" gilt anscheinend für alle außer Gorion.
Wir schleppten also uns und den Spiegel durch die Ödnis, zu einem Eingang des Sammlerbaus, den Vencurius für passend hielt. Soweit war ich mir immernoch nicht im klaren, was der ganze Aufwand eigentlich soll, aber als Diener einer Gottheit ist Vertrauen manchmal einfach besser als Kontrolle. Um das Ganze zu beschleunigen lieh ich Saphira und Gorion eine Hand und bald war der schicksalhafte Ort des Geschehens erreicht: Ein kleiner Sandfleck, direkt zwischen der Sammlerhöhle und einem lächerlich schmalen Durchgang. In einem billigen Roman hätte ein Protagonist jetzt so etwas gesagt wie "Das wäre der perfekte Ort für einen Hinterhalt!", und der einzige Grund warum es nun doch keiner gesagt hat, ist wohl das Wissen, dass man damit den besagten Hinterhalt erst heraufbeschwört.

Das der kreischende Laternenumzug nicht unentdeckt blieb, wunderte auf jeden Fall keinen. Wir hatten nun keine Zeit uns um das Kämpfen zu kümmern, außerdem wartete ein wütender Mob von Kriegern immernoch auf einen Kampf. Den Sollten sie auch haben, während wir uns schonmal nützlich machten. Der Spiegel wurde in Position gebracht, die Riendiener erhoben ein paar Säulen aus dem Sand...und dann begann das eigentliche Ritual.

Wir bezogen Position, die Diener Xans im Süden des Spiegels. Im Norden waren die Diener Ignis, im Westen die Erdwächter und Lazalantin war mit Vencurius im Osten. Wir pflanzten jeder an entsprechender Stelle einen schwarzen Samen, diese gebaren in Mitten der Ödnis kleine Pflanzen. Lazalantin reichte jedem von uns einen Edelstein, auf Vencurius Kommando hin setzten wir diese in die Säulen ein. Was dann geschah, war durchaus einzigartig. Jeder von uns rief seine Gottheit an, erfüllt von dem Moment, von der Essenz des Elements. Auch ich verfiel ihn eine Art Trance, geistig voll gegenwärtig, und doch keine Kontrolle über meinen Körper. Eine ungewisse Zeit verbrachte ich in diesem Zustand, bis ich endlich wieder das Brüllen von Vencurius vernahm. Je eher ich wieder zu mir kam, desto mehr spürte ich die reine Macht Xans, und ich wusste, dass es das war, was dem Spiegel seine Macht verleihte.

Als der Spiegel nun die Macht hatte, die er brauchte, bot sich uns ein einzigeartiges Schauspiel dar:
Der Spiegel verwandelte alles in der Nähe in schillernde Kristalle, die langsam alles aufzufressen begannen. Da Meldete sich auch schon wieder der lang erwartete Hinterhalt, unser Ausgang wurde durch eine massive Wand aus Knochen blockiert. Uns blieb also nur die Flucht nach vorne, um nicht von unseren eigenen Kristallen gefressen zu werden. Als wir also mehr oder weniger schnell in die Höhle flüchteten, wurden wir von diversem Untoten bedrängt. Während also die eifernde Gruppe Streiter den Weg nach draußen freizumachen suchten, erinnerte mich mein Körper daran, wie anstrengend so ein Ritual sein kann. Als Gedächtnisstütze diente hier auch ein untoter Goblin, der meine Unaufmerksamkeit während eines Anfluges von Kopfschmerzen ausnutze, um mich hinterrücks niederzuschlagen.

Als ich mich dann wieder gesammelt habe, ging es nach draußen. Die untoten Schaaren gaben unseren Kriegern nach, wir gaben den nachrückenden Kristallen nach und so wechselte der ganze Schauplatz nach draußen. Langsam erreichten wir den Wall, das Tor wurde dichtgemacht und die Xanfraktion liess den Abend noch entspannt am Schrein ausklingen.

_________________
Sophius Thal - Gelehrter mit exeptionell ausgeprägtem Selbstverständnis
Darion Eisenberg - Alchemist, Gärtner, Schreiber, Maler und Giftmischer
Nelja Ravana - Ich hab mir noch nichts kluges hierfür ausgedacht. Tut mir Leid.


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