Kapitel XVI
Irgendwann im Carmer, 21 nach Hilgorad, in einem Lager in der roten Wüste Mit vorsichtigen, leisen Bewegungen näherte der grimmig dreinblickende Mann sich den Zelten. Die Paste, die in den Hellzyklen gegen Felas Antliz schützen sollte, lag ihm ausgetrocknet, und rau, fingerdick auf dem Gesicht. Am Leib trug er eine maßgeschneiderte Rüstung aus nebelgrauem Leder, die ihn im dämmrigen Licht der Monde auch vor den aufmerksamsten Beobachtern verbarg. Noch einmal prüfte er den Sitz des Dolches, des neuen Streitkolbens und des Köchers. Die Sehne des mächtigen schwarzen Kriegsbogens war ebenfalls eingehakt. Er war also bereit. Es hatte auch lange genug gedauert, sich ganz alleine durch die Wüste zu schlagen und diese Sandfresser ausfindig zu machen. Jetzt würde er zusehen, dass er Javanna befreien und mit ihr diese Gegend verlassen konnte. Vielleicht würde er mit ihr nach Norden ziehen, irgendwohin, wo man sie nicht fand und ihn hoffentlich auch nicht. Dann würde er wieder irgend einer Wache beitreten, regelmäßig Sold bekommen und ein vernünftiges Leben führen.
Leise knirschten die Steine unter seinen Stiefeln, als er einen flachen, felsigen Hang hinab schlich, weiter auf die Wüstenzelte zu. Er erreichte die erste Zeltplane. Sand und Wind hatten die Tücher aufgerauht und ließen sie fasern. Sein Blick schweifte kurz misstrauisch umher, und er lauschte einen Moment lang still, konnte aber außer dem Pfeifen des Windes nichts vernehmen. Als er zwischen den Zelten hindurch schlich, hörte er plötzlich einen überraschten Schrei. Verdammt! Er war entdeckt worden! Eilig sah er sich um, erblickte gleich drei der Wüstenbewohner, jeder Einzelne kräftig gebaut und gut bewaffnet. Augenblicke später sickerte ihr Blut in den bereits roten Sand. Bewegung kam jedoch in das Lager und immer mehr der verfluchten Wüstenaffen strömten aus ihren Zelten. Es war verblüffend, wieviele von ihnen darin Platz gefunden hatten. Aber auch sie fanden den Tod durch seine Pfeile. Geschickter als ein Elf es vermochte ließt er Pfeil um Pfeil von der Sehne sirren, um sie in Hälse, Augen und teils das Gemächt der Wüstenbarbaren zu versenken, bis gute vier Dutzend von ihnen ihr Leben ausgehaucht hatten.
Endlich erblickte er auch Javannas Antliz in den Reihen der verbliebenen, verstörten Sandfresser. Es dauerte einen Augenblick, bis sie ihn erkannte, doch dann stürzte sie mit einem Jubelruf auf ihn zu, ihre verführerischen Rundungen, nur von leichter Samtkleidung verhüllt, war im Licht der Monde bezaubernd anzusehen. Sie schlang die Arme um ihn, zu Tränen der Freude gerührt, während er mit grimmiger Miene den Barbaren erklärte, wohin er ihnen ihre eigenen Waffen schieben würde, wenn sie es wagten, ihn nochmals zu belästigen.
Bald darauf hatten sie die Wüste Verlassen und den Hof wieder aufgebaut. Besser und schöner noch als zuvor. Bäume mit Äpfeln und Birnen umsäumten das Gebäude aus weißem Kalkstein und die südländischen Vögel zwitscherten ihr munteres Lied. Die Hübschere seiner drei Mägde hatte das Gemetzel offenbar doch irgendwie überlebt und arbeitete nun viel eifriger.
Eine alte Bekannte von Siebenwind, die Vitamageweihte Celina, die er seit Jahren nicht gesehen hatte, besuchte ihn bald darauf. Sie war immer noch so schön wie damals. Die hellen Haare glänzten, als bestünden sie aus purem Gold. Sie hatte sich offenbar von ihrer vorigen Beziehung mit dem Bellumgeweihten gelöst, denn sie erschien alleine und gewandet in eine äußerst knappe, endophalisch anmutende Robengewandung aus halbdurchsichtigen Schleiern, die mehr umschmeichelte als verbarg. Sie hatte just Shanna und der hübschen Magd vorgeschlagen, dass man in Vitamas Namen nun zu viert in die Kissen steigen sollte während man die mitgebrachten gefüllten Krapfen essen könnte und die drei von der schönen Göttin reichlich gesegneten Frauen waren gerade dabei sich zu entkleiden ...
... als er erwachte.